Vergiftung durch Heringsrogen
wurde, wie die „Deutsche Med.Zt g.“ berichtet, an
inem Manne beobachtet, der drei Rogenheringe
derzehrt hatte. Die Vergiftungserscheinungen be⸗
anden in Angstgefühl, Erbrechen, Brennen in der
Speiseroͤhre und im Magen und hefligen Unter⸗
eibsschmerzen und dauerten 48 Stunden an. Sorg ·
altige Untersuchung ergab, daß uur durch die
Zeringe das Uebelbefinden verursacht werden konnte.
In Rußland kommen Vergiftungen durch Kaviar,
Furch Eier von Hecht, Barbe ꝛc. öfter vor. Ein
russischer Arstt behandelte drei Vergiftungsfälle dieser
Ariein einer Familie; diejenigen Mitglieder,
welche vom Rogenfleisch gegessen hatten, erkrankten;
die anderen, welche Milchnerfisch verzehrt hatten,
derspürten nichts Nachtheiliges. Unter den zahl
reichen aus Rußland bekannt gewordenen Fallen
han Fischvergiftung handelt es sich nur in einem
einzigen um Heringsrogen. Nach Husemann
iind derartige Erkrankungen nach Genuß gering⸗
wertigen Kadiars bei den ärmeren Klassen Rußlands
Jäufig und enden bisweilen mit dem Tode. Worin
der Gifistoff eigentlich besteht, ist noch unaufgeklärt.
Wirten, 2. Jan. Heute Nachmittag
waren mehrere Arbeiter der hiesigen Döhnhoff' schen
Brauerei mit Eisfahren beschäftigt, als plötzlich die
Fisdecke brach und zwei Arbeiter, Familiendaͤter,
in die Tiefe sanken und ertranken.
p Wippenhausen, 2. Januar. Ein
zeicher Armer. Seit mehr als 50 Jahren
kommt der unter den Namen „Sägfeiler Marl“
helannte Marlus Zedlmaier aus Hohenrau (Schwaben)
dierher, um Sägen auszubessern. Vor Tagen kam
der 80jährige Mann, der seit Jahrzehnten in keinem
Bett geschlafen, sondern immer in seinen aus
Lumpen besiehenden Kleidungen in Ställen über⸗
nachtet hatte, wieder hierher und starb nach wenigen
Stuͤnden. In seinen Kleidern fanden sich 16 000
Mark in Werthpapieren, welche seine in den ärm⸗
lichsten Verhältnissen in Kaufbeuren lebende Toch-
ter erbt.
In Boömigheim (Württemberg) wurden gleich⸗
eitig sieben Schneider in den Bürgerausschuß der
Hemeinde gewählt. Wie schlau werden die alles
einzufädeln wissen!
In Norditalien rief ein starker Schnee
fall große Verkehrsstockungen hervor. In Bologna
drücktte die Schneelast das Bahnhofsdach ein; es
zab viele Verletzte und mehrere Todte. — Auf der
Terefienhöhe bei München wurden infolge der
trengen Kälte erfrorene Spatzen gefunden.
F Ueberschwemmung in Spanien.
Die fruchtbaren Bezirke in der Umgebung Malagas
sind übersgwemmt. Boote fuhren umher, um die
vedrängte Landbevölkerung aufzunehmen. Herzzer⸗
rꝛeißende Vorfälle werden in den amtlichen Tele⸗
zrammen gemeldet. Das Wasser hat auch die
Vororte der Stadt Malaga erreicht und die dort
vohnende arme Bevölkerung obdachlos gemacht.
Auf viele Meilen hin zeigt die Gegend das Bild
chrecklicher Verwüstung.
400jähriges Jubiläum der Ent—
deckung Amerikas. Aus Madrid wird ge⸗
meldet: Die Minister für auswärtige Angelegen⸗
jeiten und Colonien haben den Vertretern der
Bereinigten Staaten und der spanisch amerikanischen
Republiken den Vorschlag gemacht, in Gemeinschaft
mit Spanien im Jahre 1892 das 400jährige
Fubiläum der Entdekung der Neuen
Welt zu feiern. Spyanien gedenkt ein Denk⸗
mal zu Ehren von Christoph Colambus in Palos,
unweit Huela, dem Punkte, von welchem der be⸗
ühmte Seefahrer seine Entdeckungsreise antrat, zu
errichten. Sammiliche europäischen und amerikanischen
Regierungen, sowie die geographischen und gelehrten
Hesellschaften der ganzen Welt werden eingeladen
werden, amtliche Vericeter zu der Feier zu ent⸗
enden.
f Amsterdam, 4. Jan, Amtilichem Be⸗
richte zufolge beträgt die Zahl der Todten bei der
Mepppeler Eisenbahn⸗Katastrophe
12, die Zahl der Verwundeten ist sehr bdedeutend.
FLondon, 3. Jan. Am nächsten Samstag
oder Montag werden die Gebeine des Kaifers
Napoleon III. mittels Sonderzuges von Chislehurst
in das neu erbaute Mausoleum in Farnborough
übergeführt werden. Jeder Pomb sou vermieden
werden.
7Das britische Kanalgeschwader ist
am Montag im Hafen von Ferrol (Spanien) vor
Anler gegangen, nachdem das zu demselben gehörige
Panzerschiff Herkules“ infolae Auffahrens auf ein
Kiff ein so bedeutendes Leck erhalten hatie, daß
Schiff und Mannschaft in große Gefahr geriethen.
Trotz der Hilfe von Seiten der anderen Schiffe
ind des Arsenals von Ferrol ist der „Herkules“
mm Sinken. Der „Herkules“ ist im Jahre 1868
zom Stapel gelaufen, hat 8680 Tons und 14
danonen, während die Mannschaft 630 Personen
ählt. (Inzwischen verlautet, daß es gelungen
iei, dem Sinken des Schiffes Einhalt zu thun.)
F Gegen Volapükbk erklärte sich der von
der amerikanischen philologischen Gesellschaft zur
Prüfung der Frage, ob sich die Einführung einer
Weltsprache empfehle, eingesetzte Ausschuß. Der
Ausschuß verkennt nicht, daß bei dem gegenwärtigen
regen internationalen Gedankenaustausch eine all⸗
zemein versiandene Sprache wünschenswerth wäre,
edoch müsse diese sich auf die sechs bedeutendsten
arischen Sprachen, die englische, sranzösische, deutsche,
panische, italienische und russische gründen. In
ieser Beziehung bilde das Volapük geradezu einen
Rückschritt.
p'New⸗-York, 2. Jan. Am Samstag er.
ignete sich in der Anstolt der Equitable Gas
Fompany, First Avenue, Fortyfirst Street, eine
Frplosion, welche das Maschinenhaus zerstörte und
n der ganzen Nachbarschaft Fensterscheiben zer⸗
chmetterte. Die Beamten der Gesellschaft sind der
MNeinung, daß die Explosion dadurch verursacht
vurde, daß eine Dynamitbombe in die Fabrik ge⸗
wotfen worden sei, um dieselbe zu zerstören.
F Die Zahl der in Brasilien vorhandenen
Deuischredenden soll folgende Höhe erreichen: Rio
Brande do Sul 80,000, St. Catharina 60,000,
Parana 10,000, S. Paulo 12,000, Provinz Rio
5000, Municpio Neutro 4000, Minas Geraes
3000, Espirito Samo 6000, Bahia und Nord-
drovinzen 2000, zusammen 182,000. Dazu be⸗
merkt das in der Provinz Parana esscheinende
deutsch-brasilianische Blatt „Pionier“: Ziehen wir
nun aber das leicht festzustellende, unaufhörlich statt—
indende Aufgehen der vorhandenen deutschen Ele—
mente im Portugiesenthum in Betracht, so wird
ich leicht erweisen lassen, daß die oben angegebene
Zahl nicht zus», sondern abnimmt, da die augen—
zlickliche deutsche Einwanderung zu unbedeutend ist.
Noch vielen geht der Stolz auf ihre Abstammung
ab. Sie lesen keine deutschen Bücher oder Zei—
lungen, auch lassen sie ihre Kinder nicht von
deutschen Lehrern unterrichten. Es bleibt also
mmerhin noch Manches in Betreff des Deutsch⸗
hums von Brasilien zu wünschen übrig.“
Litterarisches
Die uns vorliegende Nr. 15 der Wochenschrift für die
eutsche Frauenwelt Von Haus zu Haus“, heraus—
jegeben vvn Anny Wothe, Verlag von Adolf Mahn
n Leipzig (Preis pro Quartal 1 Mi. 50 Pf.) bietet
vieder einen ganz außerordentlich reichen Inhalt.
ks würde zu weit führen, wenn wir hier all die Arbeiten
er hervorragenden Schrififteller, welche die 16 Seiten
tarke, elegant ausgestattete Nummer enthält, eingehend be—
prechen wollten. Heute wollen wir uns begnügen, besonders
uf die originellen eigenartigen Preisauoschrei—
ben, die „Von Haus zu Haus“ in jeder Nummer bringt,
inzuweisen. Während No. 14 ein Preisausschreiben in
er Knurr⸗ und Brummecke für die Männer fur die beste
knurrerei brachte, bringt No. 15 ein solches für die drei
esten Schmollereien für den Schmollwinkel der Frauen.
Das ist so ganz etwas für unsere Frauen, denn „Schmollen?
st die Haupteigenschaft der Meisten, das beste aber ist, daß
as Schmollen in „Von Haus zu Haus“ mit Preisen von
z0, 25, 20, 15, 10 und 5 Mark gekrönt wird. Viel
ehelsiände im gesellschaftlichen und häuslichen Leben wer⸗
en da im Schmollwinkel, in der Knurrecke und in der
Seufzerlaube beleuchtet und viel, unendlich viel Segen da—
urch gestiftet. Das üÜüberaus empfehlenswerthe Frauenblatt
,Von Haus zu Haus“ ist durch jede Pofianstalt und Buch—
handlung zu beziehen, ebenso gegen Einsendung des Be—
rages durch die Expedition in Leipzig selbst. Wrobe—
nummern gratis und franfo
Man darf wohl sagen, daß die ,Ill ustrirte Welt?
Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt) zu den unterhaltendsten
ind reichhaltigsten Familienjournalen gehört, welche der
eutsche Buchhandel überhaupt ins Leben gerufen. Das
ritt besonders scharf ins Auge, wenn man diese vortreff⸗
iche Zeitschrift mit den ausländischen vergleicht. Andere
Nationen dürfen uns um ein derartiges Familienjournal
»eneiden. Jetzt liegt uns Heft 11 dieser Zeitschrift vor.
Wir finden darin den Roman „Die Tochter des Kapitäns“
zis zu seinem Höhepunkt entwickelt, der Autor, Rosenthal—
Bonin, hat hier ein Meisterstuck der Erzählungskunst ge—
chaffen, imit diesem Ausspruch werden sicher alle Leser dieses
Romans übereinstimmen. Der zweite große Roman aus
der Zeit des Deutschritterthums, von Gregor Samarow,
tellt sich im weiteren Verlauf als eine echte deutsche ge—
nüthvoile und hochinteressante Schöpfung dar. Nach der
stichtung des Belehrenden und Nützichen hin besitzt ja die
Jllustrirte Welt“ schon seit ihrem 87jährigen Bestehen
inen festbegründeten guten Ruf, und der Bilderschmuck
jer uns, dem Titel des Journals nach, durch die ganze
Welt führt, läßt an Fülle, Vielseitigleit und schöner Aus⸗
zührung nichts zu wunschen übrig. Wahrlich, bei dem
heispielios billigen Preis von nur 30 Pfennig fur jedes
Zefi wüßten wir kein anderes Journal, das so viel, und
esonders so viel Gutes und stets Gediegenes, bietet.
Zelegraphischer Schiffsbericht
der „Red Star Linie“ Antwerpen.
New⸗HYork, 4. Januar. — Der Postdampfer
„Nordland“ der „Red Star Linie“, welcher am
24. Dez. von Antwerpen abging, ist heute wohl⸗
vehalten hier angekommen.
—
Schlachthaus St. Ingbert.
Im Monat Dezember haben folgende Megger
eschlachtet: Dietz Jakob: 1 Ochse, 14 Kühe, 2
stinder, 9 Kälber, 26 Schweine. Dietrich Ludwig:
1 Kuh, 6 Rinder, 5 Kälber, 6 Schweine. Ewerle
Peter: 3 Kühe, 1 Rind, 4 Schweine. Hager
August: 10 Pferde, 4 Kühe, 8 Schweine. Hager
Jofeph: 4 Ochsen, 1 Kuh, 1 Rind, 8 Kälber, 8
Schweine, 1 Spanferkel. Kneib Adam: 5 Kälber,
5 Schweine. Kling Karl: 1 Fassel, 1 Ochse, 6
duhe, 4 Rinder, 11 Kälber, 12 Schweine. Kling
Thristian: 1 Stier, 3 Kühe, 3 Rinder, 7 Kälber,
11 Schweine, 1 Ziege. Sander Johann: 1 Fassel,
1 Kuh, 1 Rind, 3 Kaälber 4 Schweine. Schwarz
darl S. v. Jak.: 1 Stier, 3 Kühe, 3 Rinder,
14 Kälber, 8 Schweine, 4 Schafe, 1 Spanferkel.
Schwarz Karl S. v. Pet.: 1 Fassel, 1 Kuh, 8
Zälber, 11 Schweine, 2 Schafe. Schwarz Hein⸗
cich: 1 Stier. 4 Kühe, 83 Rinder, 10 Kälber, 14
Schweine, 1Schaf, 1 Spanferkel. Schwarz Joseph:
1Fassel, 2 Kühe, 3 Kalber, 5 Schweine. Privat⸗
Schlächterei: 8 Kühe, 1 Rind, 3 Kälber, 12
Schweine, 2 Ziegen, 2 Spanferkel.
Summa: 10 Pferde, 4 Fassel, 6 Ochsen,
3 Stiere, 46 Kühe, 25 Rinder, 86 Kälber, 129
Schweine, 7 Schafe, 3 Ziegen, 5 Spanferkel.
Protestanr cher Gottesdienst.
Sonutag nach Epiphanias, den 8. Jan. vorm⸗
10 Uhr Text: Lucä 2. 41-32. Lied 697.
Nachmittaas 2 Uhnr Christenlehre.
Neueste Nachrichten.
München, 5. Jan. Im Justizministerium
tritt morgen ein Ausschuß pfälzischer Abgeocdneter
zusammen zur Vorbesprechung uͤber einen Gesetzent ⸗
wurf betreffend die Abänderung des in der Pfalz
geltendend Hypotheken⸗ und Vormundschaftsrechts.
Berlin, 5. Jan. Das nächste Heft des
„British Medical Journal“ bringt eine Mittheilung,
don welcher angenommen wird, daß sie Dr.
Mackencies Ansicht wiedergiebt. Dieselbe erklärt,
die Erscheinungen im Halse des Kronprinzen seien
durchaus vereinbar mit einer schweren Art chronischer
daryngitis; es wäre jedoch thösicht, sich jetzt schon
einer allzu optimistischen Auffassung hinzugeben.
Eine bödartige Natur könne nicht durchaus bestritten
werden, wie auch das jetzige mildere Leiden in seinen
Folgen ein ernstes sein könne.
Berlin, 5. Jan. Dem russischen Botschafter
am hiesigen Hofe, Grafen Paul Schuwalow, war
bekanntlich bei Gelegenheit der Kaiserzusammenkunft
der Schwarze Adler⸗Orden verliehen worden; die-
jelbe höchste Auszeichnung ist jetzt auch dem deutschen
—XX Schweinitz,
vpon Kaiser Wilhelm zutheil geworden.
Paris, 5. Jan. Der Aomiral Kranß
wurde zum Marineminister, Contreadmital Ger⸗
dis zum Chef des Generalstabes der Marine und
der Deputirie Felix Faure zum Unterstaats-
secretär für die Colonien ernannt.
Nom, 5. Jan. Zu der Wiederholung an
der kirchlichen Feier inder Peterskirche
wurden nur iialienische Pilger zugelassen. Außer-
dem wohnten derselben der Großherzog von
Toscana bei, mehrere Diplomaten, das Cardinal⸗
coslegium, das Personal des päpstlichen Hofes und
der römische Adel. Papst Leo erschien zu Fuß.
Er las eine stille Messe, ertheilte den Segen und
begab sich sodann in die Sakristei. Nachdem die
Puͤger zum Fußkusse zugelassen worden waren,
chrut Papst Leo zwischen dem von talienischen
gilgern mit Bannern gebildeten Spalier unter
ehbaften M⸗rüßungen zum Ausgange.
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme tz.
Gedenket der hungernden Vögel!