Full text: St. Ingberter Anzeiger

Fugberter Atzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
⸗ eint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ 1 
oir⸗ Ingberter Anzeiger — g Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2mel woghentlich mit Unterhaitunge vian und Mittwochs und Samstags mi 
rria eeen u, , 4 27 Vieen durch gere pdr een , einschließlich 40 ee Die 
ckungsa i aum ber ei Inseraien aus der Pfalz bei außerpfalzischen und solchen auf we e die diti 
urn Aunsunft ertbeilt, I5 AFeklamen 80 23. Bei 4maliger Einrückung wird nur eci en uf wels Erdcdlnen 
TIGbb. 
Politische Uebersicht. 
das Urtheil des Reichsgerichts 
gen die Elsasser Landesverrather Dietz und Ge⸗ 
en dat im Reichsland einen ganz außer⸗ 
nitich efen Eindruck gemaqht. Eine Aeußerung 
agle zwar Niemand zu machen, wohl in dem 
len Zugestãndniß der Gerechtigkeit des Urtheils, 
alle Mienen fragen: „Was nun?“ Denn daß 
Geschichte der verrätherischen Umtriebe in Elsaß⸗ 
gthringen damit ihren Abschluß gefunden hat. 
vohl Niemand, vielmehr tritt die Befürcht⸗ 
vor den Audeutungen Cabannes' und Appels, 
mancher Elsasser nicht ruhig schlafe, recht deut⸗ 
herwot. Von diesem Gesichtspunkte aus dürfte 
d das Verschwinden der Frau des Cabannes zu 
auͤteilen sein, von dem man wohl gehofft hatte, 
Fes zut Freisprechung Appels beitragen würde, 
m das Gericht aus den Aussagen Cabannes' 
in nicht die Ueberzeugung der Schuld gewinnen 
inde, wie es ja auch die Urtheilsgründe besonders 
aworheben. 
Während der Zeit seines Aufenthaltes in 
mland residirt Kaiser Wilhelm in Schloß 
zeu-Peterhof, der eigens zur Beherbergung 
alauchten Gastes des Czaren jetzt mit hoch⸗ 
cslicher Pracht ausgestatteten Sommerresidenz der 
süͤchen Kaiserfamilie an der finnländischen Küste. 
Siadt Peterhof selbst zählt etwa 10,000 Ein⸗ 
ehnet und ist mit Petersburg durch Eisenbahnen 
dd Dampfschifffahrt verbunden. Peter der Große 
undete hier zuerst eine Sommerresidenz, um welche 
enn allmählich eine Stadt entstand; das kaiserliche 
hloß liegt auf einem terrassenförmig sich zum 
deete hinziehenden Terrain und ist von herrlichen, 
wx weilläufigen Gärten im Style von Versailles 
ngeben. Hier wird also Kaiser Wilhelm mit 
inem engeren Gefolge bis Anfang nächster Woche 
vhnen; während seines Aufenthaltes sollen vor- 
geweise militärische Festlichkeiten ihm zu Ehren 
afinden, deren Mittelpunkt eine große Revue 
zet die russischen Gardeiruppen auf dem berühm⸗ 
Manöverfelde von Krasnoje⸗Selo bilden wird. 
Die weiteren Verändernngen, welche 
Anschlusse an die Ernennung des bisherigen 
lrinechefß d. Caprivi zum commandirenden Ge⸗ 
cal des 10. Armeekorps in den höheren 
mmandostellen der preußischen Armee fig- 
E0 
n Koln. Zig.“ ist das Äbschiedsgesuch des com ⸗ 
andirenden Generals des 3. Armeecorps, Grafen 
in Wartensleben, bewilligt und zu seinem Nach⸗ 
Generallieutenant Bronsart von Schellendorf, 
ruder des preußischen Kriegsministers, ernannt 
den. Derselben Quelle zufolge haben auch die 
emmandeure der 21., 14. und 5. Divbifion, die 
erallieutenants v. Gemmingen, Prinz Heinrich 
5 Reuß und v. Ditfurth, auf Ansuchen den 
erbalten; auch in den Commandos der 17. 
33 Division hat ein Wechsel stattgefunden. 
a Nach einem Wiener Telegramm der „Post“ 
Weancen galizische Journale aus Posen die 
geheim gehaltene Antwort des preußischen 
wr ministeriums auf die von den polnischem 
ordneten des preußischen Land— 
9* dem Kaiser Friedrich überreichte 
ae Darnach wurde den Ueberreichern der 
ah bedeutet, daß die Krone, welche die treu⸗ 
— Gefühle der Polen nicht bezweifelt, er⸗ 
— dn Polen würden sich dankbar erweisen für 
ehubaten, die ihnen von dem geordneten 
wesen in Preußen zu Teil werden. Insbe⸗ 
Freitag, 20. Juli 1888. 23. Jahrg. 
yndere sei zu erwerten, daß die polnischen Abge⸗ 
rdneten foriab an der gemeinsamen Arbeit der Erfüll⸗ 
ing der Staatsaufgahen lebhaft sich beteiligen würden. 
* Der holländischen Deputirtenkammer ist 
etzt der die Bevormundung der Kron 
»rinzessin Wilhelmine regelnde Gesetzent- 
vurf, der fich als eine Ergänzung des Gesetzes 
iber die Thronfolge in den Niederlanden darstellt, 
orgelegt worden. Nach demselben hat der für die 
ünftige Thronerbin, die jetzige Kronprinzessin Wil⸗ 
jelmine, einzusetzende Vormundschaftsrath aus dem 
Bicepräsidenten und dem der Ernennung nach äl⸗ 
esten Mitgliede des Staatsrathes, aus dem Präsi⸗ 
»enten der Rechnungstammer, dem Präsidenten und 
»em Generalprocurator des Cassationshofes zu be— 
tehen. Die Koönigin Emma ist Vorsitzende des 
hormundschaftsrathes, sie geht aber ihres vormund⸗ 
chaftlichen Amtes verlustig. wenn sie sich ander⸗ 
veitig vermählt; es sei denn, daß sie vor Eingeh ⸗ 
ing einer neuen Ehe sich durch ein Spezialgesetz 
ils Vormünderin ihrer Tochter bestätigen läßt. Die 
dönigin erhält in erster Linie die Fürsorge für die 
ninderjährige Königin, der Vormundschaftscath hat 
zie Vorschläge betreffs der für die Erziehung und 
zen Unterricht der Königin Wilhelmine zu wählen⸗ 
den Personen zu machen und hat zu jedem Auf⸗ 
nthalte der minderjährigen Koͤnigin im Auslande 
eine besondere Zustimmung zu geben. Das Gesetz 
ritt selbstverständlich erst im Falle des Ablebens 
———— 
* Der „Times“ wird aus Sosia berichtet, 
zer österreichische Geschäftsträger Herr v. Burian 
ei nach Wien berufen worden, um der österreichischen 
stegierung in Anbetracht der bevorstehenden Zu⸗ 
ammenkunft Bismarcks mit Kalnoky über die Lage 
in Bulgarien mündlich Bericht zu erstatten. Selbst 
n der Umgebung des Fürsten fange man an, ein⸗ 
uraumen, daß dessen Stellung eine schwierige, fast 
inhaltbare geworden. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 18. Juli. Aus Petersburg kommt 
ine Meldung, wonach die Entrevue wahrscheinlich 
im einen Tag verlängert und die Abreise des 
Deutschen Kaifers demnach erst Montag Abend 
tattfinden wird. 
Ausland. 
Wien, 18. Juli. Kaiser Wilheum und 
Aoͤnig Albert von Sachsen treffen, wie die 
Münchener Neuesten Nachrichten“ erfahren, an⸗ 
augs October. in Wien ein. 
Paris, 19. Juli. Carnot ist gestern in 
Thambery angekommen. Hier und unterwegs wurde 
er sympathisch begrüßt. 
Rom, 19. Juli. In der letzten Nacht wüthete 
ein heftiger Organ, der an den Häusern vielfach 
Zeschädigungen anrichtete, unter anderm riß er von 
em Holel der spanischen Botschaft beim Vatikan 
inen Theil des Daches fort. — 
—pokale und pfalzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 20. Juli. Die frühere 
Neldung, daß die Mittelschulen in ganz Bayern 
ereils am 28. Juli geschlofsen werden sollen, be⸗ 
uht auf einem Irrtum; es ift dies nur fuͤr die 
aupt· und Residenzstadt Munchen verfügt worden. 
dagegen ist bezüglich die Teilnahme der Schulen 
inx ünterrichteanstalten außerhalb Münchens an 
er Centenarfeier angeordnet worden, daß am 
haupttage des Festes, d. i. am 30. Juli, der 
jnterricht in allen öffentlichen Schulen und Lehr⸗ 
alten ausgesezt und eine Schulfeier mit einer 
der Bedeutung des Tages entsprechenden Anrede 
Seitens des Schulvorstandes, Lokalinspektors oder 
Lehrers veranstaltet werde. 
—* St. Ingbert, 20. Juli. Als Warnung 
für Arbeitgeber entnehmen wir der „Rh. 
Wesif. Ztg.“ folgende Zuschrift aus Gevelsberg: 
Mit 50 M. Strafe mußte ein hiesiger Fabrikant 
seine Gutmütigkeit büßen. Dieser hatte dem Wunsche 
ines seiner Arbeiter nachgegeben und dessen 
schul pflichtigen Sohn an den schul- 
sreien Nachmittagen mit leichten Arbeiten beschäftigt 
ind ihm auf diese Weise mehr Verdienst zugewandt. 
der Arbeiter vergalt dieses, indem er seinen Brot⸗ 
jerrn infolge von Differenzen anzeigte, daß er seinen 
Sohn ohne Arbeitskarte beschäftigt habe. Das kgl. 
AImisgericht zu Schwelm verhängte dafür die oben 
ingegebenen 50 Mk. Strafe. 
Laut Bekanntmachung der Direk⸗— 
tion der Pfälzischen Eisenbahnen wird 
im Sonntag den 5. August ein Extrazug von 
Ztraßburg nach Berlin über Weißenbu rag⸗Mainz⸗ 
Sachsenhausen · Bebra⸗Nordhausen⸗Magdeburg abge⸗ 
assen, zu welchem auf den nachgenannten pfälz⸗ 
schen Slationen Billete 1. 2. und 3. Klasse zur 
hin⸗ und Rückfahrt mit 48tägiger Giltigkeit zu 
Hedeutend ermäßigten Fahrpreisen verausgabt werden. 
Abfahrt des Zuges in Landau Sonntag, 5. August, 
im 2 Uhr 24 Min. Nachm. Neustadt 8 Uhr 6 
Hin. Nachm. (Anschluß von Metz lab 9 Uhr 
Borm. Homburg ab 12 Uhr 45 Mim. Vorm.] 
ind Forbach sab 10 Uhr 56 Min. Vorm.] mit 
hersonenzug Nr. 19), Ankunft in Berlin (Pots⸗ 
amer Bahnhef) um 10 Uhr Vorm. am 6. August. 
die Preise stellen, sich ab Landau: 1. Klasse 52 
Mt. 20 PPf., 2. Klasse 38 Mk. 40 Pf. 3. Klasse 
35 Mt. 60 Pf., Neustadt: 1. Klasse 51 Mk., 2. 
dlasse 37 Mt. 70 Pf., 3. Klasse 25 Mt. 10 Pf. 
Für Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren werden 
Ketourbilleie zur Halfte der vorstehenden Fahrpreise 
uusgegeben. Die Rückfahrt, welche spaätestens mit 
dem Schnellzug in der Nacht vom 18. auf den 
19. Septemdber d. J. beendet sein muß, kann bis 
dahin mit jedem die betreffende Wagenklasse führen⸗ 
den fahrplanmäßigen Zug der Route Halle⸗Eisenach⸗ 
Bebra. oder Nordhausen⸗Kafsel- oder Magdeburg⸗ 
Zreiensen, Bebra oder Kafssel⸗ oder Magdeburg- 
Büsten, Bebra oder Kassel oder Belzig⸗Nordhausen, 
Bebra oder Kafssel · Frankfurt-Mainz· Ludwigsbafen 
rfolgen. Vor Antritt der Rückfahrt find die 
Zilleie durch die betreffende Billet ·Expedition ab⸗ 
tempeln zu lossen. Bei der Rückreise ist ein- 
nalige, innerhalb der Giltigkeitsdauer unbeschränkte, 
Fahrunterbrechung gestattet, in welchem Fall das 
hillet dem Vorsteher der Station zur Bescheinigung 
horzulegen ist. Außer dem zulässigen Handgepäck 
vird Freigepäck nicht gewährt. Das zur Aufgabe 
jelangende Reisegepäck wird direkt bis Berlin ab⸗ 
jefertigt. Reisende von anderen pfaͤlzischen Stationen 
jaben bis zu einer der pfaͤlzischen Zugangsstationen 
außer den genannten noch Schifferstadt, Ludwigs⸗ 
jafen und Frankenthal) des Extrazuges, Reisende 
on Metz und Forbach nach Neustadt einfache 
gillete der zu benüßenden Wagenklasse zu lösen, 
velche auf dieser letzteren Station beim Zukauf 
»es Extrazugbilletes aͤuf der Rückseite abgeßempelt 
leichfalls Giltigkeit zut Rückfahrt bis inkl. 18 bezw. 
9. Sepiember cr. erlangen. 
— Für den mittleren Post⸗ und Telhej 
zraphendienst werden wieder Aspiranten 
ufgenommen. Als Vorbedingung hierfür ist die 
difenschaftliche Befäͤhigung für den einjaͤhrig⸗frei⸗