Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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23. Jahrg. 
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6 176. 
Montaa, 13. August 1888. 
Deutsches Reich. 
ngen, 11. August. Der Herzog von 
W heute zu mehrwöchentlichem Curge⸗ 
auch hier angekommen und hat im Curhause 
uung genowmen. Hie in einem iß 
Herlin, 11. Aug. Die in einem süddeutschen 
ote auftauchende Nachricht, daß der Reichstag 
wit befaßt werden solle, einen Teil der Repräsen- 
tlosten des Kaisers auf die Reichskafse zu 
vuchmen, ist eine völlig grundlose Aufwärmung 
inz früher vielleicht erdtterten, aber thatsächlich 
thenden Planes. In parlamentarischen Kreisen 
id beftimmt verfichert, daß es bei der früheren 
sutgung sein Bewenden hatte und ein Zurück⸗ 
sa auf dieselbe nirgends beabsichtigt wird. 
Berlin, 11. Aug. Das Prograram für den 
enthalt des Kaisers in Wien ist hier eingetroffen 
wd hat'in allen Teilen die allerhöchste Zustimm⸗ 
q gefunden. In demselben ist auch ein Ausflug 
d Godoͤlld zur Abhaltung einer großen Par⸗ 
njagd vorgesehen. Daß der Kaiser im Spät⸗ 
ah sich nach England begeben werde, findet in 
chunierrichteten Kreisen geringen Glauben. Auch 
Leilnahme des Kaisers an den Feierlichkeiten 
Zollanschlusses in Hamburg ist noch keineswegs 
großem, feierlichem Gpränge empfangen werden; 
n diesem Fall, heißt es, würde er seinen Besuch 
om deutschen Botschaftshotel, dem Palais Cafarelli, 
nicht vom Ouirinal aus antreten. 
Washington, 8. Aug. Der Senat nahm 
Jeuie die Vorlage an, welche die Einwanderung 
„zon Chinesen in die Vereinigten Staaten 
erhbietet. 
e Letzten Samsiag Abend, als der Zug 364 
»on Zweibrücken her, welcher um 9 Uhr hier an⸗ 
angt, in die Station Wurzbach einfuhr, fand sich 
zei Posten 34704 von ruchlosen Händen die Bar⸗ 
ciere quer über das Schienengeleis gelegt. Sie 
burde von der Vorspannmaschine des Zuge⸗s zere 
brochen und die Stücke von dem sog. Geleisputzer 
der Maschine zur Seite geworfen. Unter Umstän⸗ 
den hätte durch die frebelhafte That sehr wohl ein Un⸗ 
üdk entstehen können. Die Sache ist bereits der 
gl. Staatsbehörde zur Verfolgung zur Anzeige ge⸗ 
hracht worden. 
*St. Insbert, 18. Aug. Gefstern früh 
vurde der des Mordes bon G. Berrang verdächtige C. 
Vunn aus Dudweiler von hier nach dem Landgerichts ⸗ 
Jefängniß Zweibrücken übergeführt, wahrend dessen mit⸗ 
derhasteter jüngerer Bruder als unbelastet aus der 
daft entlassen wurde. 
*Das Ehrenzeichen für 25jährige 
Feuerwehrdienste wurde verliehen: Dem 
dreher Jak. Schwarz im St. Ingbert, 
Jabtikarbeiter Andr. Sinn in Ensheim, dem Winzer 
gFrd. Bender, Schmied Lor. Bender, Winzer G. 
stit. Christ, Winzer K. Freund, Winzer J. Heinz 
II.. Winzer W. Heinz, Wagner G. Mayer, Stein⸗ 
brecher K. Schmiit, Adjunkt J. Schuster, Schneider 
Frd. Stengl, Winzer Mich. Unverzagt, samtliche 
in Kallstadt. 
Erenkoben, 10. Aug. Der Bau der kath. Kirche 
dahier ist nunmehr soweit gefördert, daß die Er- 
reichung des für das Jahr 1888 vorgesehenen 
Zieles — die Kirche vollstaͤndig unter Dach zu 
bringen — jetzt schon außer Zweifel steht. — Der 
günstige Forigang dieses Kirchenbaues scheint nun 
das schon lang bestehende, auf Erweiterung der 
sKirche gerichtele Vorhaben der Gemeinde St. Martin 
zur Reife gebracht zu haben, indem der Fabrikrath 
dortselbst die sofortige Inangriffnahme der betreffenden 
Arbeiten beschlossen und die Anfertigung der Plaͤne 
dem mit dem Edenkobener Kirchenbau betrauten 
Architelten Herrn Ferd. Bernatz aus Speyer über⸗ 
ragen hat. Gestern bereits wurden durch die 
herren Bernatz und Schulte vor versammeltem 
Fabrikrathe bei der Kirche zu St. Martin die 
ersten Messungen vorgenommen. Nach Ausarbeitung 
und Genehmigung der Plane soll noch im Laufe 
des kommenden Herbstes mit den Erdarbeiten be⸗ 
gonnen werden. 
8Sambrecht, 11. Aug. Heute früh um 
135 Uhr brannte es in der Tuchfabrik Schloß- 
uaschine (Aktiengesellschaft). Der vordere Haupt⸗ 
»au ist bis zur Grundmauer abgebrannt. Dank 
der thatigen Feuerwehr gelang es, den anstoßenden 
dinterbau, sowie auch das Wohnhaus. welches 
Innz in der Nahe sseht, zu retten. Der Brand ist 
um so mehr zu beklagen, da gerade diefses Eta⸗ 
lissement stark mit Aufträgen engagirt und eine 
ver bestrentirenden Fabriken war und dadurch die 
Arbeiter, welche Tag und Nacht beschaͤftigt waren, 
aun zum Theil über den Winier arbeitslos werden 
toͤnnen. N. B. Z.) 
Deidesheim, 10. Aug. Gestern wurden 
ins in der „Leinhölle“ die ersten hellen 
Franken⸗Trauben vorgezeigt. Aehnliches ver⸗ 
sautet auch aus anderen Lagen. Die sog. Früh— 
schwarzen find durchweg dunkel gefärbt und 
purden deren mehrere von hier aus gelegentlich 
des Cyriakus⸗Festes in Lindenberg als Opfergabe 
dorthin mitgenommen. 
Grerhen, 11. Aug. Daß die Vater⸗ 
ands⸗Vettheidiger“ in diesem Ichre gut gerathen, 
Lrcte und pfaälzikche Nachrichten. 
* St. Ingbert, 13. Aug. Gestern feierte 
er hiesige kath. Gesellenbverein das Fest der Fahnen⸗ 
peche. Dieselbe gestaltete fich schön und würdig. 
Ims.10 Uhr vormittags nahmen die eingeladenen 
dereine mit dem Festverein vor dem Lokale der 
zrau Wwe. Grewenig Aufstellung, worauf sich der 
zug, die hiesige Bergkapelle an der Spitze nach 
xtatholischen Kirche bewegte. Weiß gelleidete 
Nadchen mit Blumensträußen trugen die verhüllte 
rahne in ihrer Mitte. Hr. Kaplan Hoerner aus 
andstuhl, früher hier, hielt die Festpredigt und 
Ix. Kaplan Laur, Vorstand des Gesellendereins 
jahm die Weihe der Fahne vor. Die sehr schoͤge, 
nu Sticereifiguren bedeckte Fahne ist in dem 
Waisenhause zu Landstuhl hergestellt. Nach Been⸗ 
igung des Gottesdienstes fand ein Umzug durch 
ie feslich beflaggten Straßen statt, welcher sich 
ils ganz stattlich erwies, da an demselben 8 Ver⸗ 
ine und Abordnungen solcher mit Fahnen theil ⸗ 
iahmen. Nachmittags 24 Uhr fand fich der Ge⸗ 
ellenverein mit seinen Gästen im Grewenig'schen 
Hharten bei einem Konzert zusammen. Eine Fest⸗ 
dersammlung im Oberhauser'schen Saale, von 8 
Uhr Abends ab, bei welcher längere und kürzere 
Reden, Musik · und Gesangsvorträge abwechselten, 
heschloß den Tag, der allen Festteilnehmern noch 
ange in Erinnerung bleiben wird. 
* Für die Mitglieder der Gesellschaft „Gemuth⸗ 
ichkeit“ findet heute Nachmittag im Becker'schen 
Hiergarten ein Konzert statt. Bei den Klängen 
zer rühmlichst bekannten Kapelle der 70er aus 
Zaarbrücken und den Vorträgen des wohlgeschulten 
Nannerchores der „Gemüthlichkeit“ wird dasselbe 
inen hohen Genuß bieten. Wir wünschen allen 
Theilnehmenden frohe Stunden. 
* Das Waldfest des Hüttenvereins gestern 
Nachmittag war sehr zahlreich besucht. Die junge 
Hereins · Kapelle iieß es an muntern Weisen nicht 
ehlen und reizte sogar die anwesende Jugend zu 
michen Tänzchen. Den ersten Preis beim Wett⸗ 
letlern, 1 füberne Uhr, gewann der Schmelzarbeiter 
Joseph Wagner hier. 
*Wir möchten heute einen Gegenstand zur 
Sprache bringen, welcher in unserer Burgerschaft 
chon zahlreiche Erbdrierungen veranlaßte. Es ist 
ies das Fehien jedweder öffentlichen Bedürfnißan⸗ 
alt. Gerade in uͤnserer Stadi, deren größerer 
gebolkerungstheil, die Arbeiter, meist einen weiten 
Weg zu machen hat, müßten solche Anstalten aus 
sügsicht auf Sinlichkeit, Anstand und Gesundheit 
rrichten werden. Das elelerregende Aussehen 
nancher Stellen unserer Straßen und verschie- 
ener Durchgünge (die drei Viadukte, Bahndurch ⸗ 
jang in der alten Bahnhofstraße) zeigen deutlich 
vie notwendig solche öffentlichen Einrichtungen find. 
F is wurden damit anstößige Scenen verhindert und 
zie gewiß nicht gesundheitszuträglichen Ausdunst- 
angen mancher Stellen beseitigt. Es wird hoffentlich 
zur dieser kurzen Anregung bedürfen, daß eine Sache 
zon so allgemeiner Wichtigkeit in unserm löbl 
Sladtrate baldigst zur Berathung gebracht werde 
berlin, 11. Aug. Staatsminister von 
tticher reiste heut zum Reichskanzler 
Friedrichsruh, wo er voraussichtlich bis Mon⸗ 
derbleibt. 
Ausland. 
Wien, 11. Aug. Die Königin Natalie von 
dien nahm eine Zuschrift des Belgrader Consi⸗ 
dums an, welche sie über die Einreichung der 
heidungeklage verständigt; sie erbat und erhielt 
J snichriagige Frist zur Beantwortung der 
chrift. 
Wien, 11. Aug. Ein authentischer Bericht 
Pol. Corr.“ stellt die von Ignatieff in Kiew 
tlich des Jubilaums gehaltene Rede drastisch 
Darnach proklamirte Ignatieff nicht blos die 
sammengehörigkeit aller Slaven, sondern er griff 
die Petersburger Regierung an, weil dieselbe 
ꝛ. übergroßer Rücksicht gegen Oesterreich“ die 
ilabistische Bewegung ungenügend foördere. 
Paris, 12. Äug. Das Bureau des Pariser 
aunicipalralhs ließ den Blättern eine Kundgebung 
hen, worin angeblich das rohe Verfahren der 
niei bei der Beerdigung Eudes entschieden miß - 
X 
London, 11. Aug. Das Unterhaus nahm 
aue die Regierungsbill, betreffend die Errichtung 
uts dandwirthschaflsministeriums an und genehmigte 
den Antrag, sich his zum 6. November zu 
agen. 
rondon, 11. Aug. Das Unterhaus nahm 
dill, beireffend die Verstärkung der Verteidig⸗ 
Wmittel des Reiches, sowie die Bill, betreffend 
ualienale Verteidigung, in dritter Lesung, die 
bele zum Patent⸗, Mufter⸗, und Markenschutzge⸗ 
im zweiter Lesung an und genehmigte in dritter 
sung die Bill, welche Lloyds ermächtigt, zum 
ud der Hetftellung dvon Verbindungen mit 
urschiffen unde Leuchttürmen an sammilichen 
irn deo Reiches Land zu erwerben 
Rom, 10. Aug. Der Papst hat den Kirchen⸗ 
uen und hohen ktirchlichen Würdenträgern die 
wung zugehen lassen, sich für den 15. Oktober 
und zur Verfügung zu halten. Wenn 
utt Wilhelm den Vatikan besucht, wird er mit