Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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M 13. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 14. Jan. Candtag.) Die Be⸗ 
rathung des Forstetats wird beendet. Die Einnah⸗ 
men 21,086 999 Mt. Ausgaben 12,703,2858 Mt 
Bei Besprechung der zum Etat vorliegenden Denk⸗ 
schrift über Vollzug der Forstorganisation bemerkt 
— 
Nobember 1885 wesentliche Forischritte gemacht, 
aber allerdings noch bei keiner Kategorie durchge⸗ 
führt sei. Die Lage der Beamten habe sich bereits 
wesentlich verbessert. Der Plan des Ganzeu be⸗ 
währe sich. Die Regierung halte sich strickt an die 
gegebenen Zusagen. Allen billigen Forderungen 
sei nach Aussage der Regierung genügt. Sie da⸗ 
rüber hinauszudrängen, habe die Volksvertretung um 
so weniger Veranlassung, als die Regierung für 
Durchführung die ausschließliche Verantwortung bez. 
des bewilligten Pauschales trage. Der Ausschuß- 
antrag eine Erinnerung gegen den Vollzug der 
Organisation sei nicht zu erheben, wird debattelos 
einstimmig angenommen. 
Straßburg, 16. Jan. Zufolge kaiserlicher 
—XEE 
26. Januar hier zusammenzutreten. 
Berlin, 156. Jan. Das „B. Tgabl.“ meldet 
von vertrauenswürdiger Seite aus San Remo, daß 
es zwischen den sich in in die Behandlung des 
Kronprinzen theilenden Aerzten zu ernsten Differenzen 
gekommen sei. Dr. Mackenzie kommt Ende dieses 
Monats nach San Remo. 
Berlin, 16. Jan. Das Schulunierhaltungs⸗ 
Jesetz stellt 20 Millionen zur Verwendung für eine 
Zeisteuer zu den Gehältern der Lehrer und Lehrer⸗ 
innen an die Communen. Die Zuschüssen sollen 
in Beträgen von 100, 200 und 400 Mark erfolgen. 
An diese Beihülfe ist die Bedingung geknüpft, daß 
das Schulgeld an Vollsschulen aufgehoben wird. 
Ausland. 
Die Ordenzjkandale sind noch immer 
nicht anane der „Figaro“ meldet, daß eine 
dielgenannte RPersönlichkeit von der Partei der 
Inanigen tan esn 50,000 Fr. Orden 
derschaffte; der ‚„Figako“ wird weitere Mittheilungen 
—XVVI 
eine Untersuchung einzuleiten ist. Andererseits 
chreibt der in solchen Sachen gut unterrichtete 
„Gil Blas“: Seit einigen Tagen circuliren im 
FJustizpalast verschiedene Gerüchte über hohe Justiz⸗ 
beamte, die sich weit schlimmer gebahrt hätten als 
Bigneau, die aber mit der Affaire Wilson nichts zu 
hun gehabt haben. 
Paris, 15. Jan. Eine von der „Lanterne“ 
o romanisch erzählte Mordgeschichte von dem 
leberfall eines Postens im Lager von Chalons und 
dem Raube eines Lebel-Gewehrs wird offiziell als 
pollständig erfunden bezeichnet. — Der Minister 
des Innern hat den Blättern folgende Mittheilung 
aͤber einen neuen Gesetzentwurf des Kriegsministers 
gemacht: „General Logerot hat im Miinisterrath 
einen Gesetzentwurf vorgelegt, der den Zweck hat, 
der Regierung im Falle der Mobilmachung die 
Möglichkeit zu geben, ohne Unterschied sowohl in 
den activen Regimentern wie in den Territorial- 
Regimentern die U berschüsse der Cadres zu Soldaten 
der verschiedenen Reserveklassen zu verwenden.“ 
Petersburg, 13. Jan. Englischen Blättern 
zufolge werden hier fortwährend zahlreiche Verhaf⸗ 
wungen vorgenommen. Die neue Verschwörung 
gegen den Czaren sei noch vor dem Ausbruch 
döllia unterdrückt worden; viele Offiziere und 
cV 
Dienstag, 17. Januar 1888. 
23. Jahrg 
Studenten seien verhaftet, und bei den stattgefun⸗ 
zenen Haussuchungen wichtige Briefschaften in 
Zeschlag genommen worden. Das Verbrechen sollte 
vährend der Reise des Czaren von Gatschina nach 
Betersburg zur Ausführung kommen. 
In Kreisen, die gut unterrichtet zu sein pfleyen, 
ist, wie der „Daily News“ gemeldet wird, ein 
Herücht im Umlauf, dem zufolge zwei Prinzen des 
Zanses Orleans (Ludwig Philipp, Sohn des 
Hrafen von Paris, und Heinrich/ Sohn des Her⸗ 
ogs von Chartres) die Erloubniß zum Eintritt 
in das russische Heer nachgesucht und erhalten 
aben. Es wird hinzugefügt, daß beide Prinzen 
n die Garde eintrzeten werden. 
auf Nr. 49820, je 1000 Mk. auf Nr. 38482 
und 51399. (P. K.) 
— In Ludwigshafen stand ein dortiger 
Metzger dor den Schranken des Gerichts, weil er 
seine Wurst „gebindemittelt“ hatte. Um die Knad- 
würste haltbarer zu machen, mischte er unter den 
Wurstteig Kartoffelmehl. Das Gericht konnte sich 
aber mit der Nothwendigkeit dieser Manipulation 
nicht einverstanden erklären, und verurtheilte den 
„Verbesserer“ zu 20 Mk. Strafe und die Kosten. 
Die 20 Mk. fließen der Untersuchungsstation in 
Speyer zu. 
— Weisenheim a. S. Hier wurden 31 
Dezimalen Kirschenstück zu dem enormen Preise von 
2130 M. versteigert. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 17. Jan. Wie in den 
Porjahren, so zollt auch heuer wieder die Gesell 
chaft —S — — dem Prinzen Carneval, 
velcher gegenwärtig das Scepter schwingt, ihren 
Tribut, indem sie besondere Abende festgesetzt hat, 
in dem ihm ausschließlich gehuldigt wird. Die 
erste Nartensitzung fand, wie schon aus einer Annonce 
n dliesem Blatte bekannt, gestern Abend statt. 
„Stoff“, auch die folgenden „Narren⸗Abende“ rech— 
jumoristisch und pikant zu gestalten, soll reichlich 
jorhanden sein. 
* St. In 4bert, 17. Jan. Den Freunden 
ind Freundinnen deh Eislaufs teilen wir hier mit, 
daß der Niederwürzbacher Weiher mit einer spiegel⸗ 
Jlaiten und festen Eisfläche bedeckt ist. Da seit 
iner Reihe von Jahren keine so günstige Gelegen⸗ 
)eit gegeben war, auf großer Fläche dem unter⸗ 
saltenden und stärkenden Vergnügen des Schlitt— 
chuhlaufens zu huldigen, so wird diese Mittheilung 
nicht verfehlen, besonders morgen (Mittwoch) Nach-— 
mittag dem Weiher zahlreichen Besuch zuzuführen. 
— Die Ziehung der Kaiserslauterer 
A 
März, sondern am 19. März d. J. statt. 
— Frankenthal, 15. Jan. Die Neuwahl 
m Gesangverein der Zuckerfabrik hatte folgendes 
Ergebniß: Bechtloff, J. Vorstand, Ph. Müller 
2. Vorstand, Gering, Schriftführer, Ambr. Lang, 
Zassier, Ant. Faß, Archivar, Kuhberg, Heil u. Eger, 
Beisitze.. Als Dirigent verblieb Herr Gust. 
Schadowitz, Musikdir. dahier. 
— Wachenheim, 13. Jan. Wie dem „Land. 
Tagel.“ gemeldet wird, soll das schon seit Jahren 
erbaute prachtvolle und geräumige Hauberspital 
)ahier wieder abgebrochen werden, weil Herr Dr. 
Bürklin verlangt, daß dasselbe, welches doch allein 
aus Mitteln der Familie Hauber errichtet und un⸗ 
glücklicherweise auf Grund und Boden der Erben 
Wolff, deren Vertreter Herr Dr. Bürklin ist, steht, 
auf den Namen Joh. Ludw. Wolff'sche Stiftung führen 
'oll, während die erbauende Familie dem Spital 
den Namen „Karolinen-Hospital“ geben will. Schon 
ahrelang ist hieruber Streit, während dessen der 
Bau leer stand und nun dieses Ende einer wirklich 
zroßartigen Gabe seitens der Familie Hauber. In 
Interesse der Sache können wir fast nicht glauben, 
»aß Herr Dr. Bürklin, dem doch nur der nicht 
ochwerthige Grund und Boden gehört, auf seinem 
Berlangen bestehen bleiben soll. 
— Ludwigshafen, 16. Jan. Laut einer uns 
zon der General-Agentur Peter Rixius hier mitge— 
heilten Depesche fielen bei der heute in Munchen 
tattgehabten Ziehung der Zwieseler Kirchenbaulot 
erie der Haupttreffer von 20,000 Mt. auf Nr 
111946. 5000 Mtk. auf Nr. 51862. 2500 Mt 
Vermischtes. 
F Drei Sonnen und zwei Mondfin— 
sternisse finden im Jahre 1888 statt, jedoch 
werden nur die erste Mondfinsterniß und die dritte 
Sonnenfinsterniß in unserer Gegend sichtbar sein. 
1) Sichtbare totale Mondfinsterniß den 28. 29. 
Januar. Anfang der Finsterniß am 28- Januar 
10 Uhr 10 Minuten Abends, Anfang der totalen 
Finsterniß 12 Uhr 49 Minuten Morgens, Ende 
der Finsteiniß überhaupt 1 Uhr 530 Miuuten Mor— 
gens. 2) Unsichtbare partielle Sonnenfinsterniß den 
11/12. Februar. Sichtbar in den füdlichen Polar⸗ 
zegenden und theilweise auf der Südspitze Süd⸗ 
amerikas. 3) Unsichtbare partielle Sonnenfinsterniß 
den 9. Juli. Sichtbar im südlichen Theil des in⸗ 
dischen Ozeans. 3) Unsichtbare tatale Mondfinster⸗ 
niß den 23. Juli. Sichtbar im westlichen Afrika, 
im südwestlichen Europa und in Amerika. 5) Parti⸗ 
elle Sonnenfinsterniß den 7. August. Anfang der 
Finsterniß 7 Uhr 10 Minuten Abends, Ende der 
Finsterniß 7 Uhr 49 Minuten Abends, 6 Minuten 
nach Sonnenuntergang. 
F Straßburg, 14. Jan. Der Landesaus⸗ 
schuß von Elsaß⸗Lothriugen ist durch Kaiserliche 
Verordnung auf den 26. ds Mis. einberufen. 
F Worms, 14. Jan. Der um 6 Uhr jeden 
Abend von hier abgehende Eisthalbahnzug stieß vei 
dem Uebergang in der Speyerervorstadt mit dem 
beladenen Fuhrwerk des Holzhändlers Honig zu⸗ 
sammen, wodurch das Fuhrwerk total zertrümmert 
wurde und der Knecht desselben, welcher unter die 
Maschine des Zuges gerieth, auf der Stelle todt 
blieb. Infolge dieses Zusammenstoßes war der 
Verkehr auf der Strecke längere Zeit gehemmt, da 
auch die Lokomotive durch den Zusammenstoß aus 
dem Geleise gerathen war. 
4 Mainz, 12. Jan, Ueber die Ausdehuung 
des Brieftaubenwesens gab der Vorsitzende des 
hiesigen Geflügel · und Vogelzuchtvereins in der 
zestrigen Versammlung sehr bemerkenswerthe Nach- 
richten. In Aachen und Elberfeld besitzen z. B. 
Liebhaber Tauben, welche mehrfach mit gutem Er⸗ 
folg Wettflüge bis Genf, Wien und Rom ausge⸗ 
führt haben. Solche Tauben kosten 100 bis 300 
Mtk. pro Stück. 
Mainz, 14. Jan. Vor einigen Tagen 
wurde berichtet, daß ein hiesiger Kaufmann wegen 
Betrügereien und Fälschungen von den Behörden 
steckbrieflich verfolgt werde. Nach einer aus Basel 
hier eingelaufenen Mittheilung ist der Flüchtige 
daselbst verhaftet worden. 
Merzig, 14. Jan. Die Firma Billeroy 
und Boch wird in den nächsten Tagen einen Ar— 
beiter nach Rom entsenden. um den von derselben