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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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349.
Donnerstag 8. März 1888.
23. Jahrg.
Deutsches Reich.
Müuͤnchen, 5. März. Das Finanzministerium
zin Rachtragspostulat über die Neuanstellung
Studienlehrern bei der Adgeordnetenkammer
Horlage gebracht.
Müͤnchen, 6. März. Die Abgeordneten⸗
mmer wird den Geburtstag Sr. K. H. des Prinz⸗
* am 12. d. M. durch ein gemeinsames
estessen feiern — Am Freitag hat das Directorium
e udienz beim Prinz⸗Regenten, um ihm seine
jcwünsche darzubringen.
Berlin, 7. Marz. Der Reichsanzeiger“
hreiee Vea dem Kaiser haben sich zu den seit
Famstag vorhandenen allgemeinen Erkältungser⸗
Weinungen, welche mit Affektion der Hals⸗
Ihleimhaut und Reizung der Augenlidbindehaut
erbunden waren, in den nächstfolgenden Tagen
fter eintretende schmerzhafte Unterleibsbeschwerden
nesellt. Seit gestern hat sich auch der Appetit
veesentlich vermindert. Infolgedessen ist eine merk⸗
che Abnahme der Kräfte eingetreten. v. Lauer.
eithold.
Berlin, 7. März. Se. Maj. der Kaiser
t die erste Hälfte der verflossenen Nacht nicht
nut geschlafen. Heute Vormittag 10*4 Uhr er⸗
hien Prinz Wilhelm beim Kaisfer und bei
ider Kaiserin. Soeben begibt sich auch der Reichs—
tanzler Furst Bis marck zum Kaiser
b Außer dem Regierungsrath v. Branden⸗
stein und dem Prof. Gneist ist dem Prinzen
vWilhelm noch der Generalmajor v. Wittich
als militärischer Berather zur Seite gestellt worden.
Herr v. Witüch, früher Lehrer der Taktik an der
Kriegsakademie und Abtheilungsdirektor im Kriegs⸗
ministerium, später Kommandeur der 11. Infanterie⸗
hrigade zu Brandenberg a. H., hat den Ruf eines
jediegenen und kenntnißreichen Militärs, der als
olcher im letzten großen Feldzug hervortrat. Er
st zum Vortrage für Militärangelegenheiten, Prof.
HZneist — auf besondere Empfehlung des Füursten
Bismarck -- zum Vortrage über das Gebiet des
Staatsrechts uͤnd der inneren Politik berufen,
während Regierungsrath v. Brandenstein (vom
Dberpräsidium zu Magdeburg) als eigentlicher vor⸗
tragender Rath mehr den speziellen Kabinets⸗ und
Korrespondenzendienst versehen soll. Die drei Räthe
jollen ihr Amt beim Prinzen Wilhelm sofort nach
dessen Rückkehr antreten.
Der „Reichanz.“ publizirt das Gesetz, betref⸗
iend die Unterstütung von Familien in
den Dienst eingetretener Mann-—
ichaften.
Der Schluß der Reichstagssession wird nach
der „Köln. Z.“ voraussichtlich am nächsten Sams—
tag erfolgen; eine Verlangerung um ein oder zwei
Tage könnte nur durch einen Zufall herbeigeführt
verden. Umfangreichere Verhandlungen sind viel⸗
leicht bei der allgemeinen Berathung von der drit
en Lesung des Etats zu erwarten. Die Vorlage
»ezüglich des Reichszuschusses zum Ausbau der
kisenbahnen im Interesse der Reichsvertheidigung
im Osten wird unbeanstandet die Zustimmung des
Reichstages finden. Auch in Bezug auf die üdrigen
m der letzten Bundesrathssitzung angenommenen
Vorlagen, welche soeben an den Reichstag gelangt
ind, sind Weiterungen seitens des letzteren nicht
u besorgen.
ais“ die Bildung eines Comités in Lille anzeigt,
as Boulanger als Candidaten bei den nächsten
Wahlen aufstellen werde; es sei von Hunderttau⸗
end Franken fuür diesen Wahlfeldzug die Rede. Das
„Echo de la Frontiere“, ein in Valenciennes er⸗
cheinendes reactionäres Blatt, hebt gleichfalls Bou⸗
jangers Namen auf den Schild. Und das in Dijon
rscheinende reactionäre Blaui „Bien Public fordert
beufalls auf, am nächsten Sonntag fuür Boulanger
zu stimmen.
FKonstantinopel, 6. März. (Wolffs Bür.)
Der Großvezier hat dem rassischen Antrage ent⸗
prechend an die bulgarische Regierung telegrap hisch
Fie Erklarung gerichtet, daß die Anwesenheit des
Brinzen Ferdinand an der Spitze der Regierung
Fes Vasallenstaates illegal sei. (Das Abseitsstehen
Desterreichs, Englands und Italieus ist damit vom
Zultan für vollia belanaslos erklärt!)
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 8. März. Heute Abend
Zz Uhr hält der hiesige Vorschußverein im
dotel zur Post eine ordentliche Generalver—
aAmmlung ab. Auf der Tagesordnung der⸗
elben stehen: 1.) Vorlage des Geschäftsberichts
Ixo 1887 und Ertheilung der Decharge; 2.) Fest⸗
etzung der Dividende und Vertheilung des Rein
zewinnes; 8.) Gehaltserhöhung des Controlleurs;
4.) Neuwahl des Aufsichtsrathes — 8 24 der
Statuten —; 5.) Wahl der Prüfungscommission
der nächsten 2 Bilanzen.
*Si. Ingbert, 8. März. Am 11. März
aächsthin, also am kommenden Sonntag, nachmit⸗
ags 3 Uhr werden die Werkmeistervereine Zwei⸗
zruüͤcken, Ensheim, St. Johann⸗Saarbrücken, Voölk·
ingen, Dillingen und Forbach dahier im Ober⸗
zauser'schen Saale einen Kreistag abhalten, um
auch den hiesigen Interessenten, die dem deutschen
Werkmeisterverbande noch fern siehen, Gelegenheit
zu geben, sich mit den Bestrebungen desselben be⸗
jannt zu machen. Wir verweisen deshalb auf die
vetreffende Einladung des Vorsitzenden des Kreis⸗
erbandes im Inseratentheile dieses Blattes.
* St. Ingbert, 7. März. Schöffenge⸗
ichtssitzung.) 1.) J. K., Sandhändler hier, 20
Jahre alt, verübte am 22. Januar laufenden
Jahres in der Wirthschaft von Jak. Henrich Wittwe
zroben Unfug, sowie vorsätzliche rechtawidrige Sach ·
hHeschädigung durch Einshlagen eines Fensters.
Wegen beider Vergehen wird er zu 3 Tagen Ge—
Angniß, 8 Tagen Haft und die Kosten verurtheilt.
—2) Gleichsalls der vorsätzlichen rechtswidrigen
Sachbeschädigung für überfuͤhrt erklärt wurde N.
L., 25 Jahre alt, Schuhmacher in Ensheim. Er
»rhält eine Strafe von 2 Tagen Gefängniß nebst
den Kosten. Am 29. Januar dieses Jahres hatte
raus Aerger darüber, daß ihm seine Wohnung
zelündigt war, dem Vermiether eine Scheibe in
er Kelerthür zerschlagen. — 3.) Bei L. J. Her—
»ergswirth in Schnappach, war vow 28. — 31.
dezember 1887 ein Schlosser in Kost und Logis,
hne von Jenem als Fremder in das Fremden⸗
uͤch eing etragen und bei der Ortspolizeibehörde
ingemeldet zu sein, was sofort nach seiner Zureise
zu geschehen hatte. J. machte sich dadurch einer
Jeberiretung der Bestimmungen der Fremdenpolizei
chuldig, und wird gegen ihn eine Geldstrafe von
Mk., sowie Kosten des Verfahrens, einschließlich
des ergangenen Strafbefehls eikannt. — 4)3
M. 217 Jahre alt, Bergmann in Altenwald, is
Jes Weifachen Beiruas num Nachtheile der kal—
Siaatskasse angeklagt und geständig. Am 17.
dezember 1887 und 7. Januar 1888 hier als
zeuge geladen, erklärte er jedesmal, daß er eine
schicht versäumt habe. Diese Angaben erweisen
ich als falsch, da er weder abgehalten war, recht⸗
eitig zur Schicht zu kommen, noch sein Schicht⸗
ohn die angegebene Höhe erreicht. Es erfolgt deß⸗
Jjalb seine Verurtheilung zu 5. Tagen Gefängniß
nebst Kosten.
ojo Ommersheim, 7. März. Gestern
Minag zwischen 12 und 1 Uhr brach auf dem
Speicher des Wohnhauses des Ackeres Adam All⸗
Jayer dahier Feuer aus, welches obwohl die Feuer⸗
vehr alsbald zur Stelle war, in kurzer Zeit den
Dachstuhl dieses Hauses zerstörte und sich auch
zuf den angrenzenden Speicher der Witiwe Kempf
Ferbreitete. Als Entstehungsursache wird Schad⸗
jaftigkeit des Kamines vermuthet. Allgayer dem
inige Mobilien verbrannt sind, hat versichert, die
Winwe Kempf dagegen nicht.
Z Vom Beterskopf, 6. März. Durch
den sangen anhaltenden Winter sind unsere Land⸗
seute so von der Arbeit abgehalten, daß an eine
vollständige Bewältigung derselben zu gehoöriger
Zeit gar nicht zu denten ist. Selbst Geschäfte, die
da noden lalter Witterung verrichtet werden kön⸗
sen, müssen ruhen und müßig wartet der Winzer
den Einzug des Frühlings ab. Nicht allein nach
ieser Seite hin macht der Winter seinen Einfluß
geltend; mehr zu beklagen ist noch der Uebelstand,
zaß die wenig bemittelte Klasse jeglichen Verdienstes
mibehrt und ihre Zuflucht zum Borgen“ nehmen
muß. Wenn wir noch einige Tage das zweifel⸗
hafte Vergnügen, uns am waͤrmespendenden Ofen
zu unterhalten, genießen können, darf der Winter
zas halbjährige Dasein am 16. März feiern.
Doch follte das 88er Jahr seinen beiden Schwestern
hon 1848 und 18685 nacharten, so kann ihm diese
kleine Strenge wohl nachgesehen werden und fröh⸗
tich wollten wir dann ein hoffnungsvolles „es
muß doch Frühling werden“ ausrufen!
kF.Von der JIsenach, 7. März. Ein
Winzer aus dem Dorfe L. hat es in der Gewohn⸗
seit, alljährlich um Weihnachten einige Reben und
dirschbaumzweige ins Wasser unter den Ofen zu
tellen, um daran die Fruchtharkeit des folgenden
Jahres vorbestimmen zu können. Schon oft hatte
r das Vergnügen, seinen Prophezeiungen erfüllt
zu sehen. Sollte jedoch seine⸗ diesjährige Beo⸗
hachtungen in Erfüllung gehen, so ließe unser
laufendes Jahr manches zu wünschen übrig; denn
die Rebenschosse sind sehr verktüppelt und zeigen
nur gering eniwickelte Scheine (Samen) desgleichen
zilt von den Kirschenzweigen. Möge sich heuer das
Wort jenes Beobachters nicht bewahrheiten. *
— Aus der Vorberpfalz wird dem
„D. A.“ geschrieben: Allgemein werden im Ge⸗
birg viele eingegangene Rehe gefunden. Es ist
ieß von größtem Nachtheil für die Besitzer der
Jagden. Die anhaltend kalte Witterung iß sicher
Zie Ursache dieses mehr und mehr um sich greifen⸗
jen Uebeistandes Jedenfalls hai derselbe auch auf
ie Waldjagd⸗Verpachtungen sehr großen Einflußß
in es vergeht jedem Jagd⸗Liebhaber Lust und
diebe zum Jagen, wenn der Rehbestand fortwährend
sbnimmt, ja vielfach gar keine Rehe mehr vor⸗
sanden sind. So wuirden kurzlich wieder im Wachen⸗
seim⸗Deidesheimer H derwald 1d eingegangene Rehe
jefunden.“
Iggelheim, 4. März. Gestern wurde
wn Waldküter Metzger dahier in dem von den
Ausland.
Paris, 6. März. Der ‚National“ meldet,
vaß der bonavartistische Courrier du Vas de Ca—