Full text: St. Ingberter Anzeiger

zection des unermüdlichen „Drachenfelsclubs“ ge⸗ 
suel. Vorstand derselben ist nach der Pf. P. 
nrer Laux zu Altleiningen. Der Verein hat bereits 
n Weg zum Schlosse daselbst hergerichtet, an der 
vordfront des colossalen Trümmerbaues Ausgrab⸗ 
nigen eranstaltet, welche charalteristische Keller— 
ner und Geschuͤtlücken daselbst freilegten; der⸗ 
ide hat ferner längs dieser Nordfront einen inte 
essanten Spaziergang hergerichtet, auf dem ältesten 
ach Suͤdwest blickenden Thurm, einen Flaggenstock 
fgepflanzt. Ferner hat dieser neue Verein einen 
noßen Theil der Umgegend von Altleiningen mit 
Hegweisern versehen. 
In Gadramstein, wurde eine Dieb s⸗ 
ande aufgehoben. Dieselbe besaß ein ganzes 
dager von Obst und Gemüse. 
Ducrot. Die nun seit 14 Tagen ver- 
nißte geistesgestörte Frau ist noch nicht gefunden. 
die Spur derfelben führt zur Nahe, so daß man 
mnehmen muß, sie habe daselbst den Tod gesucht 
ud gefunden. Trotz eifrigster Nachforschung konnte 
nan die Leiche noch nicht finden. Der arme Mann, 
cher der Verzweiflung nahe ist, wird allgemein 
edauert. 
Ebernburg, 4. Dez. GMdpf. B.) Da 
uf unserem Gottesacker kein Platz mehr vorhanden 
st. um die Leichen zu bestatten, so wurde dieser 
kage ein Compler Ackerland von ca. 80 Dezi- 
nalen um den schönen Preis von 4500 Mk. an⸗ 
ekaust; ein Eigenthümer verlangte sogar 75 Mlk. 
it die Dezimale und bestand so hartnäckig darauf, 
aß von dem Ankaufe Abstand genommen werden 
nußte. 
Vermischtes. 
Altenheim, 6. Dez. Heute früh ist der 
siesige Burgermeister Sutter, vier Ge⸗ 
Fein deräte und zwei Waldhüter im Rhein 
rtrunken. 
Eine interessante Privatklage 
am in den letzten Tagen vor der Strafkammer 
es Landgerichts in Darm stadt zur Verhandlung. 
zin Gaß hatte sich einem Wirthe gegenüber dahin 
eaußert, Letztern „möge der Schlag treffen“. Das 
aßte der Wirth als Beleidigung auf und klagte. 
Har Beflagte machte geltend, das sei keine Belei⸗ 
igung, sondern nur ein Wunsch, und einen Wunsch 
rfe Jeder äußern. Das Gericht fand indeß in 
er im öffentlichen Wirthszimmer gethanen Aeußer⸗ 
ing eine Beleidigung und verurtheilte den Beklag⸗ 
en zu 3 Mk. Geldbuße und Zahlung eines Theils 
et Kosten. Das Interessanteste bei der Sache 
iber ist das Motiv, durch welches sich der Beklagte 
u jeiner Aeußerung hatte hinreißen lassen. Die 
zrau desselben trank nämlich gern ein Schöppchen 
VDein, und ihr Mann hatte den beir. Wirth im 
gerdacht, diese Neigung zu fördern. Die Verhand- 
ung vor Gericht ergab nun, daß sich die Frau 
simer dem Rücken ihres Mannes Tag für Tag 
Is Schoppen sur ihren eigenen Bedarf hatte 
zolen lassen!! 
pGluckliche Stadt. Der Magistrat der 
Stadt Lohr beschloß von einer Erhebung der Ge⸗ 
neindeumlagen und Aufschläge für das Jahr 1889 
Umgang zu nehmen. 
FWürzburg, 5. Dez. Die Frequen; 
der Universitäi im laufenden Wintersemester 
—X 967 Mediziner, 
182 Juristen, 163 Philosophen, Philologen ꝛc., 
141 Theologen und 80 Pharmazeuten fich befin⸗ 
den. Die Frequenz im vorigen Sommersemester 
detrug 1577. 
Munchen, 8. Dez. Der königliche Ober⸗ 
judienrat Heerwagen, früher Mitglied der deutschen 
steichz ⸗Schulcommission, ist heute im 78. Lebens- 
ahr gestorben. 
'WMuünchen. Die Aktienbrauerei zum 
döwenbräuͤ wird aus dem Brottogewinn von 
I325 302 M. für das abgelaufene Betriebsjahr 
ine Dividende von 15 pZt. verteilen. Die dies⸗ 
bezügliche Generalversammlung wird am 14. Januar 
l. Is. abgehalten werden. 
FDie Nordd. Allg. Zig.“ schreibt: Wie aus 
»en über die Gehirn-Rückenmarkshaut ˖ Entzündung 
»der den Kopfgenickkrampf (Meningitis cerebro- 
winalis) angestellten Ermittelungen hervorgeht, ist 
iese Krankheit verschlepppar und anstedend und 
ringt dieselbe den von ihr Befallenen verhältnis⸗ 
näßig häufig den Tod oder andauerndes Siechtum, 
nsbesondere führt sie oft zu Taubheit und bei 
tindern zu Taubstummheit. Es ist daher Aufgabe 
er Sanilätspolizei, der Verbreitung der Krankheit 
ntgegenzuireten. Zu diesem Zwecke bedarf es 
olgender Maßnahmen: 1) Die Aerzte müssen ver- 
yflichtet werden, jeden zu ihrer Kenntniß gelangten 
Fall der Krankheit ungesäumt der Ortspolizeibe⸗ 
söcde anzuzeigen; 2) erkrankte Personen sind ab⸗ 
jesondert zu halten; 8) Kinder aus einem Haus- 
dande, in welchem ein Fall der Krankheit besteht,. 
ind bom Schulbesuch fern zu halten; H9 die 
drankenzimmer, die Auswurfsstoffe, die Wäsche 
namentlich auch Schnupftücher), Kleider und die 
pahrend der Erkrankung benutzten sonstigen Effekten 
des Kranken sind zu reinigen und zu desinfizieren. 
Fz wird beabsichtigt, entsprechende Bestimmungen 
m Wege der Polizeiverordnung zu erlafssen. 
FDdurch ein Stück Brod. Zu Blois in 
Frankreich ist, wie die „W. A. Z.“ erfährt, dieser 
Tage ein Verbrecher zum Tode verurteilt worden, 
dodei ein Stuck Brod den ausschlaggebenden Be⸗ 
veis bildete. Die Müllerin Cosson in Cande war 
im 20. August Abends ausgegangen und nicht 
urückgekehtt. Man fand sie am anderen Tage 
m Mühlenweiher. Sie trug 36 Messerstiche, die 
edoch nicht tödtlich waren, und war lebend in's Wasser 
Jeworfen worden. Der Landstreicher Lyantey wat 
gesehen worden, wie er der Mullerin folgite. Er 
vard verhaftet, aber ein Beweis war nicht zu 
inden. Da erkannte die Magd der Müllerin das 
auuf dem Thatorte gefundene Stück Brod, das sie 
urz vor dem Mord dem bettelnden Lyantey ge⸗ 
jeben, der es in die Tasche gesteckt hatte. In der 
kruste des Brodstückes war dadurch ein sehr kenn⸗ 
zares Zeichen ausgeprägt, daß dasselbe im Back⸗ 
ffen auf einer Stelle gelegen, wo sich ein Loch im 
Zoden befand. Die Kruste paßte genau auf die 
‚on dem Mädchen angegebene Stelle. Und da das 
Mädchen auch den Bettler erkannte, ward derselbe 
rotz alles Leugnens überführt, zum Tode verur⸗ 
heilt. 
Gemeinnuͤtziges. 
(Waschregeln.) Wäsche beim Waschen in 
der Farbe zu halten, gieße man etwas Essig ins 
Wasser. — Bei wattirten Sachen die Watte weich 
ind locker zu erhalten, thue man in das Spuhl⸗ 
vasser tüchüg Salz hinein und lasse die Sachen 
einige Zeit darin. — Feine wollene Sachen kann 
nan' beim Waschen wieder herstellen wie neu, 
venn man sie in „Ouillajarinde“ wäscht. Man 
kaufe sich für 10 Pfennig davon, gieße einen Eimer 
taltes Wasser darauf, und lasse dies übec Nacht 
tehen. Morgens gieße man das Wasser durch 
hue die wollenen Sachen hinein, lasse sie zwei 
Zunden darin liegen und wasche sie dann ein 
»der zweimal darin aus. — 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Saarbrücken Emilie Remm 
Jeb. Dautert, 837 J. a. — in Landau Elisabetha 
Adam, 88 J. a. — in Vinningen Marie Blum, 
16 J a. — in Ungstein Karl Wilhelm Kieß, 66 
J. a. — in Ludwigshafen Leonhard Nadig, 44 
J. a. — in Pirmasens Friedrich Kroͤher, 57 
J. a. 
Marktbericht. 
Zweibrücken, 6. Dez. ( Fruchtmittelpreis und Bil⸗ 
uquenmartt.) Weizen O M., — Pf., Korn M. — Pf 
herfis zweireihige d M. — Pf., vierreihige d M. —. Vs. 
Speiz o M. — pf. Spelzlern — M. Pf., Dinkei 
qhe. — Pf., Mijchfrucht O M. — Pf., Hafer o M. 
— pÿs, Erbsen d M. — Pf, Wicden M. — P, 
deu M. 20 Pf., Stroh J.Qual. 8 M. 20 Pf., II. Qual. 
J m. od pf. Kartoffeln 3 M. 00 Pf. Weißbrod It/ Kile 
54 ᷣf,, Kornbrod 8 Kilo 66 Pf. Gemischtbrod 8 Kile 
zo „if., paar Weck 100 Gr. 8Pf. Rindfileisch J. Qual 
0 pf., U Qual. 44 pf. Kalbfleisch 80 Pf. Hammel⸗ 
leisch v0 Pf. Schweinefleisch 80 Pf., Wein JLiter 80 Pf 
zier JVüuler 20 Pf. Butier !/2 Kiloar. 1 M. 10 Pl. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 6. Dez. Der badische Bundesbe- 
»ollmächtigte Frhr. v. Marschall führte heute im 
steichstage bei der Generaldebatte über die Alters⸗ 
ind Invalidenversicherungsvorlage aus: Das Ge⸗ 
etz gibt nicht eine Armenunterstützung, sondern 
inen klagharen Anspruch auf eine Rente 
ind gewähtt den Arbeitern mehr, als die Social⸗ 
demotiraten denselben jemals leisten könnten. 
Berlin, 6. Nor. Reichst ag. Erste Lesung 
des Gesetzeniwurfs über die Alters und In— 
alidenversicherung. Staatssecretär v. Böt⸗ 
isch er begründete den Entwurf auf das eingehendste. 
Die Regierungen seien füt die von den Männern 
der Wifsenschaft ausgehenden Kritiken dankbar 
veniger für die Kritiken, welche von dem politischen 
Standpunkte ausgeüht worden wären. Redner 
cechtfertigt die Ausdehnung des Entwurfs auf die 
gesamte Arbeiterschaft. Was die Vorwürfe gegen 
die zu niedrig bemessene Rente angehe, so sei es 
besser, mit einer geringen Rente anzufangen und 
diese später zu ethöhen. Die Ersetzung der Orts⸗ 
cdlassen durch Lohnclassen erscheine bestreitbar, wie 
iberhaupt die Regierung dankbar Aenderungsbor⸗ 
chlage entgegennehmen werde. Gegen die Herab⸗ 
etzung des Alters (70 Jahre) spreche der alsdann 
rötig werdende wesentlich größere Zuschlag. Den 
Vorchurf, daß der Entwurf nur eine „verschleierte 
Armenpflege“ sei, habe bereits der Reichskanzler 
in Jahte 1881 widerlegt. Daß durch das gegen⸗ 
pärtige Prämiendeckungsverfahren zu große Capi⸗ 
alien angesammelt würden, sei kein stichhaltiger 
Finwand, wie die Erfahrung bei milden Stiftungen 
seige. Die von den bisherigen Versicherungen ab⸗ 
weichende Organisation, wonach die Communalver⸗ 
hände hera igezogen werden, sei dadurch veranlaßt, 
daß der gegenwäctige Entwurf alle Arbeiter umfasse. 
Weder die Unfall⸗ noch die Krankenversicherung 
Fätten hierbei als Vorbild dienen tdanen. Der 
Minister widerlegt die Einwände gegen das Marken⸗ 
ystem und die Quittungsbücher. Letztere bildeten 
das einzig vraktische Quittungssystem. Auch sei 
die mißträuchliche Verwendung derselben gesetzlich 
untersagt. Redner hebt schließlich hervor; es handle 
sich um ein großes, oft versuchtes und noch nie 
geiungenes Werk. Der Kaiser ersehne die Vollend⸗ 
ung des Werkes, von welchem er die Wohlfahrt des 
Reiches erwarte und welches eines der schönsten 
Blaͤtler der geschichtlichen Entwicklung des Vater⸗ 
landes sein werde. Redner schließt mit dem Wunsche. 
der Reichsstag möge bei der Betatung sich von der 
Devise leiten lassen: „Liebet die Brüder.“ 
Abg. Grillenberger Gocialdemokrat) er- 
klärt, die Socialdemokraten wücden mit Ernst in 
Fie Beratung eintreten, da sie mit dem principiellen 
Brundgedanken des Gesetzes einverstanden seien. 
Kedner kritisirt scharf das disherige Vorgehen gegen 
die Arbeiter, namentlich durch Socialistengesetz und 
die Steuerpolitik und bemängelt die vorgeschlagene 
Drganisation, spricht sich dacegen für den Gedanken 
iner Reichsdersicherung aus; auch mit der geplan- 
den Dreiteilung der beitragenden Factoren könne er 
fich im Princib einberstanden erklären, bezüglich der 
Altersgrenze aber sei er mit den geraachten Vor⸗ 
schlägen nicht einverstanden. Die Arbeiter würden 
zern höhere Beträge zahlen, wenn sie eine aus⸗ 
zeichende Rente in einem nicht allzu spätem Alter 
erhalten. Das richtigste sei, das 56. Lebensjahr 
als dasjenige anzunehmen, wo eine Schwächung 
der Arveitskraft eintritt und die Pensionirung er— 
orderlich sei. Grillenberger will nicht nur die 
auernde, sondern schon die Halbinvalidität berück⸗ 
ichtigt wissen. Die Zahl der Arbeitswochen sei 
zuf 10 herabzusetzen. Das vorgeschlagene Capital . 
Feckungsverfahren führe nur zu einer gefährlichen 
Tapitalansammlung. und das Quittungsbuch sei 
ein verkapptes Arbeitsbuch. In der jetzigen Form 
sei der Entwurf nicht annehmbar. 
Badischer Bundesbevollmächtigter Freiherr v. 
Marschall weist auf das entschiedenste der Versuch 
Zrillenbergers und der Socialisten zurück, den 
Futwurf als eine Art Armengesetzgebung zu dis⸗ 
reditiren. Das ganze Auftreten der Socialisten 
deweise lediglich, daß man sich auf dem richtigen 
Wege befinde. Der verständige Teil der Arbeiter 
werde das den Socialisten zum Trotz anerkennen. 
Protessantischer Gottesdiensi. 
Am II. Adventssountag den V. Dez. 1888 
10 Uhr vormittags: 
Dunuicgottesdienst der hiesigzen Knapp- 
ehnnan Text: Hesekiel 20, 20, Lied 459. 
MNachmittags 2 Uhr Christenlehre. 
Tedie RVattV eme 
Das Weihnachtsfest naht wieder; die Herzen aller 
Menschen, zumal die der Kinder, schlagen dem Feste erwar⸗ 
ungsvoll entgegen und die der Eltern nach den Zeiten 
zuruůck, als ihnen selbst das gleiche Gefühl innewohnte. 
Ein eigenthumlich beseligender Duft dringt durch das 
Zimmer, in welchem der Weihn achtsbaum steht. — 
Geschmückt, im vollen Lichterglanze, behangen mit 
„rächtigen Süßigteiten: Hunderte verschiedene Vögel, 
Sterne, Blumen aus Zucker zieren buntfarbig den Christ⸗ 
‚aum, und alle diese Sachen, ohne welche kein Weihnachts⸗ 
baum' zu denken ist, bringt in vollkommenster Auführung 
die Firma Hugo Wiese, Dresden, Kaulbach⸗ 
st raße zum Versand. 
Für“s Mark circa 440 Stuck in einer Kiste Kiste 
und Verpackuung wird nicht berechnet) kann Jedermann, 
Wiedetverkäufer oder Privatmann, sich schicken lassen und 
vird sicher sehr zufrieden sein. 
In vorigem Jꝛhre hat das Versandt⸗-Geschäft von 
dugo Wiese in Dresden über 17000 solcher Kisten ver⸗ 
schiãt und viele Anerkennungsschreiben darüber erhalten.