Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
vderter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samstags mi 
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86. 
Samstag, 25. August 1888. 
23. Jahrg. 
politische Uebersicht. 
a internationale Binnenschiff⸗ 
ongreß in Frankfurt a. M. ist 
woch noch mehrtaägigen Verhandlungen ge— 
nworden. Der Congreß nahm eine Anzahl 
ehehung des Binnenschifffahrtsverkehres be⸗ 
it veschlusse an und setzte eine Commission 
bonime umfassender siatistischer Erhebungen 
Ie Vinnenschifffahrt ein. 
quch in dieser Woche weilten hohe auslän- 
dͤse am Berliner Hofe, der König 
san von Dänemark und der 
aprinz Vietor Emanuel von Ita⸗ 
Der greise dänische Herrscher, welcher sich 
üch seü einiger Zeit zum Curgebrauch in 
den aufhält, kraf am Freitag in Berlin ein, 
m Kaiser Wilhelm fuͤr dessen Besuch in 
gen den Gegenbesuch abzustatten. König 
zim gedachte im Laufe des Sonntag nach 
uden zurückzureisen; sein Erscheinen am Ber⸗ 
xhofe wird sicherlich dazu beitragen, die schon 
hen Besuch unseres Kaisers in der dänischen 
wihadt so glücklich eingeleiteten freundschaftlicheren 
hungen zwischen Deutschland und Danemark 
nju befestigen und zu stärken. Noch vor dem 
iten Monarchen war der jugendliche italienische 
xolget, welcher schon einige Wochen auf deut⸗ 
mBoden weilt, in Berlin eingetroffen und 
xtter wiederholi und mit großem Interesse den 
ihhem der Gardetruppen bei; über die ferneren 
vühositionen des Kronprinzen Victor Emanuel 
ih nichts Näheres bekannt. 
Uuf dem Gebiete der innern Politik 
aschiedene sensationelle Gerüchte zu verzeich⸗ 
die aber nirgends auf Glauben stoßen. Es 
ich namentlich von dem, dem Reichskanzler 
düüebenen Plane der Einführung besonderer 
swinisterien, denn es ist bekannt, daß gerade 
Bismarch dem Gedanken an veranwortiliche 
netien für das Reich von jeher entschieden 
nett hat. Vermuthlich hat man es hier mit 
aichts, als mit einer etwas post festum 
den verunglückten Muthmaßung über den 
der Besprechungen zwischen dem Kanzler und 
d. Bennigsen zu thun, die müßigen Köpfen 
mer Anlaß zu allerhand Combdinationen 
Da nun der nationalliberale Parteiführer 
m die preußische noch in die Reichsregierung 
ruen gedenkt und da er es jetzt auch ablehnt, 
ndteußischen Landtag zu candidiren, so wird 
anderen Richtungen hin über den eigent⸗ 
be des Besuches des Herrn v. Bennigsen 
——— fabulirt, natürlich, ohne daß et⸗ 
wiüdes hierbei herauskommt. 
Frankreich beherrschte der dreifache 
— Wahlsieg vom 19. August 
— Woche. Sehr mannigfach sind die 
ber die nächsten Folgen dieses Ereignisses, 
e p— fich die meisten französischen Blaiter 
nschauungen darin, daß nunmehr einer⸗ 
b verstärkte Agitation der Moncharchisten, 
—* ein keckeres Vorwärtsdringen des Bou- 
erwarten stünde. Das Ministerium 
* ird demnach wobl thun, Monarchisten 
F nusen scharf auf die Finger zu passen 
— auch der Präsident der Republik, 
n beim Empfange einer Deputation der 
* r des Seine⸗ und Marne · Departements 
* die Regierung werde mit vollster Ener⸗ 
y as Treiben der antirepublikanischen Ele⸗ 
mentlich aber der Boulangisten. vorgehen. 
Deutsches Reich. 
BPC. München, 24. Aug. Se. Maj. der 
daiser von Oesterreich trifft morgen (Samstag) früh 
z Uhr 45 Min. von Wien kommend, hier ein und 
teigt im Palais seines Schwiegersohnes, des Prinzen 
deopold, ab. 
BPC. Se. k. H. der Prinz⸗Regent hat das 
Programm für den flädtischen Teil des diesjährigen 
Oktoberfestes Allerhöchst genehmigt. 
Berlin, 283. Aug. Der deuische Botschafter 
im russischen Hofe, General v. Schweinitz, wurbe 
jeute Rachmittag von der Kaiserin Friedrich, darauf 
jon der Kaiserin Augusta in Babelsberg empfangen, 
velche denselben auch mit einer Einladung zur 
Tafel beehrte. — Der König von Griechen—⸗ 
'and twifft am Samstag zu wehrtägigem Aufent⸗ 
halt hier ein. 
Berlin, 24. Aug. Von gut unterrichteter 
Seite wird versichert, Fürst Bismarck habe Herrn 
d. Bennigsen bei dessen Besuch in Friedrichsruh 
den dringenden Wunsch nach Aufrechterhaltung des 
Tartells auch für die nächste Zukunft ausgesprochen. 
derr v. Bennigsen werde Anlaß nehmen, auf dem 
Zarteitag im September dies öffentlich mitzuteilen. 
Eine Anregung wegen Wiedereintritts des Herrn 
v. Bennigsen in den Landtag ist von Seiten des 
Fürsten Bismarck nicht erfolgt. 
Berlin, 24. Aug. Troz aller gegenteiligen 
Bersicherungen von offizidser Seite kann auf Grund 
dorzüglicher Informationen mitgeteilt werden, daß 
der Bündnißvertrag mit Italien formell erweitert 
worden ist, vorzüglich hinsichtlich der Aufrechter⸗ 
haltung des Gleichgewichts im Mittelmeere. 
Ausland. 
Pest, 24. Aug. Andrassy ist wohl leidend, 
—XV 
hat fich etwas verschlimmert. Der berufene Arzt 
ist der Hausarzt. 
Klausenburg, 28. Ang. Nach einer üb⸗ 
rigens unbestätigten Zeitungsmeldung ist Graf 
Julius Andrassy im Dobriner Castell 
chwer erkrankt. Ein Pester Arzt und die Kinder 
des Grafen seien telegraphisch berufen. 
Paris, 28. Ang. Carnot präsidierte heute 
Nachmittag einer Ministerrathsfitzung, worin die 
Antwort Goblet's auf die Note Crispi's verlesen 
wurde. Der Ministerrath erklärte sich einverstanden. 
Die Antwortnote Goblets soll veröffentlicht werden, 
sobald alle Mächte den Eingang derselben bestätig! 
jaben. 
Paris, 24. Aug. Anläßlich des funfzigsten 
Beburtstages des Grafen von Paris fand ein Fest— 
ssen im Continentalhotel statt, woran 300 Roya⸗ 
isten teilnahmen. Pasquier sagte in beifällig auf- 
Jenommeuer Rede: In der gegenwärtigen Situation 
nit einem Präasidenten der Republik ohne Ansehen und 
erkleinertem Senat trenne Frankreich nichts mehr 
yon der Tyrannei einer einzigen Versammlung; 
ndessen blieben er und seine Freunde liberal, aber 
ie erachteten es nicht für genügend, ephemere Popu⸗ 
aritäten gehen und zu kommen zu lassen, man 
nüsse entschieden monarchische Politik bekennen. 
Die Versammlung stimmte zu und beschloß eine 
Adresse an den Grafen von Paris. 
London, 24. August. Nach einer Reuter⸗ 
Meldung aus Simla dom 23. dso. geht auf das 
Besuch des Emirs der hiefige Sectretär des Aus— 
vartigen, Durand, in Mission nach Kabul, um mit 
vem Emir zu conferieren. 
Washington, 24. Aug. Präsident Cleve⸗ 
and übersandie dem Congresse eine Bosschaft, welche 
besagt, die bedauernswerte Ablehnung des amerikanisch- 
kanadischen Fischereivertrages nötige ihn, von dem 
Fongresse Vollmachten zu verlangen, um entschiedene 
Repressalien gegen Canada zu ergreifen. 
Washington, 24. Aug. Im Repräsen⸗ 
antenhause wurde eine Vorlage eingebracht, wo⸗ 
nach der Präsident ermächtigt wird, der Handels⸗ 
marine in Gemäßheit der letzten Präsidentenbot⸗ 
schaft Schutz angedeihen zu lassen. Das Haus 
überwies die Vorlage der Commission für das Aus⸗ 
wärtige. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 25. Aug. Ueber heurige 
Frnte⸗Ecgebnisse und -Aussichten auf hi esi g e m 
ganne gehen uns von geschätzter Seite nachste hende 
MNittheilungen zu. Korn lieferte wenig Stroh und 
venig Frucht, doch ist die letztere von guter Be⸗ 
chaffenheit. Der Ertrag vom Morgen Ackerland 
dellt sich im Durchschnitt auf s Ctr. — Gleiches 
pie vom Korn läßt sich vom Weizen berichten. — 
die Sommerfrüchte, wie Gerste, Hafer ꝛc. haben 
inen ausgezeichneten Stand und versprechen dem⸗ 
nächst eine volle Ernte. — Wahrend die erste Schur 
des Klees infolge des schlechten Wetters fast ganz 
derdarb, wurde die zweite Schur gut eingebracht 
ind gab einer reichen Ertrag von vorzüglicher 
Hute. — Am besten gerathen dieses Jahr hier die 
Vaterlandsvertheidiger“, die Kartoffeln, welche ge⸗ 
ade in unserem Sandboden bei dem so viel ge⸗ 
chmähten häufigen Regen die Bedingungn ihres 
Wachsthums fanden. — Was das Obst anbelangt, 
dnagen die Birnen hier und in näherer Umgegend 
reichlich, Aepfel dagegen sehr wenig, Zwetschgen 
verden mittelmäßiges Quantum abwerfen. 
* Für die Einjährig⸗ Freiwilligen- 
Prüfung in Speyer ist dieses Jahr ein ziem⸗ 
uͤch später Terrain festgesetzt. Dieselbe findet dorten 
aim 23. Oktober im Senatssitzungssaale des 
Regierungsgebäudes staftt. 
Bruchhof, 24. Aug. Folgeneines Un⸗ 
zlücksfalls. Heute Morgen starb dahier ein zehn⸗ 
ahriger Knabe, der am Mittwoch wuhrenddem er 
eines seiner jüngeren Geschwister auf dem Schoße 
sielt, durch Unvorsichtigkeit rücklings in einen mit 
eißem Wasser angefüllten Zuber fiel. Seine Mutter 
Har in den nahen Garten gegangen und fand ihn 
ba der Rückkunft im Wasser liegen und zwar der⸗ 
tt verbrannt, daß man gleich das Schlimmste be⸗ 
ürchtete. Das kleinere Kind, das auf seinen älteren 
Hruder zu liegen kam, hat sich glücklicherweise nur 
unbedeutend verbrannt. (Zw. 3.) 
pirmasens, 24. Aug. In der L. 
Preißer'schen Schuhfabrik verunglückte am Mittwoch 
in AÄrbeller. Derselbe war mit Pechkochen beschäf⸗ 
ligt und scheint dabei nicht die nöthige Sorgfalt 
»eachtet zu haben, so daß er fich mit dem siedenden 
Pech an Gesicht und Händen ganz erhebliche Brand⸗ 
vunden zuzog. 
gandau, 24. Aug. Unter großer Be— 
cheiligung von Leidtragenden aus hiefiger Stadt 
wie aͤus der Umgegend wurden gestern Nachmittag 
die slerblichen Reste des Herrn Dekans Aign zur 
letzten Ruhestätte verbracht. Der Trauerzug bewegte 
ih vom Sterbehause zur Kirche, woselbfi Herr 
donsistorialrath Leyser und Herr Dekan Risch 
Trauerreden hielten, in welchen die Verdienste des 
deimgegangenen um Kirche und Schule gebührende 
Vurdigung fanden. Vom Kirchenchor gelangte 
in Choral zum Vortrag. Am Grabe sprach Herr 
Pfarrer Gauͤroph von Nußdorf und dort trugen