Full text: St. Ingberter Anzeiger

p Nach dem Berichte über die letzte Stad irath · 
ung von Saar brücken, sollen in Saarbrü⸗ 
apro 1888889 an Gemeinde⸗ Einkommensteuer 
0 Prozent der Klassen⸗ und klassifizierten Ein · 
mensteuer erhoben werden. Demnach wird nun⸗ 
r in Saarbrücken die gleiche Einkommensteuer 
in St. Johann erhoben. 
Am Samstag Abend scheiterte in der Saar 
der allen Brücke ein zu Thal fahrender, mit 
deladener Kahem eines französischen Schiffers. 
Begriffe, einem zu Berg sahrenden, den ersten 
„ruckenbogen passierenden Kohlenkahn auszuweichen, 
urde das Erzichiff von der hochgehenden Saar 
en zweiten Brückenpfeiler geschleudert und sank 
olge des erhaltenen großen Leckes. Nur mit Mühe 
unien der Schiffer, zwei Frauen und ein Hund 
dem gesunkenen Kahn gerettet werden. — Das 
qhwasser der Saar ist ziemlich abgelaufen. 
Das Wetter an beiden Osterfeiertagen war 
„aͤchtig und loͤckte viele Spaziergäuger in's Freie 
ind an die in der Nähe unserer Siadte gelegenen 
Nusflugsorte. (S. 3) 
pWie soll man sich erholen? Diese 
Frage beantwortet Dr. Sonderegger folgendermaßen: 
Wer mit allen Muskeln gearbeitet hat, der setze 
h ruhig hin und gebe mit angenehmen Lesestoff 
seinem Gehirn eine milde Bewegung, wer nur mit 
Kinzelnen Muskeln arbeitete, übe mit Sorgfalt die 
mig gewesenen; wer mit dem Gehirne thätig 
woar, der rege seine Muskeln auf, turne oder mar⸗ 
e im Freien.“ 
4Berlin, 31. März. Für die Ueber— 
hwemmten wurden heute an der Börse in 
tuczester Zeit über 60,000 Ml. gezeichnet. 
Staatssecretär Stephan hat in Anerkennung 
dethervo rragenden Leistungen der 
Telegraphen beamten Berlins in 
den jüngsten Trauerwochen, besonders am Todes⸗ 
tage des Kaisers Wilhelm, denselben ein Aner⸗ 
kenungsschreiben zugehen lassen und die Summe 
bon 6800 M. zu außerordentlichen Belohnungen 
füur diese bestimmt, eine wohlverdiente Anerkennung, 
iber welche sich jeder Zeitungsleser freuen wird. 
pVon der Elbde. Die noch lebende d8. 
ahrige Schwesterdes Turnvaters Jahn 
st, wie man der „Staatsb.Ztg.“ schreibt, bei der 
eberschwemmung der Witltenberger Gegend durch 
die Elbe ebenfalis in großer Wassersnoth gewesen. 
dieselbe wohnt in dem Dorfe Dee bei Lentzen; 
dei der Ueberschwemmung war das Wosser auch in 
ihre Wohnung getreten, und erst durch die aus 
betlin zur Hilfe geeilten Pioniere wurde sie aus 
ihrer gefahrvollen Lage befreit. Das Wasser steht 
in der Wohnung der alten Dame gegenwärtig noch 
oier Fuß hoch. 
pOanzig, 3. April. In Danzig wurden 
zurch Ueberfluthung des Sorgeflusses ganze Siadt⸗ 
heile überschwemmi. Christburg bei Marienburg 
susebenfalls hoch überschwemmt. Ueber 20 Häuser 
ind eingestürzt, an 8300 Menschen obdachlos. Bei 
Wemersdorf oberhalb Marienburg droht der Nogat⸗ 
damm zu versinken. Es wird mit aller Kraft ge- 
arbeitet, um den Damm zu halten. Neue schwere 
Gefahr ist für Marienburg und das große Werder 
entstanden. 
fHannover, 3. April. Dem „Hannovb. 
Courier“ zufolge erhielt der Landesdirektor von 
Bennigfen den Rothen Adlerorden erster 
Nlasse. 
Posen, 29. März. Wegen Unterlassung 
ꝛes Glockengeläautes nach dem Tode des Kaisers 
zjat Propst Kruszta zu Barcin vom Amisgericht 
uu Labischin auf Antrag der Staatsanwalischaft das 
MNandat erhalten, 180 M. Strafe zu zahlen. Der · 
selbe war amtlich vom Tode des Kaisers benachrich⸗ 
tigt und aufgefordert worden, vom 10. d. Mts. ab 
läuten zu lassen; er unterließ dasselbe jedoch, weil 
et don seiner vorgesetzten geistlichen Behörde noch 
die Aufforderung zum Läutenlassen erbalten 
e. 
fPosen, 2. April. Die Warthe ist seit 
zessern Mittag um 50 Centimeter gefallen und steht 
leßt auf 8,69 Meter; aus Pogorlice und Schrimm 
wird ebenfalls weiteres Fallen gemeldet mit der 
in daß kein Eisgang stattfinde. In der 
Stadt find bereits wieder einige überfluthet gewesene 
Straßen wasserfrei und passirbar, ebenso ein Theil 
der Vorstadt Wallischei, indeß entbehri die Stadt 
—8 des Lichtes. 
ukarest, 2. April. Das russische Bot 
ien steht in Flammen. Bis jezßzt ist über 
n Ursprung des Feuers nichts bekanut. 
Paris, 29. Maͤrz. Die Pension Boulangers 
»eträgt 10 300 Fres. Hierzu kommt noch der 
Thrensold ron 2000 Frcs. als Großofficier der 
Ehrenlegion. 
p Aus Frankreich. In Lechere (Yonne⸗ 
Departement) Aodtete ein Greis seine 80jahrige Frau 
zadurch, daß er sie in den Herd stürzte und als 
die Flammen sie ergriffen hatten, noch mit dem Messer 
eifleischte; dann schnitt er sich den Hals ab. 
Tihe fraurige Statistil. Wie genue⸗ 
sische Blätter melden, haben sich im vergangenen 
Jahre in Monte Carlo neunundvierzig Personen 
wegen Verlusten am Spieltische entleibt. 
Rom, 3. April. In mehceren Orischaften 
der Provinz Bergamo wurden durch Schneelawinen 
nößere Verheerungen angerichtet. Die Straßt 
wischen Gardellino und Bondione ist aus dem 
Jleichen Grund verlegt. 
F London, 30. Maärz. Der in Queenstown 
angekommene Dampfer „Alaska“ von der Guion⸗ 
didie überbringt die Meldung von einem schreck⸗ 
lichen Schiffsunglück, welches sich am 18. März 
in Chincoteague Bai, Chincoteague Insel, an der 
Züste von Virginien ereignete. 24 Fischerschooner, 
welche infolge eines furchtbaren Ortans Zuflucht 
in der Bai suchen wollten, gingen auf der Fahrt 
dahin alle zu Grunde, wobei 43 Mann ertranken. 
Die Verbindung mit der Insel war infolge des 
Sturmes 5 Tage lang unterbrochen. 
New⸗York, 30. März. Der Praäsident 
ind der Kassier der nationalen Staaisbank von 
Raleigh in Nord Carolind find nach Kanada ge⸗ 
Jüchtet. Sie nahmen 300,000 Doll mit, darunter 
18.000 Doll. var. Von der Baarsumme bestanden 
20,000 Doll. in Gold, und da der Geldsack sehr 
schwer war, so wurde der farbi ge Bankbote erkoren, 
en Sack zu tragen und die R ise nach dem freien 
Zanada mitzumachen. Der Fall erregt wegen der 
veispiellosen Frechheit der Durchgänger aroßes Auf⸗ 
sehen. 
F Prof. Schliemann, in dessen Beglei⸗ 
ung sich bekanntlich Prof. Virchow befindet, ist 
ugenblicklich in Remlet in Egypten und hat Aus⸗ 
zrabungen begonnen, die erfolgreich zu werden ver⸗ 
prechen. Schon haben die Arbeiter drei Stufen 
olosgelegt, die man fur den Anfang einer langen 
Treppe hält. Nicht weit davon hat man die 
Grundmauern eines Palastes entdedt. Da unge⸗ 
fähr in dieser Gegend der Palast der Kleopatra 
gelegen ist, so heffen Schliemann und die ihm bei⸗ 
Jegebenen Archäologen des Museums in Boulak 
auf höchst wichtige Funde. 
FWellington, 27. Marz. Die an der 
Nord⸗ und Südküste von Neu Seeland gelegenen 
Inseln wurden von einem verheerenden Orkane 
deimgesucht. Die Fluth stieg ungewöhnlich hoch 
und richtete großen Schaden an. Der telegraphische 
Verkehr ist an vielen Orten unterbrochen. Alle 
Theile der Kolonie haben mehr oder minder ge⸗ 
iiten, am schwersten aber scheint der Sturm in der 
Nähe der Haupitstadt gehaust zu haben. Die Eisen 
„ahn von Port Nicholson nach dem Badeplatz Hutt 
vutde von der Fluthwelle überschwemmt und voͤlliq 
unterwaschen. 
Chicago, 3. April. Die Direktion der 
Fhicago -Milwaukee- Saint Paul⸗Eisenbahn hat 
zegen 5000 ihrer Bediensteten wegen Betheiliqung 
an dem jüngsten Str'ke entlassen. 
Unter dem Titel Emigranteneinführung“ 
veröffentlicht das in Rio de Ja neiro erscheinende 
brasilianisch⸗offiziose „Jornal do Commercio“ folgen⸗ 
den zwischen der brasilianischen Regierung und 
inem deuischen Auswanderungsagenten abgeschlosse⸗ 
nen Kontratt: „Im Sekretariat des Ackerbau⸗ 
ninisteriums wurde gestern zwischen der Regierung 
ind R. O. Lobedanz, wohnhaft in Hamdurg, ein 
dontrakt über innerhalb eines Jahres zu leistende 
kinfuhr von 6000 deuischen, österreichischen oder 
inderen Einwanderern irgend eines Landes von 
sterdeuropa abgeschlossen. Die Einwanderer sollen 
jesund, kräftig und wohlgesittet sein, und ihr Alter 
jarf 45 Jahre nicht übersteigen, außer wenn es 
Familienhäupter sind; mindestens zwei Drittel der 
rkinwanderer müssen Familien bilden. Sie sollen 
n Dampfern erster Kiasse, welche passend einge ⸗ 
ichtet sind, transportiert werden, und ist der Unter⸗ 
nehmer verpflichtet, auf seine Kosten diejenigen nach 
der Heimath zurückzuführen, welche den stipulierten 
Zediagnngen nicht entspcechen. Die Einwandeten 
ollen im Hafen von Rio oder in dem von Santos 
selandet werden, von wo aus fie nach dem Orte 
heilergehen können, den sie sich auswäblen: di⸗ 
Regierung bewilligt ihnen alle Vergünstigungen. 
veiche zu gunsten der Einwanderer im Allgemeinen 
in krafi stehen. Als Beihilfe zur Seereise wird 
er Staai 4 Lstr. Sterl. für jeden üter 12 Jahre 
Aten, 2 Lstr. Sterl. für 7—512 Jahre alte und 
ILsir. Sterl. fur 3ÿ7, Jahre alte Einwanderer 
sahlen.“ Hierzu bemerkt die in der Hauptstadt 
Zrasiliens erscheinende deutsche „Rio Post“ folgen- 
des: „So vorsichtig man auch die Worte im 
Zontratte abgewogen hat, die Bedingung, daß L. 
die Einwanderer entweder in Rio oder in Santos 
u landen habe, verräth die Absicht, wenn über⸗ 
haupt Einwanderer kommen, dieselben womöglich 
für Lohnarbeit in Kaffeepflanzungen zu gewinnen.“ 
Es yandelt sich also auch bei diefem Einwanderungs- 
geschäft lediglich um den Import weißer Sklaven. 
4 Der gute Vater. Herr: (während eines 
heftigen Regengusses): „Armes Kind! Bei diesem 
Regen hast Du keinen Schirm?“ — Beitelkind: 
„Ja, der Vater hat mir schon lang versprochen, er 
bringt mir einmal einen vom Wirthshaus mit!“ 
FModerne Bettler. Dame (die in ihrer 
Wohnung von zwei Beitlern heimgesucht wird): 
„Ja, welchem soll ich denn ein Almosen geben, 
enn Ihr gleich zu zweit kommt?“ — „Bitt', 
qna' Frau, dem da, ich hab' ihm mein Geschäft 
zeckauft und zeig' ihm jetzt die Kundschaften.“ 
Dienstesnachrichten. 
Consistorialrach Leyser in Speyer wurde zum 
Mitglied des Kreischolarchats der Pfalz ernannt. 
Präparandenlehrer Schott in Blieskastel wurde auf 
Unsuchen nach Pfarrkirchen, Präparandenlehrer 
Paulus in Pfarrkirchen auf Ansuchen nach Blies⸗ 
kastel versetzt. 
Sterbefälle. 
Gestorben: In Friesenheim Josef Wagner L., 
in Germersbeim Frau Babette Dürr, geb. Heß, in 
Dürkheim Frau Elisabetha Grünig, 61 J. a., in 
Hlan⸗Münchweiler Jakob Janser jr. 40 J. a., in 
Dierbach Konrad Wüst VII. 84 J. a., 
Neueste Nachrichten. 
Müuͤnchen, 383. April. Der Prinz⸗ Regent ver⸗ 
lieh dem abiretenden preußischen Gesandten Graf 
Werthern den Stern mit Brillanten zum Großkreuz 
des Kronenordens, eine höchst seltene Auszeichnung. 
Berlin, 3. April. Nach der „Nat.Ztg.“ 
war infolge einer weniger guten Nacht das Be— 
finden des Kaisers im Laufe des Montags minder 
zufriedenstellend, dagegen hat der Kaiser in der 
ietzten Nacht gut geschlafen und zu gewo hnter 
Stunde das Bett verlassen. Dr. Mackenzie wird 
in den nächsten Tagen zur Erledigung eigener An⸗ 
gelegenheiten nach London reisen, um nach kurzer 
Zeit wieder in die Nahe des Kaisers zurückzukehren. 
Paris, 3. April. Statt Ricard wird Se⸗ 
nator Ferrouillat (radical) das Justizministerium, 
tatt Loubet der Deputirte Deluns-Montaud die 
zffentlichen Arbeiten übernehmen. Das neue Mini⸗ 
rerium setzt sich also folgendermaßen zusammen: 
Praäfidentschaft und Inneres Floquet, Krieg Frey- 
ninet, Finanzen Peytral, Aeußeres Goblet, Justiz 
Fertouillat, Unterricht Lockroy, öffentliche Arbeiten 
Deluns⸗Montaud, Ackerbau Vietie, Marine Krant 
und Handel Pierre Legrand. Die Kammer beginnt 
die heutige Sitzung erst um 3 Uhr, um dem Ca⸗ 
binei Zeit zu lassen, seine Erklärung auszuarbeiten. 
Petersburg, 8. April. Der preußische 
Militaͤrbebollmachtigte v. Villaume hat den Stern 
zum Stanislausorden erhalten. Es ist dies der 
erste Fall, daß einem Odberstlieutenant eine so hohe 
Drdensauszeichnung zutheil wird. 
Für die Redoktion perantwortlich: F. X. Demetz 
(Tod aller Insecten.) Zum Schutz 
gegen Mottenfraß bei Aufbewahrung von Winter⸗ 
dhen wird auf, das betithmt gewordene Mortein 
hon Hodurek in Natibor aufmerksam ge⸗ 
macht. Dasselde ist in den bekannten Niederlagen 
zu 10, 20 und 50 Pfg. zu haben. 
Schwedische 4* pCt. Stadte-⸗Pfandbriefe von 
1880 und 1883. Die nächste Ziehung findet An⸗ 
'ang April statt. Gegen den Coursverlust von ca. 
pCt. bei der Ausloosung übernimmt das Bank— 
haus Carl Neuburger, Berlin, Franzosische Straße 
i83, die Versicherung für eine Prämie von 6 Pfg. 
pro 100 Mark.