Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Aruar. der hiesigen Gemeinde hat ein Ackerer 
—S nach zweijühriget Arbeit. ohne 
nn Handwert gelernt zu haben, die Straßburger 
ann iccuhr im Kleinen ausgeführt. Man kann 
dneselben aͤlle Kleinigkeiten und Merkwürdig 
un sehen, welche an der Straßburger Münster⸗ 
eti hundern sind. Dieselbe ist drei Metet 
—J schlag die Viertelstunden, halben Stunden 
* wi, gerade so wie im Münster zu Straß⸗ 
da (Gaz Zig) 
dag. Gag. Zig 
bat Reeh. Unter dem dringenden Verdacht lange 
beihesehler Unterschleife zum Nachtheile des Mili⸗ 
—5*— wurden drei Proviantamts; bezw. Magazins- 
ainn seher hier in Haft gebracht. 
ninn (Ein kühner Sprung.) Ein Garde⸗ 
Vithite aus Lichterfelde war dieser Tage nach Pots⸗ 
hen gefahren, und als er Abends zurück wollte. 
— er zu seinem Schrecken, daß der Zug ein 
qnellzug sei und in Lichterfelde nicht halte. Ur 
t. Füder 9 Uhr hatte er nicht, und so beschloß 
aeth in Lichterfelde aus dem Zuge zu springen. Ge⸗ 
en ht, geihan; hinter dem Bahnhof that et den 
Krung in's Dunkle in die Schneehaufen, welche 
osn Sete der Bahn lagen, aber in Folge des 
wauwetters mit einer harten Kraste bedeckt waren. 
in hin Zuge aus hatte man den tollen Sprung be⸗ 
sittt uͤnd gesehen, daß der Mann sich wohl ein 
is hend Mal üderschlagen hatte. Aus Berlin zu⸗ 
aitlehrende Schützen brachten die Mär nach der 
unserne, aber es fehlte kein Mann. Auch am anderen 
Irgen fehlte keiner. Es war noch schlummrig, 
oh Oberjäger hielt mit seinen Leuten Instruktion 
a, als ihm einer auffiel, welcher sich hartnäcig 
din Buch dicht vor das Gesicht hielt. Er rief ihn 
D Als der Mann den Kopf hochhob, erkannte 
i ihn nicht. „Wer sind Sie denn?“ „Ich bin 
zIn der X.“ Nun besah sich der Oberjäger den 
mann näher. Ader wie sah der aus! De: ganze 
n dpf war geschwollen, die Augen waren grün und 
linu, und von Stirn bis Kinn fehlte ein Haut— 
nin eifen. Natürlich schickte der Oberjäger den Ver— 
dzien gleich in's Lazaceth, und nun endlich wußte 
iun, wer der kühne Springer vom Abend zuvor 
miwesen war. 
un4 Wien, 21. Febt. Ein hundertjäh— 
ihager Betiler!“ Vor einigen Tagen wurde 
tinn 100 Jahre alte, erwerbs⸗ und beschaftigungs⸗ 
uencd Leopold Kohn wegen Bettelns auf der Straße 
Unn Polizeicommissariat gebracht. Mit Rückficht 
ohtaf das hohe Alter des Mannes wurde derselbe 
in scht, wie sonst üblich, auf dem Commissariat in 
enaft behalten, sondern nach Aufnahme seines Na— 
uhnales auf freien Fuß gesetzt und gegen ihn die 
zeinzeige beim Bezirksgericht wegen Bettelns erstattet. 
hniber auch beim Bezirksgericht kam der Hundertjährige 
eimmne Strafe dabvon; denn wiewohl der Staatsan⸗ 
kualt seine Bestrafung wegen Bettelns beantragte, 
amnrach ihn der Richter mit der Begründung frei, 
tuß der Angeklagte in Anbetracht seines hohen 
nters nicht arbeiten könne und sich auch kein Ar—⸗ 
ctitgeher finden dürfte, der einen hundertjährigen 
dann beschäftigen würde. Die Gattin des Frei— 
ase sprochenen, die sich im Auditorium befand, dankte 
ur den Freispruch und sagte berichtigend: „Bitt' 
nchön, kaiserlich königlichrr Herr Rat, mein Mann 
et 100 Jahr' alt, juͤst is er gestern 101 
LandIl geworden. 
ulechus'der Praxrisderfranzösischen 
envbetzzr de wird der „Tägl. Rundsch.“ aus 
nn s folgendes Stüdchen berichtet: Während der 
„yten Präsidentenschastskrise korrespondirte ein 
wytitarbeiter eines Blattes in Rennes nach Ille et 
iheillaine. Seine Briefe wurden regelmäßig seitens 
ns Polizei geöffnet. Eines Tages kam derselbe 
unf, die Idee, einen seiner Briefe als Einschreibe⸗ 
ef mit Werthangabe: „Einlage 100 Franken“ 
— 
lesen in die Hände des Empfängers gelangen zu 
veltssen. Wohlgemerkt that er kein HundertsFranks · 
bllet hinein. Der Brief kam an — die Siegel 
dsacen in tadellosem Zustande — aber in dem 
hutzuvert lag einer jener niedlichen blauen Scheine 
„it dem Bilde der Republik und der Ziffer 100. 
qie betreffenden ungebetenen Mitleser glaubten nach 
ntem Attentat auf den Werthbrief wahrscheinlich, 
sß der Schein beim O⸗ffnen heransgefallen sei 
Did entschlossen sich, um peinlichen Nachsorschungen 
at fzuheugen, wohl oder übel, ihre Wißbegierde mit 
0 Franken zu bezahlen. 
uet. Die Actionare der Spielhölle von 
Naco sind in Verzweiflung! Kein Mensch 
Al mehr Actien kaufen, da alle Welt einen nahen 
drach befürchtet, und, was noch schlimmer ist, 
einert der zahlreichen Wucherer, die sich in oder 
ei diesem Sundenorte angefiedelt, will auf diese 
Antheilscheine etwas leihen. Einer der größten 
Actionare, der 200 Actien besitzt, hat nicht einmal 
0,000 Franken auf dieselben erhalten können. 
die derzeitigen Leiter des Unternehmens begnügen 
ich nämlich nicht damit, die Spieler auszurauben, 
ondern bestehlen auch ganz offenherzig die Actionäre, 
a sie sicher find, daß ihnen die Justiz von Monaco 
tichts anhaben kann, und eine andere — eine 
ranzösische — erst recht nichts! Man erwartet 
n der Ende April stattfindenden Generalversamm⸗ 
ung schöne Enthüllungen über das Treiben dieser 
giedermänner, die sich über.die Entrüstung Europas 
ind nun auch die ihrer Actionäre lustig machen. 
MNit den Acnonären dieser Spielhölle wird wohl 
aum Jemand Mitleid empfinden koͤnnen; aber 
Sielleicht kann gerade eben diese ihre Entrüstung das zu 
jande bringen, was sämmtlichen Großmächten 
ruropas noch nicht gelungen, nämlich diesen 
Zundentempel, diese Schande der modernen Civili⸗ 
ation, zu Fall zu bringen. 
London, 25. Febr. Es verlautet, am 10. 
März, dem Tag der siilbernen Hochzeit des Prinzen 
von Wales, werde die Verlobung dessen Sohnes 
Hictor mit Alexandra von Griechenland und der 
Tochter des Prinzen Wales Luise mit dem Kron⸗ 
»rinzen von Griechenland stattfinden. 
FDas Projekt einer Verbindung 
Englands mit dem Kontinente ist in 
neuerer Zeit in zwei verschiedenen Gestalten aufge⸗ 
raucht. Einmal in der Anlegung eines submarinen 
Tunnels, dessen Ausführung durchaus nicht un⸗ 
nöglich erscheint, andererseits in der Spannung 
iner Riesenbrücke über die Meerenge. Dieses 
'etztere Projekt, das früher undurchführbar erschien, 
jat in Folge der ungeheuren Fortschrittte auf dem 
Bebiete der Eisen⸗ und Stahlindustrie sehr an 
Wahrscheinlichkeit gewonnen. In der neuesten Zeit 
st dasselbe nun, wie die Zeitschrift ‚ La Nature“ 
berichtet, durch die Untersuchungen des Admirals 
Floués und des Unternehmers der Arbeiten am 
Zuezkanal, Hersens, von französischer, der Inge- 
neure Fowler und Baker von englischer Seite einer 
dereinstigen Verwirklichung wiederum um einen 
Z„chritt näher geführt. Die von den Genannten 
rojektirte Brüde würde den Kanal nicht an seiner 
chmalsten Stelle überspannen, sondern in ihrem 
Zuge der geringsten Meerestiefe zwischen England 
ind dem Kontinent folgen und auf diese Weise 
weimal eine Biegung nach Norden machen. Der 
Ausgangspunkt der Brücke soll auf französischer 
das Kap Griz⸗Nez sein. Dort fällt die Meeres⸗ 
iefe in den ersten 6 Kilometern von 10 bis auf 
40 Metern, während der folgenden 9 Kilometer 
zeträgt sie im Durchschnitt 530 Meter. Daran 
chließt fich die Untiefe von Colbart mit 6 Meter 
ind von dort an beträgt die durchschnittliche Meeres⸗ 
iefe bis zur Küste von England mit Ausnahme 
der Untiefe von Warne 25—30 Meter. Das Ma⸗ 
erial, in dem diese 57 Kilometer lange Brücke aus⸗ 
jseführt werden würde, ist das Eisen, das sich bei 
ihnlichen Riesenbauten so vorzüglich bewährt hat. 
die Untersuchungen von Thomé de Gamond ge— 
egentlich des Tunnelprojektes haben ergeben, daß 
der Boden fest genug wäre, um die schweren Pfeiler 
u tragen. Die einzige Schwierigkeit liegt in der 
Vorbereitung ihrer Fundamente in einer Tiefe von 
50 Metern. Es sind jedoch schon. wenn auch in 
jeringeren Tiefen, ähnliche submarine Arbeiten aus⸗ 
geführt worden, indem man Arbeiter und Material 
n wasserdichten großen Kästen versenkte, sodaß die 
deberwindung dieser Schwierigkeiten nicht ausge⸗ 
chlossen erscheint. Die Schifffahrt auf dem Kanal 
vürde durch diese Brücke eher erleichtert als erschwert 
verden, da die bei Nacht und Nebel beleuchteten 
Zrückenpfeiler sehr schätzenswerthe Navigationsmarken 
ilden würden. Die Kosten des Riesenwerkes sind 
on Hersens auf 369 Millionen, von anderer Seite 
uuf 525 Millionen berechnet worden. 
FPräsident Harris von der North— 
Bacific-Bahn hat mit Aujust Belmont und Henry 
Billard als Vertretern eines Syndikats, dessen 
dauptmitglieder die Rothschilds und die Deutsche 
Bank in Berlin sind, den Kontrakt für deren Ueber⸗ 
nahme einer Anleihe von 8 Millionen Doll. auf⸗ 
dritter Hypothek abgeschlossen. 
Man schreibt der „N. Fr. P.“ aus New⸗ 
Hork, 3. Febr.: Der kleine Klaviervirtuose 
Josef Hofmann hat das Unglück gehabt, Philan⸗ 
thropen für fich zu interessiren. Auf Betreiben der 
Ainderfchutzgesellschaft stellte der Bürgermeister Hewitt 
don New York eine Untersuchung darüber an, ob 
dem Knaben das Klavierspielen, als gesundheits⸗ 
schädlich, zu verbieten sei, obgleich ein zärtlicher 
Valer ihm die sorgfältigste Pflege angedeihen läßt. 
Mayor Hewitt ließ den Knaben im Rathause durch 
Aerzte untersuchen, welche entschieden, der körper⸗ 
liche und geistige Zustand des Wunderkindes sei 
zut und werde durch das Klavierspielen nicht un- 
Jünstig beeinflußt werden, wenn man ihn nicht 
oͤfter als viermal wöchentlich auftreten lasse. In 
diesem Sinne entschied dann der Mayor, auch be⸗ 
stimmte er, daß die vier Konzerte immer so arran⸗ 
giert werden müßten, daß zwischen zweien minde⸗ 
sens ein Ruhetag liege. Das Ill. W. E. das 
Jegen läßt sich vom 20. Febr. aus Newyork tele⸗ 
graphieren: Der jugendliche Klavier⸗Virtuofe Josef 
Hofmann giebt keine Konzerte mehr. Er wird auf 
den Rath der Aerzte mehrere Jahre nicht öffentlich 
pielen, da seine Gesundheit stark gelitten hat. Für 
seine Erziehung wurden in Newyort hunderttausend 
Dollars aufgebtacht. Der Impriessario Abbey ver⸗ 
klagte den Vater Josef wegen Kontraktbruch und 
zeansprucht 75,000 Dollais Entschädigung. 
Barnum, der amerikanische Zirkus⸗ und 
Menageriebesitzer, läßt durch drei Sachverständige 
den Schiffsbau des „Great Eastern“ prüfen, um 
den Riesendampfer event. zur Ueberführung seiner 
Truppe nach England zu benutzen. 
F In Kabul, so schreibt die indische Zeitung 
daiser⸗iHind, wird noch alle drei Monate ein 
Stlavenmarkt abgehalten. Die Sklaven 
tommen zumeist aus Kafiristan. Die Mädchen er⸗ 
zielen einen höheren Preis als Knaben oder er— 
wachsene Frauen. Die Mädchen werden veirkauft, 
indem man sie mit der Spanne der Hand mißt; 
die Spanne kostet 20 bis 60 Rupien. Dagegen 
werden die von Hajara und Panchseer kommenden 
Madchen nicht nach Maß verkauft, sondern nach 
hrem persönlichen Wert, welcher zwischen 80 und 
120 Rupien schwankt. Uebrigens dürfen nur 
Mohamedaner Sklaven kaufen. Sollte ein Hindu 
cich dazu unterstehen, so wird er nebst seiner Fa— 
nilie gezwungen, zum Mohamedanismus überzutreten. 
Neuef'e Nachrichten. 
Berlin, 27. Febr. Der „Reichsanzeiger“ 
zringt folgendes Bulletin aus San Remo von 
Jeute Vormittag 1092 Uhr, welches auch von Pro⸗ 
essor Kuß maul unterzeichnet ist: Der Schlaf 
des Kronprinzen war gut. Husten und Auswurf 
Jeringer, letzterer war weniger gefätrbt. Das All⸗ 
gemeinbefinden ist befriedigend. 
Berlin, 27. Febr. Beim Reichskanzler 
Fürsten Bismarck findet morgen ein 
diner statt, zu welchem sämmiliche Mitglieder des 
Bundesraths und des preußischen Staatsministeriums. 
sowie die Unterstaatssekretäre und Ministerialdirek⸗ 
toren Einladungen erhalten haben. 
Berlin, 27. Febr. Der Reichsstag nahm 
ohne Debatte den Antrag Goldschmidt auf Ab— 
inderung des Gesetzes über den Verkehr mit blei⸗ 
—XEVVVD— 
Lesung an, ebenso das Vogelschutzgesetz und er⸗ 
lärte die dazu eingegangenen Petitionen fur erledigt. 
Der Gesetzentwurf betreffend die Löschung nicht mehr 
zestehender Firmen im Handelsregister wurde in 
erster Lesung nach unerheblicher Debatte erledigt. 
Die zweite Lesung findet im Plenum statt. Bei 
der Berathung des Gesetzentwurfs betreffend die 
unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfindenden 
Berichtsverhandlungen wurde die Beschlußunfähigkeit 
des Hauses constatirt. Fortsetzung morgen. 
Paris, 27. Febr. Aus Hanoi in Tonking 
pird gemeldet, daß daselbst durch Feuersbrunst 100 
daäuser und die Lagerhäuser fur die öffentlichen 
Arbeiten zerstört wurden. Zehn Eingeborene und 
ein Europäer kamen bei der Feuersbrunst um. 
Paris, 27. Febr. Der morgige Minister⸗ 
rath wird die Frage berathen, ob gegen den General 
Boulanger wegen dessen Candidatur Maßregeln er— 
zriffen werden sollen; es heißt, daß dem General 
ein Commando genommen werden soll. Boulanger 
rhielt in sieben Wahlorten gestern im Ganzen 
54,671 Stimmen. 
zrotesantiener Gottesdienst. 
Ppas⸗o esodienst Mittwoch den 28. Febr. 
vends! /2 Ahr:z Text Evang . Matth. 26, 
30 536; Lied 180. 
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t die eon verccnworilich: F. X. Demetz.