Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— verter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ Blatt und Freitaas und Samstags mit acht 
——— —** , ——— per 9 x i 75 2, einschließlich . t * 
— um gt bei Inseraten aus der alz vbei außerpfalzischen Ind soichen auf welche die edin on 
1 abiunst erihein, 15 Seklamen 80 3. Bei 4maliger Einruckung wird nur ee Vidae Awan crrediu⸗ 
23. Jahrg. 
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Dienstag, 29. Mai 1888. 
Des Frohnleichnamsfestes wegen 
vwird am Donnerstag kein Blatt er⸗ 
urn. Wir ersuchen daher. für Donnerstag 
smnte Anzeigen gefaͤlligst schon morgen, 
uwoch, einreichen zu wollen. D. Expd˖ 
Politische Uebersicht. 
dDie zwischen dem Er zbi schof Dr. Din⸗ 
ind der Staagtsregieruns seit länger 
z emem Jahre gepflogenen Untethandlungen be⸗ 
8 Wiedereröffnung des Priester— 
Finars zu Posen haben, wie dem Berl. T. von 
unterrichteter Seite mitgetheilt wird, nunmehr 
vchluß erreicht. Demnoch soll dieses Seminar, ihren 
delchem junge Leute ihre theologische Ausbildung 
uullen, mit Beginn des nächsten Wintersemesters 
deteröffnet werden. Das Priesterseminar in 
isen, in welchem die Kandidaten der Theologie 
d beendetem theologischen Studium ihre praktische 
—VVV rituellen 
jiur bezw. Kirchendienst erhalten, ist bekanntlich 
id nach Besetzung des erzbischöflichen Stuhles 
mm Gnesen · Posen durch den Erzbischof wiederer⸗ 
shet worden, wozu es, da es sich hier nicht um 
m thologische Ausbildung der dem geistlichen Stande 
h Widmenden handelt, der staatlichen Genehmig- 
ig nicht bedurfte. Vls künftiger Regens des 
dosener Seminars wird ein Deutscher, unter den 
jamen der Professoren werden zwei Polen 
enannt. 
In Frankreich ist in den Kampf gegen 
ie doulangistischen Bestrebungen ein neues Element 
ingetreten; das Freimaurerihum. Die Loge zum 
Geohen Orient“ in Paris hat die Grümndung 
iner Gesellschaft der Menschen“ und Bürgerrechte“ 
zichlossen, die allerhand Reformen anstreben, da— 
vden aber den Boulangismus bekampfen soll. 
Vie fich eine solche Haltung mit dem internatio— 
nalen Grundsatze der Freimauerei, wonach sich die⸗ 
ide mit Poliuk nicht befaßt, vereinbaren würde, 
dwerfindlich, jedenfalls dürfte sich aber der 
doulangismus durch den Vorstoß des „Großen 
Ouentz schwerlich einer ernstlichen Schädigung zu 
xtsehen haben. 
Der gewohnte alljährliche Familienbesuch der 
zarenfami ie am dänischen Königs⸗ 
zofe sollte, wie es vor kurzem hieß, heuer unter⸗ 
nhen, da der Zar mit den Seinen nach Süd. 
uhland und dem Kaukasus zu reisen gedenke, nach⸗ 
n et am 13. Juni bei Petersburg dem Stapel- 
n einer eisernen Panzerfregatte beigewohnt habe 
Kreugeilung schreibt aber: 
* briwaibriefe aus Kopenhagener Kreisen, welche 
dem dortigen königlichen Hofe in Fühlung 
n versichern bereinstimmend, daß der Be— 
did russischen Kaisers mit Familie auch 
ihn Sommer dort angesagt sei und deren Ein⸗ 
*& in den ersten Tagen des Juli spaͤtestens er⸗ 
ʒæ 33 Doch solle die Ruckehr des Zaren und 
i egleitung diesmal im Auqust stattfinden 
ge Beruhrung deutschen Gebiets dabei voll· 
aune ausgeschlossen sein. Schloß Friedrichsburg 
de erum als Wobnung der hohen Gäste aus⸗ 
den Aufenthalt nach dem Reichsland kommen. Der 
Baß ersetzt die Aufenthaltserlaubniß für 8 Wochen. 
Für active und nichtactive Personen der französischen 
Armee und Marine, Zöglinge militärisch organisir⸗ 
ler französischer Schulen ist eine besondere Aufent⸗ 
haltserlaubniß erforderlich. Dieselbe darf nur in 
Ausnahmefällen und unter Nachweis dringenden 
Bedürfnisses unter thunlichst kurz zu bemessender 
Frist von den Kreis⸗ oder Polizedirectoren ertheil 
derden. Emigranten bis zum Alter von 486 
Jahren bedürfen gleichfalls besonderer Erlaubniß 
Berlin, 28. Mai. Der Kaiser hatte ein 
zute Nacht, Vormittags weilte derselbe im Park, 
ur Nachmittag ist eine Ausfahrt beabsichtigt. Doctor 
Mackenzie wechselte in Gegenwart der Aerzte die 
Ranüle, was ieicht von Staaten ging. Die Kaise⸗ 
rin eilie nach Rückkehr von einem Spazierritt so 
fort nach Berlin an die Unglücksstätte des Schau 
pielhauses. 
Sokale und pfälzische Nachrichten. 
S. Ingbert, 29. Mai. Unter er⸗ 
reulicher Beteiligung feierte der Diakonissen— 
»derein St. Ingbert am verflossenen Sonn⸗ 
ag sein Jahresfest. Der Festprediger Herr 
Bfarrer Pieper von Elversberg, sprach auf 
HZrund von 2. Cor. 8, 7-9 in begeisterten Wor⸗ 
cn von der christlichen Liebe, die auf Glauben sich 
gründet, in der Freiheit ihr Wachstum findel 
Ind den Reichtum des Herrn verkundet. Geschicht⸗ 
lich und biblisch schilderte er das segensreiche Dia⸗ 
stonissenwerk, die Anfünge in der apostolischen Zeit. 
die Erneuerung durch Fliedner in Kaiserswerth und 
seine Ausbreitung im Verlauf von 50 Jahren, do 
jetzt 6000 evang. Diakonissen „von den Palmen 
Egyptens an bis zum Eis des Nordens, von den 
Sauen der ältesten Kultur bis zu den neu— 
erschlossenen Gebieten der neuen Welt“ in Arbeit 
stehen. 
Der Jahresbericht, vom Ortisgeistlichen Herrn 
Pfarrer Ferckel erstattet, gab einen Einblick in 
zen Siand der Arbeit und in die Kassenverhält⸗ 
nisse im Lichte des Bibelwortes: Geben ist seliger 
denn Nehmen. 
Der schön vocgetragene Chor wies uns zu den 
Bergen, von denen die Hülfe kommt. Moͤge in 
ller Not des Lebens die christliche Liebe immer 
nehr ihr segensreiches Wirken entfalten und immer 
nehr die Chriftenheit unter ihr Panier sammeln! 
*St. Jugbert, 29. Ma. Gestern Nach · 
nitiäag um J Uhr boten unsere Straßen ein eigen⸗ 
hümliches Schauspiel. Alle Schulknaben vom 
leinsten bis zum größten jeder mit einem Besen⸗ 
tumpf bewaffnet, zogen unter Führung ihrer Lehrer 
nach dem sogen. gebtannten Wald bei Spiesen, 
im der Verülgung eines äußerst schädlichen In⸗ 
Alets obzuliegen. Der Nachtfalter Rotschwanz 
auch Buchenspinner, Dickopf, Dasychira pudibunda, 
indet sich heuer hier in sehr großer Anzahl. Dieser 
Schmeiterling, schmutzig weiß, sitzt am Tage ruhig 
um unteren Teile der Baumstämme, meist an Buchen, 
vo er auch seine Eier legt, die in Klumpen zu⸗ 
cammenhängend einem Schwamme ähnlich sehen. 
Die hieraus sich entwickelnde Raupe, eine Borsten⸗ 
raupe, ist schwefelgelb, nur am hintersten Haarpinsel 
dem Schwanze) rot, bisweilen haben auch die üb⸗ 
cigen Haare einen schönen rosenrothen Hauch. 
Zwischen den vorderen Bursten läßt sie glänzend 
chwarze Spiegel sehen. Die Raupen sind sehr 
jefräßzig und haben in dem genannten Wald vor 
inigen Jahren großen Schaden angerichtet. Sie 
ifaen nomentliß Buchen, aber auch Erlen, Bir— 
ken c., und fressen sie in kurzer Zeit vollständig 
fahl. Es wurde deshalb auf Veranlassung des 
Buͤrgermeisteramis die Schuljugend zur Vertilgung 
des Schmeiterlings und seiner Eier aufgeboten. 
*St. Ingbert, 29. Mai. Der am 
ersten Juni in Kraft tretende Sommerfahrplan 
hringt für unsere Eisenbahnstation nachstehende 
Aenderung: Der von Zweibrücken kommende 
Abendzug wird statt um 6 Uhr 37 Min. künftig 
um 6Uhr 32 Min. hier eintreffen und statt um 
—X 35 Min. nach Saar⸗ 
hrücken weiter gehen. Ankunft und Abfahrt findet 
also um 5 Minuten früher statt als bisher. 
Der seit Oktober vorigen Jahres an Samstag 
und an Tagen vor den Feiertagen um 7 Uhr 10 
Min. von hier nach Laußkirchen gehende Zug wird 
auch diesen Sommer bestehen bleiben. 
— Seelbach, 28. Mai. Diese Woche ver⸗ 
chwand der dahier wohnhafte Ackerer B. mit 
Hinterlassung vieler Schulden aus unserem Orte 
ind hat seinen Gläubigern das Nachsehen gelassen. 
Derseibe hat sich auch eines Verbrechens der Ur⸗ 
kundenfälschung schuldig gemacht. Wo sich B. gegen⸗ 
waͤrtig herumtteibt ist nicht bekannt. 
(Pf. Presse.) 
— Mittelberbach, 27. April. Mit dem 
Bau der hiesigen protestantischen Kirche wurde be⸗ 
reits begonnen, und ist die Feier der Grundstein⸗ 
legung auf nächsten Sonntag, 8. Juni, nachmit⸗ 
tags 2Uhr festgesetzt. Nach Schluß derselben wird 
in der Limbach'schen Gartenwirtschaft ein Concert 
slatifinden, ausgeführt von der Bergkapelle der Grube 
Mittelbexbach. — 
In unserem Nachbarorte Muünchwies hatte 
heute Nachmittag die Einweihung eines neuen 
reuzes auf dem Kirchhofe statt. 
EInZweibrücen hat sich wiederum lt. der 
Zw. Z.ein neuer Verein gebildet, namlich ein, Schützen⸗ 
Flub,* Nach einer am Samstag Abend im „Deut⸗ 
schen Haus“ abgehaltenen Beratung wurde der 
Ausschuͤß gebildet und traten dem Berein sofort 
20 Mitglieder bei. In den Ausschuß wurden ge⸗ 
waͤhlt die Herren: 1. Vorstand Wilhelm Greisch, 
2. Vorstand Daniel Schmidt, 1. Schüutzenmeister 
darl Schneider, 2. Schutzenmeister Barnabas 
Schmitt, Schriftführer Heinrich Isenbock, Kassier 
Jalob Lang und Beisitzer Karl Leiner. 
Wie schon erwaäͤhnt, wird in Zweibrücken 
am Montag den 11. Juni der 4. Verbands 
des Pfälzer Bacer-Verbandes abgehalten. 
Die für die Verhandlungen festgesetzte Tagesordnung 
sautei: J. Bericht über den Stand des Verbandes 
durch den Vorsitzenden. 2. Rechenschaftsbericht über 
Finnahmen und Ausnahmen durch den Kassier. 8. 
Wahl der Rechnungsrevisoren. 4. Bericht über die 
am 12, 13. und 14. März in Berlin abgehaltene 
Vorstandssitzung. 5. Einführung einer einheitlichen 
Rorm fuͤr die Lehrlingsprüfungen in der Pfalz, 
6. Besprechung über Konsum⸗Vereine. 7. Wahl des 
Ortes für den nächsten Verbandstag 1890. 8. 
Bericht der Rechnungsrevisoren und Decharge. 9. 
Neuwahl des Verbands-Ausschusses. 
Das Staaisminister ium hat 
die Bestimmung getroffen, daß die Bahnstrecke 
BiebermühlePirmasens, der vereinigten 
Pfaälzischen Eisenbahnen in die Classe der unter 
Absaß 6 der Bekanntmachung vom 5. März 1882 
aufgeführten Bahnen umlergeotdneter Bedeutung ein⸗ 
gereiht werde. 
— (Baldbauschulen.) Das Finanzmini— 
deriüum gibt bekannt, daß am Sitze der Forstämter 
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Deutiches Reich. 
Sraßburg, 28. Mai. Die Ausführ ungs- 
rhimmungen zu der Paßverordnung schreiben vor, 
die Pusse duher sur sammtiche über die fran⸗ 
— Grenze zureisenden Ausländer noch für alle 
—A Staatsangehörigen erforderlich sind, 
velche zu tinem über vierünbzwanzig Stunden dauern⸗