Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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79. 
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Deutsches Reich. 
ünchen, 15. April. Se. kgl. Hoheit 
Jin Quitpold wird nach dem bis jetzt fest 
en KeiseProgramm am Freitag den 4. Mai 
Aschaffenburg, woselbst vom 3. auf den 4. 
Nachtquartier genommen wird, nach Darm- 
breisen, dort bei dem groß herzoglichen Hof 
Besuch abstatten und dann über Mannheim 
zese nach der Pfalz antreten. Der Hofzug 
in Mannheim, ohne die Station Ludwigs- 
zu berühren, über das Militärgeleise im 
dahnhof geleitet und ohne Anhalt auf den 
enstationen direct nach Speyer fahren, wo er 
in Uhr Nachmittags eintrifft. Im Regier— 
rͤsidialgebäude wird der Empfang der Behörde 
sinden und um 8 Uhr die Abreise nach der Villa 
szhohe bei Edenkoben angetreten. — Sams⸗ 
m 5. Mai fährt Se. kgl. Hoheit von Eden⸗ 
irect nach Kaiserslautern und mit Aufent⸗ 
n Neustadt nach Edenkoben zurück. Sonntag 
d. Mai, Morgens 8 Uhr, findet durch Se. 
hoheit die Grundsteinlegung zur neuen katho⸗ 
en Kirche in Edenkoben statt. Hierauf erfolgt 
Abteise nach Ludwigshafen mit Ankunft daselbst 
s. Uhr. Nach dem Empfang im großen 
wale deßs Directionsgebäudes der Pfälzischen Eisen⸗ 
hnen findet eine Fahrt durch die Stadt und die 
jchtigung der Hafenanlagen statt. Um 1184 
wird die Rückreise nach Edenkoben angetreten 
id war über Frankenthal⸗Dürkheim⸗Neustadt. An 
een beiden erstgenannten Orten werden gelegentlich 
Is Maschienenwechsels auf den Bahnhöfen die 
uigen Behörden u. s. w. empfangen. Am Sonn- 
q Ibend soll eine großartige Ovation der Pfälz- 
iden Kampfgenosse nschaft in Form eines Fackel⸗ 
uß nach der Villa Ludwigshöhe statifinden. — 
voniag der 7. Mai ist dem Besuch der Städte 
dau und Germersheim gewidmet. — Dienstag, 
18. Mai geht die Reise von Edenkoben direct 
d homburg, wo ebenfalls auf dem Babnhof die 
rden u. s. w. empfangen werden. Von dort 
jrht sich Se. kgl. Hoheit nach Zweibrücken, wo 
ufenthalt von drei Stunden genommen wird. 
eKückreise nach Edenkoben erfolgt über Ann⸗ 
ier und Landau. — Mittwoch der 9. Mai ist 
einen Besuch des großh. Hofes in Karlsruhe 
inmt. — Donnersiag den 10. Mai (Himmel⸗ 
tttziag) begiebt sich Se. kgl. Hoheit Vormittags 
n Gottesdienst nach Speher, des Nachmittags 
n Ferderennen nach Haßloch. — Freitag den 
Nai findet die Rückreise nach Munchen über 
cmersheim⸗Bruchsal statt. 
Munchen, 16. April. Die Abgeordneten⸗ 
nn in welche heute der Würzburger Abgeord- 
Regierungsrath Burkhardt (freifinn.) neu 
Den ist, bewilligte den gestern mitgetheilten 
un des Finanzausschusses gemäß zum Voll⸗ 
3 Unfallgesetzes für die Lande und Forst⸗ 
p shaft 20 920 Mk. und zur Ausführung des 
en 70000 Mark. —Bei der Beraihung 
e bon Ingolstädtern und Münchenern 
e auf Abschaffung verschiedener Härten 
—— die ohne Berücksichtigung der Vasten 
nnen werde, kam es zu einer längeren Debatte, 
an bon der nationalliberalen Seite als einziges 
um einem derartigen Schaden abzuhelfen, 
nturuna der Einkommensieuer unler Auf- 
ꝗ Grund⸗, Haus⸗ Miets- u. s. w. Steuer 
—* n ward. Der kon servative Abg. Beckh 
J dem bei, indem er die sächsische Einkom⸗ 
tuer wegen ungenügender Progression und un⸗ 
Mittwoch, 18. April 1888. 
23 Jahrg. 
genügender Freilassung eines Existenzminimums 
ritifierte. Das Gesuch wurde der Regierung zur 
denntnißnahme übergeben, nachdem der Referent 
namens des Ausschusses erklärt hatte, daß man sich 
zus finanziellen und steuertechnischen Gründen nicht 
darauf einlassen kiönne. 
Berlin, 16. April. General⸗Feldmarschal 
raf v. Blumenthal ist von der Stellung des 
ommandirenden Generals des 4. Armmeekorps ent⸗ 
hunden und zum General-Inspekteur der 4. Armee⸗ 
Inspektion sowie zum Chef des Reitenden Feld⸗ 
äger · Korps ernannt worden. Die erstere Stellung 
cüͤte bekanntlich bis zu seiner Thronbesteigung 
daiser Friedrich selbst inne. Da dieser Armee⸗ 
Inspektion das 1. und 2. königlich bayerische 
Armeekorps zugetheilt sind, welche zu besichtigen 
er Kaiser vertragsmäßig nicht nur das Recht, 
ondern auch die Pflicht hat, so war eine baldige 
xẽrnennung eines General⸗Inspekteurs geboten, um 
n dieser Beziehung keine Unterbrechung eintreten 
uu lassen. Feldmarschall Graf v. Blumenthal ist 
owohl den Bayern als den Württembergern, deren 
Armeekorps auch zu dieser ArmeesInspektion gehört, 
nicht unbekannt, war er doch im Kriege 187071, 
ils alle diese Truppen unter dem Oberbefehl Kaiser 
Friedrichs standen, der Chef des Generalstabes der 
amaligen deutschen dritten Armee. 
Berlin, 16. April. Die Wahl Bou— 
anger's wird hier als Zeichen dafür betrachtet, 
aß eben die inneren Verhältnisse Frankreichs keine 
Ztabilität befitzen, so daß man ebenso gut von 
em kriegerischen wie von dem friedlichen Frank⸗ 
eich reden könnte. Kleine Zufälle z. B. wie 
grenzverletzungen, eine gestörte Tannhäuservorstel⸗ 
ung, ein Volksauflauf, die Wahl eines Mannes 
vie Boulanger können den völligen Wechsel der 
Situation im Innern und nach Außen zu bringen. 
Deutschland hat nach wie vor die Vilicht wachsam 
zu sein. 
Berlin, 17. April. Die heutige Nummer 
er „N. A.⸗Z.“ meldet: Das Befinden des Kaisers 
zat sich im vaufe des gestrigen Tages, nicht ge- 
essert. Das Fieber dauert an und zeigt, daß das 
zeiden kein oͤrtliches mehr ist. Die Professoren 
Zeyden und Senator sind berufen. Prof. Leyden 
st abwesend. Er wird den Kaiser erst heute sehen. 
Zrof. Senator wohnte gestern den ärzlichen Confiuien 
jei. Prof. von Bergmann nimmt jetzt regelmäßig 
in den Besuchen der Aerzte Theil. Prof. Krause 
vohnt vorübergehend im Schlosse. 
Berlin, 17. April. Heute Vormittag zwi⸗ 
chen 10 und 11 Uhr fand eine Berathung der 
Nerzte statt, woran außer Professor Senator auch 
Zrofessor Leyden theilnahm. Der Kräftezustand 
zes Kaisers hat fich nicht verschlechtert und war 
zas Befinden in den Vormittaasstunden relativ 
twas befriedigender. 
Ausland. 
Wien, 16. April. In der Budgetdebatte 
zroͤrterte der deutschnationale Abgeordnete Stein⸗ 
vender dis bedrohliche außere Lage und bedauerte, 
daß die Situation noch complicirter werde durch 
die Strömung gegen den Fursten Bismarcdh, die er 
als bodenlose Undankbarkeit und als ein emporen⸗ 
des Vorgehen auffaßt, hervorgerufen durch nicht 
näher zu bezeichnende Einmischungen und Intri⸗ 
zuen. Steinwender plaidirte für ein Beamten 
ninisterium in Oesterreich, welches ersprießlicher 
väre als die parlamentarische Regierung, wie das 
Beispiel Preußens zeige. wo keine Parlaments⸗ 
egierung bestebe. 
Wien, 17. April. Der Wehrausschuß nahm 
die Wehrnovelle unverändert an. Der Lan⸗ 
»esvertheidigungsminister erklärt, die Anwendung 
»es Gesetzes solle nur ausnahmsweise erfolgen. In 
inderen Staaten beständen betreffs Heranziehung 
er Reserve viel strengere Bestimmungen. Die 
Harantie gegen einen Mißbrauch des Gesetzes liege 
in der Budgetbewilligung. 
Bukarest, 16. April. Aus Ferbintzi wird 
ein blutiger Zusammenstoß zwischen Militär und 
rufrührerischen Bauern gemeldet, welche letzteren die 
Truppen angriffen. Die Regierung ist, wie der 
Ministerpräsident in der gestrigen Kammersitzung 
rklärte, zu energischem Vorgehen enischlossen. 
Paris, 16. April. In einer gestern in 
xkpinal gehaltenen Rede bezeichnete Jules Ferry 
goulanger als einen Soldaten des Aufruhrs. 
sedner rechtfertigt die Haltung der Opportunisten; 
ie gegenwärtige Deputirtenkammer triebe Miß⸗ 
rauch mit Ministerkrisen. Die jetzige Krisis lieferte 
en Beweis, daß das direkte Stimmrecht nicht un⸗ 
ehlbar sei. Die jetzige Lage des Landes sei ein 
ßlagiat des 2. Vezember, die Redensarten von 
ewisser Seite seien heuchlerisch zweideutig und 
euchierisch drohend. Er (Ferry) würde das Ka⸗ 
iner Floquet unterstützen, dasselbe müsse aber 
jegenüber dem Boulangismus eine thätige und 
reitbare Haltung einnehmen und auf die Conzen— 
rirung der Republikaner gegenüber der cäsariani- 
chen plebiscitären Bewegung hinarbeiten. Die 
duckehr zum Casarismus würde den Krieg mit dem 
Ausland herbeiführen. Frankreich würde die Ach⸗ 
ung Europas verlieren, wenn es innerhalb vierzig 
Jahren zum zweiten Male die Mittelmäßigkeit für 
HZenie, Catilina für Washington annühme. 
Paris, 17. April. Boulanger richtete 
olgendes Schreiben an seine Wähler im Nord- 
Departement: Der 15. April wird für das Land 
orian einen Tag der Befreiung bezeichnen. 
Muthig haben Sie allen Presstonen widerstanden 
ind der Tyrannei Trotz geboten, um ihrem Ge⸗ 
vifsen zu gehorchen. Arbeiter, die man durch Ein⸗ 
chuchterungen bestimmen wollte, haben ihr taägliches 
Zrod aufs Spiei gesetzt. Politiker, welche niemals 
ein anderes Programm hatten, als das, sich auf 
den Bänken der Kammer zu verewigen, gaben sich 
den Anschein, als ob sie nicht verständen, auf wel⸗ 
hes politische Glaubensbekenntniß es jetzt ankäme; 
sie haben es verstanden und haben gleichzeitig mit 
mir vderlangt, daß die Kammer, die zur Ohnmacht 
erdammt ist, aufgelöst, die Verfassung revidirt 
verde, die nicht nur antirepublikanisch, sondern 
nuch usurpatorisch ist; denn diejenigen, welche so 
otitten, legten sich willkürlich die konstituirende 
Zewalt bei welche die Wähler ihnen verweigert 
hatten. Was Frankreich verlangt, was Sie durch 
neinen Namen bestätigi haben, das ist die Noth— 
vendigkeit einer konstituirenden Versammlung, vor 
welcher alle ehrgeizigen Bestrebungen zurücktreten 
verden, eine Versammlung, welche dem Volke in 
der Republik den weiten Raum zugesteht, den es 
innehmen muß, den man ihm stets verheißen, von 
em man es aber systematisch fern gehalten hat. 
Rom, 15. April. Den neuesten Berichten 
jemaß schweben Verhandlungen zwischen dem Ge⸗ 
jeral San Marzano und Ras⸗Alulas versöhnlich 
jesinntem Nachfolger Ras-Agos. Der Negus wäre 
eneigt, Karawanen gegen eine leichte Taxe durch⸗ 
nulassen, verlangt jedoch die Aufhebung des Blokus 
on. Massauah und einen feierlichen Verzicht auf 
en Einfall in Abessynien. Immerhin scheint