Full text: St. Ingberter Anzeiger

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des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der „St⸗ Ingberter Angenger erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntagz mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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M 7. J Montag, 9. Januar 1888. 23. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Aus den Reichslanden. Aus Elsaß- 
Lothtingen, Anfang Januar, wird der „Magd. 
Ztg.“ berichtet: 
„Was dem inneren Anschluß des Reichslandes 
an deutschland für die Zukunft ganz besonders 
rörderlich sein wird, das ist der dem uberwiegenden 
Theil der Bevölkerung unzweifelhaft innewohnende 
nonarchische Sinn. Nur in einigen größeren 
Städten, namentlich in Mülhausen mögen die An— 
hänger des Republikanismus überwiegen. Ja der 
ranzösischen Zeit war dieser monarchische Zug des 
Isasser Vollscharakters bei dem beständigen Wechsel 
wischen legitimistischen, orleaniflischen, bonapar⸗ 
istischen und republikanischen Staatsoberhäuptern 
illerdings mehr zurückgetreten, weil kaum noch 
ebendige Beziehungen zwischen dem Volk und den 
Trägern der Manarchie bestanden. Seit 1870 ist 
⸗s damit ganz anders geworden. Der viermalige 
Besuch des Kaisers und des Thronfolgers im 
steichsland (1876, 1877, 1879 und 1886) und 
die beständige Fürsorge, welche der kaiserliche Herr 
zen elsaß-lothringischen Angelegenheiten zuwendet, 
Jaben die Kaisertraditionen aus dem alten deutschen 
Reiche wieder aufleben lassen. Ganz besonders ist 
dies der Fall auf dem platten Lande, wo man 
einen Anstand mehr nimmt, mit den Sympathien 
ür das Kaiferhaus offen hervorzutreten. So haben 
diele Kreistage und Gemeinden bei Gelegenheit des 
seujahrswechsels dem Kronprinzen ihre Wünsche 
ur baldigen Wiedergenesung dargebracht. War es 
»och das Glückwunschtelegramm der Gemeinde Ber⸗ 
dett aus dem Landkreise Straßburg, welches als 
das erste bei dem Kronprinzen mit der Meldung 
eintraf, daß eine von sämmtlichen Bürgern unter⸗ 
jeichnete Adresse unterwegs sei. Es entspricht 
lediglich den aus allen Kreisen der Bevölkerung 
hervorgetretenen Wünschen, daß die kirchlichen Be— 
hörden aller Konfessionen sonntägliche Gebete für 
den Kronprinzen angeordnet haben.“ 
Berlin, 8. Jan. Der Kaiser empfing gestern 
Nachmittag halb 5 Uhr den Besuch des Prinzen 
Wilhelm, ging zeitig zu Bette und schlief Nachts 
mit einigen Unterbrechungen. 
Berlin, 7. Jan. Das Befinden des Kron⸗ 
prinzen war, wie aus San RKemo gemeldet wird, 
auch heute underändert befriedigend. Da die Wit⸗ 
terung sonnig, war ein längerer Spaziergang be 
absichtigt. 
Berlin, 7. Jan. In einem Dankschreiben 
des Kronprinzen an die Potsdamer Stadtbehörden 
drückt der Kronprinz die Hoffnung aus, Potsdam 
wie alljährlich, so auch in diesem Jahre, im Som⸗ 
mer begrüßen zu können. 
Berlin, 7. Jan. In unseren politischen 
streisen erwartet man, daß dem Reichstage schon 
bald nach seinem Zusammentritt am 17. Janunar 
ein Nachtragsetat zugehen wird, der die dorder 
ungen der Militärverwaltung für die aus der neuen 
Wehrvorlage hervorgehende Heeresverstärkung ent⸗ 
halten wird. Die Höhe dieser Forderung ist noch 
nicht genau bekannt. In sonst upterrichtesen Kreisen 
wird angenommen, daß fie fich auf nahezu hunder! 
Millionen Mark belaufen wird; in anderen Kreisen 
vird freilich diese Höhe bestritien. Jedenfalls hat 
bereits der Kriegsminister in der Reichstagssitzung 
vom 16. Dezember ausdrücklich darauf hingewiesen, 
aß durch Bekleidung, Bewaffnung und Ausrustung 
er für den Kriegsfall in Ausficht genommenen 
Berstärkuog des Heeres nicht unerbebliche einmalige 
Zosten entstehen werden. 
— * Die Verleihung des Schwarzen 
Adlerordens an den deutschen Boischafter in 
Petersburg, General v. Schleinitz, erfährt all 
eitig ihre Deutung als hochwichtiges Friedens 
zeichen. Dieser Eindruck kann durch die Wort 
zuc verflärkt werden, welche das „Journ. de St 
Petersb.“ der Herrn v. Schleinitz zu Theil gewor 
zenen Auszeichnung widmet; das Organ des russi⸗ 
chen Ministers des Auswärtigen bezeichnet Herrn 
». Schleinitz als einen der Vertreter der alten 
BZeneration, welche in den Traditionen der preußisch— 
rusffischen Freundschaft auferzogen worden sei, und 
erblickt das Journal in seiner Auszeichnung einen 
Bemeis, daß die Gefühle Kaiser Wilhelms gegen 
Rußland unverändert geblieben seien. Das offiziöst 
Blatt hätte bei dieser Gelegenheit auch ein ernstes 
Wort gegen die panslavistischen Hetzereien richten 
önnen, durch welche ja die früheren guten Bezieh⸗ 
ungen zwischen Rußland und Deutichland so 
mpfindlich geschädigt worden sind. Indessen, es 
will schon überhaupt etwas heißen, wenn man von 
Petersburg einen solchen Ton annimmt, wie er in 
den anerkennenden Worten des „Journ. de St. 
Petersb.“ liegt und kann er nur die Hoffnung 
verstärken, daß die im Zuge befindliche Verständig— 
ung noch weiter fortschreiten voerde. Als ein fer— 
jeres Friedenssymptom ist die Meldung zu ver— 
zeichnen, wonach der französische Botschafter in 
Berlin, Herr Herbette, seitens des Präsidenten 
Tarnot unserm Kaiser die Versicherung ertheilen 
oslte. Carnot sei so sehr von der Notihwendigkei⸗ 
der Erhaltung des Friedens überzeugt, daß er keine 
kriegerische Politik Frankreichs zulassen werde, st 
ange er an dessen Spitze stehe. Ob Herr Herbette 
in der That einen solchen Spezialauftrag gehabt 
hat, muß allerdings erst noch bestätigt werden, 
aber an der persönlichen friedfertigen Gesinnung 
des französischen Staatsoberhauptes läßt fich ebenso 
venig zweifeln, wie an derjenigen des Czaren; freilich 
nuß jedoch dahingestellt bleiben, wie lange sich die 
zriegsgelüste gewisser Elemente in Rußland und 
Frankreich, durch den Willen und Einfluß der an 
der Spitze des Staates stehenden Männer ein⸗ 
dämmen lassen werden. J 
* Der Erbgroßbherzog und die Erbgroß— 
herzogin von Baden trafen am Sonnabend 
auf ihrer Reise nach Cannes in San Remo ein, 
woselbst die hohen Reisenden im Kreise der kron⸗ 
prinzlichen Familie einige Stunden verweilten. 
Ausland 
Wien, 7. Jan. Die ‚Wiener Allgemeine 
Zeitung“ erfährt, es seien diplomatische Erörter⸗ 
uingen mit Rußland im Zuge „welche auf dir 
Klärung der Situation auch zwischen Oesterreich und 
Rußland abzielen. Obgleich die Schwierigkeiten lange 
nicht überwunden seien, hofft man auf einen günstigen 
Verlauf. Dasselbe Blatt bestätigt, daß Lobanoff dem 
aiser beim Hofdiner sehr friedliche Erklärungen 
machte. — 
* In Prag fand in vergangener Woche die 
eierliche Eroffnung des neuen deutschen Landes- 
heaters statt und gestaltete sich die Feier zu einer 
länzenden nationalen Kundgebung der Deutschen 
Böhmens. — 
Paris, 7. Jan. Einem Telegramm der 
Ugenee Habas“ aus Sofia zufolge, machten etwa 
0 Montenegriner einen Landungsversuch südlich 
von Burgas. Von den Bauern verhindert, suchten 
ie in den Fluß bei Burgas einzulaufen, wobei ste 
zuf die Truppen der Garnison stießen. In dem 
ich nun entwickelnden Gefechte wurden 12 Mon—⸗ 
ienegriner und 8 Soldaten getödtet und verwundet; 
die übrigen Montenegriner ergriffen die Flucht. 
Wie es heißt, wurden die Insurgenten von Nabso⸗ 
koff kommandirt. 
Paris, 7. Jan. Wie die „Agence Havas“ 
meldet, kam das Schiff mit Naboloff und hundert 
Insurgenten von Konstantinopel. Es wurden 20 
Insurgenten und 8 bulgarische Soldaten getödtet. 
Rom, 8. Jan. Nach einer Meldung der 
„Agenzia Stefania“ aus Massauah von gestern 
befinden sich die italienischen Vorposten in Dogali— 
Am Sonntag soll das Hauptquarner nach Mon⸗ 
kullo verlegt werden. Auf den Dogali beherrschen⸗ 
den Höoͤhen wird ein kleines Fort errichet. 
Zublin, 8... Jan. Der irische Deputirte 
Lane wurde gestern Abend wegen seiner am 4. v. 
M. gehaltenen Rede, in welcher er zum Aufruhr 
reizte, verhaftet; die Verhandlung wurde anf acht 
Tage verschoben und Lane inzwischen gegen Kaution 
auf freien Fuß gesetzt. — Der irische Agitator 
Wilfred Blunt fraf gestern Abend unter starker 
Bedeckung in Galway ein und wurde von einer 
großen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt; es 
dam hierbei zu Ruhestörungen, die Polizei mußte 
auf die Menge eindringen, wobei einige Personen 
berletzt wurden. Blunl wurde schließlich in das 
Gefängniß abgeführt. 
Sofia, 7. Jan. Unter Führung des ehe⸗ 
maligen russischen Hauptmanns Napopoff landete 
vorgestern ein aus Odessa kommendes Schiff mit 
Jegen 100 Insurgenten bei Burgas, um diese 
Siadt zu überrumpeln. Bei dem Sturm auf die⸗ 
selbe kam es zu einem Zusammenstoß mit den 
bulgarischen Truppen, wobei letztere Sieger blieben. 
Die Insurgenten wurden, der „Fr. Zig.“ zufolge, 
gefangen und eine größere Zahl derselben im 
ompf getödte. 
Torale und psfalzische Nachrichten. 
*Sit. Ingbert. d. Januat. Das freudige 
Ereigniß, daß der Vorstand der hiesigen kgl. Grube, 
Herr kgl. Bergmeister Günther;, jüngst von 
Allerhöchster Stelle mit dem Verdienstorden vom 
hl. Michael dekoriert wurde, veranlaßzte die Knapp⸗ 
schaft, ihrem verehrten Chef zu det ihm gewordenen 
Auszeichnung in feierlicher und glänzender Weise 
am Samstag Abend ihre Huldigung darzuhringen. 
Beamte und Knappen sammelten sich am Musik⸗ 
gebaude in der Neuweilerstraße. Von hier aus 
setzte sich gegen 8 Uhr der Zug in Bewegung; an 
der Spitze Lampionträger und die Bergkapelle ging 
derselbe, etwa ä00 Mann stark, durch die Neu⸗ 
weiler· / Kohlen⸗ Ludwigse und Kaiserstraße bis 
zur Wohnung des Delorierten. Jeder der Theil⸗ 
nhehmer war in Uniform und mit einem brennenden 
Lichte versehen, und so machte der Zug einen recht 
mposanten Eindruck. Demselben hatte fich ein 
großer Theil der Bevölkerung unserer Stadt an— 
zeschlossen, gewiß nicht alle aus Neugierde, sondern 
dielz, 'um auch ihrerseits erkennen zu lassen, daß 
die Huldigung für den Gefeierten in ihren Herzen 
freudige Zufmmung und Theilnahme gefunden 
habe. Vor der helletleuchteten Wohnung des Herrn 
igl. Bergmeisters angekommen — auch einige Haufer 
ja der Rachbarschaft hatten illuminirt — nahm der 
Zug unter den Klängen der Musik Aufstellung. 
Hierauf drückte Herr kgl. Obereinfahrer Atten⸗ 
kofer dem Gefeierten, der an einem Fenster im 
zweiten Stocke seiner Wohnung erschienen war, die 
hetzlichsten Glücwünsche der gesammten Knappschaft 
su der ihm gewordenen Auszeichnung aus und 
Aoß mit einem dreifachen „Glück auf!“ auf den⸗