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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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S itte Irnge Das Bilan lofter vierteijahrlich 1A G einschließuch Tragerlohn; durch die Post bezogen I 75 4, einschließlich 20 H Zustellung sgebühr. Di
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nrückung Ausunft eriheiu. 15 . Neklamen 80 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Politische Uebersicht.
Die erste Woche seit der Ueberfiedel⸗
ing des Kaisers und seiner Familie nach
Noß Friedrichstron ist nunmehr ver⸗
nichen und wenngleich sich der erlauchte Monarch
solge der Anstrengungen und Aufregungen der
vberfiedelung nach seinem gegenwärtigen Sommer-
ceinige Tage etwas angegriffen fühlte, so ist
oh zur Zeit sein Allgemeinbefinden wieder ein
suerigendes. Der Kaiser hält fich in den Schloß
züedrichklron umgebenden ausgedehnten Parkan⸗
gen, sobald dies die Witterung nur irgendwie
nsattet, täglich lüngere Zeit auf und unternimmt
ruch häufig Ausfahrten nach verschiedenen Punk⸗
da Umgebung, namentlich auch „nach seinem
jute Bornstedt. Der Erledigung der Staatsge⸗
cüfte und der Angelegenheiken seines Hofes widmet
ih der Monarch in immer ausgedehnterer Weise
id nimmt er fast jeden Tag eine größere oder
cingere Anzahl von Vorträgen entgegen.
* Das Anfang dieser Woche zu seiner Sommer⸗
sion zusammengetretene schweizerische Par⸗
ament, die Bundesversammlung, verspricht die
in Zeit in der Schweiz schwebenden militärischen
,diagen ihrer raschen Erledigung zuzuführen. De—
hattelos nahm der Nationalrath am Mittwoch alle
von dem vorbereitenden Ausschuß gewünschten Maß⸗
ahmen zur Hebung der nationalen Wehrkraft und
ut taschen Förderung der Befestigungsarbeiten am
ʒt. Gotthard an. Die Vorarbeiten für die Be—
chigung des Urner Loches bei Andermatt sollen
jort beginnen.
*Der bekannte ungarisch⸗ französische
wischenfall scheint trotz seiner officiellen Er⸗
digung noch immer seine Kreise ziehen zu wollen.
da französische Bolschafter in Wien, Decrais, soll
ih demnach nach Pest begeben wollen, um Fuhl ⸗
ung mit den dortigen franzosenfreundlichen Kreisen
a gewinnen; hoffentlich läßt sich Herr Tisza durch
iese , Fühlung“ sein Concept nicht verrücken!
Der parlamentarische Mißerfolg
brulangers mit seiner Jungfernrede in der
funzesischen Deputirtenkammer wird von der anti ⸗
vrlangistischen Presse in Frankreich weidlich aus⸗
xteutet. Indessen verhehlt man sich in den re—
iublitlanischen Blättern doch nicht, daß das Fiasco
duengers in der Kammer noch keineswegs das
nde des Boulangismus bedeute, da dessen Kraft
nuiger im Parlamente, als vielmehr in der Wäh⸗
tihest liege, eine Ansicht, die eben nur zu berechtigt
am 17. Juni stattfindende Ersatzwahl in
9* harente, bei welcher der Revanchedichter Doͤ⸗
α als Candidat der Boulangisten auftritt,
* aen Prüfstein abgeben, ob der Mißerfolg
ie in der Kammer dem Zulunftsdictator
det dffentlichen Meinung des Landes geschadel
iat der nicht.
n Ir kussische Senat hat die Beruf.
n Jeodorogs, des Redakieurs des pansla⸗
u en Hetzblattes Nowoje Wremja“, gegen das
—* Gefangnißstrafe verurtheilende erstinstanzliche
* niß in dem Processe wegen Beleidigung des
n en Militaͤrbevollmächtigten Obersten v. Vil—⸗
n derworfen. Das Uriheil ist also rechts.
aeworden und diese seinerzeit so viel Auf⸗
— Affaire ist mit dem Ausspruche des
e ediat womit man sich nun wohl auch
njlavistischer Seite wird zuftieden geben müssen.
anon Zululand ist ein Aufftand ausge-
.Einer aus London kommenden telegta—
Samstag, 9. Juni 12888.
Fhischen Nachricht zufolge machte die englische Re⸗
zierung am 6. dss. M. in beiden Häusern des
Harlaments folgende Mittheilungen: Die Häupt-
inge Dinizulu und Undabuko machten, nachdem
ie in Keeza eine bewaffnete Gefolgschaft ver—
ammelt hatten, Einfälle und raubten Vieh. Die
Behörden der britenfreundlichen und friedlichen
Asutas ordneten die Verhaftun g Dinizulus und
inderer Rädelsführer wegen Viehraubs an. Die
mit der Vollstreckung der Haftbefehle betrauten
Bolizeimannschaften und die sie begleitenden Schützen
uind britischen Dragoner, denen erfolgreicher Wider⸗
iand geleistet wurde, mußten den Rückzug antreten.
Zwei Soldaten wurden getödtet, zwei verwundet.
Frische Truppen und eine Abtheilung Basutos
narschiren nach Keeza, um die Aufrührer zu züchtigen
ind die britische Autorität wieder herzustellen.
* Der Gouverneur von Newyork hat das
Besetz unterzeichnet, welches die Anwendung der
Flektricitäat anstatt des Stranges bei Hien⸗
richtungen verfügt. Das Gesetz tritt am 1.
Januaren. J. in Kraft.
Deutsches Reich.
Wiesbaden, 8. Juni. Der „Rh. K.“
neldet, der Oherbürgermeister von Danzig, v.
Winter, sei zum Nachsolger des Ministers v. Putt⸗
tamer ausersehen.
Verlin, 8. Juni. Minister v. Futt
Zamer hat vom Kaiser seinen Abschied er⸗
zeten. Das Abschiedsgesuch ist durch den
Inhalt eines eigenhändigen kaiserlichen
Schreibens veranlaßt, welches der Minister
gestern Abend erhalten hat.
Berlin, 8. Juni. Heute Nachmittag fand
hei dem Reichskanzler eine Sitzung des Staats⸗
ministeriums statt, welcher der Minister v. Putt-
kamer nicht beiwohnte.
Potsdam, 8. Juni. Der Kaiser fuhr von
lO* bis 1194 Uhr im Schloßpark von Friedrichs—
ron spazieren, hörte hierauf den Vortrag des
Grafen Stolberg und machte sodann eine Spazier⸗
jahrt im Schloßpark von Sanssouei. Die Kaiserin
degab fich mit der Vrinzessin Sophie nach
Bornstedt.
Ausland.
Paris, 8. Juni. Floquet hat eine Unter⸗
husung über den Zwischenfall von Saint⸗Ail an⸗
geordnet, wo angeblich 20 deutsche Soldaten die
Hrenze überschritten hätten.
Rom, 8. Juni. Von amtlicher Seite verlaufet,
die Regierung werde zu den diesjährigen großen
Mansvern keine fremden Abordnungen zugelassen,
auch zu fremden Manövern keinerlei Vertreter
enden
Lrrnale und pfälzische Nachrichten.
8 St. Ingbert, 9. Juni. Morgen,
Sonniag früh 5 Uhr 22. M. geht von St.
Johann ein Sonderzung nach Bingerbrück, der
an allen größeren Stationen hält, und um 8 Uhr 56
Min. fruͤh in Bingerbrück eintrifft. Der Rüchzug
ahrt um 7 Uhr 20 Min. abends von Bingerbrüd
ib und trifft um 10 Uhr 55 Min. wieder in St.
Johann-Saarbrücken ein. Allen Theilnehmern an
ziesem Zuge wird gestattet, (mit Ausnahme der
A
Muͤnftet aSt. vorauszufahren, um dem um 3
Ahr Nachmittags beginnenden Rennen beizuwohnen
ind abends sich dem Rückzuge anzuschlietßen. Die
23. Jahrg.
Fahrpreisermäßigung besteht darin, daß allen Theil-
jehmern, welche von den Stationen St. Johann⸗
Saarbrücken bis Oberstein einschließlich Billets nach
reuznach und darüber hinaus lösen, Hin⸗ und
Kückfahrt zum Betrage eines einfachen Billets ge⸗
tattet wird.
* St. Ingbert, 9. Juni. Morgen Nach-
nittag 2 Uhr findet im benachbarten Rohrbach die
Fahnenweihe des dortigen Kriegervereins statt. Der
xriegerverein St. Ingbert wird dabei die Pathen-
selle haben. Außer diesem wird auch der hiesige
dandwehrverein der Feier beiwohnen. Beide Ver—
ine werden Punkt 1 Uhr ihren Abmarsch nach
sohrbach antreten. J
*St. Ingbert, 9. Juni. Es scheint nicht
genügend bekannt zu sein, daß seit einem viertel
dahr für den Postverkehr zwischen hier und Rohr⸗
zach noch ein besonderer Bote eingestellt ist. Der⸗
selbe trifft Vormittags 11 Uhr hier ein und tritt
mit den für Rohrbach bestimmten Postsachen den
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an. Wir haben somit jetzt täglich zweimalige Post-
Jelegenheit nach unserem Nachbarorte, da der Boten⸗
jang in der Frühe 7 Uhr, wie bisher, von den
hiesigen Postboten besorgt wird.
St. Ingbert, 8. Juni. In dem Garten
des Privatmannes Peter Uhl dahier befinden
sich die ersten Traubenblüthen. Für unsere Gegend
gewiß eine Seltenheit.
— Kaiserslautern, 7. Jani. Das
Cisenwerk Kaiserslautern beschloß in seiner General⸗
bersammlung vom 17. v. M. die Erhöhung seines
Actiencapitais von 800 000 M. auf 600 000 M.
Die Erhöhung des Actiencapitals, welches voll ein⸗
Jezahlt ist, erfolgt durch Ausgabe von 250 Inhabers
AÄctien im Nominalbetrage von 1200 Mark. Eine
Einheit des Nominalbetrages der alten Actien und
der neuen Actien soll dadurch erzielt werden, daß
ein Umtausch gegen je zwei alte auf 600 M.
lautende Actien eine Actie auf 2200 M. lautend
ausgegeben wird. Die neuen Actien wurden von
der hiesigen Bankfirma Böcking, Karcher u. Cie.
gezeichnet und übernommen unter der Verpflichtung,
gegen Vergütung der Auslagen den alten Actionären
auf je zwei alie Actien eine neue nach deren Voll⸗
zahlung auszuhändigen.
Durkheim, 8. Juni. (Altert hlu m s⸗
berein.) Die kgl. Akademie für Archäologie zu
Stockholm (Schweden) hat ketzter Tage dem hie⸗
igen Alterthums⸗Verein in Ansehung dessen Ver⸗
dienste um die Aufhellung der mittelrheinischen
Tulturgeschichte ihre werthvollen Publicationen zum
Beschenke gemacht. (6D. A.)
— Sheyer, 7. Juni. (Sp. 3.) Der Rechen⸗
schaftsbericht des bayerischen Landeshilfsvereins über
seine Thätigkeit in den Jahren 1888 mit 1887
jaßt deutlich erkennen, daß der Verein in dieser
Zeit eine reiche Friedensthätigkeit entfaltet hat;
nsbesondere hat derselbe Vielen, welche aus den
riegen von 1866 und 1870771 verwundet und
erkrankt zurückkehert waren, sowie Hinterbliebenen
gefallener Krieger im Bedürfnißfalle Beistand ge⸗
keistet, speziell aber auch die weitere Ausgestaltung
und Fortbildung des freiwilligen Hilfswesens
wesentlich gefoördert und die Vorbereitungen für
den Kriegsfall verbessert. Dies find die beiden
Aufgaben, deren Erfüllung als Hauptziel und
Zwec des Vereins betrachtet werden darf. Der Jahres⸗
dericht gibt nun über das bisher Geleistete dankens—
werthe Rechenschaft. Als besonders beachtenswerth
sei auf die überaus rege Thätigkeit hingewiesen,