diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Charlottenburg, den 4. April 1888.
Fried rich.
An den Reichskanzler.
Berlin, 5. April. Der „Kreuzztg.“ zufolge
ist König Leopold von Belgien nach Paris gereist.
Die Reise soll mit der Congofrage im Zusammen⸗
hang stehen.
Berlin, 5. April. Das österreichische Kriegs⸗
ministerium soll, einer Wiener Meldung des „Berl.
Tgol.“ zufolge, eine große Vermehrung der Geschittz⸗
zahl und eine Verstärkung des Friedensstandes der
Infanterie um mehrere 100,000 Mann beabsichtigen.
Berlin, 6. April. Das Befinden des
Kaisers ist nach einer guten Nacht heute ein
befriedigendes.
Berlin, 6. April. Die „National· Zeitung“
ist überzeugt, daß die Zustimmung des Kaisers zu
dem Battenberg'schen Eheprojecite in dem Augen—
blicke ausgeschlossen war, wo man die politische
Seite des Planes in Erwägung ziehen mußte, und
daß der Reichskanzler daher nicht nöthig hatte, an
seinen Rucktritt zu denken.
Ausland.
Paris, 6. April. Die Depesche der Köl—
nischen Zeitung vom 5. April über die Wahrschein-
lichkeit des Rücktritts des Fürsten Bismarck mach!
großes Aufsehen. Alle hiesigen Blätter geben die
Depesche wieder und besprechen dieselbe, jedes Blati
in seinem Sinne. Niemand will jedoch glauben,
daß Fürst Bismarck wirklich zurücktreten werde. —
Die Börse blieb ruhig.
Nom, 5. April. Nach einer Meldung der
„Tribuna“ wäre der italienische Geschäftsträger
von London hier eingetroffen, hätte längere Zeit
mit dem Ministerpräsidenten Crispi conferirt und
solle unverzüglich auf seinen Posten zurückkehren
Sofia, 58. April. Die „Trnowska Constitutia“
das Organ Karaweloff's, meldet, Fürst Bismard
habe die Condolenz⸗Depesche der Regierung abge—
lehnt und dieselbe an den Minister des Aeußern
zurückgesandt.
London, 5. April“ Die Rothschild'schen
Häuser und S. Bleichröder in Berlin haben die
proc. Anleihe mit egyptischen Regierung abae⸗
schlossen.
London, 6. April. In Hofkreiseun verlautet
fü sicher, daß die Königin den Besuch in
Berlin mit Rücksicht auf den schonungsbedürf⸗
ligen Zustand des Kaisers bereits Aufgegeben,
hat und üher Frankreich nach England zurückgekehrt
Lokale und psaltziische Nachrichten.
*St. Ingbert, 7. April. Morgen, als
am weißen Sonntag, werden in der katholischen
Gemeinde 300 Kinder, 149 Knaben und 151
Mädchen, zum ersten Mal zur Communion gehen
52Homburg i. d. Pfalz. Eine am 285.
März im hiesigen Stadthaussaale abgehaltene und
zahlreich besuchte Versammlung vou Burgern be⸗
schloß auf die Errichtung eines allgemeinen Denk⸗
mals für Kaiser Wilhelm in Homburg hinzuarbeiten
und wählte einen Ausschuß, welcher seitdem schon
mehrere Sitzungen gehabt und zweckdienlich erschei⸗
nende Maßnahmen gefaßt hat.
Es ist in der That mehr als „diese oder jene
historische Erinnerung', welche die Anregung zu
dem Unternehmen gegeben hat; es ist eine hervor⸗
ragende geschichtliche Bedeutung, daß Homburg der
Sitz des letzten Haupiquartiers auf deutschem
Boden gewesen ist. Der Kaiser hatte, da man
glaubte, die Franzosen würden die Pfalz zum
Zriegsschauplatz machen, von Mainz aus seinen
Sitz ursprünglich in Kaiserslautern aufschlagen
wollen, aber die Erfolge von Wörth und Saar⸗
brücken bewogen ihn, das Hauptiquartier weiter
porwärts zu legen. Daß dieses in der Grenzstadt
Homburg aufgeschlagen wurde, das bedeutete also:
Die Pfalz, überhaupt Deutschland wird von der
sriegsplage verschont bleiben und die Franzosen
müssen die Kosten des muwillig begonnenen Kriegs
selbst tragen. Am 8. August traf der Kaiser in
Homburg ein, mit ihm zugleich Prinz Luitpold von
Bayern (der jetzige Prinz-Regent), der Großherzeg
von Weimar, der Erbgroßherzog von Schwerin.
Auch der König von Sachsen (der damalige Kron⸗
prinz) befand sich in der Stadt und das sächsische
Armeekorps bivouakirte vor derselben. Im Gefolge
des Kaisers waren auch Bismarck und Moltke hier
augekommen. Die Bevölkerung der Stadt, welche
porher jeden Augenblick hatte befürchten müssen.
zaß der Feind die nahe Grenze überschreiten und
einen Besuch hier machen könne, wie solche die
Beschichte gar viele aufweist, auch ohne daß früher
Turco's dabei waren, jubelte dieser Einquartierung
velche sie mit einem Schlage von aller RNngst be—
reite, freudig entgegen. Von Homburg aus erließ
nur der Kaiser am 8. August die in deutscher und
ranzösischer Sprache abgefaßte Proklamation an
die Armee, worin er dieselbe bei ihrem Einrücken
ins Feindesland erinnert, daß man nicht mit den
riedlichen Bewohnern Krieg führe, daß darum das
Frivateigentum heilig zu halten und jede Ueber—
chreitung der Disziplin zu vermeiden sei. Das
varen denkwürdige Tage für die Stadt, in welchen
)er Kaiser inmitten großer Thätigkeit auf dem
Marktplatze verweilte und den Durchzug seiner
Truppen z. B. der Garde⸗Kavallerie ⸗Regimenter
eobachtete. Von Homburg aus ist er dann am
). August selbst auf den Kriegsschauplatz geeilt,
unächst nach den Spicherer Höhen und hat dann
eine Armee von Sieg zu Sieg geführt, bis er den
Feind gänzlich darniedergeworfen hatte.
Die Stadt aber, welche in jener erwartungs⸗
und ereignisvollen Zeit mehrere Tage den Kaiser
in ihren Mauern zu sehen, das Glück hatte, und
n welcher das letzte Haupiquartier vor der Ankunft
uuf dem Kriegsschauplatz sich befand, die Stätte,
vo der oberste Kriegsherr zum letztenmal auf
deutscher Erde Heerschau über seine Truppen ab—⸗
zielt, von welcher aus er die Grenze überschritt,
um als Sieger in allen Schlachten und als ruhm⸗
gekrönter deutscher Kaiser erst nach vielen Monaten
urückzukehren auf heimatlichen Boden, diese Stätte
ollte vor andern für geeignet erachtet werden, daß
sich auf ihr ein dieses Mannes und seiner Ver⸗
dienste würdiges Denkmal erhebe.
Möchte doch das patriotische Streben der Hom⸗
hburger Bürgerschaft mit Erfolg gekrönt werden
und unter der Mitwirkung der anderen pfälzischen
Orte auf dem Marktplatze von Homburg ein Mo—
aument entstehen, welches, ein Zeuge der patrio—⸗
tischen Gesinnung und der Dankbarkeit des Volkes
gegen den Mann, welcher den Traum von einem
inigen deutschen Reiche zur Erfüllung gebracht,
den nachkommenden Geschlechtern zugleich eine Er⸗
innerung sei an den großen Kaiser und sein großes
Werk und eine Mahnung durch Einigkeit und
Vaterlandsliebe an der Erhaltung und Festigung
dieses Werkes mitzuarbeiten.
— Homburg, 4. April. Heute Abend wurde
ganz unerwartet der allgemein als stiller, ruhiger
und fleißiger Mann bekannte Wagnermeister Johann
Zeidlinger von hier in der Weigel'schen Wirthschaf!
verhaftet und in das Amisgerichtsgefängniß dahier
verbracht. Ueber die Ursache seiner Verhaftung
konnte man nichts Näheres erfahren. (Pf. Pr.)
— Neustadt, 3. April. Wie bekannt, wur⸗
den seinerzeit zwei Männer— als des Hambacher
Mordes verdächtig inhaftirt. Es verlautet nun,
daß bei der Untersuchung sich keinerlei Verdachts⸗
momente ergeben hätten, weßhalb die Betreffenden
vieder auf freien Fuß gesetzt wurden. (Pf. Pr.)
— Grünstadt, 5. April. Nach einer der
„Gr. Z.“ gewordenen Pripvatmittheilung dürfte
hie durch die Versetzung des Herrn Heck nach
Landau hier erledigte Notarstelle durch Herrn Notar
Eswein in Billigheim besetzt werden.
— Ludwigshafen, 5. April. Wie ich
rfahre, hat unser größtes Fabrik-Etablissement, die
Badische Anilin- und Soda⸗Fabcik wieder einen
sehr günstigen Jahresabschluß gehabt. Der Rein⸗
gewinn beläuft sich auf 4,794,534 Mk. 67 Pf.,
'o daß nach großen Abschreibungen und Reserve⸗
ttellungen die Vertheilung einer Dividende von 16
»Ct. (im vorigen Johr wurden 15 pCt. vertheilt)
ermöglicht ist. Die Verwaltung des Etablissements
hat in den letzten Jahren stets ansehnliche Beträge
ur wohlthätige und gemeinnützige Zwede ausge—
worfen, hoffentlich hat sie in diesem Jahr in gleichem
Sinne gehandelt; an Gelegenheit zur Bethätigung
esselben fehlt es in unserer jungen Stadt durchaus
richt. (N. Bürg.⸗Ztg.)
Ver⸗ 2
F München, 5. April. An die Ueber⸗
schwemmten in Niederdeutschland hat J. M. die
tönigin⸗Mutter 500 Mk. aus ihrer Vrivatschatulle
iberweisen lassen.
FAus dem Breisgau, 3. April. Ein
interessanter Prozeß wird mit dem Nächsten das Gericht
nn Freiburg beschäftigten. Wegen unerlaubten
Spiels, das unter dem Volksnamen „Zwicken“ be—
fannt ist, haben sich etwa 60 Personen
Bemeinde Oberhausen zu verantworhen n
lüeßen sich durch die Spielsucht sowen hu
daß die Jhierauss entstandenen Echnet
den heimlichen Verkauf von Vieh, Frucht
werden mußten. Man ist auf den ugne
Falles allgemein sehr gespannt. F
Aachen, 6. April. Die Aachenh si
hdener Feuerversicherungs 64b6
sch aftt sellt dem Kaiser 80, 000 Nan ar
überschwemmten Landestheie“
versönlichen Verfügung.
Durlach, 4. April. Die Dich
auf den Durlacher Thurmberg ist nahezu d
und wird nächstens in Betrieb genommen,
Die Bahn hat drei Schienenstränge, wodo
mitilere sowohl für die Auf ; als Abfahrt dhe
der Mitte der Länge befindet sich die Aum
mit 4 Strängen. Zwischen den Schiem—
Zahnstangen angebracht, in welche die Vrm—
eingreifen. Zur Fortbewegung dienen de
tangen nicht, sondern diese geschieht durch ain
zewicht von Wasser, welches in einen Behahen
oberen Wagens aus einem Reservoir gefült
Der herabgehende Wagen zieht den anderen pe
Die Anlagekosten sind auf über 10000
beziffert.
F Dieser Tage haben drei für amlle
lanntmachung bestimmte Zeitschriften imb
die Kreisblätter von Altkirch, Gebweiler und E
jadt, angekündigt, daß sie künftig nur in d
Sprache erscheinen werden, während diese?
hisher neben dem deutschen Teyte eine semt
ebersetzung brachten, deren Nothwendigte
Rützlichkeit seit Jahren mit Recht bezweistt
den war.
F Straßbutg, 6. April. Die se
Hohenlohe hat einen Aufruf zu Sammlun
die Ueberschwemmten im Osten Deuätschlan
sassen und sich bereit erklärt, Gaben in burf
zu nehmen und zu übermitteln.
F Im kaiserlichen Palais in 85
jand am Donnerstag eine Vorstandssißun
Frauen⸗Lazareth⸗Vereins sith
welcher die Kaiserin Augusta mi
Broßherzogin von Baden und der Kim
essin von Schweden anwesend waren umn'
onst in der Generalversammlung des Verin
tatteten Jahresbericht entgegennahmen.
4 Posen, 3. April. Zufolge amlliqe
heilung vertrieb das Wasser allein in du⸗
Posen achttausend Menschen aus ihren Wohr
Minister v. Puttkamer bereist die
Wreschen, Schroda, Jarocin, Gnesen und dun
uim sich von da nach Frankfurt a. d. O.
Jeben. Der neuliche Deichbruch bei Orzethor
idrte Dutzende von Bauernhäusern. Dm
nann Neiken in Zagorowo schwemmte die!
mnähernd für hunderttausend Mark Spir
Fässern fort. Nach sechstägiger Dunkelheit
das Gas heute Abend hier zum ersten Mil
F Die Kiebitze haben die „Geheun
Jever“ diesmal im Stich gelassen, so deh
die üblichen 101 Kiebitzeier zum jungsten Gt-
jage des Fürsten Bismarck nicht absenden ins
In Folge der Ungunst der Witterung ist der
erst jetzt an seinen Brutplätzen eingetroffen m.
das Brutgeschäft noch gar nicht begonnen.
Getreuen haben den Fuͤrsten Reichslant
dieser betrübenden Thatsache felegraphisch in
niß gesetzi, wobei es naturlich un einem hn
dladwunsch micht fehlte. Die Tier sollen u
efert werden. Am Geburtskage des Furfen
raten, wie der H. K. berichtet, die Gennen
einer Festsitzung zusammen und hielten sleit
srunt aus dem Kiedihßbecher⸗, dem Gesch
Fürsten, zum Wohle des großen —R
Pr In erfreulichster Weise hat sich du
meine Mitgefuͤhl des deutschen Volkes der
die Ueberschwemmungen vor Allen d
Weichsel und Oder, dann auch der Netze“
Brahe u. s. w. so schwer heimgesuchten
leuten zugewandt und schon bislang sind
für die Ueberschwemmien in den Cennn
stellen reichlich eingelaufen. Aber das
den überschwemmten Gegenden ist undest
groß und darum ist dringend zu würnsche
der Wohlthätigkeitssiun aller Kreise der Ne
cernerhin fich rege bethätige, zumal sich der
chwemmungsgebiet leider noch immer
So ist im Wemeldelta nan ebenfalls ein