Full text: St. Ingberter Anzeiger

Mellen von Majoliken, Bijouteriewaaren, 
—— seinen Grund gefunden hat. Freilich 
Aa die Italiener ihren Verkauf nicht soge · 
non Verlretungsfirmen an, welche 60, ja 
d seler vertrelen, sondern leiten und über⸗ 
k sabst ihre Verkaufsgeschafte. Wir sind 
Au daß für deutsche Kunsigewerbe⸗ Artikel in 
d in großartiges Absatzfeld frei ist. Die 
Anusstellung bietet eine ausgezeichnete Gelegen 
a dazu, diese Artikel durch Verkauf in der Aus⸗ 
lung populär zu machen und dauernd in Belgien 
zufuͤhten. Die deutsche Abtheilung. 168, rue 
hoior, ßruxelles, ist gerne bereit diesbezügliche 
vsrebungen deutscher Industrieller zu unterstüßen. 
Eine ganz phanomenale Er⸗ 
aheinung erregt, wie aus Wien geschrieben 
vid, gegenwärtig. die berechtigte Aufmerksamkeit der 
vesch zunstwelt. Es ist dies ein fünfjahriger Knabe, 
in das Klavier bereits mit solcher Meisterschaft 
end hhandett. daß sein Professor Herr Hans Schmidt 
gonservotorium es fluͤr angezeigt hielt, den 
un gemen der Oeffentlichkeit vorzuführen. Der kind⸗ 
—2 Vittuose, Leopold Spielmann,. wird schon in 
mdi zen nachsten Tagen im Saale Boͤsendorfer auftrelen. 
aitef Paris, 8. April. In dem Bahnbofe 
—I—— nach Mitternacht Feuer aus. Beim 
— brach eine Treppe zusammen, acht Pompiers 
cutz iet ihren Ttümmern begrabend. Zwei wurden 
wühn, die Uebrigen größtentheils nur leicht verletzt 
oesezogen. Das Feuer wurde nach dreistün— 
m Kampfe gelöscht. 
Das Boulangerlied, (Aus dem „Klad⸗ 
atsch‘“, Nr. 17. vom 8. April.) 
Boulanger, Boulanger, 
Ohne Federbusch? O weh! 
Hestern noch auf hohem Pjferde, 
heute, ach, zu ebner Erde, 
Morgen wohl schon unten durch. 
Federhut, Federhut 
Stand dir früher doch so gut. 
Jetzo wühlst du laut und stille, 
Traͤgst dazu die blaue Brille 
Und du hinkst um Volkes Gunst. 
Ach wie bald, ach wie bald 
Wird die Gunst des Volkes kalt. 
Wirst du „Caesar“ nicht erringen, 
dannst du's doch zu „nihil“ dringen, 
Und dann hat Europa Ruh. 
Ein versunkener Wald. Während der 
zien heftigen Stürme im Kanal wusch sich die 
Gee durch eine hohe und harte, nahezu vier Metet 
ide Sandbank uunweit St. Malo, wodurch ein 
udd gheil eines alten Waldes, der sich bereits in Kohle 
ei u verwandeln begann, bloßgelegt wurde. Dieser 
ufuld bedeckte zum Beginn des jetzigen Zeitalters 
n ausgedehnten Küstenstrich, aber mit dem 
glen des Bodens versank er allmählich in den 
Mebsand. In der Mitte des Waldes stand einst 
a verg St. Michael. Um Mitte des zehnten Jahr⸗ 
meerts war der Wald gänzlich verschwunden und 
*A gelegentlich, wie jetzt, bei seyr niederem Waosser⸗ 
F Siturmen, kommen AUebeibleibsel desselben 
aAm Vorschein. 
au Versetzung eines Hotels. Das 
tighton Beach Hotel auf der Coney⸗Insel 
xi Newyork, welches durch Eingriffe des Meeres 
sndet worden, wurde am Misltwoch erfolgreich 
b0 Fuß weiter landeinwärts bewegt, indem es 
120 Eisenbahnwaggons gesiellt wurde, die 
urch Locomotiven auf parallel laufenden Schienen 
Wnen wurden. Das Hotel bedect einen Flächen⸗ 
n von 92,000 Quadratfuß, ist 400 Fuß lang 
nd wiegt 7000 Tons. Es wurde auf hohe Balken 
mn die auf den Waggons ruhten. Große 
—— Newyork sahen diesem eigen⸗ 
Schauspiele zu. Das Gebäude soll im Ganzen 
o95 Fuß versetzt werden, um außerhalb des 
teiches von Eingriffen der See zu sein. (7) 
u Nerto 5.April. In Telaya (Mexiko) 
gn e furchtbare Katastrophe statigefunden. In 
in 88 hölzernen Bau fand ein Stiergefecht 
Id nd war das Gebäude vollständig befetzt. Elf 
we aus dem Stadtgefängniß hatten Erlaub⸗ 
ihe Bewachung dem Schauspiel beizuwohnen. 
e eiselben rieb ein Streichholz an und gerieth 
* das ganze Gebäude in Brand. In einem 
*8 id ergriff die gesammten Zuschauer eine 
* Panik und es entstand ein rasendes Ge- 
8* nach dem Ausgange. Viele Frauen und 
* stützten von den Galerien in die Arena 
etlitten schwere Verlezungen. Inzwischen riß 
ich ein Stier los und stürzte sich auf die am 
Boden liegenden Unglücklichen, die er zerstampfte 
und mit den Hörnern stieß. Zusammen wurden 
18 Personen getödtet, 68 erlitten Brandwunden, 
über Hundert wurden durch Herabspringen von den 
Halerien verletzt und 50 erhielten im Gedräng⸗ 
Quetschwunden. 
F Der Verbrauch von Tabak in der 
Form von Cigarren ist auf Cuba unglaublich groß, 
und für die Stadt Havanna allein ward er nach 
hortigen Zeitungen auf einen Werthbetrag von 20 
Millionen Mark jährlich abgeschätzt. Männer, Frauen 
und Kinder huldigen gleichmäßig dieser Gewohnheit. 
Ans fällt es stets auf, eine Dame in ihrem Salon 
rauchend zu finden, dort ist Das etwas Alltägliches 
Die Maänner jeden Standes rauchen immer und 
iberall — im Wohnhause, auf der Straße, im 
Theater und Cafe, wie im Comtoir. Wenn sit 
ssen oder trinken, man möchte sagen, selbst wenn 
ie schlafen, müssen sie rauchen. Bei der table 
lVhote im Hotel ist es ganz gewöhnlich, einen Cu« 
zaner zwischen jedem Gericht einige Züge macher 
ju sehen, und dazu stehen überall brennende Kerzen 
sur Hand. Wird eine Herrengesellschaft zur Tafe! 
zeladen, so sorgt der Gastgeber dafür, daß seinen 
Bästen wiederholt ein Päckchen Cigaretten nebss 
zrennendem Wachsstock angeboten wird, dem er 
wohl noch eine beliebte Sorte von substantiellen 
Cigarren nachfolgen läßt. Tabak wird eben bei 
jeder Gelegenheit consumirt — bei Gerichtssitzung 
pie beim Begräbniß, im häuslichen Kreise, bei Fest 
ichkeiten und beim Verkehr auf der Straße. Der 
Sklave und sein Herr, die Magd und ihre Gebie— 
erin, Knabe und Mann — alle, alle rauchen. Es 
st merkwürdig, daß man Hayanpa nicht schon weitß 
draußen auf der See riecht, bevor man das Laud 
in Sicht bekommt. 
Landwirthschaftliches. 
Wir beabsichtigen demnächst einen ausführlichen 
Urtikel über Düngung der Kulturpflanzen unter 
—XX 
unsern Lesern zu bringen und wollen heute einen 
leinen Auszug daraus für die jetzt noch zu düng 
enden Pflanzen machen, da wir glauben, daß der 
Fine oder der Andere noch daraus Vortheil ziehen 
rann. 
Die Haupipflanzennährstoffe, die selten im 
Boden, selbst bei fortgesetzter Stallmistdüngung, in 
hinreichender Menge vorhanden sind, sind: 
Stickstoff, Phosphorsäure und Kali. 
Pflanzen, die keinen Stickstoff zur Düngung 
gzebrauchen, sind: 
Erbsen, Bohnen, Linsen, Wicken, Lupienen 
und alle kleeartigen Pflanzen. 
pPllanzen, die Stickstoffdüͤngung nicht lohnen 
sind: 
Wiesengräser, Seradelle und Esparsette. 
Bei Dünguug mit Stallmist reichen pro Morgen 
für 3 Jahre 200 Ztr. aus und soll man zum 
Ersatz der Phosphorsäure 4 Ztr. Thomasmehl zu⸗ 
erst auf den Acker streuen und unterbringen, bevor 
der Mist ausgestreut wird, damit kein Verlust an 
Amoniak stattfindet. 
Düngung der Wiesen. 
Man verwende pro Morgen 4 Ztr. Thomas- 
mehl und 210 —3 Ztir. Kainit. Am besten ist es 
diese Dünger im November, Dezember und Januar 
zu streuen und dann im Frühjahr mit der 
ẽgge gut mit der Wiesennarbe zu mischen. Hat das 
Aufbringen nicht so zeitig geschehen können, so kann 
nan es noch im zeitigen Frühjahr bewirken. 
Auf Wiesen ‚bildet sich bei Anwendung von 
Thomasschlacke als Düngung schon nach den erslen 
Monaten an Stelle von saurem Zeug ein Teppich 
von kleeartigen Pflanzen und doppelt bis zweiein⸗ 
halbfach größeren Erträgen an besserem Futter. 
Düngung der Sommerfrüchte. 
Das Thomasmehl bringe man im zeitigen 
Frühjahr auf den Acker, sobald derselbe schneefrei 
st und ebenso den Chilisalpeter und verwende pre 
Morgen: 
Chilisalpeter. Thomasmehl. 
Kartoffeln Un Ztr. 2 Zir. 
Futterrüben 28 35 
Mohren 2 F 4 
ohlrüben 
Weißrüben 
Schwarzwurzelt 
alle Kohlarten 
Zwiebeln 
HDüngung der 
sträucher, Kürbis, Gurken, Melonen, Spargel; 
Erdbeeren. 
Pro Morgen: 2 Ztir. Chilisalpeter, 8 Ztr. Tho⸗ 
masmehl und 1 Zir. Chlorkalium. 
Düngung der Obstbäume. 
Man bestreue die von der Baumkrone überragte 
Bodenfläche bis etwa 80 em über die äußersten 
Spitzen mit 6 Pfd. Chlorkalium, 12 Pfd. Tho⸗ 
masimehl und 8 Pfd. Chilisalpeter auf trockenem 
Boden; hingegen nur 4 Pfd. Chilisalpeter aus 
feuchtein Boden, pro 100 qm Bodenfläche. 
Düngung der Hülsenfrüchte. 
(Erbsen, Bohnen, Linsen.) 3 Zir. Thomas⸗ 
mehl, 1 Zir. Chlorkalium pro Morgen. 
Duͤngung der kleeartigen Gewächse. 
Pro Morgen: 3 Zir. Thomasmehl. 1 Ztr. 
Chlorkalium. 
Das Thomasmehl eignet sich zur Düngung für 
alle Pflanzen und für alle Bodenarten. 
Man beachte stets bei der Anwendung kuünst⸗ 
licher Düngec, daß die Pflanzen nicht von einem 
Sioffe allein leben können und darf man sich deß ⸗ 
halb von der Anwendung blos eines künstlichen 
Dungemittels nur Erfolg versprechen, wenn die 
andern Nährstoffe im Boden in hinreichender Menge 
vorhanden sind, um den Pflanzen als Nahrung 
zu dienen. 
Bekanntlich erwirbt sich die Thomasschlacke immer 
mehr Anerkennung und verdient in der That alle 
Beachtung. doch bleibt hervorzuheben in erster Linie, 
daß die Thomasschlacke nur die Garantie eines 
günstigen Erfolges bietet bei ganz feiner Mahlung. 
Es ist daher beim Kaufen die Garantie, sowohl 
für den Gehalt an Feinmehl als auch an Phos⸗ 
phorsäure, zu fordern nöthig und sollte keine Tho⸗ 
masschlacke unter 80 80 Feinmehl, durch Sieb 
O,17 mm. fallend, verbraucht werden, um schon 
m ersten Jahre einen hinreichenden Erfolg damit zu 
erzielen. 
Dienstesnachrichten. 
Bezirksamtsass ssrr Trutzeer in Kirchheim— 
bolanden wurde zur Dienstleistung an die Regierung 
der Pfalz berufen, Rechtspraktikant Rauchalles 
zumBezirksamtsassssor in Hirchheimbolanden ernannt. 
Notar Eswein in Billigheim wurde auf An— 
suchen nach Grünstadt versetzt, Rechtsbraktikant 
Himmelmann in Dannheim zum Notar in Kirch⸗ 
heimbolanden ernannt. 
Sterbefälle. 
Gestorben: In Speyer Friedrich Groissant 
Schlosser 38 J. a., und Franz Ballreich Tünch er 
25 J a., in Kirrweiler: Friedrich Ries, Pfarrer, 
71 3. 'a., in Kirchheimbolanden Magdalena 
Siegler, geb. Wallacher, 44 J. a. in Zweibrücken, 
Karl Blum, prot. Pfarrer und Kapitelsenior, 68 
J. a., in Dürkheim Franz Hildenbrand, Kuüfer⸗ 
meister, 534 J. a. und Heinrich Württenberger. 
c ischer Echiffs bericht 
der „Red Star Linie“, Antwerpen. 
New⸗-York, 6. April. — Der Postdampfer 
„Belgenland' der „Red Star Linie“, ist von Ant⸗ 
werpen heute wohlbehalten hier angekommen. 
Neueste Nachrichten. 
Munchen, 9. April. Der Prinzregent 
spendete für die Ueberschwemmten 10,000 Mark. 
Berlin, 9. April. In hiesigen nationalen 
Kreisen ist eine Adresse an den Reichskanzler Fürsten 
Bismarck in Vorbereitung, in welcher der dringende 
Wunsch nach seinem Verbleiben im Amte, sowie 
das tuckhaltlose Vertrauen ausgesprochen wird, daß 
Kaiser Friedrich in seiner allgemein verehrten Weis⸗ 
heit und hochherzigen Hingebung an die großen 
Interessen der Nation Mittel und Wege finden 
werde, einen so unersetzlichen Verlust von Deutsch⸗ 
land abzuwenden. Die Adresse soll öffentlich zut 
Unlerzeichnung ausgelegt werden. 
Posßen, 9. April. Kaiserin Victoria 
ist um 12 Uhr 58 Minuten hier eingetroffen und 
wurde vom Oberbürgermeister empfangen. 
Bruͤssel, 9. April. Man meldet der „Indepen⸗ 
dance Beige“ aus Pest: Aus bestunterrichteten 
Kreisen höre ich, daß der Czar erklärt habe, die 
Heirath der Prinzessin Victoria mit Prinz Alexander 
on Battenberg sei eine Neigungsheirath und genire 
ihn durchaus nicht. 
Fur die Ledaltion deranwortlich: F. X. Deme