Full text: St. Ingberter Anzeiger

Vermischtes. 
F Drucksachen und Warenproben 
bei der Postbeförderung. Neuerdings ist 
verfügt, wenn bei den Postanstalten Drucksachen 
und Warenproben von einem Absender in erheb— 
licher Zahl zur Einlieferung gelangen, so sollen 
vor dem Bedrucken der Sendungen mit dem Auf—⸗ 
gabestempel d. h. also vor dem Kassieren der 
Marken, stets einige Exemplare der Drucksachen etc. 
von dem Amisbvorsiteher, bei größeren Postanstalten 
von besonderen Beamten geprüft werden, ob die 
Gegenstände zur Beförderung gegen die ermäßigte 
Taxe geeignet sind. Falls das nicht der Fall ist, 
so werden die Sendungen sämtlich den Aufgebern 
zurückgegeben, ohne daß die aufgeklebten Postmarken 
unguͤltig find, was sonst durch das Bedrucken mit 
dem Aufgabestempel eingetreten wäre. 
F St. Johann, 16. Juli. In nächster Zeit 
wird hier der Afrikareisende Herr Robert Stella 
einen Vortrag über Kamerun halten, mit welchem 
eine Ausstellung von Kameruner Waffen, Geräth 
schaften, Musikinstrumenten ꝛtc. und lebenden Thieren 
verbunden sein wird. Der Vortrag wird sich be⸗ 
ziehen auf die Sitten, Gebräuche, kolonialen, in⸗ 
dustriellen und kommerziellen Verhältnisse des 
stamerunlandes, Klima, Religion, sowie üder die 
deutschen Interessen dort. Rückreise auf dem Mungo 
(S. J.eS. A.) 
fF Saarbrücken, 14. Juli. Das Land 
wehr⸗-Bezirks-Kommando soll mit dem 1 
Aprilek. Irs. von Saarlouis nach St. Johann 
Saarbrücken verlegt werden. 
F Saarbrücken, 16. Juli. In der Straf— 
kammer-Sitzung am Samstag wurde ein 
34 Jahre alter Schlosser aus Burgbrohl, ohne 
festen Wohnsitz, auf Grund seines Geständnisses, 
daß er am 18. v. M. nachmittags, wie seiner Zei 
gemeldet, in die katholische Kirche zu St. Johann 
sich eingeschlichen und daselbst zu gottesdienstlichem 
Gebrauch bestimmte goldene Gefaäße und Gegen⸗ 
stände zum Zwecke besserer Mitnahme zusammenge— 
drückt hat, aber daran durch das Erscheinen des 
Küsters verhindert worden sei, auch daß er schon 
zweimal wegen Diedstahl mit 7 und 2 Jahren 
Gefängniß vorbestraft sei, sich im kriminellen Rück⸗ 
falle befinde, zu 6G Jahren Zuchthaus, 6 Jahren 
Ehrverlust und Polizei⸗Aufsicht verurteilt. 
(S. 3.) 
F Kaiser Wilhelm-Denkmal in 
Saarbrüchen. In der vorgestern im Schuh⸗ 
mann'schen Saale dortselbst stattgehabten öffentlichen 
Versammlung zur Besprechung der Errichtung eines 
Kaiser Wilhelm⸗Denkmals herrschte Einstimmigkeit. 
daß ein solches Denkmal eine Ehrenpflicht der 
Schwester⸗Städte sei. Man schritt zur Wahl eines 
Komitoͤs und verzeichnete die freiwillig sich melden— 
den Sammler aus den einzelnen Gemeinden. Ein 
Aufruf mit den Unterschriften der durch Kooptation 
zu verstärkenden Komitémitglieder wird in Balde 
veröffentlicht werden, wie auch jetzt schon die Sam⸗ 
mellisten in Cirkulation gesetzt werden, denen wir 
besten Erfolg wunschen. EG. 3.) 
FSaargemünd, 14. Juli. Bei der am 
gestrigen Tage unter dem Vorfitze des Herrn Ober⸗ 
schulraths Albrecht am hiefigen Gymnasium abge— 
haltenen Abiturienten ⸗Prüfung wurde allen fünf 
Kandidaten das Zeugniß der Reife ertheilt. 
.Met, 15. Juli. An der unter Vorsiz des 
Oberschultaths Dr. Albrecht gestern am hiefigen 
Lyceum abgehaltenen Reifeprüfung waren 10 Schüler 
betheiligt, wobon 2 dem französischen Sprachstamme 
Lothringens angehörten. Acht von ihnen bestenden 
die Prüfung, während bezüglich der beiden anderen 
die endgiltige Entscheidung von Straßburg einge— 
holt werden wird. Von den Prüflingen leidet der 
eine, als Internatsschüler, seit Wochen am Gelenk— 
Rheumatismus, sodaß er schon längere Zeit hin⸗ 
durch dem Unterricht nicht beiwvohnen konnte. Es 
war ein wohl eben so seltenes als rührendes Bild, 
wie dieser Examinand von zwei Kameraden aus 
dem Internats⸗Krankensaale des Lyceums in den 
Prüfungssaal getragen wurde. 
F Hagenau, 14. Juli. Dem geschäfts- 
führenden Ausschuß des Kaiser-Friedrich-⸗Denkmals 
ist von einer Dame aus München, welche sich leider 
nicht nennen will, die fürstliche Gabe von 1000 
Mark zugegangen, gewiß der beste Beweis dafür, 
daß in weiten Kreisen die Idee, dem so früh 
Dahingeschiedenen auf dem Schlachtfeldebei Wörth 
ein würdiges Denkmal zu erbauen, Wurzel ge⸗ 
griffen hat. (Hagenauer Zeitun g). 
F Eine sonderbare Anklage wegen Pfandhinter— 
ziehung zog sich ein Schneidermeister in Mainz 
zu. Gegen denselben war ein Urteil auf Zahlung 
von etwa 28 Mk. und Prozeßkosten erwirkt. Doe 
nun bekannt war, daß der Schuldner keine Pfand 
objekte sein eigen nennt, der Anwalt aber das Geld 
einziehen wollte, sendete er am grünen Donnerstag 
einen Gerichtsvollzieher in die Wohnung, weil der 
Schneider an diesem Tage wohl Kleider im Hause 
haben werde, die zum Fest abzuliefern seien. Ein 
Jacquet, eine Weste und einen Rod fand auch der 
Gerichtsbvollzieher vor, allein der Schuldner erklärte, 
daß diese Sachen nicht ihm gehörten. Der Beamte 
nahm die Pfändung vor, steckte Pfandmarken an, 
versprach aber dem Schuldner, dem Rechtsanwals 
Rachricht zu geben und die Aufhebung der Pfänd— 
ung zu erwirken; allein der Anwalt willigte nich! 
in die Aufhebung der Pfändung. Die Eigentümer 
der gepfändeten Kleider holten diese am Morgen 
des Charfreitags ab und nun wurde der Schneider 
wegen Pfandhinterziehung angeklagt. Sein Ver— 
heidiger beantragte Freisprechung, da seinem Klienten 
edenfalls das Bewußtsein der Strafbarkeit seinen 
dandlung nicht innegewohnt habe. Wolle man 
den Angeklagten verurteilen, so dürfe man keinem 
Schneider oder Schuhmacher Kleidungsstücke an⸗ 
dertrauen, weil man sonst Gefahr laufe, mit irgend 
einem Gläubiger des Handwerkers eine Zurücker⸗ 
dattungsklage führen zu müssen. Das Gericht schloß 
sich den Ausführungen der Vertheidigung an und 
erkannte auf Frrisprechung. 
Wiesbaden, 13. Juli. Dem „Sprudel“ 
vird von hier geschrieben: „Heute traf in später 
Abendstunde ein Engländer mit der Bahn hier ein, 
der schwarz befrackt. weiß becravattet und auch so 
behandschuht, den Cylinder auf dem Haupte, dem 
Waggon entstieg, der Villa Clementine zusteuerte 
und da die Lakaien der Königin denselben zur 
Audienz befohlen glaubten, bis in's Vorzimmer 
derselben gelangte, wo sich ihm der Haushofmeister 
ntgegenstellte mit der Frage um sein Begehr. Der 
Fremde verweigerte jede Auskunft, erklärte, die 
dönigin selbst sprechen zu müssen und suchte den 
Fingang in ihre Wohnung zu erzwingen, so daf 
man genöthigt war, zur Selbsthilfe zu schreiten 
und denselben an die Luft zu setzen. Bei einem 
sofort aufgenommenen Verhör erklärte derselbe, daß 
er, auf der Reise nach dem Orient begriffen, in 
stöln die Nachricht von der Scheidung der Königin 
zelesen und hierher geeilt sei, um ihr — seint 
Hand anzubieten. Aus seinem Paß war erfichtlich 
daß er ein Gentlemann aus London sei. Da gegen 
denselben schließlich nichts vorlag, wurden ihm die 
Pässe zugestellt und ficheres Geleite bis Heidelderg 
gegeben“. 
F München, 14. Juli. Die Einnahmen 
an Eintrittsgeldern der Kunstgewerbe-Aus— 
stelluug vom 15. Mai bis 4. Juli beziffern 
ich auf Mk. 230,971.95. 
München, 14. Juli. Ehrengaben für das 
ichte bayerische Vereins⸗Jubiläumsschießen gehen in 
erfreulicher Weise noch immer dem Centralkomitee 
zu. Vor Allem ist ein hübscher Pokal mit der 
Abbildung des Monuments Königs Ladwigs L., 
gegeben von Prinz Alfons, zu erwähnen. Eine echte 
hayerische Gabe, einen silbernen und vergoldeten 
Maßkrug mit dem bayerischen Löwen auf dem 
Deckel, aus dem Atelier Weißhaupt hier, im Werthe 
don 360 Mark gab die hiesige Aktienbrauerei zum 
Löwenbräu. Die Großbrauerei von Gebrüder Sedl⸗ 
nayr hat sich ebenfalls als sehr schützenfreundlich 
zezeigt. Ein das Herz jeder Hausfrau erfteuender 
reicher Silberkasten im Werthe von 409 Markt 
wird die Gabenhalle zieren. Von hiesigen Bürgern 
ind Schützenfreunden sind eine Anzahl durchwegs 
chöner und passender Ehrengaben eingelaufen. Die 
Habenhalle repräsentirt schon einen Werth von über 
12,000 Mark, welche sich auf über 70 Gaben 
vertheilen. Eine besonders originelle Ehrengabe 
wurde von einem Schützen aus Kronstadt in Sie—⸗ 
enbürgen eingesandt. Es ist eine fiebenbürgische 
Feldflasche mit den darin platzfindenden sieben 
Flaschen Wein. 
München, 15. Juli. (VII. Deutsches 
Turnerfest.) Der Provisorische Ausschuß für Vor⸗ 
zereitung des VII. Deutschen Turnfestes hielt heute 
m Sitzungssaal des Magistrats eine Versammlung 
von 20 Delegirten besucht) ab, welche Herr Di— 
rektor Maul (Karlsruhe) mit freudiger Begrüßungs 
ꝛede eröffnete. Namens der Münchner Turnerschaft 
prach Direktor Weber die Begrüßung: Ein er— 
jebendes Gefühl, eine wahre Wonne sei es, die 
Stützen der Turnerschaft beisammen 
München lasse der Versammlung voͤlli 
der Selbstbestimmung. Der Lerfi⸗ en 
habe auf Bitten in Aussicht gesiellt utgerm. 
Prasidium des Zentral ⸗Ausschust⸗ iner a 
nehmen werde. Die Stadi wird den — 
gewiß einen guten Platz bestimmen gInn 
vorsitzenden wurde Rektor Bottge n kh 
zum Schriftführer Dr. Schmitt Bonn) ii 
Dr. Sot erstattete Geschäftoberict sur sa 
rührte den Tod zweier deutscher —* s, 
belannt, daß zusammen 4046 Turndeteine w 
davon gehören 3682 zur deutschen *— the 
mit 3 7 Monn. Die Veshenedn 
1887 waren 260 Vereine mit do 
assenbericht: 24,794 M. Einnahn — 
Mark Ausgaben und wurde Decharge 
F Nachlaß König Ludwigs i. 
früher zum Schlosse Berg gehörigen un —* 
Zivilliste einverleibten drei Anwesen n — 
Schreinerhaus, Elsholzvilla und Kaiserhau⸗ 
langen am 21. Juli in Berg zur öffentlichen 
steigerung. Es haben sich bereits ein⸗ —* 
Anzahl von Steigerungslustigen gemeidet. 
F Der verlebte General der Infanter 
v. Stephan in München hat ein⸗ londe⸗ 
herrlich bestätizgte Stiftung dvon —10,000 
errichtet, welche den Zweck hat, alljährlich in p 
vorragend edle Handlung eines geborenen —0 
ohne Unterschied des Geschlechtes, der Konfess 
des Standes und Alters durch Ertheilung h 
Geldpreises. welcher die Benennung „Stepho 
dreis“ führt, zu ehren. Die Ertheilung din 
Preises für die Zeit seit dem 1. Dezemder id 
ändet am 1. Dezember 1888 statt. Die X 
und Ortspolizeibehörden sowie alle Solche, wae 
von einer in obigen Zeitraum fallenden hen 
ragend edlen Handlung einer in Bayern geboin 
dürfligen Person Kenntniß erlangt haben oder 
sangen, sollen den bezüglichen Fall daldigs). 
stenntniß des Ministers des Innern bringen 
FeLeipzig, 183. Juli. Die unlängst wag 
Landesverraths mit längeren Zuchthausftrafen 
—X 
heidiger ein Gesuch an das Reichsjustizamt rich 
lassen, in welchem dieselben darum nachsuchen, in 
Strafen in einem elsässischen Zuchthause berbüß 
zu dürfen. Dietz bittet um Üeberweisung in 
Strafanstalt Ensisheim im Oberelsaß und begrün 
diesen Antrag merkwürdigerweise damit, daß de 
ein besserer Verdienst zu finden sei wie in hab 
Frau Dietz wünscht dagegen, indem sie aufe 
sfändige Anwesenheit eines katholischen Sechlsotg 
Gewicht legt, in dem Weiberzuchthause zu Hagen 
untergebracht zu werden. 
r Jena, 12. Juli. (Ein Fall von Kehllod 
exstirpation.) Durch eine lange Reihe von Alllle 
geht folgende Mittheilung: „Jena. Hert Pröfh 
Roßbach legte am Samstag in seiner Klmik e 
interessanten Fall vor. Vor drei Jahren hatte 
an einem jungen Kaufman aus Uffenheim 
Franken, der an Kehlkopfkrebs erkrantt wat, 
Kehlkopfspaltung vorgenommen. Der junge Man 
ist seit dieser Zeit volllommen gesund, und fti 
und befindet sich im vollständigen Besite sein 
Stimme. Das beste Zeichen seines Wohibefind 
dürfte wohl der Umstand sein, daß er sich geh 
wärtig auf der Brautschau befindet!“ Diese De 
stellung ist nicht ganz richtig. Der Genesene, w 
chen Professor Roßdach in seiner Klinik vorstellte. lit 
Papillomen, die von der linken Kehlkopfhälfte n 
gingen, den ganzen Kehlkopf ausfüllien und 
stickungszufälle herbeiführten. Da die vom Nu 
aus beseitigen Geschwüre in kürzester Frist inn 
wieder nachwuchsen, so nahm Professor 
die Kehlkopfspaltung vor und Professor Vej 
brannte die ganze linke Seile galbanokauftisch 
Als dennoch ein Rückfall eintrat, entschon 
die beiden genannten Aerzte, die ganze linted 
des Kehlkopfs herauszuschneiden. Dies — 
Jahre 1884 oder 1885. Heute ist der 
zöllig geheilt und kann vhne jegliche — 
chlucken; seine Sprache ist zwar rauh, 
Er befindet sich jetzt in der That auf der Sin 
F Als „sensationelle Reuigl 
bringt eine berliner Lokal-Korrespondenz aus b 
Quelle, die sie als eine anscheinend gut infor 
bezeichnet, die Mittheilung, daß das un 
heligi prafdium beabsichege, den Dund an 
Herlin, der bisher von der fiskalischen Rb 9 
ausgeübt wurde, vom 1. April 1889 ab n 
weise dem Berliner Thierschutz ˖ Verein zu uͤherlru⸗