Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗VBlatt und Freitags und Samstags mit acht 
—A re Vn Blau bofter viertenahrun Gd inschliehu ch Tagerlohn, durch die Polt verogen 7 inichtettzz 454 Zufte lungsgebuhr. Die 
ungsgebuhr fur die 4espaltene Garmondzeile oder deren Raum belragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfalzischen und soichen auf welche die Expedition 
Auskunft eriheilt, 1I8 6. NReklamen 80 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
Donnerstag, 19. April 1888. 
23 Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
der Reichskanzler beabsichtigte, am Sonn⸗ 
aud fich für einige Tage nach Varzin zu begeden, 
e duf seinen dortigen Befitzungen durch das 
qwasser angerichteten Schäden in Augenschein 
ehmen. Ob indessen Fürst Bismarck diese 
ah noch ausführt, durfte ganz von dem weiteren 
suufe der Krankheit des Kaisers abhängen. 
Der Wahlfieg Boulanger's im fran⸗ 
hen Norddepartement⸗ wo der —E 
gewaltiger Mehrheit, mit 172,000 Stimmen, 
Abgeordneten gewählt worden ist, bedeutet 
weueren demerkenswerthen Forischritt, der sich 
en Namen Boulanger's knüpfenden revolutio- 
Strömung jenseits der Vogesen. Allerdings 
gerade im Norddepartement die Republikaner 
ein der Minderheit gewesen und erwiesener⸗ 
hen haben auch die Gelder der monarchistischen 
ahtfonds bei dem neuesten Erfolge der Boulangisten 
— 
zahsache nichts ändern, daß in Frankreich die 
hatei der Unzufriedenen einen neuen Triumph 
ij Kosten des gemäßigten Republikanismus ver⸗ 
nen kann, die Blätter letzterer Richtung selber 
en dies zugestehen. 
die gestrige bonapartistische Partei— 
aferenz in Brüssel beschloß, den Bou⸗ 
ngisten auch ferner Unterstützung zu Theil 
atden zu lassen. 
Der Papft empfing am Montag die öster⸗ 
riischen Pilger und ermahnte er dieselben, ihrem 
chabenen Monarchen stets unterwürfig zu sein und 
wieligidse Erziehung einzutreten. 
*Die Bauernunruhen in verschiedenen Gegen⸗ 
Rumaäniens nehmen allmählich einen be⸗ 
wlihen Charakter an und mußte die Regierung 
hhere Truppenabtheilungen gegen die aufstän- 
ihen Bauern entsenden. Vermutlich hat man es 
bieser Bauernbewegung mit einem in's Ländliche 
utsehten Echo des Bukarester Parteitreibens zu thun. 
Deutsches Reich. 
Nünchen, 17. April. Mit der gestrigen 
eilbjung der 30 prozentigen Obligationen ist das 
minole der älteren allgemeinen Staatsschuld voll⸗ 
undig getilgt. 
Muͤnchen, 17. April. (Landtag.) In der Spe⸗ 
Adtussion wurde Kap. 1 — 29 nach den Vor⸗ 
Alegen deß Ausschusses angenommen. Bezuͤglich einer 
nütien mehrerer Militärkuraten um Verbesserung 
Verhälmisse bayerischer Militärseelsorger erklärte 
Kriegsminister auf Anfrage des Abg. Bekh, 
w die Militürgeistlichen nach Maßgabe ihres Diensi- 
ommenßz penfionsberechtigt seien. Gegen die 
etleihung dez Titels k. NMiilitärpfarrer habe die 
lnderwaltung nichts einzuwenden, dieselbe müsse 
euf geistlichm Wege erstrebt werden. Die 
y wurde hietauf der k. Staatsregierung zur 
rdigung hinübergegeben und die Sißzung auf 
gen Minwoch den 19. ds. vertagt. Fortsetzung 
herathung zum Militäretat. 
Charlottenburg, 18. April. (Offiziell.) 
ve Majestät hatten eine etwas ruhigere Nacht. 
serlin, 18. April. Der Zustand des Kaisers 
qeene des Bormittags war ziemlich underandert 
—— Fieber ist zwar noch vorhanden, 
* Kraftezustand befriedigend. Die ärztliche 
* tation war gegen 115 Uhtrr beendet; die 
hn nicht unzufrieden sein. 
erlin, 18. April. Heute Morgen 9 Uhr 
at Consultation sämtlicher Aerzte staltgefunden. 
Berlin, 18. April. Der Kanzler hat sich 
seute Vormittag zum Vortrag nach Charlottenburg 
egeben, woraus geschlossen wird, daß das Befinden 
des Kaisers sich befriedigend bessert. 
Ausland. 
Pest, 17. April. Samtliche Abendblätter 
zrückten in sympathischster Weise ihre tiefste Theil⸗ 
iahme anläßlich der Verschlimmerung des Zustandes 
)es deutschen Kaisers aus. 
Bruͤssel, 16. April. Sicherem Vernehmen 
rach ist das Project einer directen und besonderen 
Fisenbahnlinie Mainz-Brüssel endgiltig aufgegeben. 
Das belgische Ministerium läßt mit Eifer an der 
Fertigsielung der Amblove-Bahn, mit deren An- 
chluß an das preußische Bahnnetz die preußische 
stegierung einverstanden ist, und welche die Linie 
Mainz-Brüssel ersetzen soll, arbeiten. Zur Fertig⸗ 
tellung des zweiten Abschnittes der Amblöve-Bahn 
jat sich jetzt die belgische Regierung noch einen 
ußerordentlichen Credit von 1,200,000 Fr. be⸗ 
willigen lassen. 
Paris, 18. April. Das „Frankf. Journal“ 
jat der „Köln. Zig.“ die Nachricht entnommen, 
daß der Minister des Aeußern Goblet eine Un⸗ 
ersuchung bezüglich der Mißhandlungen zugesagt 
jabe, welche einige deutsche Studenten kürzlich in 
Zelfort seitens des dortigen chauvinistischen Pöbels 
rlitten haben. Die Nachricht wird officiös demen⸗ 
irt. Der Vorfall habe zu keiner diplomatischen 
ction Veranlassung gegeben. Wie ich hinzufügen 
ann, ist allerdings die hiesige deutsche Botschaft 
jon keiner Seite mit dieser Angelegenheit befaßt 
vorden, nur soll es richtig sein, daß Herr Goblet, 
zebor noch der Vorfall in die Oeffentlichkeit gelangt 
war, dem deutschen Geschäftsträger davon gesprochen, 
ein Bedauern darüber ausgedrückt und hinzugefügt 
jabe, daß die Behörden von Belfort angewiesen seien, 
Zieserhalb eine Untersuchung einzuleiten. (F. J.) 
San Remo, 186. April. Kaiser Friedrich 
jat soeben dem Präfecten von Porto-Maurizio 
em Unterpräfecten und dem Bürgermeister hierselbst, 
)en betreffenden Marine⸗, Gendarmerie- und In- 
'anterie⸗Officieren u. s. w. Orden verliehen und 
hierdurch eine werthvolle Ueberraschung allen den⸗ 
enigen bereitet, die während seines Krankenaufent ⸗ 
jalts mit ihm in dienstliche Berühung zu kommen 
den Vorzug hatten. 
Dublin, 17. April. Der Deputirte für 
Ostmaya, Dillon, wurde heute verhaftet. 
Prxle und pfẽltische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 19. April. Bei den gegen⸗ 
värtig stattfindenden Kontroll⸗Versammlungen werden 
zie nichtbayerischen Kontrollpflichtigen auf Se. Maj. 
»en Koͤnig und Kaiser Friedrich, die bayerischen, 
oweit dies nicht schon früher geschehen, auf Se. 
Maj. König Oito vereidigt. Die Reservisten des 
Jahrganges 1880 treten zur Landwehr 1. Aufge⸗ 
‚ots über. Allen Mannschaften werden die Be—⸗ 
timmungen der neuen Wehrordnung bekannt gegeben. 
— Im Gefolge S. K. H. des Prinzregenten 
vährend seines Aufenthaltes in der Pfalz werden 
ich befinden: General⸗Adjutant Frhr. v. Frey⸗ 
chlag, die Flügeladjut. Oberstlieut. Graf Lerchen⸗ 
eid und Frhr. v. Brama, Hauptmann v. Wiede⸗ 
nann und Rittmeister Frhr. v. Wolfstett, Oberst- 
jofmeister Graf zu Castell, Obersthofmarschall Frhr. 
. Malsen, Oberststallmeister Graf d. Holnstein, die 
Ninister: Dr. Fthr. v. Lutz und Frhr. v. Frei⸗ 
tzsch, Kgl. Geheim ˖ Kanzlei⸗-Rath Stattner, Bez.⸗ 
Imtsassessor Dr. Pröbst und geh. Ministerialsekretär 
Nadler, Hofrath von Klug, Hofkasse-Kontroleur 
Zellhuber. Außerdem sind vom 4. mit 11. Mai, 
dmit während der ganzen Dauer des Aufenthaltes 
es Prinz⸗Regenten auf der Ludwigshöhe, für eben⸗ 
hort eingeladen: Regierungspräsident von Braun; 
Direktor der pfälzischen Cisenbahnen, Regierungsrat 
Ladale. 
— Zweibrücken, 15. April. Dem Kauf⸗ 
nann und Fabrikbesitzer Gustav Adolph Glitzner in 
Zeipzig Neuschönefeld wurde unter dem Namen 
Marienzeche das Bergwerkseigenthum in dem auf 
Theilen der Gemeinden Patersbach, Altenglan, 
Friedelhausen, Mühlbach, Rutsweiler, Theisberg⸗ 
legen, Föckelberg und Neunkirchen, kal. Bezirksamt 
ꝛusel, und auf einen Theil der Gemeinde Gimsbach 
gl. Bezirksami Homburg, sich erstreckenden Gruben⸗ 
esd von 8 Millionen Quadratmeter oder 800 
Hektaren Flächeninhalt zur Gewinnung aller in 
ziesem Grubenfeld vorkommenden Steinkohlen ver⸗ 
iehen. 
Zweibrücken, 17. April. Die „3. 8.“ 
rfahrt, daß Herr Heury Villard vor einigen 
Tagen mit dem Dampfer „Trave“ in Deutschland 
ingetroffen ist und sich augenblicklich in Berlin be⸗ 
indet. Derselbe gedenkt Anfangs Mai in die Pfalz 
‚zu kommen. 
— Haßloch, 18. April. Gestern Morgen 
wischen 5 und 6 Uhr entistand in der Saatdoͤrre 
zes Herrn Bürgermeisters Friedrich Wilhelhm 
hier Feuer, welches dieselbe vollständig in Asche legte. 
— Schifferstadt, 16. April. Gestern 
Abend halb 8 Uhr ertönten plötzlich und unerwartet 
die Feuerglocken. Das Wohngebäude des Bahn⸗ 
vartes Hermann Magin dahier brannte voll⸗ 
tändig nieder. 
— Dannstadt, 17. April. Der Ackerer 
Heorg Sauter von hier wollte heute früh eine 
Fuhre Dung auf das Feld verbringen. Unterwegs 
durden die Pferde scheu und Sauter kam dadurch 
inter sein Fuhrwerl und erlitt solch' schwere Ver⸗ 
etzungen, daß er schon nach wenigen Stunden starb. 
— Speyer, 16. April. Die kgl. Regierung 
nibt soeben die Ergebnisse der Wahl der Land⸗ 
rathe für die Periode 188893 wie folgt bekannt: 
J. Vertreter der Districtsgemeinden: 1) Wahlbe- 
iirk Dürkheim⸗Neustadt: Wilh. Schellhorn⸗ Wall⸗ 
Sislich, Bürgermeister in Forst. 2) Grünstadt⸗ 
Frankenthal; Dr. Zöller, kgl. Director der Kreis⸗ 
irmens und Pflegeanstalt in Frankenthal. 8) Lud⸗ 
vigshafen⸗Speyer: Clemens Grohé, Kaufmann in 
dudwigshafen. M Edenkoben-Landau: Friedr. A. 
Mahla, Gutsbesitzer und Bürgermeister in Landau. 
5) Germersheim⸗Kandel: Mar Kitt, Rentner in Rülz⸗ 
Jeim. 6) Annweiler-Bergzabern: Jacob Bangerth J., 
Zutsbesitzer in Mühlhofen. 7) Göllheim⸗ Kirchheimbo⸗ 
anden: Ulrich Brunck, Gutsbesitzer in Kirchheim⸗ 
olanden. 8) Obermoschel · Rockenhausen: Karl 
Zpies, Gutsbesitzer auf Schmalfelderhof. 9) Horn⸗ 
ach-Zweibrücken: Jacob Stalter, Oekonom auf 
Wahlerhof. 10) Blieskastel · St. Ingbert: Heinr. 
draämer, Hütienwerksbesitzer in St. Ingbert. 
.I) Otterberg-Winnweiler: Valentin S. Franck, 
Hutsbefitzer in Langmeil. 12) Kaiserslautern⸗ 
Paldfischbach: Karl Görg, Gutsbesitzer in Kaisers- 
autern. 18) DahnPirmasens; August Schneider, 
ganquier in Pirmasens. 14) Homburg⸗Landstuhl⸗ 
zudwig Höh, Oekonom auf Bamsterhof. 15) Kusel⸗ 
Paldmohr: Ono Weber, Mühlenbesitzer in Lim⸗ 
‚ach. 16) Lautereden-Wolfstein: Jacob Reiden⸗ 
ach, Bürgermeister in Becherbach. M. Vertreter 
des größeren Grundbefitzes: 1) Speyer⸗Franken-