Full text: St. Ingberter Anzeiger

treten auf eine möglichst einstimmige Annahme der! 
alsdann einzubringenden Vorlage. Redner beziffert 
die Höhe der Colonialtruppen auf etwa je 100 
Mann fuür drei bis vier Piätze mit 830 Weißen 
als Führer und außerdem 500 Mann Reserve. 
Abg. Bamberger befürchtet, das Ausland werde 
hinter dem Antrage Windthorst Interessenpolitik 
hermuten. Die laͤngst cultivirten Länder Ost- 
indien und Japan seien mit dem fieberreichen und 
hielfach wasser und vegetationslosen Ostafrika nicht 
vergleichbar. Redner spcicht sein Bedauern aus, 
daß so viele kühne Männer ihr Leben auf das 
Spiel gesetzt und verwahrt sich gegen die Unter⸗ 
dutzung der ostafrikanischen Gesellschaft aus den 
Taschen der Steuerzahler. 
Abg. Kardorff ist für den Antrag und verlangt 
eine möglichst einstimmige Kundgebung des Reichs⸗ 
'ages in diesem Sinne. Verliere Deutschland Ost- 
afrika völlig, so sei es aus mit der deutschen Colo⸗ 
nialpolitik. 
Abg. Singer ist für den Grundgedanken des 
Untrags, jedoch gegen jede Colonialpolitik. 
Abg. Windthorst: Die Sklavenfrage könne ohne 
materielle Mittel nicht gelöst werden, dieselben 
zürften aber nur für die Beseitigung der Sklaverei, 
nicht fur andere Dinge bewilligt werden. Der 
Antrag wird gegen die Stimmen der Socialdemo⸗ 
raten und der Freisinnigen (ausgenommen den 
Abg. Goldschmidt) angenommen, 
Nächste Sitzung um 9, Januar nuͤchsten Jahres. 
Berlin, 14. Dez. Von nationalliberaler 
Seite ist beim Reichstag beantragt worden, das 
erichtsverfassungsgesentz dahin zu än⸗ 
dern, daß die Gericht Svollzieher ein festes 
Behalt mit Ausschluß, von Gebühren beziehen. 
Die in der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher 
estgesetzten Gebühren und Auslagen sollen für die 
Reichs⸗ bezw. Staatskasse erhoben werden. Des 
weiteren wird in dem Antrage vorgeschlagen, daß 
n die Civilproceßordnung eine Bestimm⸗ 
ung eingeschaltet wird, wonach in dem Berfahren 
por den Amtsgerichten die Festsetzung der 
Proceßkosten im Urteile oder in einem 
mmittelbar nach dessen Exlaß zu errichtenden Be⸗ 
ichlusse erfolgen kann. 
Ausland 
London, 18. Dez. (Unterhaus,) 
Fergusson erklärt, Poriugal habe fich nicht England 
und Deuischland bezüglich der Blokade an der 
Sansibarküste angeschlossen, aber fich verpflichtet, 
zie Einfuhr von Kriegsmunition und die Sklaben⸗ 
ausfuhr an der Mozambiqueküste zu verhindern. 
Deutschland unterzeichnete am 20. Dezember 1885 
inen Friedens⸗ und Freundschafisvertrag mit dem 
Zultan von Sansibar, und trat 1886 förmlich der 
Declaration vom März 1862 betreffend die An⸗ 
»rkennung der Unabhängigkeit von Sansibar bei. 
Die Regierung sei nicht berechtigt gewesen, Vor—⸗ 
tellungen zu machen, die einen Zweifel in Deutsch⸗ 
ands Aufrichtigkeit bei Eingehung dieser Verpflicht⸗ 
ang involbierten. Fergusson erklärt weiter, daß 
kein Teil des Oelflußproteetorats an der Colonie 
Lagos abgeschlossen se. Wie das zwischen Lagos 
und Kammerun belegene Protectorat, das nicht zum 
Gebiet der Nigercompagnie gehöre, zu verwalten 
sei, werde jetzt erwogen, aber es sei noch keine 
Entscheidung getroffen. Salisbury sei im Begriffe, 
ꝛine Specialcommission, bestehend aus Personen 
bon unabhängiger Stellung abzusenden, die über 
alle die Nigere und die angrenzenden Districte 
unter britischem Protectorat berührenden Fragen 
berichten soll. 
London, 14. Dez. Nachdem den Meldungen 
englischer Berichterstatter zufolge am Mittwoch 
Abend ein Brief Osman Digmas beim eng 
lischen Befehlshaber in Suakin eingelaufen war, 
irfolgte gestern Abend im Unterhause die Anfrage 
nach dem Inhalte desselben, welche Fergusson un⸗ 
heantwortet ließ. „Standard“ hat jedoch über den 
Inhalt folgendes Nahere erfahren: Osman schreibt 
un Grenfell, daß des Mahdis Heer, welches 
gegen die Acquatorialprobinzen abgesandt worden 
war, von Erfolg gekrönt wurde. Emin Pascha 
hielt bis zuletzt aus; aber seine eigenen 
Truppen meuterten gegen ihn und lieferten ihn 
mitsamt einem weißen Reisenden dem Feinde aus. 
Natürlich wird in den Weißen Stauley ver—⸗ 
nutet. Die Einzelheiten, welche, dem „Standard“ 
zufolge, Osman Digma seinem Briefe hinzufügt, 
ollen so überzeugend sein, daß ein Betrug seitens 
Osmans dem Torvyvblatte ausgeschlossen erscheint. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. In gbert, 15. Dez. Nachdem seit 
inigen Tagen starker Frost eingetreten, erfreut 
nan sich auch wieder des schönen und gesundheits- 
tärkenden Sports des Schlittschuhlaufens. Leider 
st der Weg zu dem Auweiher für Manchen etwas 
veit. Sollte es nicht möglich sein in der Nähe 
»er Stadt einen geeigneteren Platz zur Anlage 
iner Eisbahn zu finden? Soviel uns bekannt 
hesteht hier noch „ein Eisklub.“ Dieser vor allem 
ollte der beregten Frage näher treten. Wir 
weifeln nicht, daß ihm die Unterstützung und 
ver Dank Vieler zu Theil wird. 
* Der 1. Asfsistenzarzt an der Krankenheil- u. 
Bflege⸗Anstalt in Frankenthal, Hr. Dr. Deme tz 
vurde mit Wirkung vom 1. Januar 1889 zum 
ezirksärztlichen Stellpvertreter in Dahn ernannt. 
*— Nach dem soeben vecöͤffentlichten Jahre 8⸗ 
zericht des Pfälzischen Lehrer⸗Ster be 
asse⸗Vereins für 188788 beträgt die Mit⸗ 
liederzahl in der ersten Klasse am Anfang des 
rorigen Jahres 337, eingetreten sind 8, durch 
Tod abgegangen 9, ausgetreten 7 Mitglieder, ver⸗ 
leiben somit für 1888189 330 Mitglieder. Die 
weite Klasse zählte am Anfang des vorigen Jahres 
326 Miitglieder; zugegangen sind 3, gestorben 14, 
usgetreten 1 Mitglied; Stand für 1888189 614 
Nitglieder. Der Verein zählt sonach 944 Mit- 
lieder. Die erste Klasse hat einen Kapitalstock 
on 50,784 Mk. 28 Pfg., die zweite Klasse einen 
ylchen von 80,824 Mk. 10 Pfg. Der Gesamt- 
zermögensstand beider Klassen beträgt also 181,608 
Nk. 38 Pfg. Hiervon sind ausgeliehen gegen 
ypothekarische Versicherung 19,6386 Mt. 31 Pfg; 
uf Schuldscheine 24,338 Mk. 531 Pfa; angelegt 
n bayerischen Staats⸗Obligationen 4800 Mk; in 
zfandbriefen 16.000 Mk; deponiert bei Vorschuß⸗ 
ereinen 60,642 Mk. 44 Pfg; Kassabestände 1997 
Nk. 10 Pfg; Einnahmeausstände 4144 Mk. 2 
z3fg. — Die Grünewaldstiftung weist einen 
zermögensstand von 1690 Mk. auf, und ist üher 
en Jahreszins durch Verwaltungsratsbeschluß im 
Zinn der Stiftung verfügt worden. 
Ff* Die von der königl. Eisenbahndirektion zu 
döln (linksrhein.) durch Bekanntmachung vom 21. 
INtober d. J. eingeführte Abkürzung der Be⸗ und 
entladefristen für bedeckt gebaute Güterwagen 
st aufgehoben; die üblichen Be⸗ und Enlladefristen 
on zwölf Tagesstunden für diese Wagen 
ind jetzt wieder zur Einführung gelangt. 
— Blieskastel, 18. Dez. In den letzten 
Vochen wurden hier große Mengen Futtergelbrüben, 
velche mittelst Eisenbahnwagen aus dem Hessischen 
amen, ausgeladen und von den Landwirten der 
Nachbarschaft mit Wagen in Empfang genommen, 
am, wie man uns mitteilt, als Futtermittel, nament⸗ 
ich für Pferde, verfüttert zu werden. Der 
doppelzentner stellt sich auf 2 Mk. 60 Pfg. — 
Als Merkwürdigkeit mag gelten, daß Leute dieser 
kage im Herbste stehengebliebenes Ohmet mähten, 
5 von der scharfen Luft trocknen ließen und dann 
ijach Hause brachten, um es fein geschnitten als 
däcksel zu verwenden. (3. 3) 
— Blieskastel, 18. Dez. Mehrere Ange⸗ 
tellte der hiesigen Bierbrauerei Syffert und 
delferich waren gestern mit dem Pichen von 
zässern beschästigt, als plötzlich aus einem Faßze 
ine große qualmende Flamme herausschlug und 
zen Braumeister Herren Konrad Lieberknecht 
in der Hand und am Gelenk erheblich verbrannte, 
o daß ärztliche Hilfe in Ansptuch genommen wer— 
en mußte. 
— Zweibrücken, 14. Dez. In der erwähnten 
zezirks ⸗ææVBersammlung der Nordd. 
dagelversicherungsgesellschaft gab der 
borsitzende, Herr Generalagent Wolf von Mainz, 
as Geschäftsergebnis der Gesellschaft für das Jahr 
888 bekannt, nach welchem dasselbe für die Bank 
in überaus günstiges war. Nicht weniger als 
,700,000 M. konnte die Bank dem Reservefond 
uweisen. Bezüglich der Denkschrift der Gesell- 
chaft machte Herr Wolf darauf aufmerksam, daß 
z„42 der Versicherungsbedingungen, welcher besagt, 
daß bei Abschätzung der Schäden die in der Police 
enthaltenen Sätze allein maßgebend seien, also daß 
eine Reduktion der Versicherungssumme stattfindet, 
yon der Konkurrenz sehr angefeindet wurde; allein 
zer Bezirksverein erklärte sich mit der Zweckmäßig⸗ 
eeit dieses Paragraphen einverstanden. Es wurde 
uusgeführt, es sei gerade diese liberale Bedingung 
der Grund, welche eine aroße Anziehungskraft auf 
sie Landwirte ausübe und der Ban 
lieder zuführe. so dege 
Neueste Nachrichen. — 
Muͤnchen, 14. Dez. Se. Kal. Hoheit de 
Prinz-Regent ließ an Geheimrar De 
dauer, in Berlin, den langjährigen Leibarzt aud 
Wilhelms J., anläßlich seines s0jahrigen *— 
ubildums telegraphisch seinen Glüdwunsch un 
nitteln. 
Berlin, 14. Dez. Das Kanzlerblatt 
vezweifelt vorläufig die Rechtigkeit der englischen 
Nachricht über die Gefangennahme Emin Pascha⸗ 
yurch den Mahdi. 
London, 14. Dez. Obgleich ein Reuterschet 
Telegramm aus Kairo der Nachricht des Sicud 
ard“ bestätigt, wird der Inhalt von Osman dig⸗ 
nas Brief doch vorläufig noch angezweifeli, 
veil die Vermutung einer Kriegslist naheliegt, uͤn 
den Vorstoß Grenfells von Suakin und ferner den 
LAuszug der deutschen Entsaßzunten 
rehmung zu verhindern. Reuters Meldung 
uufolge enthält Osmans Brief Einzelheiten übe 
zie Capitulation der Aequatorialprobinz, die Ge. 
angennahme Emins und des „Weißen Reisenden“ 
zurch Lado, ferner den Brief des Derwischhauptlinge 
dado an den Mahdi, vwelcher als Tag der Capiiu— 
ation den 10. October bestimmt; schließlich einen 
»em „Weißen Reisenden“ abgenommenen Brief, 
vahrscheinlich den Brief des Khedivs an Emin 
Bascha vom 2 Februar 1887, welchen der Khedid 
n Kairo an Stanley übergab. Vielleicht würde 
nun der Mahdi mit seinen drei Geiseln, Emin, 
Stanley und Lupton günstige Unterhandlungen be— 
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