Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzei er“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
Zlatt und Sonntags mit geie illustrirter Deaee Das Biau kostet vierteljährlich 16 60 8 anschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 75 3 einschlie ßüch 
W V Zustellungsgebuhr. Die Einruckungsgebühr für die Igespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 3, bei außerpfälzischen und solchen 
aAnf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 , Reklamen 30 8. Bei maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
23. Jahrg 
M 8. 
Dienstag, 10. Januar 1888. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 8. Jan. Eine hiesige Korrespon⸗ 
enz, anscheinend der Prlizeibericht, spricht der Nach⸗ 
cicht von der bedorstehenden Verlobung des Fürsten 
Albert von Thurn und Taxis mit der Prinzessin 
xẽlvira jede Begründung ab. — Graf Emerich 
ArcozValley hat gestern Abend in Begleitung seines 
—— Anton 
Brafen Arco Valley, München verlassen, um seine 
seu. Stellung im Auswärtigen Amte zu Berlin 
inzutreten. Graf Emerich Arco wird sich unmittel⸗ 
zar nach seiner Ankunft in Berlin beim Grafea 
Herbert Bismarck zum Dienstantritt melden. Soviel 
Fier verlautet, soll Graf Arco zunächst im Con⸗ 
ulardienst in Japan verwendet werden. 
Berlin, 8. Jan. Die Berathungen zwischen 
en Reichsbehörden und den Vertretern der Colonial⸗ 
jesellschaften über den Entwurf einer demnächst zu 
rlassenden Verordnung betreffend die Gewinnung 
hon Gold und Edelsteinen in dem südwestafrika- 
nischen Schutzgebiet sind ihrem Abschlusse nahe. 
xFs werden in demselben die Bedingungen festge⸗ 
ellt, auf Grund derer im Schutzgebiete Gold ge— 
vponnen werden kann; insbesondere wird der 
udwestafrikanischen Gesellschaft das Bergregal ein⸗ 
geräumt. 
Der mehrfach gedachte Antrag wegen Beseiti— 
zung des Identitäts;Nachweises bei der Getreide⸗ 
zusfuhr soll dem Reichstage gleich nach den Ferien 
zugehen und Graf Udo Stollberg wiederum als 
Antragssteller erscheinen. Es heißt, die Unterzeichner 
es Antrages versprächen sich, troz des Umstandes, 
aß die Regierung seinem Inhalte in der Getreide⸗ 
ommission ablehnend gegenübergestanden hätte. 
iesmai umsomehr Erfolg, als sie den Nachweis 
ühren wollen, daß die bisher entgegenstehenden 
Schwierigkeiten beseitigt seien oder leicht zu beseitigen 
vären. 
Juden ausgewiesen. Ansässige und Handwerker 
zläeben underührt. — Wie es scheint, hat man 
etzt die Befestigungen von Batum, welches im Jahr 
1878 von der Türka an Rußland abgetreten und 
infänglich, auf Grund des Berliner Vertrags zum 
Freihafen erklärt, dann aber zum Kriegshafen ge⸗ 
nacht worden ist, zu Ende geführt; wenigstens 
hringt der „Russti Invalid? den Allerhöchsten Be⸗ 
fehl, nach welchem das bisherige „Michaelswerk“ 
bei Batum in „Michagels⸗Festung“ umzubenennen 
ist. Die Festung führt ihren Namen nach dem 
Froßfürsten Feldmarschall Michael Nikolajewitsch, 
dem einstigen Oberbefehlshaber der Operations⸗ 
urmee in Asien. — 
Toraie und alzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 10. Jan. Wie wir hoͤren, 
haben schon vor einiger Zeit die hiesigen Lehrer 
um besseren Verschleiße der Loose ihrer Waisenstifts 
dolterie einen Looseverein gegründet. Jedes 
Mitglied zahlt pro Woche 25 Pfennige. Für die 
ingehenden Beiträge werden dann Loose der Wohl- 
häligkeits-Lotterie zum Besten der bayerischen (und 
nuch pfälzischen) Lehrerwaisen angekauft. Wie man 
ins ferner mitiheilt, sind Loose dieser, nicht allein 
vegen ihres wohlthätigen Zweckes, sondern auch 
vegen ihrer günstigen Gewinnchancen sehr zu 
mpfehlenden Lotterie bei Jedem der hiesi gen Lehrer 
zu haben. Der Preis eines Looses beträgt 3 Mtk. 
L. Der Kantonalverein St. Ingbert der 
daiser-Wilhelm-Stiftung konnte in Er⸗ 
üllung seiner schönen Aufgabe auch füt das lau⸗ 
ende Jahr an Invaliden und Hinter— 
»liebenen von Invaliden aus dem Jahr 1870 
zis 71 10 Unterstützungen bewilligen im Gesamt⸗ 
hetrage von 4658 Mark. Trozz reichlichster Fürsorge 
eitens des Staates gibt es Fälle genug, in denen der 
Zusammenhang zwischen früheingetretenem Siech- 
hum und den Strapazen des Feldzuges nicht durch 
Zeugnisse nachweisbar oder nach dem strengen Buch⸗ 
saben des Gesetzes die Bewilligung einer Unter ⸗ 
tützung unmöglich ist. Hier bietet sich dann ein 
zeid der freien Vereinsthätigkeit, die 
luch eine Ehrenschuld unseres geeinten Vater⸗ 
andes genannt werden mag. Mit dem Wunsche, 
zaß unser Verein noch lange seiner Friedens⸗ 
urbeit möge obliegen dürfen, verbinden wir darum 
en anderen Wunsck, daß dieser Hinweis fur Viele 
ur Veranlassung werden möchte, diesem edlen Zwech 
hre thaͤtige Beihülfe zuzuwenden. Die Mitglieder⸗ 
ahl beträgt zur Zeit nur 38, der jäbrliche Beitrag 
Marl 70 Pf. 
— Die Herren Krämer von hier hielten 
nach der „Zw. Zig.“ gestern auf dem Banne von 
Webenheim eine Treibjagd ab, wobei 20 Hasen, 
12 Rehe und 1 Fuchs geschossen wurden. 
A.S.D. Das mit der Erhebung von Bei⸗— 
rägen zum Hutten⸗Sickingen Denkmal 
ur die Pfalz betraute Kaiserslauterer Comite hat 
n den jüngsten Tagen seine Sammlung abgeschlossen. 
Das Resuliat derselben ergiebt, ausschlieklich einer von 
zandau direkt an das Creuznacher Comite abge— 
jangenen Sendung von 314 Mk. 50 Pf. und nach 
Ibzug der Unkosten mit 100 Mk. 68 Pf., die 
„umme von 1774 Mtk. 835 Pf., — bis auf 
veiteres einstweilen bei dem Eisenwerk Kaiserslautern 
verzinslich angelegt. — Diese Ziffer bezeichnet so⸗ 
nit nur die Gelder, welche bei dem Kaiserslauterer 
Fomite eingegangen sind, nicht die Höhe der Gaben 
iberhaupt, welche aus der Pfalz für genanntes 
denkmal gespendet wurden. Sie setzt sich aus 
plgenden Posten zusammen: Aus Annweiler 
zingen ein 44 Mk. 30 Pf. — Bergzabern 26 
Mk. 40 Pf. — Dahn 5 Mk., — Frankenthal 
5 Mt., — Heimkirchen 14 Mk. 20 Pf. — Hoch 
tein.9 Mk. 50 Pf., — Homburg 23 Mk. — 
daiserslautern 675 Mk., — Kandel 120 Mk. — 
dirchheimbolanden 34 Mk., — Kusel 883 Mk. — 
randstuhl 183 Mk. 30 Pf. — Ludwigshafen 
323 Mi. 50 Pf., — Niederkirchen 5 Mk. 50 Pf., 
— Otterberg 42 M. 60 Pf., — Rockenhausen 
11 Mt. 205 Pf., — St. Ingbert 100 Mk. 50 
Pf. — Speyer 88 Mk.. — Waldfischbach 27 
t., — Weilerbach 5 Mt., — Zweibrücken 180 
Mk. — München 20 Mk. — 
Nach den uns gewordenen Mittheilungen dürfte 
die Gesammtheit der bis jetzt aus der Pfalz ge⸗ 
spendeten Beiträge sich auf circa 3000 Mk. be— 
ziffern. — 
— In der Nacht vom 28. zum 29. Januar 
ritt eine für uns sichtbare totale Mondfinster⸗ 
aiß ein. Dieselbe nimmt ihren Anfang am 28. 
Januar Abends bald nach 10 Uhr. Die totale 
Herfinsterung beginnt etliche Minuten nach, 11 Uhr; 
e ist am größten um Mitternacht. Um 41 Uhr 
rritt der Mond aus dem Erdschatten; genau eine 
Stunde später erreicht die Finsterniß ihr Ende. 
Die Verfinsterung beginnt liaks an der Mondscheibe. 
— Die bayerischen Postfreimarken wer—⸗ 
den vom 1. Januar ab bis zum Werthbetnage von 
50 Pf. einschließlich in Blällern zu je 100 Stüd 
ingefertigt und abgegeben. Durch diese Eintheil⸗ 
ung ist sowohl für das Publitum als auch für die 
ßostanstalten eine große Erleichterung in der Be⸗ 
echnung und Abgabe geschaffen, denn bisher be—⸗ 
sand ein Markenbogen aus 60 Stück und entsprach 
‚aher nicht der Markwährung, wie es bei der 
Fuldenwahrung der Fall gewescn ist. 
icht ohne Interesse, dürfte es für Land- 
wirthe sein, zu erfahren, daß beim k. Proviantamt 
Bermersheim circa 500 Centner Roggenkleie vor⸗ 
danden sind, welche an landwirthschaftliche Consum⸗ 
Bereine und einzelne Landwirthe im Wege des 
freihandigen Verkaufs um den ungefähren Preis 
bon 4 M. 99 Pfg. pro Ceniner abgelassen werden. 
— Allgemeiner Deutscher Schul⸗ 
»erein zum Schutze des Deutschthums im Aus⸗ 
lande. Seitdem das neue Reich entstanden, mehren 
ich von Jahr zu Jahr die Anzeichen von dem 
WMiedererwachen und von der Zunahme des Na⸗ 
mionalgeistes und des Nationalstolzes der Deutschen 
m Reich, namentlich aber auch der Deuischen in 
er feindlichen Fremde. In hunderten von deutschen 
Zreifen außerhalb des Reiches wird vornehmlich der 
—EX 
icher Freude gefeiert: man gedenkt der einstigen 
Ddeimalh, des alten Elendes und des neuen Glanzes 
ind der Männer, die mit Gottes gnädiger Hilfe 
dem deutschen Namen die Ehre wieder gewonnen; 
aicht minder des deutschen Schulvereins, der schon 
ↄ oft, bald hier, bald dort, als Helfer in der 
sKoth erschienen. Es war ein guter Gedanke, daß 
vir im Reiche denselben Tag feiernd, uns eins 
vissend mit den Brüdern draußen, „so weit die 
eutsche Zunge klingt“, Jener freudig gedenken 
oslten, die ost umgeben von den feindlichsten Ele⸗ 
nenten, entbehrend aller der Segnungen, die uns 
as Reich bietet, auch ihrerseits dem deutschen 
stamen Ehre machen und, wenn nöthig, nach Kräften 
emüht waren und sind, der von feindlichen Ge⸗ 
valten bedrängten alten Heimath zu helfen. Schon 
or einem Jahre feierten einige Schulvereins Orts⸗ 
rruppen diesen 18. Januar als Ehrentag aller 
Ausland. 
Paris, 9. Jan. Prasident Carnot hielt 
essern eine Jagd in Rambonillet ab, an welcher 
iuch der deutsche Botschafter. Graf zu Münster, 
heilnahm. 
Nom, 8. Jan. Der bisherige spanische Ge- 
andte, Graf Rascon, überreichte heute dem Könige 
eine Creditive als Votschafter. 
Konstantinopel, 8. Jan. Der russische 
gotschafter wurde gestern vom Sultan empfangen. 
der Botschafter gab die friedlichsten Versicherungen. 
der Sultan sprach die Hoffnung aus, daß eine 
illseits befriedigende Lösung der bulgarischen Frage 
rzieit werde. 
Petersburg, 9. Jan. Anläßlich der Ent⸗ 
assung des ältesten Mannschafts⸗Jahrgangs des 
hardekorps sagt die , Petersburger deutsche Zeitung“, 
zie Cavalleriflen und Artilleristen seien bereits ent⸗ 
assen; die Entlafsung der Infanteristen erfolge in 
»en nächsten Tagen. Das Blatt begrüßt diese 
rühzeitige Entlassung als ein Friedenszeichen. 
Nach einer St. Petersburger Meldung 
»es „Gaulois“ hätte der russische Kriegsminister 
ie zur Verstärkung der Truppen in den baltischen 
Hrodinzen nöthigen Mittel gefordert. — Einem 
kelegramm der „Neuen Freien Presse“ aus Brodg 
ufolge wird russischerseits an der Befestigung und 
Berproviantirung von Dubno und Rowno mit un⸗ 
ermindertem Eifer fortgearbeitet. — Der Minister 
des Innern, Graf Tolstoi, verbot alle öffentlichen 
tudentischen Versammlungen und Sorireen, welche 
er Ursprung politischer Verbrechen wären. — Aus 
Moskau wurden im letzten Vierteljahr siebenhundert