Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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t, Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöͤchentlich mit Unlerhaltungs· Blatt und Fre itags und Samstags mit ac 
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ustunfst ertheilt, 16 , Neklamen 30 4. vei Amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— — 
6123. 
Dienstag, 12. Juni 1888. 
.Jahrg 
DSeuisches Reich. 
Verlin, 11. Juni. Die „Nordd. Allg. 
ꝰhastreitet heule in einer Polemik gegen 
Freisinnige Zeitung“, daß wiederholt 
piugende Vorstellungen von einer gewichtigen 
zite zu Gunsten Puttkamer's bei dem Kaiser 
rhucht find, und bestätigt, daß die Entlass⸗ 
m vutitamer's auch dem Ministerpräsidenten 
sen Bismarck unerwartet gekommen ist. 
sere Thatsache könne aber doch nur Be—⸗ 
idigung bei einer Partei hervorrufen, bei 
pcher die Fraktionspolitit das staatliche 
Mußtsein geschädigt habe; bei den staats— 
reichsfreundlichen Elementen des Landes 
vde sie eher Besorgniß erregen. Im ůb⸗ 
ihen bezeichnet es die „Nordd. Allg. Ztg.“ 
umwahr, daß der Kaiser Herrn v. Putt⸗ 
et am 27. v. M. aufgefordert habe, sich 
rechtfertigen. 
der „Reichsanzeiger“ publizirt die Ent⸗ 
isung von Puttkamer's unter Belassung des 
dielb und Ranges eines Staatsministers 
ud unter Verleihung des Sterns der Groß⸗ 
mmthure des Hohenzollern'schen Hausordens. 
Potsdam, 11. Juni. Der Kaiser hatte eine 
aht gute Nacht. Die Schlingbeschwerden sind 
voh nicht ganz geboben. Der Appetiit ist heute 
aser. Mackenzie setzte in Gegenwart Wegeners, 
giuseß und VBardeleben's eine neue filberne 
danlle ein. Der Kronprinz erkundigte sich um 
I Uhr persönlich nach dem Befinden des Kaisers. 
du Kaiser stand um 11 Uhr auf. 
Ausland. 
Bologna, 11. Juni. Das Koͤnigspaar, der 
nonßtinz und der Unlerrichtsminister Boselli sind 
iet eingetroffen und wurden am Bahnhofe von 
wen Leriretetn der italienischen und fremden Stu⸗ 
denten, den Spitzen der Behörden und einer un— 
geheuten Menschenmenge begrüßt. Die Studenten 
mhfngen den Zug, melcher die Majestälen brachte, 
nit endlosem Hurrah und senkten die Fahnen, die 
—T Studenten salutirten mit ihren Schlägern. 
die dundgebungen setzten sich fort bis zum Palais, 
die Königsfamilie, von der Menschenmenge 
ürmiich begrüßt, auf dem Balcon erschien. 
Lokale und pfalzische Nachricten. 
— 12. Juni. Vollzug 
3 eihhsgesetzes betreffend den Er⸗ 
ge er Wittwen-und Waisengeldbei— 
t ne die Angehörigen der Reichszivilverwal 
38 Reichs heeres und der Kaiserlichen Marine. 
**— a Reichsgesetz bom 17. Juni 1887 (Reichs- 
* . 2379 bezw. vom 20. April 1881 
* gesetzbl. S. 88) wurde die Erhebung von 
7 nn Waisengeldern von den Angehörigen 
Wahehrerez. und der Kaiserlichen Matine e 
Wiet Reichszivilverwaltung angeordnet. Es 
* dou nach ausdrüdlicher Bestimmung dieser 
n — auf die Entrichtung der Wittwen⸗ 
dude isengelder an die Wittwen und hinterlassenen 
* tidtet werden, und ist dies auch 
* — Offiziere und Militärbeamten, 
— bayerischen Wittwen- und Waisenfond 
— zu entrichten hatten, vielfach geschehen. 
Waneer Verzichtleistung hörte für die Verzicht⸗ 
n die Verpflichtung zur Errichtung von 
Witiwen⸗ und Waisengeldbeiträgen an die Reichs⸗ 
asse auf. Durch das Reichsgesetz vom 1. April 
1888 (Reichsgesetzbl. S. 665) wurde nun die Er⸗ 
jebung dieser Wittwen⸗ und Waisengeldbeitrage 
ingestellt, ohne daß jedoch an der durch die obigen 
Heiden Reichsgesetze festgesetzten Fürsorge für Witt⸗ 
den und Wusen eine Aenderung getroffen wurde. 
Im nun dieser reichsgesetzlichen Fürsorge gleichfalls 
heilhaftig zu werden, ist es zuläsfig, obenbezeichnete 
Kerzichtleistungen auf die Entrichtung der Wittwen⸗ 
ind Waisengeider zu widerrufen. Der Widerrufende 
jat jedoch denjenigen Betrag an Wittwen⸗ und 
Waisengeldern zur Reichskasse nachzuentrichten, wel⸗ 
her ohne Erklärung bes Verzichies von ihm hätte 
entrichtet werden müssen. Soiche Widerrufe sind 
is spatestens 80. Juni l. J, einschließ 
lich entweder bei dem Truppentheile, bei dem der 
Widerrufende steht oder bei dem kgl. Kriegsmini- 
terium in zweifacher Fertigung einzureichen. Ge⸗ 
nmäß einer höchsten Bekanntmachung des königlichen 
Staatsministeriums des Innern vom 28. April 
fd. Irs. werden sämtliche Gemeindebehörden auf 
iese reichsgesetzlichen Bestiimmungen und die bayer. 
Ausführungsbestimmungen hierzu (Amtsblatt des 
Innern 1888 S. 153 ff.) mit dem Auftrage auf⸗ 
nerksam gemacht, für deren möglichste Verbreitung 
in den Gemeinden geeignet Sorge zu tragen. 
* St. Ingbert, 12. Juni. Es herrscht hei 
)en Fuhrwerksbesitzern vielfach die Ansicht, der ihrem 
Fuhrwerk begegnende Velozipedfahrer müsse von 
einem Vehikel absteigen, wenn er an einem Fuhr— 
werk forbeifahre. Es ist dies ein Irrthum, der 
ine schwere Schädigung des Fuhrwerksbesitzers zur 
Folge haben kann. Rach einem Erkenntmiß des 
Reichsgerichts gilt auch für Velozipedfahrer der alte 
Rechtsgrundsatz, daß bei einer Begegnung mit anderen 
Fuhrwerken Jeder auf sein Fuhrwerl aufzupassen 
hat. Befürchtet also ein Fuhrtmann, seine Pferde 
Zunten vor einem vorbeifahrenden Veloziped scheuen, 
demuß er auf seine Pferde aufpassen und eb. ab⸗ 
teigen, während ein Velozipedist ruhig sitzen bleiben 
ann, da er weiß, daß sein „Pferd“ nicht „scheu“ 
vird. 
Oppel v. Rüsselsheim. 8. Ad. Suüßdorf vom R.⸗ 
B. Homburg. V. Landsturmfahren, 2000 Meter. 
1. Heinr. Bolz vom Velozipedllub Kaiserslautern 
in 4 Min. 48 Sek. 2. Andr. Seiler vom R.⸗V. 
Forbach. 83. Joh. Weller vom R.V. Homburg. 
FI. Tandemfahren, 2000 Meter. 1. Theodor Jaide 
und Weder vom R.⸗V. Mannheim,. denselben wur⸗ 
den 120 statt 80 Meter Vorgabe bewilligt. (Preise: 
IFruchtschale und 1 Weinkanne, je 25 Mk. werth). 
2. Karli Weiser und Eduard Eß vom R.V. Straß⸗ 
durg. (hne Vorgabe.) 3. Friedr. Ruppenthal 
nr' Ludw. Rottmüller vom R.⸗V. Homburg. 200 
Meler Vorgabe.) VII. Schützenhausfahren, 4000 
Retet. 1E. Thorey, vom R.V. Leipzig in 8 
Nin. 488 Sek. GPreis: 1 Visitkartenschale im 
Werih von 850 Mk.) 2. Ernst Irschlinger vom 
R.VB. Mannheim. 83. Wilh. Oppel vom R.⸗V. 
üsselsheim.; VIII. Hauptfahren. 8000 Meter. 1. 
xzImil Thorey, Leipzig, in 16 Min. 56 Sekunden. 
Preis: 1 Bowle, J Visitkartenschale und 1 Thee- 
ervice im Werth von 200 Mk., gestiftet vom Ve⸗ 
ozipedklub Pirmasens.) 2. Wilh. Oppel, Russels⸗ 
Jeim (Preis: 1 goldene Uhr im Werth von 100 
Mark.)“ 83. Ludw. Rotimüller, Homburg (Preis: 
Broilörbe, 80 Mark werth.) Außer den oben⸗ 
zenannten Preisen erhielten je der 1. Preisträger 
zin silbervergoldetes, der 2. ein filbernes und der 
3. ein bronzenes Ehrenzeichen. (P. A.) 
— Aus dem Alsenzthal schreibt man der 
„Pf. Pr.“: Einen vielfach besprochenen, von 
nehreren Seiten sehr aufgebauschten Vorfall können 
vir nach glaubwürdigen Mittheilungen also richtig 
tellen. Gelegentlich der letzten Kontrolversammlung 
n Obermoschel befand sich der Lehrer Michel aus 
dochstätten, der als Reservist zur Kontrolversamm- 
sung einberufen war, in einer dortigen Wirischaft, 
in welcher auch der die Kontrolversammlung leitende 
Premierleutnant, sowie der Landwehrleutnant Ritters⸗ 
Jach von Münster a. St. anwesend waren. Lehrer 
Michel wollte der Kellnerin die Zeche zahlen, als 
Ritlerspach dieselbe zu sich rief, worauf dieselbe den 
Michel stehen ließ und zu den genannten beiden 
derren sich begab. Michel rief nun hinüber, warum 
die Kellnerin ihn nicht zuerst bediene, ob sein Geld 
nicht so gut wäre, als das der anderen! Hierauf 
derwies ihm der dienstthuende Offizier sein Be— 
rehmen als ungehorig; man kenne ihn, er sei ein 
Sozialdemokrat ꝛc. Auch Rittersbach verbat sich 
seine Einmischung und soll dabei der Worte „Sie 
Tropf ꝛc.!“ sich bedient haben. Zugleich diktierte 
der Offizier dem Michel drei Tage Militärarrest, 
welche er sofort im Amtsgerichtsgefangniß Ober⸗ 
moschel absitzen mußte. Michel hat nun seine bei⸗ 
den Gegner wegen Beleidigung ⁊c. verklagt und 
man sieht dem Ausgang der Sache mit regem 
Interesse entgegen. 
— Speyer, 10. Juni. Am 9. ds. hielt 
das hiesige Kanal ·Komitee seit langer Unterbrechung 
vieder ane Sitzung, in welcher der Vorsitzende 
einige Mitteilungen über den gegenwärtigen Stand 
der so hochwichtigen Angelegenheit für unsere Stadt 
nachte. Im Allgemeinen haͤtte die Ausführung des 
Projelts viele Chancen. Das Projekt, das gegen⸗ 
wärtig in Berlin liege, spreche sich für die Rhein⸗ 
niedecung, und zwar fuͤr die Einmüůndnng in Speyer 
us. Die Ausführung des Kanals koste 16 Millionen 
mit der Einmündung in Spehyer, mit der Weiter⸗ 
ührung bis Ludwigshafen, bie aber des vorzüg⸗ 
ichen Fahrwassers auf dem Rhein von Speyer bis 
dudwigshafen wegen durchaus zwecklos erscheine, 
oste die Herstellung ca— 24 Millionen, also ohne 
— Das Velozipedrennen in Hom⸗ 
urg hat an großartiger Betheiligung alle seine 
—XXV— ubertroffen. Ganz Homburg war 
on Fremden angefüllt und die Gasthäuser hatten 
Mühe, allen Anforderungen zu entsprechen. Saͤmt 
iche Rennen verliefen aufs Beste, nur beim letzten 
stürzte ein Fahrer mit seiner Maschine, ohne jedoch 
Schaden zu nehmen. Das Meisierschaftsfahren für 
die Pfalz mußte unterbleiben, weil sich nur zwei 
Bewerber am Start einfanden. Der Record beim 
daupifahren blieb hinter dem deutschen Recoerd zu⸗ 
hich. Das Resultat der vollzogenen Rennen war 
olgendes: J. Recordfahren, 1000 Meter. 1. 
xd. Thorey, vom Radfahrerverein Leipzig —B 
Sekunden. (Preis: Pokal.) 3. Ludw Rottmüller 
som Radfahrerverein Homburg. 3. Wilh. Oppel 
om Radfahrerverein Rüsselsheim. II. Erstfahren, 
2000 Meter. 1. Ernst Irschlinger vom Radf.⸗«V. 
Mannheim in 4 Minuten 15*6 Sek. 2. Otto 
henn vom Radf.V. Saarbrüchen⸗St. Johann. 83. 
Ad. Berndroth vom Radf.⸗“V. Mainz. III. Drei⸗ 
adfahren, 2000 Meter. 1. Theodor Jaide vom 
.V. Mannheim in 4 Min. 10 Sek. Preis: 
Tafelaufsatz im Werth von 30 Mk.) 2. Karl 
Ippel vom R.V. Rüsselsheim. 1V. Sicherheits⸗ 
Zweiradfahren, 8000 Meter. 1. Theodor Jaide 
son Mannheim in 6 Min. 6956 Set. (Preis: 
cafelaufsaß im Werthe von 40 Mt.) 2. Karl