Full text: St. Ingberter Anzeiger

——— J 9— — v 
39 — 
X —— * 9— x 
—— . c —— —— * ** 6 I6s6 
I — 4234144 37 3 1— 
66 3 F v * —2088 
* — V 2 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
maberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentug mit Unterhaltungs⸗Blatt und Freitags und Samstags mit acht 
e,, gee u i hi veaed andüieht heeagetlohn, durß die Poh verngen ĩ un4 Zuße i unghhebühr. Die 
re —W fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beiragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ñ, bei außerpfalzischen und soichen auf welche die Expe diti o⸗ 
nrückung Auskunst ertheilt, 13 ⸗0, Neklamen 80 . Bei Amaliger Einruclung wird nur dreimalige berechnet. 
23. Jahrg. 
VIAI. 
Dienstag, 10. Juli 1888. 
Politische Uebersicht. 
In Vertretung des Kaisers Frie⸗ 
ath hat Kaißer Wilhelm bereits als 
cußtinz am 14. Juni neue organisatorische Be⸗ 
ungen für die Marine erlassen, welche erst 
pudlizirt werden. Danach gliedert sich die 
ine in Marinebehörden und Marinetheile. Die 
nebehorden zerfallen in Kommandobehörden, 
waltungsbehoͤrden, Instiktute und Kommissionen. 
Narinetheile zerfallen in solche zut See und 
e zu Lande. Der Chef der Admiralität führt 
den Anordnungen Sr. Majesiät des Kaisers 
Afehl über die gesamte Marine. Alle Marine⸗ 
höcden find ihm unterstellt. Als Befehlshaber 
det Chef der Admiralität die allgemeinen Be⸗ 
guise und Pflichten eines kommandirenden 
eals der Armee. Alle in Dienststellungen von 
oien verfügt der Chef der Admiralität nach 
Uagabe des Reichshaushaltsetats oder der beson⸗ 
— Alle für 
püüiche und kriegerische Zwecke in Dienst gestellten, 
ie auch die heimischen Gewässer auf längere 
Mverlassenden Geschwader oder Schiffe erhalten 
ggelordtez, zu welchen der Chef der Admiralitut 
Alerhoöchste Genehmigung einzuholen hat. 
dut verbürgte Wiener Nachrichten be⸗ 
m, daeß man in den maßgebenden Kreisen 
cterreich· Ungarns über den Zweck der Reise des 
uschen Kaisers nach Petersburg vollständig be⸗ 
ubigi ist und von derselben lediglich eine Befestig⸗ 
u des europaischen Friedens erwartet. 
Die Bemühungen, einen italienisch ˖frau⸗ 
nschen Handelsvertrag zu Stande zu 
angen, hatten bisher sehr wenig Erfolg. Dem 
mehmen nach äußert man sich in italienischen 
xgierungskreisen über die jüngste Antwortsnote des 
unbsischen Kabinets in Sachen des Abschlusses 
incß Handelsvertrages dahin, daß durch dieselbe 
adem bisherigen Stande der Dinge keinerlei Aen⸗ 
eung bewirkt werde. Angesichts dieser Sachlage 
ijt sich vorlaufig eine Lösung dieser Frage nicht 
unten und man meint, daß erst in einigen Mo⸗ 
am Aussichten auf die Erzielung einer Verstän- 
ung sich darbieten dürften. 
Die finanziellen Zustände in der Türkei 
md wahrhaft entsetzlich und ganz abgesehen von 
u politischen Schwierigkeiten muß die Türkei an 
uut jammervollen Geldnoth zu Grunde gehen. 
an neuer Zwischenfall in Konstantinopel beweist 
auf das deutlichste. Als die Soldaten der 
e Klasse entlassen und auf Transportschiffen 
43 Provinzen befördert werden sollten, weiger⸗ 
— e sich hartnäckig, sich einzuschiffen, bevor fie 
D vhen erhalten hätten. Endlich zahlte man 
* die halben Rüchstände, und die Schiffe segel— 
ab. An ihtem Bestimmungsorte angekommen 
—* sich die Truppen, ans Land zu gehen, 
. ihnen der Rest ausgezahlt wäre. Da die 
— bedroht wurden, so ielegraphirten sie nach 
n ntinopel, worauf der Sultan befahl, die For⸗ 
n der Leute zu befriedigen. Wie die tür— 
Beamten den Wunsch des Sultans zu er⸗ 
r dermochten, ist nicht ganz klar, jedenfalle 
aber die unzufriedenen Soldaten los, 
* dieselben gedrohi hatten die Offiziere und 
an tüchtig durchzuprügeln, wenn man ihnen 
nSold nicht auszahlte. 
Deufiches Reich. 
9. Juli. Das Reichsgericht ver— 
wegen Landesverraths, Beiseite— 
chaffung von Aktenstücken und Diebstahls zu 10 
Fahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Die 
Fhefrau des Dietz wegen Beihilfe zum Landes— 
zerrath zu vier Jahren Zuchthaus und 5 Jahren 
Ehrverlust, den Färbereibefitzer Appel wegen Bei 
zilfe zum Landesverrath und Bestechung zu neun 
Jahren Festung und einem Jahr Gefangniß. 
Berlin, 9. Juli. Vizeadmiral Graf Montẽ 
st unter voriäufiger Belassung als Chef der Ma-⸗ 
cinestationen in der Nordsee zum kommandirenden 
Admiral ernannt und zur Admiralität in besonderer 
Stellung als vorläufiger Chef der Admiralität 
nersetzt. 
werden mußte, findet nunmehr bestimmt am 14., 
15. und 16. Juliel. J. in Straßburg statt. 
Die Versammiung wird von den Vereinen iin 
Baden, Hessen, in der Pfalz und den Reichslanden 
beschickt werden. 
— Ueber die mehrfach erwähnten Reiter⸗ 
datuen aus dem römischen Steinbruche 
dei Breitfurt wird dem „Pf. Kur.“ aus Speyer 
olgendes geschrieben: „Wie bekannt, wurde im 
Fruüͤhling vorigen Jahres in einem vor nicht langer 
Zeit wieder aufgedeckten und in Betrieb gesetzten 
omischen Steinbruch bei Breitfurt im Bliesthal 
ein Fund von größter archäologischer Bedeutung, 
der dielleicht einzig in seiner Art dastehen dürfte, 
gemacht. Es sind dies zwei lebrnsgroße bossierte 
Keiterstatuen, welche vermuthlich zur Erleichterung 
des Transportes an Ort und Stelle aus zwei un⸗ 
gewöhnlich großen Blöcken herausgehauen wurden, 
wohl um unter den Händen eines Künstlers die 
Züge römischer Imperatoren anzunehmen und als⸗ 
dann das Forum einer Stadt der germanischen 
oder gallischen Provinzen des Weltreiches zu schmücken. 
Aber noch ehe diese Absicht ganz zur Ausführung 
gelangte, mag in den Stürmen der Völkerwander⸗ 
ung die römische Bevölkerung des Bliesthals ver- 
nichtet oder zersireut und der Steinbruch verlassen 
wpotden sein, worauf, von der dahinter ansteigenden 
Hðhe herabgeschwemmt, allmalich eine 5 bis 6 
Meter hohe Erdschichte um und über die beiden 
Statuen fich auftürmte und dieselben bis zu ihrer 
Wiederauffindung völlig unversehrt erhielt. Dagegen 
wurde kurz nach ihrer Entdeckung der Kopf des 
einen Pferdes durch nachrutschende Erdmassen ab⸗ 
geschlagen und noch schlimmer erging es der anderen 
Siatue, da infolge allzu hastigen Ausgrabens seitens 
des Steinbruchbesitzers eine neue, voͤllige Verschüttung 
eintrat, leider nicht ohne daß dabei die Statue in 
drei Stücke zerbrochen wurde. Es geschah dies, 
nachdem beide Bildwerke um den Preis von 500 
Mk. bereits in das Eigentum des Historischen 
Vereines übergegangen waren, und es trat daher 
die Frage an den Vereinsausschuß heran, ob an⸗ 
zJesichts der gleichfalls auf mehrere hundert Mark 
zu berechnenden Kosten für Transport und Wieder⸗ 
herstellung gleichwohl ihre Ueberführung nach Speyer 
dewerksteligt werden sollte. In seiner letzten Sitzung 
hat der Ausschuß diese Frage in bejahendem Sinne 
deantwortet und so werden wir denn bald die 
beiden römischen Kaiserfiguren vor dem ostlichen 
Portale des Realschulgebäudes, das zugleich die 
Sammlungen des Museums birgt, sich erheben 
sehen. Freilich einen ästhetischen Genuß können die⸗ 
jelben, so wie sie find, nicht bieten, und man wird 
gut thun sie aus etwas respekwoller Entfernung zu 
detrachten; aber dann verfehlen sie ihre Wirkung 
nicht ganz und lassen ahnen. was ein tüchtiger 
rünstler aus den rohen Umrissen zu machen imstande 
gewesen wäre. Jedenfalls darf man nicht vergessen, 
daß bei dieser wie bei den meisten roͤrnischen 
Skulpturwerken aus diesen ferneren Grenzländern 
und aus so später Zeit das historisch archäologische 
Interesse im Vordergrunde steht, der eigentlich künst 
ierische Wert aber erst in zweiter Linie inbetracht 
kommt. Daß wir es übrigens mit Erzeugnissen 
römischer Bildhauerei zu thun haben, beweist, von 
Allem anderen abgesehen, eine in dem alten Ab— 
raum des Steinbruches unmittelbar vor den beiden 
Statuen gefundene kleine silberplatierte Bronzeschale 
von unzweifelhaft römischer Herkunft.“ 
DAAn versk. Kreis⸗Realschulein 
Kaiserslautern ist die neuerichtete Lehr⸗ 
Ausland. 
Brüssel, 9. Juli. „Etoile belge“ erhält 
ine Depesche aus Boom vom 8. Juli, der zufolgt 
gelegentlich der Wahl Unordnungen entstanden, 
pobei die Gendarmerie auf die Menge feuerte und 
mehrere verwundete. 
Paris, 9. Juli. Auf dem gestrigen Bankett 
in Rennes griff Boulanger die Kammer auf das 
Zeftigste an. Es sei die höchste Zeit, dieser 
Zammer und dieser unheilvollen Verfassung ein 
Ende zu machen. Die Stimme des Volkes müsse 
ich jeßt hören lassen zum Wohle der Republil 
ind bei den vorbereitenden Wahlen beftätigen, daß 
die Auflösung der Kammer und die Revision der 
Berfassung der einzige Wunsch eines jeden Fran⸗ 
zosen sei. 
Paris, 9. Juli. Aus Aix les bains wird 
Jemeidet, der Kaiser von Brasilien sei wiederher— 
gestellt und werde sich am 5. August in Bordeaux 
zur Heimkehr einschiffen. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 10. Juli. Das alljähr⸗ 
liche Fest der hiesigen Knappschaft wird in diesem 
Jahre am nächstkommenden Samstag, 14. Juli 
Jefeiert werden. Das Festessen und darauf folgend 
Foncert findet in den Räumlichkeiten des Hrn. J. 
Weirich fiatt. In früheren Jahren pflegten sich 
mehrere Wirte in die Uebernahme der Bewirtung 
zu teilen. 
*St. Ingbert, 9. Juti. Ueber das II. 
Gauturnfest des Saar- und Mosel Gaues in Saar- 
Jemünd geht uns nachstehender kurze Bericht zu: 
Am Festzuge betheiligten sich 22 Vereine mit 12 
Fahnen. UÜm *«4 Uhr begannen die Freiübungen, 
in denen sich circa 60 Turner betheiligten, und wurde 
colche sehr exact ausgeführt. Hierauf folgte das 
Musterriegeturnen auf dem leider durchweichten 
Wiesenboden. Hiezu hatten sich angemeldet: die 
Turn⸗Vereine Burbach, St. Johann, St. Ingbert, 
Saarbrücken, Saargemünd, Trier- Germania, Trier 
Vororte, Wiebelskirchen. Vocr dem Turnen traten 
zurück Burbach und Wiebelskirchen. 
Es erhielten: St. Johann mit 19 Punkten 
1. Preis. Trier Germania mit 18 Punkten 2 
Preis. Saarbrücken mit 16 Punkten 3. Preis 
Trietr Vororte mit 16 Punkten 4. Preis. St 
Ingbert mit 18 Punkten 5. Preis. Saar⸗ 
Jemuünd mit 12 Punkten 6. Preis. Das Turnen 
jatte sehr unter der Mißgunst des Wetters zu 
eiden und mußte wiederholt unterbrochen werden. 
Nach dem Turnen fand auf dem Festplatze ein 
Toncert statt. Die Concertmusik wurde von der 
Tapelle des 30. Inf.Regts unter persönl. Leitung 
des Herrn Rechzeh geleitet. 
* St. Ingbert, 10. Juli. Der diesjährige 
üdwestdeutsche Stenographentag, welcher einge⸗ 
retener Hindernisse wegen schon zweimal verlegt