Full text: St. Ingberter Anzeiger

eine Aufgreifgebühr zusteht. (Folgt das Signa⸗ 
sement.) 
— Speyer, 23. April. Am morgigen Tage 
nimmt dahier die Äu⸗stellungs: Prüfung der protest. 
Pfarramtskandidaten der Pfalz unter dem 
Vorsitze des Herrn Konfistorialrathes Risch ihren 
Anfang, welche bis zum 4. Mai nächsthin währen 
vird. Als Prüfungs-Kommissare werden bei dieser 
Prüfung fungiren: Herr Konsistorialrath Wagner, 
die Herren Krieger, Dekan in Kirchheimbolanden, 
Ney, Stadipfarrer und Distrikeschulinspektor in 
Speher, und Hoepfner, Stadipfarrer in Neu⸗ 
stadt a. H. Zu dieser Prüfung, welcher sich eigent⸗ 
lich 20 Kandidaten hätten unterziehen sollen, von 
welcher indessen zwei auf ihre begrundeten Bittge⸗ 
juche hin, dispensirt wurden, kommen folgende 
andidaten: Baum Ludwig Heinrich, Stetten. 
Stadivikar in Kaiserslautern, Bohlender Jakob, 
Schwegenheim, Privatvikar in Altdorf, Bruch Hein⸗ 
rich, Rieschweiler, Privatbikar in Neunkirchen, Dek 
dauterecken,? Cantzler Karl Fürchtegott Joh. M., 
Neuburg asRh., Privatvikar in Spehyer, Fickeisen 
Beorg Heinrich, Frankenthal, Pfarrverweser in 
Wall halben, Geib Friedrich Leopold, Duchroth⸗ 
Oberhausen, ständiger Vikar in Dahn, Gerhardt 
Jakob, Bubach, Pribatvikar in Drusweiler, Hust 
Jakob Peter, Wollmesheim, Pfarrverweser in Mittel⸗ 
drunn, Knecht Heinrich Friedrich, Wattweiler, 
ftandiger Vikar in Niederauerbach, Lenz Heinrich, 
Weisenheim a. Bg., Stadtvikar in Germersheim, 
Mußli Jakob, Wollmesheim, Pfarrverweser in Zell, 
Paul Jakob, Schweisweiler, ständiger Vikar in 
Wattenheim, Risch Hermann, Gaugrehweiler, ständiger 
Witar in Erfenbach, Schnell Vallentin, Ungstein. 
Pfarrverweser in Oggersheim, Stepp Friedrich 
Ferd. Eugen, Katzweiler, Pfarrverweser in Vorder— 
veidenthal. 
— Sudwigshafen, 283. April. Auch in 
diesem Jahre vergibt das italienische Finanzmini⸗ 
fterium in Rom wieder die Lieferung eines großen 
Duantums von Pfälzer Tabaken für die italienische 
Tabakmanufaktur. Die Tabake müssen von der 
1887er Ernte sein und bis Oklober d. Is. nach 
Livorno geliefert werden. Muster des zu liefern⸗ 
—VV— 
Consul zur Ansicht auf, woselbst auch die anderen 
Bedingungen einzusehen find. 
EGtenographirer) Das Gabelsbergersche 
und das Siolzesche System haben innerhalb der 
Grenzen des deutschen Reiches die hei weitem größte 
Anhaängerzahl. Während aber sämtliche drei Stolzesche 
Schulen (de alte, mittlere und neue) nur 363 
Vereine mit 8137 Mitgliedern aufweisen, war nach 
den neuesten darüber gemachten Ermittlungen der 
Stand des Gabelsbergerschen Systems inmitte des 
abgelaufenen Jahres ein derartiger, daß sich zu 
diesem System nicht weniger als 487 Vereine mit 
111810 Mitgliedern bekennen. Die Zahl der von 
beiden Seiten jährlich privatim unterrichteten Per- 
sonen ist eine diesem Verhältnisse entsprechende. 
Vermiuͤsclnates. 
Muünchen, 22. April. Die Ernte des 
Jahres 1887 ergab in Bayern nach amtlichen 
Miltheilungen folgende Ergebnisse vom Heklar 
Weizen (Körner) ohne Unterschied 27,4 Zentner, 
Winterweizen 28,9 Zentuer, Sommerweizen 19,8 
Zentner, Spelz 29,6 Zir. Roggen ohne Unter⸗ 
schied 25,8 Ztr. Sommerroggen 19,8 Ztr., 
Winterroggen 26,6 Zir. Gerste 25,6 Zentner, 
Hafer 20,6 Ztr. Stroh ergab für Weizen 
46 Zir., für Spelz 47 Zir. für Roggen 51 Zir., 
für Gerste und Hafer 29 Zir. Karioffel trugen 
171 Ztr. vom Hektar, Kraut 114 Z1r., Flachs 6 
Ztr., Tabak 24,3 Zir. Hopfen (Fruchtzapfen) 8.8 
Ztr., Klee ertrug 83 Zir., Luzerne 988 Zir., Espar⸗ 
seite 75 Ztr., Heu 89 Zir. Der Wein gab 26,8 
Hektoliter per Hellar. 
Muünchen, 28. April. Die Divisionsma- 
ndver des 2. Armeekorps finden heuer zwischen 
Nitzingen, Volkach und Schweinfurt statt. Die 
—XX 
Stuttgart, 28. April. König Karl und 
die Königin Oiga haben für die Ueberschwemmten 
in Norddeutschland, an das Bankhaus E. Hummel 
und Co. (Wurtt. Centralsammelstelle) hier, die 
Summe von 5000 Mark überwiesen. 
tReutlingen, 20. April. Der Inhaber 
einer der feinsten hiesigen Restaurationen beabsichtigte 
eine neue Buffetdame zu engagiren, ließ fich aber, 
durch Erfahrungen genöthigt, von den auf seine 
Annonce sich höchst zahlreich meldenden Candi- 
atinnen zunächst Photog rophie einsenden. Unter 
en Bildern nun befand sich das eines dem Augen⸗ 
chein nach noch sehr jungen, aber auch bildsauberen 
Rädchens, und da auch die von demselhen gemachten 
Ansprüche annehmbar erschienen, so wurde Fräulein 
Unna S. engagirt. Am festgesetzten Tage traf 
zdie Erwartete dicht verschleiert pünktlich ein, wie 
iber erschrak der Wirth als die Schöne die neidifche 
Zülle zurückschlug und ihm ein etwa 30jahriges. 
urchaus verblühtes Gesicht präsentirte. Natürlich 
am es zu Erklärungen, Ausflüchten auf der einen 
ind Diohungen auf der anderen Seite, bis die 
dame endlich zugestand, daß das eingesandte Bild 
jar nicht das ihrer eignen werthen Persönlichkeit, 
ondern das einer 17jährigen Schwester sei. „Aber“, 
'ügte fie entschuldigend hinzu, „es ist doch meine 
abliche Schwester, und die Schönheit ist doch 
Famileneigenthum.“ Der Restaurateur vermochte 
ich leider dieser jedenfalls originellen Logik nicht 
mnzuschließen, und die moderne Hebe mußte, ohne 
nThatigkeit getreten zu sein, sein Haus wieder 
nerlassen. 
F Ein zerbrochenes Zehnmarkstück 
—XXV 
württembergische Muͤnzamt mit dem Ersuchen ein, 
vasselbe umzutauschen. Sie erhielt folgenden Be⸗ 
cheid: „Anliegenb folgt eine gute Krone zurück. 
Schicken Sie künftig derartige Stücke an das 
Muͤnzamt dorten, denn es ist gleich, ob der König 
von Sachsen, von Württemberg oder ein anderet 
Regent darauf ist. Sämtliches Geld wird aus 
keichskosten geprägt und ist Reichsgeld. Deßhalb 
ist auch jede Münzkasse verbunden, sie einzulösen 
ind an das Muͤnzmetall-Depot des Deutschen 
Reichs in Berlin abzuliefern. Nur gewaltsam be⸗ 
chädigte oder im Gewicht verringerte Stücke werden 
ucht voll, sondern nur zum Metallwerth eingelöst. 
Hei dem überschickten Stück liegt keine gewaltsame 
Beschädigung bor; jenes Gold, aus dem derartige 
Ztücke geprägt sind, war etwas zu spröde, deßhalb 
jaben manche Stücke unter dem Prägstempel schon 
Schaden genommen, werden anfänglich in Folge 
ines verborgenen Rises klanglos und brechen 
crüher oder spüter. Köoniglich württembergische 
Münzkasse.“ 
Karlsruhe, 21. April. Heute gab es 
zier eine Art Arbeiter⸗Revolte in kleinerem Maß ⸗ 
jfabe. Schon seit langer Zeit sind hier sehr viele 
Zatllergehilfen beschäftigt, welche bei hohem Lohn 
uf Militärartikel — Tornister und Brodbeutel — 
Jei verschiedenen Unternehmern arbeiten. Die meist 
ungen Leute wurden durch den schönen Verdienft 
zum Theil 8 Mt. pro Tag) bald üppig, machten 
sch hie und da in Wirthschaftslokalen unliebsam 
Jeinerkbar und zeigten sich auch im Geschäft manch⸗ 
nal renitent, so daß einzelne Arbeitgeber Entlassungen 
sornahmen; auch wurden in letzter Zeit die Sattler⸗ 
gehilfen theilweise durch weibliches Personal ersetzt. 
dies brachte die Sattler in dem Weill'schen Geschäft 
erart in Aufregung, daß sie gestern Abend be⸗ 
chlossen, im Hause des Arbeitgebers heute „Radau“ 
zu machen und eventuell „alles zu demoliren“. Dem 
Fhef wurde aber der Beschluß hinterbracht und 
Fieser sorgte selbstredend dafür, daß genügende Po— 
izeimannschaften den Tag über zur Stelle waren. 
yn der That ging heute der Krach auch los, aber 
ie Herren Gehilfen stutzten nicht wenig, als sie 
von dem Polizeiaufgebot sich überzeugen mußten. 
Trotzdem hatten die Polizisten Mühe, die Ruhe 
vieder herzustellen und es setzte blutige Köpfe ab. 
In Folge des Skandals fanden heute umfangreiche 
kntlassungen statt, denen weitere folgen werden. 
'Mainz, 28. April. (Zum Streik der 
Maurer.) Die Meister hatten im Laufe der ver⸗ 
lossenen Woche Schritte gethan, Arbeitskräfte von 
zußerhalb zu erlangen und sollten auch heute Früh 
ine größere Anzahl Maurer per Bahn eintreffen. 
Am etwaige Versuche, die Ankommenden von der 
Arbeit zurückzuhalten, seitens der Streikenden zu 
dereiteln, waren zahlreiche Schutzleute unter Führ⸗ 
mg des Herrn Polizei⸗Inspeltors am Centralbahn⸗ 
hof anwesend. Die Vorsicht erwies sich jedoch in⸗ 
ofern nutzlos, als nur ca. ein Dutzend Maurer 
intrafen, welche unbehindert ihren Arbeitsstellen 
ugeführt wurden. — Was den Streik selbst be⸗ 
rifft, so erklären die Arbeiter, ausharren zu wollen 
ind es stehen ihnen auch anscheinend die pekuniären 
Mittel zu Geboi, noch einige Zeit Unterstützungen 
ahlen zu können. Es verlautet denn auch, die 
Meister seien jetzt geneigt, die Forderungen der 
Arbeiter zuzugesstehen. Die Meister der anderen 
eim Bauhandwerk beschäftigten Branchen sind in 
»oppelter Besorgnitz; daß bei andauerndemd 
hre Geschafte auch lahm gelegt werden.b 
nach erfolgtem Sieg der Maurer auch an ven 
inderen Meister, Arbeiter Forderungen & denn. 
rthöhung und Normalarbeitstag stellen wen sehetn 
Saargemünd, 21. April. deren ine 
reich ausgebrochene Boulangitis ist auch ein in 
zus hiesiger Gegend zum Opfer gefallen. Ei d si 
uus Waldhausen, welcher zur S 
gruders vor acht Tagen in Paris wellt azr 
einer Rückehr von dem Boulangerschwindei gIr 
gegriffen gewesen, daß er gestern in der 
Irrenanstalt untergebracht werden mußte. dpa 
Zedauernswerthe behauptet fest und steif, Vouedn 
jabe ihm sein Geld abgenommen und nun— 
er verhungern. Saarg 5 
fLingolsheim, 22. April. Gesetuh 
zegen 10*3 Uhr wurden zwei italienische Etdan he 
zuf der Ortsstraße von mehreren Maͤnnen vh 
allen und mit Knitteln mißhandelt; einng 
Italiener, Namens Tollazzi, erhielt dabei ein u 
irtige Verletzung am Kopfe, daß er infolze h 
elben nachts gegen 3 Uhr auf der Orbnum 
vohin er verbracht worden, starb. Vier soen 
Manner, welche der That dringend verdäͤchtit aht 
vurden heute durch die Gendarmerie verhafhiriue 
n das Amtsgerichtsgefängniß eingeliefert. 
—— 
4 Auf den Vorschlag des Siaue 
xẽIsaß⸗Lothringen hat der Stellvertreter des sa 
anzlers beim Bundesrathe den Antrag geftellen6 
gildung dreier Berufsgenossenjchesi 
für fdand⸗- und forstwirthscaftlite 
Betriebe in Elsaß-Lothringen unz 
e einer für den Bezirk Ober-Elsaß, den dy 
Anter⸗Elsaß und den Bezirk Lothringen zu beschich 
Berlin, 28. April. Der Kaiser utt 
ganquier Geh. Commercienrath Schwabaqh d 
saber des Hauses Bleichröder, den Banquier d 
hainauer, den Maler Paul Mayerheim und 9. 
jauer Oscar Begas in den Adelstand 8 der 
ꝓ Berlin, 28. April. Etwa 3000 6 ir 
nachergesellen hier beschlossen heute Vormittde 
Arbeit sofort einzustellen und den Meiflern wr 
euen Lohntarif mit im Allgemeinen 8318 gu 
Aufschlag zu überreichen. Jeder Unverheirtn rer 
dll' Berun sofort veriassen, wenn seine Minse 
»erung nicht bewilligt wird. Jeder, welchm j! 
Mehrverdienst zugesianden wird, muß dbon fFiu 
Mehrverdienst mindestens zwei —XXV 
interstühung der anderen an die Streikkasse ablim 
p'Serlfin, 24. April. Rudolf Het 
hat dem Kronprinzen 100,000 Mark zu Gu⸗ 
zer Ueberschwemmten zur persönlichen Verf 
gestellt. 
x Bezüglich des Testaments X 
Wilhelns erfährt das „Frkf. J.“, deh 
as Privat Vermoͤgen, welches 24 Mill. M. bet 
m Wesentlichen folgende Dispositionen get 
ocden find; Es erhalten die Kaiserin Au 
zMidlionen, die Großherzogin von Bah 
Million, Kronprinz Wilhelm und Kronpin 
Ficloria Augusia je 1 Million, Prinz Heintt 
Heillion und ein fur ihn erkauftes Gut. Aurhr 
Aen don 1 Million Ersparnisse, über welh 
aiser in seinem ersten Testament Anfangsder e 
Jahre derfügte, dem Kaiser Friedrich die v 
er Großherzogin von Baden zwei Achtel u. 
Zrontresor sind 12 Millionen überwiesen 
Rest ist für eine große Reihe von Legaten helt 
FDie Rachricht, Kaiser Wilhelr 
estamentarisch jedem Invaliden aus dem 
driege 80 Mt. vermacht, bestätigt sich nich 
iegt vielmehr eine Verwechsluug vor. 
Jaben stets beim Tode eines prꝛußischen 
Ile Invaliden des Garde ˖ Korps erhalten und 
diesmal sind ihnen dieselben nach des Kaiser 
ausbezahlt worden. 
paLeutseligkeit des deuischen? 
»rinzen.) Als Kronprinz Wilhelm am 
Freitag an der Spitze der Garde ⸗ Fufiliere 
iebungen auf dem Tempelhofer Felde 
ztadt zurückkehrte, sprang in der dricdut 
sahe der Besselftraße plötzlich begeistert ‚An 
ahrer, eine wahre Hünengestalt, die ubl 
hurze um den maͤchtigen Korber gegltn 
einein Wagen herab, stand stramm, die eill 
in der Hosennaht, und riß mit der andn 
ie Vinge vem Kopf. die er laut juben 
dronprinzen entgegenschwenkte. Kaum he 
— —— 
ahsbrengte unde ihm mit einem gemöü