Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St/ In berter Inzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Freitags und Samstags mit acht 
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23. Jahrg. 
675. 
Freitag, 13. April 1888. 
— 
* Deutschlands Sorge. 
Bie ein Alp lastet die bange Frage auf 
.* deutschen Patrioten: Wird Fürst Bis— 
od Reid stanzler bleiben oder wird er im Hin⸗ 
af gewisse Eventualitäten sein hohes, ver⸗ 
nortungsvolles Amt, welches er zum Ruhme 
vSegen Deutschlands seit Jahrzehnten führte, 
Seg 
detlegen ! Es ist gewiß keine Verletzung der 
idigen Ehrfurcht vor dem verehrten Kaiser 
pdtich, s 3 dnne — die ee 
JHin die Zukun ickt, diese Frage stellt, 
doch Kaiser Friedrich gleich nach der Uebernahme 
uegierung in der herzlichsten Weise kundgegeben, 
gg cx selbst hohen Werth auf des Fürsten Bis⸗ 
A ferneren Dienst lege, da der Reichskanzler, 
delbewährte, langjährige erste Diener Kaiser 
belnz und der treue, muthvolle Rathgeber ge⸗ 
osen, welcher den Zielen der Politik Kaiser 
ihelms die rechte Form gegeben und deren er⸗ 
neiche Durchführung gesichert habe. 
zanz ausdrücklich muß aber noch hervorgehoben 
aden, daß es sich in der angeregten Frage nicht 
mdas einfache Bleiben oder Gehen eines Staats⸗ 
nanes, sondern um die Erhaltung eines bewähr⸗ 
nbiters der deutschen Politik in trüber Zeit 
b58 * a ea sei es 
es Hinscheidens, sei es in Folge von 
jenstunfähigkeit desselben, oder anderer Umstände, 
inen alten, treuen Kanzler verlieren müssen und mit 
8 Eoentualitat ist für die Zukunft immer zu 
n 8 —& dreiundfiebzig Jahre 
eidend ist. 
—9 befinden fich aber gerade gegenwärtig auch 
J in emner Lage, in welcher es geradezu als ein 
mens es Unglück betrachtet werden müßte, den 
fast dreißig Jahren in Sturm und Noth, in 
9 Frieden bewährten ersten Minister 
— ands und Preußens von seinem hohen Posten 
zu sehen. Der erste, große Kaiser 
n un Reiches und bewährte Schirmherr des 
ens statrb vor Monatsfrist und sein erlauchter 
r eeedee 8 den uch 
rankheit, die ihm ein der vollen 
—XV 75 x 
* ieet —— 9 nur 
ud— sondern jeden Tag berhaupt voll · 
*8 indern kann. Dadei liegen die Verhältnisse 
bonnt. Datiden 8 mdieithewehen 
Wich Bulgariens i * i 
—* n⸗ noch nicht gesprochen und in 
a“ dann fich in wenigen Monaten die fried⸗ 
udt in eine kriegerische Monarchie ver⸗ 
m n. Ist es unter solchen Umständen nicht 
n e wenn d deuische Volk gerade 
aiheeh a i ürtigen n den y altbe⸗ 
aine einer auswärtigen Politik. den 
* izler Fürsten Bismarck, um keinen Preis 
en will? In Bezug auf die auswaͤrtige 
un, ist Fürst Bismarck ein Genie allerersten 
* u Autoritat, um die uns alle Völker 
0 ah ue entzieht es sich noch der öffent⸗ 
—58 ng, welche Gründe es alle sein moögen, 
—* Fürsten Bismarck veranlassen, sein Ent⸗ 
rrs einzureichen, jedenfalls ist es aber 
—S der deutschen Nation, daß die 
—* eiten, welche es dem Fürsten Bismard 
* machen würden, noch länger seines 
mtes zu walten, bald beseitigt werden 
Pplitische Uebersicht. 
* Im Befinden des Kaisers scheint jetzt 
in Stelle einer verhältnißmäßig günstigen Periode 
vieder eine minder gute Periode eingetreten zu 
ein. Namemlich ist der Schlaf des Kaisers jetzt 
Nachts wieder durch stärkeren Husten und Husten⸗ 
eiz und hiermit verbundenen reichlicheren Auswurf 
mlerbrochen. Die beabsichtigt gewesent Abreise 
Dr. Madenzie's nach London ist bis Ende April 
erschoben worden. 
* Alles in Allem genommen, scheint die Bis⸗ 
narckerisis lediglich vertagt, aber nicht schon 
neigelegt zu sein und die nahe liegende Moöglichkeit, 
zaß jene sich über kurz oder lang wieder in ern- 
tester Weise zuspitzen kann, ist leider nichts weniger 
ils zur Beruhigung der erregten öffentlichen Mei⸗ 
nung geeignet. Für jetzt ist das battenbergische 
deiratheprojekt allerdings wieder in den Hinter⸗ 
jrund getreiten, daß es jedoch definitiv aufgegeben 
väre, wie verschiedene Blätter zu derichten wußten, 
rafur liegt durchaus kein Anzeichen vor und es 
leibt hiermun die äußerliche Ursache der Kanzler- 
risis, wenn auch verschleiert, nach wie vor bestehen 
Was die mehrfach gemeldete and dann wieder 
ementirie Nachticht von einem beabsichtigten Be⸗ 
uche der Königin Victoria von England in Berlin 
inbelangt, so wird nunmehr bestimmt versichert, 
»aß man im Charlottenburger Schlosse der An⸗ 
unft der Königin Victoria für Ende dieser Wocht 
entgegensehe und seien die für die englische Mo— 
archin bestimmten Gemächer schon in Stand gesetzt 
* Die begeisterte Aufnahme, welche der Kai⸗ 
serin Victoria in Küstrin, Posen, Landsberg 
d.W. und den anderen von ihr besuchlen 
Punkten des Ueberschwemmungsgebietes zu Theil 
Jeworden ist, bildet den schönsten Dank der heim⸗ 
jesuchten Bevölkerung für den vom innigsten Mit- 
jefühl dictirten Besuch der Kaiserin im Osten des 
steiches und die tröstenden Worte, welche sie hierbei 
esprochen, können die Bebbekerung der über⸗ 
chwemmten Landestheile in ihrem Ungemach nur 
färken und aufrichten. Wie die Kaiserin selbst 
Jei ihrem Empfange in Posen versicherte, gedenke 
ie auch den übrigen Ueberschwemmungsgebieten in 
gälde einen Besuch abzustatten, nur fügte die 
Nonarchin hinzu, daß ihre Abwesenheit von Char⸗ 
ottenburg mit Rücksicht auf ihren leidenden Ge⸗ 
nahl dann immer blos eine kurze sein könne. 
*In Frankreich steht die öffentlich Mei⸗ 
—E boulang⸗ 
stijchen Wahlerfolge vom vergangenen Sonn · 
ag. Dieselben haben iñ nicht mehr zu verkennender 
Peise dargethan, daß die Zahl der mit der gegen⸗ 
värtigen Lage in Frankreich Unzuftiedenen rapide 
vpächst und daß eben Boulanger's Name zum 
—XD jenseits der Vogesen 
jeworden ist, welche die Beseitigung des jetzigen 
garlaments, oder der R publik oder auch den Um⸗ 
turz der bestehenden Verhälmisse behufs eines aus⸗ 
varligen Krieges erstreben. Die Person Boulanger's 
ommi eigentlich erst in zweiter Linie in Betracht, 
ber man kann es dem Er-General nicht veratgen, 
venn er nunmehr meint, die Mehrheit des fran⸗ 
zösischen Volkes hinter sich zu haden und die Sprache 
es manifestartigen Dankschreibens, welches Bou⸗ 
anger an seine Wähler in der Dordogne richtete, 
deweist deutlich, daß er sich schon ganz als den 
derrn der Situation fühlt. 
* Der Pariser „Matin“ hatte Depeschen, 
velche zwischen Boulanger und dem Grafen 
Dillon gewechselt worden waren und die auf die 
igitatorische Thätigkeit des ersteren ein neues be— 
eichnendes Licht werfen, veröffentlicht. Auf die 
Llage des Grafen Dillon hin ist nun regierungs⸗ 
eitig eine Untersuchung wegen der Verbreitung 
ieser Depeschen eingeleitet worden, jedenfalls wird 
ber die Untersuchung den durch die Depeschen⸗ 
Affaire auf's Neue compromittirten Ex⸗ General 
nicht rein zu waschen vermögen. 
* Nach dem Reuter'schen Bureau“ hätte Ruß ⸗ 
land seine Vorbedingungen für eine Aussöhnung 
nit Bulgarien ijeztzt dahin präcisirt, daß 1. Fürst 
Ferdinand zu entfernen, 3. ein neuer, nicht römisch⸗ 
atholischer Fürst zu wählen und 3. eine bulgarische 
Deputation an den Czaren zu entsenden sei. Zu 
der Erfüllung der beiden letzten Forderungen sind 
die Bulgaren eigentlich immer bereit gewesen und 
nur die merkwürdige Unzugänglichkeit des Czaren 
uhrte schließlich zur Wahl des Coburgers. 
Ueber die Stellung Rußlands zur bul⸗ 
zarischen Frage verlautet in englischen Kreisen, 
Rußland wolle sich verpflichten, keinen Zwang gegen 
tulgarien anzuwenden, keine Partei für die Vor⸗ 
zänge im Fürstenthum verantwortlich zu machen, 
veder Offiziere zur Ausbildung der bulgarischen 
Armee zu entsenden, noch einen General zum Kriegs 
ninister zu ernennen oder einen Commissär nach 
A wuürde es frei⸗ 
tehen, irgend einen Fürsten zu wählen, wenn er 
jur nicht Katholik ist. Der Zweck der russischen 
Regierung sei nur, eine moralische Genugthuung für 
den Czaren zu erlangen, weshalb vorgeschlagen 
werde, eine bulgarische Deputation solle dem Kaiser 
Alexander III. ihre Aufwartung machen. Die 
russische Regierung sei bereit, diesbezüglich mit 
irgend einer Partei in Bulgarien, selbst mit Stam⸗ 
huloff, direct oder durch Vermittlung der Tuikei 
zu unterhandeln. Werden diese Vorschläge nicht 
ugenommen, würde Rußland die Entwickelung der 
Freignisse ruhig abwarten. — Diese Darlegungen 
haben jedoch ein zu freundliches Gesicht, als daß 
ie wahr sein könnten! 
Der englische Premier, Lord Sa— 
lisbury, dielt am Dienstag in Carnavoon eine 
Rede, in der er seine Ueberzeugung aussprach, daß 
alle Herrscher Europas eifrigst vemüht seien, Con⸗ 
licten vorzuberugen, in welche die Völker durch die 
Zeitumstände hineingezogen werden könnten. Es 
sei aller Gtund zu der Annahme vorhanden, daß 
diese Bemühungen von Erfolg seien. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 10. April. Se. K. H. der 
PrinzRegent hat, wie das heute ausgegebene 
„Amtsblatt des Ministeriums des Innern“ mit⸗ 
sheilt, den in den einzelnen Orten des Konigreiches 
Bayern gebildeten und sich noch bildenden Comite's 
die Alterhöchste Bewilligung zur Var⸗ 
aahme aller Arien von Sammlungen, insbe · 
onbere auch von Haus zu Haus, zu Gunsten der 
durch Ueberschwemmung Beschädigten in 
Rorddeutschland Allergnädigst zu ertheilen geruhl. 
Muͤnchen, 11. April. Die Abgeordneten⸗ 
ammer hat die Beschwerde des socialdemokratischen 
sedacteuts Löwenstein aus Nürnberg, betr. das 
Herbot einer socialdemokratischen Wahlversammlung 
n Bayreuih, theils als unzulässig theils als un⸗ 
egründet abgewiesen. Der Antrag Evora's auf 
Fnaß eines neuen directen Wahl⸗Gesetzes wurde 
on der Tagesordnung abgesetzt. 
Munchen, 11. April. Der Beschwerde-Aus—⸗ 
chuß der Abgeorduetenkammer hat die Beschwerde 
—