Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er St⸗ Jugrerter aneiget erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
iu und Sonntags mit achtseitiger illustrirter Beitage Das Vlatt kostel vierteljährlich 1 460 8 einschließlih Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 753 einschließlich 
aeJ Zustellungsgebühr. Die Eiuruckungsgebühr fur die Igespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt. I5 4. Reklamen 30. 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 65. 
FMit dieser Nummer ichließt 
ah I. Quartal. 
3um 3 Axpril. 
Der wetterwend'sche Monat, 
Der Tag, der viele narrt, 
Uns hat er sich erwiesen 
Als treu und wetterhart. 
Er schenkte uns den Kanzler 
Der voller Muth und Mark 
Uns schuf des Reiches Einheit 
Und machte Deutschland stark. 
Der noch in nerv'gen Händen 
Das deutsche Banner hält 
Und weise weiß zu hegen 
Den Frieden in der Welt. 
Der uns gelehrt zu fürchten 
Nur Gott, doch keinen Feind — 
Daß oft ihm noch die Sonne 
Des Ostermonds erscheint! 
Daß nimmer von ihm fordre 
Das Alter harten Zoll — 
In Kraft und Macht und Ehren 
Er lang noch blühen soll! 
Die Hoffnungen und Sorgen der 
Eltern zur Osterzeit. 
Wer kennt als Vater oder Sohn nicht die Hoff. 
ungen und Sorgen, die alljährlich um die Oster⸗ 
zeit das Elternhaus bewegen! Da finden Ver—⸗ 
w sehungen und Entlassungen der Schüler auf allen 
iSchulen statt, da gilt es, sich über die weitere 
Ausbildung der Söhne zu entscheiden und die Ve⸗ 
iewahl zu treffen. Hoffnungen und Sorgen sind 
9 es dann, welche gewöhnlich abwechselnd die Herzen 
der MNenschen erfuͤllen, und da die Erfahrung lehrt, 
V der Mensch Neigung besitzt, sowohl in Bezug 
auf seine Hoffnungen als auch hinsichtlich seiner 
S Sorgen zu übertreiben, so glauben wir vielen 
v eliern einen Dienst zu erweisen, wenn wir versuchen, 
die Sorgen und Hoffnungen auf das richtige Maß 
bezüglich der Zukunft der Kinder zurückzuführen. 
JWie viele Schüler bringen schlechte Zeugnisse 
dach Hause! Gottlob sind Solche, die in ihrer 
Jugend von Eltern und Andern Dummtöpfe umd 
Taugenichtse geheißen wurden, später oft genug 
üchtige Mänuer geworden. J. Liebig hieß ba 
reinen Mitschülern nur der „dumme Justus“, und 
Iug. Borsig, der berühmte Ingenieur und Groß⸗ 
ndustrielle mußte die Berliner kgl. Gewerbeschule als 
mfahiger Schüler unfreiwillig verlossen. Raturlich 
oll damit nicht Leichtsinn und Nachlässigkeit ent— 
huldigt werden, nut wollen wir die Eittern bor 
em Irrthum bewahren, daß sie unter ähnlichen 
Imstünden an der Zutunft ihres Sohnes verzweifeln. 
luf der andern Seite ist ja auch mit guten Schul⸗ 
eugnissen die Zukunft eines Menschen noch nicht 
schieden. Die getäuschten Hoffnungen so vieler 
iltern beweisen das zur Genuůge. Auf jeden Fall 
es Sache der Eltern, da Knaben und Jünglinge 
dber ihre Fahigkeiten selbst lange Zeit im Unklaren 
x den Sohn auf den richtigen Weg zu leiten, 
* aängstlichen auf sein Können gleichsam dufmert. 
am zu machen, dem übermuthigen und leichtsinnigen 
iber maͤhigend entgegen zu reten. Denn nichi 
elten bleibt dem Jungling, das was er durch seine 
aute Begabung sich irungen, beim Mongel an 
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Samstag, 31. März 1888. 
23. Jahrg. 
Ausdauer und Pflichtgefühl ohne Frucht. Bei der 
Berufswahl aber stelle sich jeder Vater zwei Fragen: 
„Wozu hat der Sohn Neigung oder Befaähig— 
ung (beides ist durchaus nicht immer gleichbedeutend, 
und „Wie weit reichen die Mittel?“ Denn alle Be— 
rufsarten sind überfüllt; tüchtige Leistungen helfen 
einem jungen Mann immer noch durch, doch wer⸗ 
»en die Macht eines gut gefüllten Geldbeutels nur 
Wenige bestreiten wollen. Mancher aber wurde 
aur dadurch an Erreichung seines Zieles verhindert, 
daß ihm die nöthigen Mittel fehlten. 
Deutsches Reich. 
München, 28. März. Da vielleicht mit 
Rücksicht auf das Pfingstfest die Eröffnung der 
Kunstgewerbe-Ausstellung mit Bestimmtheit am 15. 
Mai stattfinden soll, nimmt man an, daß der Prinz⸗ 
stegent seine Rundreise durch die Pfalz schon An⸗ 
ang Mai beginnen und am 15. wieder in Mün— 
chen sein werde. 
München, 28. März. Ueber die vor einigen 
Tagen in Halle stattgehabten Verhandlungen des 
Vereins deutscher Salinen und Salzbergwerke wird 
folgendes berichtet: Die Verhandlungen hatten das 
Ergebniß, daß statt der geplanten Verkaufsvereinig⸗ 
ung ein Verband unter den Privatsalinen abge— 
schlossen wurde, welcher ab 1. April eine Erhöhung 
des durchschnittlichen Verkaufspreises um 10 Pfg. 
iür 100 Kilogramm beabsichtigt. Die staatlichen 
Salinen in Preußen, Bayern, Württemberg und 
Baden sind diesem Verbande nicht beigetreten. 
Eine bayerische Bischofskonferenz wird 
im Mai in Eichttaett stattfinden, in welcher eine 
Ergebenheitsadresse an den Papst, ein Memoran⸗ 
dum an die Krone und ein gemeinsamer Hirtenbrie 
beschlossen werden sollen. — 
Berlin, 28. März. Gleichzeitig mit der 
Einführung eines bürgerlichen Gesetzbuches soll, wie 
perlautet, auch das Notariatswiesen reichsge— 
setzlich geregelt werden. Diese Regelung sollte be— 
reits gleichzeitig wmit dem Erlaß der Reichsjustizge- 
setze stattfinden. aber die Sache stieß damals auf 
viele Schwierigkeiten, so daß man den Plan vor—⸗ 
läufig aufgab, nachdem insbesondere sich die An— 
sicht geltend gemacht hatte, daß zur Einführung 
einer Reichs⸗Notariatsordnung vor dem Zustande- 
kommen eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches 
aicht geschritten werden könne. — Rach dem neuesten 
mehrerwähnten Berichte des preußischen Justizmi⸗ 
nisters war die Zahl der Anwälte in Preußen 
von 1986 am Ende 1881 Anfangs 1887 
auf 2679 gestiegen. Der größte Theil dieser 
zur Vermehrung der Bevölkerung im argen Miß- 
oerhältniß stehenden Steigerung entfiel auf Berlin. 
Es werden aus ihr Schäden für den zukünftigen 
Stand der Anwälte befürchtet, namentlich für die 
größeren Städte. Um solchen vorzubeugen, be— 
znünstigt die Regierung eine Decentralisation der 
Anwälte durch zeitigere Verleihung des Notariats 
an solche, die sich in kleinen Amisgerichtssitzen 
aiederlafsen. 
Berlin, 29. März. Die kaiserliche Familie 
aahm heute Vormittag 10 Uhr in der Charlotten⸗ 
vurger Schloßkapelle das hl. Abendmahl, welches 
der Prediger Persius von Potsdam spendete. An 
dem Abendmahl nahmen auch die Hofstaaten, das 
Befolge, die Adjutanten, sowie die Offiziere und 
Mannschaften, Deputationen des Charlotlenburger 
Bachtbataillons und die Schloßbewohner, zusammen 
twa 100 Personen, Theil. 
Berlin, 29. März. Die Mittheilung, nach 
der das binterlassene Vermögen Kaifer Wilbelms 
48 Millionen betragen soll, wird von der „Kreuz⸗ 
zeitung“ als zutreffend bezeichnet. Der größte Theil 
der Vermögenssumme, die theils in Gütern, theils 
in Baarfonds besteht, ist gleichsam Familien⸗Majorat 
Jeworden, der geringere Theil fällt in fast gleichen 
Ziffern an Kaiser Friedrich. die Kaiserin-Wittwe 
und die Großherzogin von Baden. Das Testament 
ist am 10. d. eröffaet worden. Es fanden sich 
noch mehrere Codicille, welche dem Kaiser zur Ge⸗ 
nehmigung vorliegen; demnächst soll das Testament 
publicirt werden. — Minister v. Puttkamer 
ist heute nach den überschwemmten Districten an 
der Nogat abgereist. 
Berlin, 29. Marz. Die optimistischen Ge⸗ 
müther, welche aus der Ordens-Verleihung an den 
Brafen Herbert Bismarck und den höflichen Rede— 
wendungen der russischen Dipiomatie eine Friedens⸗ 
onne aufstrahlen sehen, stützen sich auf eine weitere 
Meldung der „Pol. Corr.“, wonach der ruffische 
Botschafter Nelidow in Konstantinopel gegenüber 
den dortigen Doplomaten und den kürkischen 
Staatsmännern wiederholt erklärt haben soll, daß 
die Meldungen über Truppenzusammenziehungen 
oder anderweitige kriegerische Vorkehrungen in Süd⸗ 
rußland entschieden grundlos seien. Auch das „B. 
T.“ weiß zu melden, daß zwei Infanterie-Dibi⸗ 
ionen, welche gerade jitzt gegen die westlichen 
Brenzen vorgeschoben werden sollten, Gegenbefehl 
erhalten haben und vorläufig bis zum Herbst in 
ihren bisherigen Stellungen verbleiben. Wenn 
dergleichen Meldungen authentische Bestätigung er— 
führen. dann gewönnen sie allerdings erhebliche 
Bedeutung für die Beurtheilung der Lage, erst mit 
der Aenderung der militarischen Situation im 
guten Sinne würde zweifellos eine Stärkung des 
Vertrauens in den Frieden gewonnen sein. — 
Berlin, 29. März. Die letzttägigen Buka⸗ 
rester Krawalle stellen sich nach neueren Meldungen 
als regeirechter Revolutionsversuch heraus. Am 
Dienstag kam es nach dem „Tagebl.“ auf den 
Straßen zu einem Zusammenstoß der bewaffneten 
Macht mit den Volkshaufen. Nach dem rumänischen 
„Lloyd“ wurden die Tumulte mit russischem Gelde 
arrangirt. Nach einem Londoner Telegramm der 
„Voss. Ztg.“ erfährt die „Times“, es sollen neue 
Vorschläge Rußlands dahin gehen, daß die Groß⸗ 
mächte gefragt werden, ob das Verhalten der bul⸗ 
zarischen Regierung gegenüber der Note der Türkei 
die Signatarmächte nicht veranlasse, ihre Vertreter 
von Sofia adzuberufen, ferner ob die Bewegungen bul⸗ 
garischer Truppen in Ostrumelien ihnen bekannt seien. 
Ausland 
Bern, 29. März. Die deutsche Regierung 
hat wegen des während der Basler Fastnachts— 
hage verbreiteten Schandgedichts beim Bundesratb 
lage erhoben. 
Paris, 29. März. Im Palais Bourbon 
wird Boulangers Aufruf und die heftige Sprache 
der Boulangistenblätter, welche namentlich gegen 
den Präsidenten Carnot angriffsmäßig vorgehen, 
als Anfang des Boulangistenfeldzuges betrachtet, 
dessen Hauptziel die Ersetzung Carnots im Elysée 
durch Boulanger ist. Diese Blättect entblöden sich 
nicht, offen zu drohen, Boulanger werde der Re⸗ 
zierung und sogar dem Präsidenten Carnot, eine 
harte Nuß zu knacken geben. Viele Deputirte sind 
außer sich über die Beleidigungen, welche Boulanger 
zegen Parlament und Regierung ausstößt. 
Paris, 29. März. Der Anarchist Landriot, 
der zu der falschen Boulangistenversammlung durch 
Maueranschläge eingeladen batte. wurde beute Vor—