Full text: St. Ingberter Anzeiger

üntzer zu 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die 
Kosten tragen sie gemeinsam. 2. Jak. Lichtenfels, 
40 J. a., Schuhmachergeselle, in Niederwürzbach 
wohnhaft, hatte am 23. Mai seinem damaligen 
Arbeitgeber, Schuhmachermeister Linn hier, in dessen 
Abwesenheit ein halbes Dutzend Stiefeletten⸗Schäft 
zestohlen. welche er sodann zu verkaufen versuchte. 
Er erhält dafür eine Gefängnißstrafe von 2 Wochen 
nebst Kostenüberbürdung. 3. Die gleiche Straft 
erleidet eine schon zweimal vorbestrafte, 18jährige 
Diebin, Maria Schirro aus Elversberg. Sie hatte 
am 22. Februar aus der Ladenkasse des Metzgert 
Lund in Rohrbach einen geringen Betrag entwendet 
4. Wegen vorsätzlicher Körperverletzung, begangen 
am 12. Maärz durch Schlagen und Treten einer 
Frau, wird gegen Philipp Schmelzer, 25 J. a., 
aus Hassel, jetzt hier wohnhaft, eine Geldstrafe von 
20 M. samt den Kosten ausgesprochen. 
— Der Jahresbericht der pfälzischen 
Handels- und Gewerbekammer für das 
Fahr 1887 beklagt u. a hinsichtlich der Verkehrs- 
verhältnisse den Mangel einer Bahnpost bei denSchnell⸗ 
zügen zwischen Ludwigshafen und Neunkirchen. Die 
Fortsetzung der Bahnlinie Landstuhl ˖ Kusel in der 
Richtung nach Trier wird mit Bezug auf die in⸗ 
dustriellen Verhältnisse als durchaus nothwendig be⸗ 
zeichnet, ebenso die Verbesserung der Bahnhofsver⸗ 
hältnisse in Pirmasens. Die Kohlenförderung belies 
fich zu St. Inabert auf 1,609,800 metrische 
Zentner, der Absatz auf 1,863,534 metrische Zentner 
mit einem Durchschnittspreis von 78,2 Pfg. per 
metrischen Zentner. Die mittlere Belegschaft betrug 
696 Mann mit einem Arbeitsverdienst von 8,316 
Mk. Dieselben ernährten 1995 Angehörige. Zu 
Mittelbexbach wurden 238,222. Zentner im Ge— 
samtbetrage von 183,000 Mk. abgesetzt. Erz 
förderung hat im Jahre 1887 nicht stattgefunden 
Im Branntweinbrennereibetrieb ist nach dem Aus— 
zug der „Pf. Pr.“ ein Rückgang zu konstatieren. 
In Betrieb waren 837 Brennereien gegen 1886 
weniger 362, die Produktion betrug 30,872 Hl., 
weniger 6549 Hl., der Steueraufschlag ergab 
275,810 Mk., weniger 51,848 Mk. 46 Pfg. 
V Vonder Bickenalb, 28. Juni. Nach⸗ 
dem wir am letzten Freitag Morgen und Samstag 
Abend die furchtbarsten Gewitter überstanden hatten, 
die den tropischen wenig nachstehen mochten und 
wobei es am ersten Tag hier in zwei Scheunen 
einschlug, jedoch ohne zu zünden, entluden sich 
gestern Abend um 7 Uhr wieder mehrere Gewitter 
über unsere Gemarkung mit einer Heftigkeit, die 
aller Beschreibung spottet. Das gemähte Heu 
schwamm im Wasser, das noch stehende Gras ist 
überflutet und schmutzig; Wege und gepflügte Aecker 
find trotz schweren Bodens zerrissen. Die Kartof⸗ 
feln find schön, aber nicht verwüstet. Die andern 
Sommerfrüchte haben fich auch teilweise infolge der 
reichlichen Wärme und Feuchtigkeit vom Hagelschlag 
erholt. Merkwürdigerweise hat es in einzelnen 
Strichen des nahen Lothringens noch fast gar nicht 
geregnet. Wenn nur jetzt anhaltend gutes Weiter 
eintritt, so kann mancher Schaden wieder aus« 
wachsen. 
— Germersheim, 24. Juni. Der O. 
pfälzische Feuerwehrverbandstag, welcher wegen Ab⸗ 
leben unseres unvergeßlichen Kaisers Friedrich ver« 
schoben werden mußte, findet nun kommenden 
Sonntag den 1. Juli definitiv dahier statt. Tag— 
rebille, Hauptversammlung des Feuerwehrberbandes, 
Schulübung der hiesigen Feuerwehr, Umzug durch 
die Haupistraßen der Stadt, Hauptübung der hiefigen 
und einiger Landfeuerwehren sind die Hauptpunkte 
des vorzüglich zusammengestellten Programms. Nach 
des Tages Mühe und Plage darf der Erholung 
auch ihr Recht nicht vorenthalten bleiben, und ist 
infolge dessen laut Programm neben einem gutem 
Mittagstisch, der allenthalben dahier jetzt schon seine 
Vorbereitungen erfährt, für den Nachmittag 3 Uhr 
auf dem kleinen Paradeplatze ein, von der 
gesammten Musikkapelle des kgl. 17. Inf.Reg. 
unter persönlicher Leitung ihres Kapellmeisters ge⸗ 
gebenes Konzert mit geselliger Unterhaltung vorge⸗ 
sehen. Bis jetzt find ungefahr 600 Mann aus—⸗ 
wärtiger Feuerwehrleute aus der Pfalz und unserem 
benachbarten Baden angemeldet. (Sp. 3.) 
— Speyert, 25. Juni. Fuhrmann Gg 
Oppinger jun. kam am Samstag Mittag mil 
dem Fuhrmann Gg. Zimmermann wegen eines 
anbedeutenden Anlasses in Streit, der damit en—⸗ 
digte, daß Ersterer ein Stück Holz nahm und sol⸗ 
ches dem Zimmermann dermaßen auf den Kopl 
schlug, daß dieser bewußtlos zusammenbrach. Die 
dirnschale soll gesprungen sein und ist höchste Le— 
jensgefahr vorhanden. Der Thäter, ein ebenfalls 
noch junger Mann, aber verheirathet und Familien 
zater, wurde noch am Samstag Abend verhaftet. 
— Ludwigshafen, 25. Juni. Von be— 
onderer Anziehungskraft für weitere Kreise der 
Bevölkerung während des hiesigen Schützenfestes 
ürfte das auf den Juli in Aussicht genomment 
PBolksfest werden, dessen abwechslungsreiches Pro⸗ 
gramm hübsche Unterhaltung verspricht. Der Be⸗ 
such unserer Stadt dürfte ein um so zahlreicherer 
werden, als die Direktion der pfälzischen Eisen⸗ 
bahnen für diesen Tag eine allgemeine Fahrtaxer⸗ 
mäßigung in der Weise gewährt hat, daß die an 
demselben gelösten einfachen Billets nach Ludwigs⸗ 
hafen, mit alleiniger Ausnahme der die Hessische 
Zdudwigsbahn transitirenden Linien, zur freien Rück⸗ 
fahrt am gleichen Tage berechtigen, wenn sie beim 
Eintritt auf den Festplatz vorgezeigt und auf der 
Rückseite ab gestempelt werden. 
— Frankenthal, 25. Juni. Heute Mittag 
wurde der junge Mensch, welcher vor Kurzem in 
Dürkheim 1000 Mk. gestohlen und damit flüchtig 
gzegangen war, hierher eingeliefert. (Fr. T.) 
— Grünstadt, 25. Juni. Heute Morgen 
gegen 7 Uhr wurde in einem Erdtrockenschuppen 
bei den Erdgruben gegen Kirchheim zu der 17 Jahrt 
Erdgräber Sigmund Prohaska, Sohn der Wittwe 
Prohaska dahier, erhängt aufgefunden. Der Un— 
zlückliche befand fich in letzter Nacht noch mit seinen 
Beliebten auf der Tanzmusik in Sausenheim, von 
wo er mit dem Mädchen um halb 6 Uhr heut⸗ 
Morgen hierher zurückkehrte. In seinen Kleidern 
fand fich ein Zettel mit der Worten: „Wegen 
diebesverhältnisse, die nicht geduldet wurden“ vor. 
— Königsbach, 24. Juni. Unser sons 
so stiller Ort wird auf längere Zeit durch Ein⸗ 
quartirung in eine kleine Garnison umgewandelt 
werden, denn nächsten Dienstag, den 26. Juni 
wird eine Abtheilung Pioniere mit einem Offizier 
und 4 Unteroffizieren vom kgl. bayer 2. Pionier⸗ 
hataillon in Speyer abwechselnd mehrere Wochen 
Quartier beziehen, um im hiesigen Direktionsstein⸗ 
bruche und in anderen naheliegenden Punkten 
Sprengversuchs⸗Uebungen vorzunehmen. Das 
Commando wird in den schönen Räumlichkeiten der 
Restauration des Herrn K. Bernauer untergebrach 
und verpflegt. Wie mir mitgetheilt wurde, soller 
am 27. und 28. Juni Sprengungen vorgenom— 
men werden. (N. B. Z.) 
— 22. Verbandstagepfatlzischen 
Credit-Vereine zu Obermoschel. Die 
hauptverfammlung dauerte von 9 Uhr früh bis 
dalb 1 Uhr Mittags, wurde nach halbstündiger 
Pause um 1 Uhr wieder aufgenommen und er— 
reichte ihr Ende um 3 Uhr Nachmittags. Herr 
Dr. Knecht⸗Neustadt führte den Vorsitz und eröff⸗ 
nete die Hauptversammlung mit dem Geschäfts 
bericht. Die festgesetzte Tagesordnung wurde dahin 
abgeändert, daß als Zweites der „Entwurf des 
neuen Genossenschafts⸗-⸗Gesetzes“ berathen wurde 
Herr Anwalt Gebhardt⸗Zweibrücken sprach in sehr 
eingehender sachverständiger Weise beinahe drei 
Stunden lang, und sein Bericht hatte eine Reso 
lution an den Bundesrath in Berlin zur Folge 
in welcher dem Bundesrathe zur näheren Prüfung 
diejenigen Abschnitte resp. Paragraphen näher ge⸗ 
rückt wurden, welche einer Abänderung bedürftig 
zu sein schienen. Namentlich war es der 4. Ab— 
schnitt, der von der Revision der Genossenschaften 
wentuell durch staatliche Behörden handelt, welcher 
einer langen gründlichen Prüfung unterlag. Die 
Folge dieser Verhandlung war, daß die Einrichtung 
einer verbandsmäßigen Revision für die Pfalz, 
welche zu diesem Zwecke in 3 Bezirke eingetheill 
werden soll, beschlossen wurde. Die darauf erstat⸗ 
seten Berichte aus den einzelnen Vereinen nahmen 
diesmal nur kurze Zeit in Anspruch und förderten 
nichts Besonderes an den Tag. — Dem Verbands⸗ 
rechner wurde auf Antrag der Revisoren Entlastungç 
ertheilt, darauf zur Wahl des Verbandsdirektor⸗ 
und seines Stellvertreters geschritten, welche wieder 
auf die alten bewährten Kräfte Herrn Dr. Knecht 
Reustadt und Herrn Assessor Konrad ˖Speyer fiel. 
Für den allgemeinen Verbandstag in Erfurt stellen 
nach dem Loose für dieses Jahr die Creditvereine 
daßloch und Kusel je einen Delegirten. Ihnen 
oll fich wegen Aenderung des Genossenschaftsgesetzes 
der heutige Berichterstatter über dasselbe, Hert 
Anwalt Gebhardt, anschließen. Für Abhaltung 
des nächstjährigen Verbandstages wurde Kusel ge— 
wählt. Der Verband „pfälzischer Credit-Genossen⸗ 
schaften“ zäblt 24 Vereine mit 11 259 
dern. Die Summe aller Ausgabenen VNin 
Rechnungsjahres 1887 belauft sich —*8 d 
Mark, die Dividende bewegte sich * 186 
712 pPCt., die Stammantheile der — 
— — 
find 1654 Frauen. Das starkste Cheined. 
die felhstständigen Landwirthe, n u 
und Fischer mit 2036 Männern und 13 Foth⸗ 
dag Hrachste be wachemherdhets iun 
Geschlecht in der Mehrzahl ist, die da ein 
43 Mannern und 51 Frauen. nbotenv 
— Aus der Pfalz, 22. . B. 
kalten Tage Ende der vorigen 38 neh 
Woche haben unseren Winzern viel —* 
denn sie hatten Grund zu der Befürchiun 
dadurch die Traubenblüte mpage d 
wenn nicht gar ruinirt wird. Es fehit ern 
an Stimmen, welche schon ein roͤlliges Wai in 
jahr prophezeihen wollten. Zum Glüdf ist 
so schlimm, die Witterung hat uͤngesace 
hält hoffentlich eine Zeitlang gut. Die —* 
idte war dor Einmite dez shechen Vegen 
aus noch nicht vollig eingetreten, und wo uen 
Sorten in Blüte standen, soll der —* 
Schaden auch nicht so gar bedeutend sein. He 
Verlust haben unsere Kirschengegense 
denn die reife Frucht (gerade die rentabelse 
Sorten) sprang infolge des regnerischen Vn 
auf und mußie zu wesentlich geringeren Preist 
losgeschlagen werden, da die Ware zum oẽrh⸗ 
wenig geeignet war. Die späteren Sorten zeih 
bis jetzt einen gunstigen Stand. 
Vermischtes. 
In Neunkirchen findet heute, 27. dia 
dies jahrige preußisch pfalzische evangel. Konfererzs 
Geistliche uund Laien statt. Herr Pfarrer de Wylo 
Friedrichssthal wird einen Vortrag über den kha 
zelischen Bund halten; außerdem wird Hert Roh 
Gefängnisgeistlicher aus Zweibrücken, sprechen. 
F München. Ueber Kurpfuscherei und une 
laubten Handel mit Apothekerwaaren in Beha 
erfolgt alljährlich eine statistische Aufnahme. NMi 
konstatirt diejenigen Personen, welche ohne ahptt 
birt zu sein, die Heilkunde betreiben. Die Au— 
nahmen für 1887 ergeben die Anzahl von 181 
Nach „Stand und Beruf“ zählt das amiliche de 
zeichniß auf: Apotheker 43, nicht approbirte Aet 
6, Arztensgattin bezw. Wiitwe 1, Bodebefißer 
Jauern, Soldner, Austrägler 259, Beamte, öffen 
liche Bedienstete bezw. Frauen 32, Chirutgen 
Bader, Zahnärzte 464, Dienstboten, Taglöhne— 
Arbeiter 57, Geistliche Z0, Gewerbetreibende 18⸗ 
Hebammen 51, Kaufleute, Händler, Krämer de 
Lehrer 7, Ordensschwestern 1, Privatiers 830, Thier 
arzte 4, Todtengräber 1, Wafenmeister 68, unhe 
kannter Beruf oder beruflos 27, zusammen ch 
1313. Hierdon befaßten sich 1282 mit der Berii 
ung und dem Verkauf von Arzneimitteln, 162 m 
Geheimmittelhandel und Sympathiekuren, 9m 
Homöopathie, 12 mit Elektrohomöopathie. 
München. Der Zusammentritt des drit 
gerichts der deutsch⸗nationalen Kunstgewerbe⸗us 
dellung war ursprünglich auf den 2 Juli angese 
Durch Verlegung der Centenarfeier auf Ende du 
wurde auch eine Vertagung des Preisgerichts-husan 
mentritts auf die gleiche Zeit veranlaßt, um den ru 
uswärts kommenden Preisrichtern die Moglitte 
zu gewähren, an den dabei beabfichtigten Felllit 
jeiten theilzunehmen. Das Preisgericht besteht au 
30 Mitgliedern, von welchen 24 durch die Comite 
und 6 durch das Directorium gewählt werden. 
F Stuttgart, 26. Juni. Der sege 
deutsche Brauerlag, zu dem über 800 — 
aus Deutschland, Oesterreich, England und r 
hierher gekommen waren, ward heute von hent 
aus Frankfurt, der auf die colossale Enmwinun 
der Brauerei in den letzten Jahren hinwies, — 
Biinister Schmid degrußte die Versammlung nemn 
des Konigs und der Regierung, worauf HYuiditunn 
telegramme an den deuischen Kaiser und den an 
stari von Württemberg abgesandt wurden 
Begrüßungstelegramm des österreichischen Brau 
Verbandes wurde mit Jubel aufgenommen. 
f Heidelberger —X 
Ueber die genannte Bohn erfährt die „Ft— 33 
daß die Konzession für eine combinirte zu 
und Drahseilbahn auf das Heidelberget 8 
und die Molkenkur nunmehr nach jahrelan 
Unterhandlungen definitiv ertheilt worden ist. 
Bahn wird in der Nähe des Karlsplatzes w J 
delberg beginnen und theilweise durch Tunne