Full text: St. Ingberter Anzeiger

t. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
gugberter Zu eiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ Blatt und Freitags und Samstags mit acht 
r rrier ge a viereieheunan A 6d einschliesuch Tragerlohn; durch die Pt vernen e injchüeßlid 10 Zufte lungagebn hr Die 
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— fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und soichen auf welche die Expeditiou 
arü Aaeianst eriheiu, 1b , Neklamen 80 8. Bei ncuger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
— —— 
92. 
Donnerstag, 3. Mai 1888. 
23. Jahrg. 
Abonnements — 
in die Monate Mai und Juni auf den 
vochentlich 6 mal erscheinenden „St. Ing⸗ 
vtter Anzeiger“ mit zwei illustrierten Bei⸗ 
uern nehmen an: die Postanstalten, die Postboten, 
Augzträger und die Erpedition. 
Politische Uebersicht. 
Bei der im westfalischen Reichstagswahlkreise 
ena⸗Iserlohn vorgenommenen Ersatzwahl 
ijch eine engere Wahl zwischen dem national⸗ 
duen Candidaten, Herbes, und dem Candidaten 
Freisinnigen, Langerhans, nöthig gemacht. Da 
at herbes seinem freisinnigen Gegner um nur 
300 Stimmen voraus ist und anderseits auf 
d ultramontanen Candidaten und den Candidaten 
Socialdemocraten zusammen ca. 3600 Stimmen 
salen sfind, so ist in Anbetracht des bekannten 
sahalteng der beiden letzteren Parteien bei Stich⸗ 
chen kaum daran zu zweifeln, daß dem Eandi⸗ 
iin der freisinnigen Partei das Mandat schließlich 
jalen wird. 
In haag eroffnete der holl andische Minister 
4 Innern, Baron Mackay am 1. Mai die General⸗ 
qaten mit einer Darlegung des Programms des 
uen Cabinets. Die Regierung werde hauptsäch 
ih die Hindernisse beseitigen, welche der Entwicke⸗ 
unn des confessionellen Unterrichts entgegenständen. 
zazuͤglich der socialpolitischen Reform werde die 
hegierung auf der Basis der Kammerenquete vor⸗ 
chen. Die Enquete über die Mittel zur Aufhilfe 
xLandwirthschaft dauert fort; auch der Interessen 
ca Handes und der Industrie werde die Regierung 
denlen. Mit der Vorbereitung neuer Gesetze für 
i dandesbertheidigung sei eine Commission beauf⸗ 
agt; die finanzielle Lage sei keine ungünstige, 
och sei die Vermehrung der Steuern und der 
zinnahmen aus den Eingangszoͤllen in Aussicht zu 
uhmen. Ein Gesetzentwurf über die Verlängerung 
det Concession der Niederländischen Bank werde 
alldigst vorgelegt werden. 
Infolge der Rede des Unterrichtsministers 
hautsch im osterreichischen Abgeordneten⸗ 
saus entstand eine parnielle Minisserkrifis. Nach 
zhluß tralen Czechen und Klerikale zusammen, um 
w Verhalten gegenüber der Regierung zu berathen. 
ie Parteiführer erklärten erregt ihre Entrüstung 
ar die deuischfreundliche Rede und planen eine 
idwotitung des Unterrichtsbudgets. Gautsch wurde 
— wie üͤblich, von den Collegen nach Schluß 
inet Rede be glückwünscht. Graf Taaffe fuhr direkt 
um Kaiser, umden Eindruck der Rede zu schildern. 
sen fand ein Ministerrath statt. Die Situation 
eh gespannt. Zwischen der Regierung und dem 
klecutivcomite der Rechten finden forigesetzt Be⸗ 
Aithungen statt. 
an Italien sieben die afrilenischen Er— 
re wieder einmal im Vordergrunde des Tages⸗ 
Aheh Am Mittwoch fand in der Deputirten⸗ 
6 er die schon langst angekündigte Afrikadebatte 
. der Cabinetechef zum soundsovielten 
* rläuterungen über die afrikanische Politik 
eer, gab. Seine Grundlage bildete hier⸗ 
9 „Gruͤnbuch“ über die Massauah-Angelegen- 
—* welcher politischen Actensammlung her⸗ 
* n —V— 
vi riedensverhandlungen mit dem Negus nicht 
en unhedingien und unbestrittenen Besitz von 
Sahati, sondern auch von andern Positionen ver⸗ 
angte, welche die Italiener kaum flüchtig einmas 
vesetzt hatten, wie z. B. das Thal von Ailet. 
lußerdem forderte Italien das „Protectorat“ über 
weitere Gebietstheile Abyssiniens und für später 
den Abschluß eines Handels⸗ und Freundschaftsver⸗ 
rages. Das scheint dem Negus zu viel gewesen 
u sein, da er nicht weiter „reagirte“, inzwischen 
ind nun aber zwischen dem General San Marzano 
ind dem abyssinischen Herrscher neue Verhandlungen 
eingeleitet worden, da letzterer infolge des Abfalles 
eler Soldaten und des erneuten Vordringens der 
Sudanesen arg in der Klemme steckt und es ist 
nicht unwahrscheinlich, daß die Unterhandlungen 
diesmal zum definitiven Friedensschlusse zwischen 
Italien und Abysfinien führen werden. 
* Die Reise des Fürsten Ferdinand 
nach Nordbulgarien verläuft bis jetzt ganz im Sinne 
der Machthaber in Sofia. Der ihm überall be⸗ 
eileie Empfang läßt an Loyalität nichts zu wün· 
ichen übrig und namentlich ist dem Coburger in 
zem historisch so berühmten Plewna, welche Stadt 
zislang als eine der Hochburgen der bulgarischen 
Dpposition galt, eine warme Aufnahme bereitet 
porden. Freilich hat man es hier nur mit offi⸗ 
ellen Berichten zu thun; es bleibt abzuwarten, 
wvie die privaten Berichte klingen werden. 
nur eine leichte Contusion erlitten, auch die Offiziere 
eien nur leicht verwundet. Der Prinz wohnte den 
lebungen weiter reee..- ·· 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
— Das diesjährige Aushebungsge⸗ 
schäft wird in der Pfalz an nachstehenden Orten 
und Tagen vorgenommen werden: in Germers heim 
im 1., 2. und 4. Juni; in Landau am 6., 7. 
und 8. Juni; in Bergzabern am 11. und 12. 
Juni; in Pirmasens am 14. 15. und 16. Juni; 
jn Zweibrücken am 19., 20. und 21. Juni; in 
domburg am 23., 25. und 26. Juni; in Kusel 
Im 28.ꝰund 29. Juni; in Kaiserslautern am 2., 
3., 4. und 5. Juli; in Kirchheimbolanden am 7., 
J. und 10. Juli; in Neustadt a. H. am 12., 
i8. 14., und 16. Juli; in Frankenthal am 
i8s. 19. 20. und 21. Juli; in Ludwigshafen 
a. Rh. am 24., 25., 26. und 27. Juli; in Speyer 
im 30. und 31. Juli. 
— Speyer, 2. Mai. Mit dem heutigen 
Tage hat die neubegründete Oberrheinische Dampf⸗ 
schifffahrts⸗ Gesellschaft ihren Betrieb eröffnet. Wäh- 
end der Dampfer „Graf Moltke“ den Schleppdienst 
zu verrichten hat und außerdem Güterbeförderung 
Hermilteln, ist das Räderbot „Ludwig“ der Güter⸗ 
und Personenbeförderung gewidmet. Der „Ludwig“ 
wird heute 1 Uhr nachmittags seine erste Fahrt 
nach Ludwigshafen⸗Mannheim antreten und solche 
von da ab regelmäßig ausführen. Durch diese nun 
chatsächlich hergestellte Verbindung ist der von den 
Bewohnern Speyers oft gewünschte Anschluß an 
die so bedeutsame, hochentwickelte Verkehrsstraße des 
Rheinstromes nunmehr hergestellt. (Sp. Zig.) 
gudwigshafen, 2. Mai. Mit den 
Vermessungsarbeiten für die Straßenbahn Ludwigs⸗ 
hafen⸗Dannstadter Höhe wurde heute früh durch 
mehrere Beamten der pfälzischen Eisenbahnen auf 
der Mundenheimer Chaussee begonnen. Das Ge⸗ 
leise der Straßenbahn kommt rechts der Chaussee 
uu liegen. 
utsches Reich. 
Berlin, 1. Mai. Prinz Heinrich hat nach 
Meldung einiger Blätter dem Schleswig⸗Holsteini⸗ 
ge Provinzialhilfskomite 5000 Mark überreichen 
assen. 
Berlin, 2. Mai. Das Besinden des Kaisers 
st heute wieder besser als gestern früh. Schon 
jestern Nachmittag trat ein Sinken des Fiebers 
oͤhne Anwendung fieberwidriger Mittel ein. Die 
letzte Nacht brachte einen langen und erquickenden 
Schlaf. Das Aussehen ist frischer, die Stimmung 
gehoben. Der Kaiser ist heute für eine kurze Zeit 
aufgestanden. 
Lübeck. 30. April. Die Bürgerschaft ge⸗ 
aehmigte die einleitenden Schritie zur Errichtung 
zinetß Kaiser⸗Wilhelm⸗Denkmals aus Staatsmitteln 
ind nahm das Vereinsgesetz in einer milderen Form 
als der ursprünglich beantragten an. Außer Lübeck 
hat nur Mecdlenburg ˖Strelitz und Detmold kein 
Vereinsgesetßz. 
Vermischtes. 
4 München. Das kgl. Finanzministerium 
hat durch Entschließung vom 20. v. M. die unterm 
Nobember 1887 getroffenen Anordnungen, wo⸗ 
nach der zur Herstellung von Polituren nud Lacken 
esuͤmmte Spiritus von den Händlern mit ? 
ßrocent Terpentinbl denaturirt und an Gewerbe⸗ 
reibende, die sich mit der Bereitung von Polituren 
und Laden befassen, verkauft werden dürfte, wieder 
zurückgenommen. IJ 
'Wurzburg, 30. April. Vor der Straf- 
kammer des k. Landgerichts fand heute eine sogen. 
„Corpshatz“ ihren —XX 
36. Januar d. Is. im Schießhause in Marktbreit 
ausgefochten worden war. Die Sache kam zur 
Anzeige und wurde nunmehr gegen den Wirth, 
den Schoßmeister der Schutzengesellschaft, den Orts⸗ 
bürgermeister und gegen jenen Studirenden, welche 
den Wirth zur Aufnahme der Studenten (es wurde 
bon früh 6 Uhr an bei verschlossenen Thüren und 
verhängten Fenstern gepauckt; die Waffen waren 
in Kisten, die mit „Spielwaaren? bezeichnet waren, 
in der Nacht vom Marktbreiter Boten ins Schieß⸗ 
haus gebracht worden) veranlaßt hatten, Anklage 
vegen Beihilfe zum Zweikampf erhoben. Sämmt⸗ 
iiche Angeschuldigte, der 31jahrige Oekonom Adam 
dalk (Schützenmeister), Andreas Reitschky, Restau⸗ 
ateur, Kaufmann und Burgermeister Adolf Hart⸗ 
nann und stud. med. Ludwig Michel. sämmtlich in 
Parttbreit, erhielten ie 28 Tage Festungsbaft. 
Ausland. 
Paris, 2. Mai. Saͤmmtiliche republicanischen 
Wahicomités der Loire haben erklärt, sie könnten 
zen boulangistischen Laur nicht mehr als ihren 
Deputirten erachten. Die houlangistische Patrioten- 
iga hat die Statuten der ursprünglichen Liga an⸗ 
enommen, jedoch folgenden Zufatzartikel einge⸗ 
choben: „Der Zweck der Liga ist die Verbesserung 
der tepublicanischen Einrichtungen, die Revision des 
Frankfurter Vertrages und die Wiederherausgabe 
ẽlsaß· Lothringens an Frankreich.“ Das Directorium 
Fer neuen Liga besteht aus folgenden Mitgliedern: 
Déroulede, Präsident, Turquet, Laisant, Magnet, 
Biceprasidenten, Laguerre. Generalbevollmächtigter, 
Borce, Blondeau, Clovis Huaues. Le Héerisséẽ. Be⸗ 
vollmachtigte. 
RNom, 1. Mai. In der Kammer fragte Bonghi 
zum Schluß der Sitzung bei der Regierung an, 
wegen des Gerüchtes, wonach heute dem Prinzen 
don Neapel, mehreren Generxälen, sowie einem Offi- 
ier in einem Fort Rom's infolge einer Dynamit⸗ 
xrxplofion ein Ünfall zugestoßen sei. Der Marine⸗ 
iet ertlärie, der Blim habe durch den Unfall