Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
verter nzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Z mal wöchentlich mit Unterhaltungs - Glatt und Freitacs und Samstags mit acht 
—— —2 lan astee veretat äο inhliehuch Teagerlohn, durch die Poln dezogen 1 75 4 einschließlih 204 Zuftelungsgebubr. Die 
r ernhr sur die Agespaliene Garmondzeile voder deren Raum belräͤgt bei Inseraten aus der Pfalz io0 I bei außerpfalzischen und soichen auf welche die Expeditlon 
tung Autziunft eriheili, 18 , Reklamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
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87. 
Politische Uebersicht. 
ver französische Kriegsmiuifter 
—XR hat dem französischen Senat ein 
efotmgesetz unterbreitet, welches unter Her⸗ 
ung det aküven Dienstzeit die Zahl der ein⸗ 
en Militärpflichtigen in Frankreich ver⸗ 
gn, asso dem franzoösischen Heere eine größere 
Jahl geben soll, und am Schlusse der Begrün⸗ 
saner Reformvorlage sagte Freycinet: „Eine 
ucle Nation hat erklärt, daß sie für jede 
hßrenzen eine Millisn Soldaten habe und im 
Nnoch eine dritte Million Reserven. Stimmen 
iu die Vorlage und Frankreich wird auch drei 
en Soldaten haben.“ 
din Brief Laisant's, Michelin's und 
eulangistischen Abgeordneten des 
harlemenis an die nichtboulangistischen Ab⸗ 
eien desselben Departements schlägt eine De⸗ 
iu in eorporo vor, damit das Volk von Paris 
ien beiden Parteien entscheide. Laisant und 
zin derfichern, sie seien echte Republikaner und 
rschlossen, alle cäsaristischen Anwandlungen 
ampfen; sie betrachteten aber den gegenwär— 
hatlamentarismus als eine schmachvolle Pa⸗ 
uf die Republik und wollten nur eine wirkliche 
t haben. 
das englische Unterhaus verwarf in 
net desung die Bill über die Localverwaltung 
dand mit 282 gegen 195 Stimmen. 
Dr Bauernaufstand in Rumanien ist 
asiedenen Niedergange begriffen und dürfte 
döllg unterdrückt sein. Einen Hauptbestand⸗ 
uder Aufständischen haben Zigeunerbauern und 
guische Dorfinsassen, vermischt mit höchst zwei⸗ 
iten Elementen, gebildet, was jedenfalls be— 
vnd für die fremden Einflüsse ist, welche bei 
iumanischen Bauernerhebung ihre Rolle gespielt 
Die Nordamerikaner rühren die leidige 
moafrage anscheinend geflissentlich wieder 
Der Republikaner Morrow brachte in der 
hentantenkammer einen Antrag auf Unter— 
iung der Samoaner durch die Unionsregierung 
Atehufs Errichtung einer aus Eingeborenen be— 
— unabhängigen Regierung auf Samoa. 
dich wird Präsident Ciebeland aufgefordert, 
»n Einfluß zur Beseitigung der in der Samoa⸗ 
noch bestehenden Schwierigkeiten zur Geltung 
ingen 
Deutsches Reich. 
Rünchen, 26. April. Nach einer Aller. 
n Enischließung ist die Reife Sr. igl. Hoheit 
Zrinze Kegenten in die Pfalz bis auf 
iteres verichoben. 
keipzig, 28 April. In der Strafsache be— 
Ind die Beleidigung des Kaifers durch Polizei- 
n Knittel hat heun das Reichsgericht die An— 
e des Landgerichts Straßburg, daß der Kaiser 
Landeshert don Elsaß Loihringen sei, bestatigt. 
deher die staatsanwaltliche Redision gegen das 
Rechende Urtheil des Landgerichts verworfen. 
Berlin, 26. April. Koaiser Friedrich befiudet 
n andauernder Besserung. wenn auch Fieber 
literabsonderung noch nicht ganz geschwunden 
Er hai im Laufe des gestrigen und des vor— 
en Tages wiederhoit die Köngin von England 
dangen und Jängere Zeit gearbeilet. Die Königin 
wia wird heute Abend um 7 Uhr das kaifer— 
Hoflaget heeen 
Freitag, 27. April 1888. 
Berlin, 26. April. Der „Reichsanzeiger“ 
zublicirt die Ernennung des Grafen Herbert 
BZismarck zum Staatsminister und Mitglied des 
Ztaatsministeriums. 
Kiel, 25. April. Zu Kolding in Jütland 
'and in jüngster Zeit eine Versammlung nord⸗ 
chleswig'scher Optanten (Solche, die als geborene 
Schleswiger nach Dänemark auswanderten) siatt, 
dei der über die Lage derselben berathen und eine 
Petition an den dänischen Minister der auswärtigen 
ngelegenheiten beschlossen wurde. Eine Deputation 
segab sich nach Kopenhagen und überreichte dem 
Minister die Adresse, worin gebeten wird, dahin zu 
virken, daß den Optanten bei ihren vorübergehen⸗ 
den geschäftlichen Besuchen auf deuischem Gebiete 
kein Hinderniß in den Weg gelegt und ihnen zu 
diesem Behufe nach einer zu erzielenden Ueberein— 
kunft beider Staaten etwa Pässe mit Zusicherung 
freien Verkehrs seitens der dänischen Behörden aus⸗ 
gestellt werden. Der Minister versprach die Sache 
in Berlin zur Sprache zu bringen. 
Ausland. 
Bern, 26. April. Sicherem Vernehmen nach 
soll der „Socialdemokrat“ künftig in Belgien re⸗ 
digirt, in der Schweiz aber gedruckt und von dort 
aus verbreitet werden, da der Bundesrath die Druck⸗ 
sage auf dem Verwaltungswege ohne Einleitung 
eines gerichtlichen Verfahrens nicht verbieten kann. 
Paris, 26. April. In der Deputirtenkammer 
wurde über die Wahl von Flourens verhandelt, 
deren Giltigkeit vom Wahlprüfungs⸗Ausschusse be— 
anstandet worden war. Der Beschluß des Ausschusses 
wurde jedoch mit 316 gegen 1388 Stimmen ver⸗ 
worfen und die Wahl für giltig erklärt. 
Paris, 26. April. Präsident Carnot wurde 
in Chateauroux mit begeisterten Hochrufen auf die 
Republik und seine Person empfangen, dazwischen 
ertoönten vereinzelte Rufe: „Es lebe Beulanger.“ 
Ueberall drückten die Behörden dem Praäsidenten 
hre Ergebenheit und ihre Hingebung für die re—⸗ 
oublikanischen Institutionen aus. — In Souter⸗ 
raine erwiederte der Präsident dem Bürgermeister: 
Sie haben recht, wenn Sie meinen, daß ich die 
Republik gegen innere und äußere Feinde zu ver—⸗ 
heidigen wissen werde. 
Lokale und pfältische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 27. April. Die kgl. Staats⸗ 
regierung gibt durch Erlaß bekannt, daß von den 
Beschlüssen des Pfälzischen Landrats vom 7.-19. 
Novd. v. Is. folgende genehmigt wurden: Der 
Boranschlag der Kreisausgaben und Einnahmen; 
der Beschluß die Revision der Kreisfondszuschüsse 
zu den deutschen Schulen auf die nächste Session 
des Landrats zu verschieben. Die Beschlüsse wegen 
Erhöhung der Beiträge zu Stipendien für Schüler 
an landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen in Alsenz 
und Zweibrücken, sowie für die Obst- und Wein⸗ 
zauschule in Kirchheimbolanden. Der Beschluß be⸗ 
üglich der Reparatur und Instandsetzung der 
Buͤtzableiter auf den Gebäuden der Kreisirrenan⸗ 
dalt Klingenmünster, sowie die übrigen auf diese 
Anstalt bezüglichen gefaßten Beschlüsse. Die Beschlüsse 
in Bezug auf die Erweiterung der Kranken und 
Pflege⸗Anstali Frankenthal durch Grundankauf und 
Herstellung mehrerer Gebaͤude. Der Beschluß, für 
jemeinsame Betheiligung der Pfalz an der dies⸗ 
ahrigen Kunstgewerbe⸗Ausfstellung zu München einen 
Zuschuß von 3000 Mk. zu leisten. Die Anträge 
sezüglich der Ferienzeit an den Vollksschulen, eben⸗ 
o bezüglich der Errichtung einer vierkursigen Real⸗ 
23. Jahrg. 
schule in Pirmasens ist das Kultusministerium be 
auftragt zu verbescheiden, bezw. die weiteren Anttäge 
zu unterbreiten. 
*St. Ingbert, 27. April. Am 1. Mai 
heginnt für die Volksschulen das neue Schuljahr 
und findet demnach am gleichen Tage die Aufnahme 
der schulpflichtig gewordenen Kinder statt. Aufge- 
nommen werden alle Knaben und Mädchen, welche 
bei entsprechender körperlicher und geistiger Ent⸗ 
wickelung bis 1. Mai das 6. Lebensjahr zurückge— 
legt haben. Unter der gleichen Voraussetzung ist 
in den Stadischulen die Aufnahme allen jenen 
indern gestattet, welche innerhalb der drei ersten 
Monate des Schuljahres (bis einschließlich 31. Juli) 
das 6. Lebensjahr vollenden werden. In den 
dandschulen ersttedt sich die Aufnahmeerlaubniß so⸗ 
jar auf alle Kinder, (doch nur unter obiger Vor⸗ 
zussetzung) bei denen die Vollendung des 6. Lebens- 
'ahres innerhalb des laufenden Kalenderjahres er- 
olgt. — Der Neuunterricht in der hiesigen Fort⸗ 
zildungsschule nimmt seinen Anfang am 2. Mai 
Abends. Wir können den Besuch der Schule den 
ungen Leuten nur angelegentlich empfehlen. Für 
dandwerkslehrlinge besteht eine eigene Fachabteilung, 
in welcher dieselben in solchen Fächern Unterricht 
zrhalten, die für den künftigen Gewerbetreibenden 
»on besonderer Bedeutung sind, als Zeichnen, Buch⸗ 
haltung ꝛc. Im abgelaufenen Schuljahre war die 
Schule von 115 Schülern, wovon der obere Curs 
58. der untere 57 zälte, besucht. 
— Zweibrüden, 25. April. Dem Kauf⸗ 
nann und Grubenbesitzer Otto Stahl in Wiesbaden 
wurde unter dem Grubennamen „Adolf“ das Berg⸗ 
verkseigenthum in dem auf Theilen der Gemeinden 
Wolfstein, Roßbach, Relsberg und Hefersweiler, 
. Bez.Amt Kusel und auf einen Theil der Gemeinde 
Morbach, k. B.⸗A. Kaiserslautern, sich erstreckenden 
Brubenfeld von 2,000,000 Quadratmeter oder 
200 Hektaren Flächeninhalt zuu Gewinnung aller 
in diesem Grubenflur vorkommenden Eisenerze 
verliehen. 
Der Verwaltungsrath des Vereins 
pfälzer Bienenzüchter hat in seiner Sitzung 
am 24. April zu Kaiserslautern als Tag der dies⸗ 
ahrigen Hauptversammlung in Zwei— 
brüscken den 19. September in Aussicht genommen. 
Als Themata zu derselben sind festgesetzt: 1. Die 
giene in der Kälte. 2. Was bringt unsern Bienen 
m Winter Gefahr? 3. Die Fehler bei der neueren 
Zienenzucht. 
—Kaiserslautern, 26. April. In 
jeutiger Schöffengerichtssitzung wurde wiederum gegen 
Zen Verlagsbuchhändler August Gotthold dahier 
vegen groben Unfugs, begangen durch Verbreitung 
mnu-semitischer Schriften, verhandelt. Wegen dieses 
Reates war Gotthold durch Strafbefehl zu 6 Mk. 
Beldstrafe verurtheilt worden, wogegen er Berufung 
erhob, welche nach dem Ergebniß der Verhandlung 
nuch den Erfolg hatte, daß er von Strafe und 
dosten freigesprochen wurde. (K.) 
— Frankeneck, 27. April. Wie sehr der 
ziesige Gemeinderat auf den Fortschritt und das 
Wohl der Gemeinde bedacht ist, laßt fich aus seiner 
Zamstagsfitzung ersehen. Es wurde auf Antrag des 
Irn. Bürgermeisters beschlossen, den zwischen dem 
—„chulhaus und dem Garten des Hrn. Bürgermeisters 
zefindlichen, von der Gemeinde vor einigen Wochen 
ur 1600 Mk. erworbenen Garten zu einem Spiel⸗, 
Turns, Feuerwehrübungsplatz ꝛtc. zu gestalten, wo⸗ 
zurch das Unternehmen auf ungefähr 2000 Mt. sich 
telen dürfte.