kein Haus ist verschont. In Altleiningen sollen
über 100 Kranke liegen. J
ermischtes.
f München. Deutsch⸗nationale Kunstgewerbe⸗
Ausstellung 1888.) Es liegt in der Natur unseres
modernen Ausstellungswesens, daß die friedlichen
Wettkämpfe auf den verschiedenen Gebieten unseres
ulturlebens, welche die Grundlage desselben bilden,
durchgehends den Charakter festlicher Veranstalt-
ungen tragen. Ganz besonders ist dies aber bei
einer Ausstellung angezeigt, die den Beweis liefern
soll, welch' hervorragenden Einfluß das Streben
nach Idealem, nach künstlerischem Gehalt auf die
Entwicklung unseres Deutschen Handwerks und
unserer Deutschen Industrie gewonnen hat.
Mit vollem Recht war daher das Dircktorium
der Deutsch- nationalen Kunstgewerbe⸗Aussiellung
durch Vermittlung seines Festausschusses bestrebt,
auch nach dieser Richtung hin Alles aufzubieten,
um die Ausstellung zugleich als ein nalionales,
den ganzen Sommer über währendes Fest zu
gestalten.
Die herrliche an Naturschönheit wohl kaum
lübertroffene Lage des Ausstellungsplatzes mit seinen
beiden Restaurationskomplexen, von denen sich der
eine unmittelbar an die dem Ufer der Isar entlang
liegenden Ausstellungogebäulichkeiten anschließt, wäh⸗
rend der andere das ganze Gebiet der so malerisch
gelegenen Praterinsel umfaßt, bietet hiezu die
günstigste Gelegenheit.
Frühmusik an Sonn⸗ und Feiertagen von
11- 1 Uhr, tägliche Promenadenkonzerte von 527
Uhr. Nachmittags, tägliche Abendkonzerte großen
Stils im Garten oder im Saale der Uferresiaura⸗
tion, sowie tägliche Abendunterhaltungen, welche
der Entfaltung gesanglichen und musikalischen
Humors in den Vorführungen Spielraum gewähren,
in den Anlagen oder den Räumen der Insel⸗
restauration bilden die Hauptmomente des musika⸗
lischen Theiles des Festprogrammes.
Hieran schließen sich zunächst die offiziellen
Veranstaltungen, von denen wir folgende hervor⸗
deben:
1. Die Eröffnungsfeierlichkeiten, verbunden
mit einem glänzenden Festabend, an welchem der
Festredeakt, Festkonzert, elektrische und bengalische
Beleuchtung des Gartens, der Insel, der Ausstell-
ungsgebaäulichkeiten, sowie die Beleuchtung der beiden
Riesenfontänen die Hauptmomente des Programmes
bislden.
2. Offizielle Festlichkeiten zu Ehren der anwesen⸗
den Preisrichter. J
3. Ende Juli Delegirtentag der deuischen
Kunstgewerbe · Vereine; in Verbindung damit das
jährliche Gildefest des bayerischen Kunstgewerbe⸗
vereins, dessen Tendenz und poesievolle Gestaltung
in der Hebung des Lehrlings⸗ und Gesellenwesens
gipfelt und das heuer besonders festlich gestalte⸗
werden soll.
4. Kuünstlerfest⸗ Abend: Festliche Ovation der
beiden Ausstellungsunternehmungen (Internationale
Kunst- und Deuisch⸗nationale Kunsigewerbe ⸗ Aus⸗
stellung) für den gemeinsamen allerhöchsten Protektor
5. Die offizielle Schlußfeierlichkeit verbunder
mit der Prämiirung der Aussteller.
Außerdem find von einer Reihe von Korpo⸗
rationen und Vereinen Festlichkeilen in so reicher
Fülle geplant, daß wohl kaum eine Woche der
Ausstellungsdauer verstreichen wird, welche nicht
als Festwoche bezeichnet werden könnte.
fFSchlechte Zeiten. Fürth, 28. Febr
Der Ausschank des Geismann'schen Salvatorbieres,
welcher dahier begonnen, war ein ganz kolossaler
und der Consum dürfte wohl einzig dastehen. Es
wurden im Ganzen 107 Hektoliter zum Ausschanf
gebracht, wovon allein in der Brauerei 37 Hekto⸗
liter verzapft wurden. Somit ist der Münchener
Ausschank dahier übertroffen, da der Salbvator⸗
Ausschank auf dem Rokserkeller in München voriges
dahr nur 98 Hebtoliter am ersten Sonntag betrug
FWürzburg, 28. Febr. Militärbezirks
gericht. 2 Monate Gefängmiß erhielt wegen Ver⸗
gehens der Sachbeschädigung und Bedrohung der
Bemeine des k. 17 Infanterie⸗Regiments in Ger—
mersheim, Jakob Edinger, lediger Maurer in
Rodenbach, Bezirksamt Kaiserslautern. Am
18. Oktober v. J. während seiner Beurlaubung in
seine Heimath, kehrte er betrunken vom Wirtshause
heim, fing, nachdem ihm seine Stiefmutter wegen
seines rohen Benehmens kein Essen vorsetzte, mit
dieser und dem eigenen Vater Streit an, Jertrüm—
merte mehrere Hausgeräthe und begab sich dann in
die Wohnung seiner Geliebten, der Fabrikarbeiterin
Elise Helbling und bedrohte diese in seinem aufge—
regten Zustande mit Erschießen. Jakob Würth,
lediger Schneider von Kaisers lautern, Ge—
meiner des k. 17. Infanterie-Regiments in Germers⸗
hdeim, war des militärischen Vergehens der Desertion
und der Unterschlagung angeschuldigt. Am 29
Januar 1883 entwich er von seiner Abtheilung
ließ sich bei der Fremdenlegion in Frankreich an—
erben, machte den Feldzug nach Tonking mit und
kehrte dann wieder nach Frankreich zurück, wo er
äch verehelichen wollte. Als es ihm nicht gelang,
die nöthigen Papiere beizubringen, ging er wieder
ns Vaterland zurück und stellte sich freiwillig.
Würth unterschlug vor seiner Desertion mehrere ihm
von Eltern und Kameraden in Kaiserslautern zur
Aushändigung an letztere übergebene Gegenstände
und Lebensmittel und entwendete verschiedene äraria-
lische Monturstücke. Er erhält 1 Jahr 3 Monat⸗
Befängniß und muß Soldat zweiter Klasse werden
Als Kuriosum ist zu bemerken, daß bei der Urtheils
Zzerkündigung Würth sich erbot, seine nach Ver—
»üßung der ihm zudiktirten Strafe noch verbleibende
Dienstzeit in Kamerun abzudienen. — Martin
König, 28 Jahre alt, lediger Taglöhner vor
Rheingönnheim, Gemeiner des 12. Pienier
dataillons in Speyer, machte sich des Vergehen?
der erschwerten Körperverletzung im Zusammen
chlusse mit einem militärischen Vergehen des rechts—
vidrigen Waffengebrauchs, sowie der Fahnenflucht
chuldig, indem er am 2. Oktober vorigen Jahres
nachts von der Wirthschaft zum letzten Keller in
Ludwigshafen, woselbst König damals berurlaubi
var, dem Kohlenträger Karl Benedum, der bei
einem Frauenzimmer auf der Straße stand, ohne
ille Veranlassung mit blank gezogenem Yatagan
inen Hieb über den Kopf versetzie, daß dieser eine
Lerletzung davontrug und 6 Tage krank und ar⸗
»eitsunfähig war, dann desertirte, sich auf ein
Fohlenschiff, das in die Niederlande ging ,,
ließ, bei der Rückfahrt des Schiffes im Mannheime
dafen von Ludwigshafener Schutzleuten erkannt
und aufgegriffen wurde. König erhielt 1 Jahr
Befängniß und wurde in die zweite Klasse des
Soldatenstandes versetzt.
F Der bekannte Billardkünstler Etscher ist
in Frankfurt a. M. von einem Neger glänzend
zeschlagen worden. Stud. med. Ben Ali gab dem
Billardprofessor 200 Points auf 300 vor und ge—
wann die Partie trotzdem noch. Der schwarz
Ktünstler machte eine Serie von 180 Bällen.
r Frankfurt a., M., 29. Febr. Auf eine
Anzeigen mit welcher eine hiesige Firma einen
Ausläufer suchte, meldeten sich 247 Personen.
163 davon waren schon Ausläufer gewesen; 538
waren Kommis, 11 Buchhalter, 4 Kassierer,
Beamte, 2 Kellner, 2 Schauspieler, 1 Friseur,
Chemiker, 1 Pferdehändler, 1 Gärtner und 3 schon
selbständige Kaufleute gewesen.
F In Wittenberg hat kürzlich ein Schmiede⸗
meister in 50 Minuten 20 Hufeisen fertig gestellt
Als dies der Schmiedemeister Zeissing in Holzweißit
hörte wettete er das Gleiche ausführen zu könner
und schmiedete in 58 Minuten 24 Hufeisen.
Fin Schmied in Oberlind soll nun daraushin im
Beisein von 3 Zeugen in 80 Minuten 40 Stüd
hufeisen fix und fertig hergestllt und so die beiden
anderen übertroffen haben. Dazu gehören freilich
zesunde Knochen/)
f Aachen, 27. Febr. Die belgische Zollbe—
hörde zu Weltenradt, dver Grenzstation auf der
Eisenbahnstrecke Aachen-Verviers, machte vor einigen
Tagen außergewöhnlich gute Beute. Seit längerer
Zeit passirte dort allwöchentlich eine in Hamburg
aufgegebene Waggonladung großer eiserner Fässer
mit Leinöl die Grenze. Wiederholte Revissionen
ergaben, daß die Fässer in der That Leinöl ent⸗
hielten. Am Donnerstag fiel es aber einem Be—
amten auf, daß aus einem undicht gewordenen
Fasse eine alle Merkmale degz Alkohols zeigendt
Flüssigkeit tropfelte. Man öffnete die Fässer und
fand sie sämmtlich mit 95procentigem Spicitus ger
füllt. Nur unterhalb des Spundlochs war in sehr
zeschickter Weise ein besonderer Behälter angebracht
welcher Leinöl enthielt. Die ganze 10,000 Kilo-
gramm schwere Sendung wurde beschlagnahmt und
das Untersuchungsverfahren gegen die Schmuggler
eingeleitet.
fF.Bingerbrüd, 28. Februar. Die hiesige
Bahnhofsrestauration ist einem Herrn aus Koln
für die jährliche Pacht von 9000 Mk. übertrager
worden.
FKrefeld, 28. Febr. Wie die
mittheiin wird dem Katser Withen d din
Geburtstag im Namen der VBürger adn
in Seide gewebter Glückwunsch abetete
wird, gd Cim hoch sõ Cenimeeut
auf blauem Grunde in weißer Sqhrst dhet
tragen: „Gott segne und beschüßze 9 et.
haus. Glückwunsch unserm geliebten
Bürgern der Stadt Krefeld dargebracht —*
Marz 1888.“ wr
FTrier, 28. Febr. Der „Frane
meldet man von hier: „Auf der Eisenliher
Saarbrücken-Trier, zwischen Mettlach un te
Saarburg, stürzte ein Felsstück den jͤhen h
heruh und zertrümmerte die Trittbrehnlde
Waggons des daherbrausenden Schnellzuß ubl
f Bild stoc. 29 Febt. Hente hot
gegen 1Uhr verunglückte der verheiraiher
merhäuer J. Schmitt von hier im Schahn?
lenberg). Derselbe war mit dem Abhnert
Fis, welches sich durch die strenge Käll— lb/
selden angesetzt hatte, beschäftigt und fiel di *
200 Meter sief von der ersten bis zur ahe
pausohle, wo er später als Leiche aufgefunti
mittels Krankenwagens in's Lazareth ageeee
gebracht wurde. her
7 Ein sauberes Pröbchen von der ir
welche in Bassel gegen die Deutschen —9
liefert ein in Schweizerdeutsch verfaßles, an
Baseler Schweizer Gesellschaft an Fesne
Vertheilung gebrachtes gehässiges Schmä —*
Der Eingang desselben lautet:
„In Chinaisch d'r guli Fluß r
Dert iber d'Ufer g'loffe
Und zwei Millione sind derbi r
Elendiglich versoffe.
Wie mainscht, wär's nit e g'rächti dug
Wemn au in Ditschland so ne dig
Mit sine Wassermasse —
Versäuffe thät die ganzi Rasse?“ io
Das Schmähgedicht wurde in Basel —
mit Jubel aufgenommen. Die Behörde hett rde
das infame Treiben nichts einzuwenden. Pe
FChemnitz, 26. Februar. Die ohrir
Epidemie hat hierselbst in letzter Zeit stark uc
breitung gewonnen. Die Gerüchte übertreibeses
doch sind amtlich 6533 Typhusfälle festgestell pi
unter den Mannschaften des hiefigen Jusng
Regiments hat sich die gefährliche Krankhim:
maßen gesteigert, daß zwei Bataillone dige
morgen von hier nach Zaithain abrücken unhilf
Baracken beziehen werden. Ueber die Enhal
der Krankheit sind die Aerzte noch im Unht.
da das hiesige Trinkwasser gesund und fth
Typhusbacillen ist, so kann dieses nicht in M
lommen, dagegen darf man wohl mit it
theil veise jammerhaften hiesigen Wohnungunb
nisse, die starke Ueberfüllung der Häuser namit
in den Arbeitervierteln und die traurige Etahter
der ärmeren Klassen für die starke Ausbreiturst
strantheit veraniworlich machen. Thatsäthth
dieselbe auch in den engbewohnten Arbeiterin
am häufigsten aufgetreten.
F. Langjähriges Tragen kii
Luftröhren-Kanule. Ein Fall heh
wird wie folgt mitgetheilt. Herr F.Gofl.
Angestellter der Huth'schen Gaswirthschaft I
lin, Badstraße 22, erkrankte vor zehn Jahnl
damals 18 Jahr alt — an einem Halsübn
dem die Anwendung des Luftröhrenschnities
wendig wurde. Die Operation verlief al
indeß war es aus medizinischen Gründen!
uüberstandener Krankheit nicht räthlich, die
dauernd zu entfernen, noch die Operationsiß
zur Verheilung zu bringen. Herr Gottschell
nun seit der Zeit die Kanüle, die ihn werh
hindert; er aihmet durch dieselbe, ißt und trinũ
beliebigen Mengen, schließt die Oeffnung J
bernen Röhre mit dem Zeigefinger, win
sprechen will und spricht dann mit zwar!
und gequetschter, aber verhältnißmäßig lausn
deutlicher Stimme. Begreiflicherweise gewim
heutiger Zeit ein solcher Fall großes Intereh
uns heut, wo wir uns an jedem Sirohhau
Hoffnung eifrig anklammern, ein Beispiel
giedt, wie seibst bei dauerndem Tragen derb
ein Nichtgefährdetsein des Lebens und ein ve
mäßiges Wohlbefinden möglich ist.
Der älhteste Menfschein Deutsch
In dem Dorfe Hutta bei Gnesen, lebt ein —
dinger Namens Wapniarek, welcher ausw
eines Taufzeugnisses im Jahre 1764