Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Kaiserslautern, 20. Sept. (Eine 
Wette.) Bei der gestrigen Vorstellung vor dem 
Prinzregenten erregte die Groͤße eines der Herren 
dandbürgermeister, des Bürgermeisters Schläfer 
»on Alsenborn, die Aufmerksamkeit zweier Herren 
des Gefolges. Sie gingen eine Wette ein, indem 
einer behauptete, der Bürgermeister sei zwei Meter 
qgroß. Der Oberstallmeister ging auf den Bürger⸗ 
neister zu. „Wie viel missen Sie, Herr Bürger⸗ 
neister ?“ „Eins dreiundneunzig.“ Mittlerweile 
var auch der andere Wettende, Hofmarschall Graf 
Holnstein, hinzugekommen. „Habe ich gewonnen?“ 
ragte er, „Nein, er hat nicht ganz zwei Meter.“ 
„Na gleichviel“, antwortete jener. „aber solche 
deute müssen wir zum Leibregiment haben.“ 
(Pf. Vzt.) 
— Pirmasens, 19. Sept. Der seitherige 
rathol. Dekanatsverweser Pfarrer Denig in Wesel⸗ 
zerg wurde zum Dekan ernannt. 
— Der 13 Jahre alte Joseph Keller von 
Busenberg, der am 3. d. Mts. mit seinem 
Vater auf dem Jahrmarkt in Pirmasens 
var und seit dieser Zeit vermißt wurde, ward 
nuf dem Imsbacherhof entdeckt. Er hatte 
ich dort unter der Angabe, er habe keine Eltern 
mehr, verdingt. 
— Edenkoben, 19. Sept. Die gestern 
unter Kommando des Herr Premierlieutenant 
Hautmann nach der kgl. Villa Ludwigshöhe abge⸗ 
jangene Ehrenwache wird heute Abend durch eine 
solche unter Kommando des Herrn Premierlieute⸗ 
nant Unterbirker und morgen durch eine solche 
aunter Kommando des Herrn Premierlieutenant 
Paulus abgelöst. Die Herren Offiziere vom Wacht⸗ 
dienst find jeweils zur Hoftafel geladen. 
— Germersheim. Die Enthüllung des 
Kriegerdenkmals findet nicht am nächsten Sonntag 
statt, sondern wurde auf Donnerstag den 27. ds. 
Mts. verschoben, an welchem Tag Se. kgl. Hoheit 
der Prinzregent hierherkommt. In dem Moment 
der Ankunft des königlichen Gaftes fallt die Hülle 
des Denkmals. 
— Speyer. Die „Münch. Neuest. Nachr.“ 
dellen auch die Entscheidung der Frage der Wieder⸗ 
besetzung der beim hiesigen Domkapitel erledigten 
Probst⸗Stelle in Aussicht. Das Münchener Blatt, 
schreibt hiezu der „M. G.A.“, sollte doch auch 
vissen, daß die Ernennung des Domprobftes allei⸗ 
aige Sache des Papstes ist und sohin mit der 
Reise des Prinz-Regenten in gar keine Beziehung 
gebracht werden kann. 
— Herr Bürgermeister Süß in Speyer 
erhielt den Michaelsorden, Adjunkt und Bierbrauerei⸗ 
Direktor Sik wurde zum Kommerzienrat ernannt. 
— Dürkhe im, 20. Sept. (Jum Em⸗ 
pfange Sr. K. H.des Prinz⸗Regenten) 
Zur Begrüßung bezw. Ueberreichung des Ehren⸗ 
runkes nebst Bouquet wurden Frl. A. Hauck und 
Frl. A. Nolze seitens der bestimmten Ehren⸗ 
damen erwählt. 
— Ludwigshafen, 19. Sept. Ein 
frecher Einbruchs diebst ahl wurde heute 
Mittag im Gesellschaftshause verübt. Gegen 222 
Uhr schlich sich eine Mannsperson in den vierten 
Stock und öͤffnete dort gewaltsam mittelst eines 
Meißels eine Zimmerthür, erbrach einen im Zimmer 
hefindlichen Koffer und ertwendete aus demselben 
ein Portemonnaie mit etwa 50 Mtk. Inhalt, sowie 
eine goldene Damenuhr. Auf dem Rück ege wurde 
er gesehen und wegen seines auffallenden Benehmens 
versucht, ihn festzuhalten, worauf er Reißaus nahm. 
Von nacheilenden Personen wurde er jedoch alsbald 
ꝛingeholt und durch die Schutzmannschaft zur Polizei 
perbracht. Bei seiner Durchsuchung fanden sich ge⸗ 
nanutes Portentonnaie mit Inhalt sowie die Damen⸗ 
uhr wieder vor. Ferner war der Dieb noch im 
Besitze eines goldenen Medaillons nebst Kette und 
eines goldenen Kreuzchens, welche offenbar auch ge⸗ 
stohlen find. Einen ganz neuen großen Meißel, 
den er eigens zum Einbrechen gedauft zu haben 
schien, ein neues scharfes Messer, sowie zwei Haup 
chlüssel führte er bei sfich. Seine Papiere lauten 
nuf den Namen Karl Dahn, Schuhmacher aus 
Bauschlott in Baden. Man vermuthet, nach d. G. 
A. daß man es hier mit einem geriebenen Spitzbuben 
zu thun hat. 
— Ludwigshafen, 19. September. Der 
Stadtrat wählte heute die seitherigen Schutzleute 
dartmet nud Brechtel zu Verbrauchssteuer⸗ 
Finnehmern mit einem Jahresgehalt von Mk. 1400. 
Um die beiden Stellen haben sich 30 Bewerber 
zemeldet. Für die Erbebung der Verbrauchssteuer 
vird auf dem Stadthause eine Erheberstelle etabliert. 
Ibgabenpflichtige Gegenstände, welche per Bahn 
ingehen werden durch die Pfälz. Eisenbahnen 
ontrolliert und die Gebühren von denselben erhoben. 
rür diese Mühewaltung bezieht das Personal der 
züterexpedition Mk. 200, dasjenige der Eilgut⸗ 
ind Gepäckexpedition Mk. 100. — Für das Bureau 
her Ortskrankenkasse werden im Stadthause auf die 
dauer Räumlichkeiten beschafft. Da sich die Räum⸗ 
ichkeiten für die Töchterschule und die kgl. Real— 
hule im Schulhause bei der „Aula“ uls zu klein 
rwiesen, wird die Töchterschule in das momentan 
ꝛerstehende Schulhaus neben der katholischen Kirche 
erlegt und für d ssen Instandsetzung Mk. 6200 
ewilligt. — Zu den Kosten der Koll ktivausstellung 
er Pfalz in München schießt die Stadt Mk. 800 bei. 
— Frankenthal, 19. Sept. Unser Lands— 
nann, der Bariton des Leipziger Staditheaters, 
h)err Karl Perron erhielt seine Auszeichnung zum 
dammersänger am vorigen Sonutag bei Aufführung 
;on Wagners Tannhäuser, als „Wolfram von 
xẽschenbach“ im Hoftheater zu Coburg. Er erzielte 
nit seinen Leistungen außergewöhnliche Erfolge und 
var Se. Hoheit Herzog Ernst derart entzückt, daß 
r den jungen Künstler durch diesen ehrenvollen 
ritel auszeichnete. 
— Frankenthal, 20. Sept. Für das 
im 3. Oktober hier zu feiernde II. Jahres fest 
—AIX 
stonsvereins der Pfalz ist folgendes Pro— 
ramm aufgestellt: 1) vormittags 9 Uhr: Fest— 
jottesdienst; 2) um 12 Uhr: öffentliche General⸗ 
ersammlung der Delegierten der Lokal⸗ und Zweig⸗ 
sereine; 3) um 1 Uhr: gemeinschaftliches Mittags⸗ 
nahl in der Turnhalle, das Gedeck zu 2 Mt.; 
) von 31 Uhr an: volkstümliche Vereinigung 
nit Ansprachen und Gesangsvorträgen ebendaselbst. 
zu diesem Feste, das unter Mitwirkung hervor— 
agender auswärtiger Redner stattfindet — u. A. 
verden als Redner auftreten: Stadtpfarrer Schueck 
ind Professor der Theologie Dr. Bassermann von 
)eidelberg, Stadtpfarrer Ahles von Mannheim — 
adet man alle Mitglieder und Freunde des Ver— 
ins freundlichst ein, mit dem Bemerken, daß auch 
n diesem Jahre den mit Legitimationskarten ver- 
ehenen Festbesuchern freie Rückfahrt auf der Eisen⸗ 
ahn gewährt wird. (Die abgestempelte einfache 
Fahrkarte ist giltig vom 2. bis 4. Oktober.) 
— Göllheim, 18. Sept. Mit der Frucht⸗ 
inte geht es in der nördlichen Pfalz in einigen 
Tagen zu Ende. Die Witterungsverhältnisse waren 
zei dieser Arbeit geeigneter, wie bei der Heuernte. 
Sehr viel Heu ging bekanntlich durch den Regen 
zanz oder theilweise zu Grunde. Mit dem allge⸗ 
neinen Ergebniß der Fruchternte kann man bezüg⸗ 
ich der Qualität und Quantität derselben 
sufrieden sein. Die zweite Kleeschur fiel gut aus, 
benso das Wiesenohmet, mit dessen Heimschaffung 
ie Besitzer beschäftigt sind. Die Kartoffeln sind 
voch zurück, doch kann man im Allgemeinen auf 
ine zufriedenstellende Ernte bei denselben rechnen. 
Vas das Obst anbelangt, so ist das Ergebniß in 
iner und derselben Gemarkung sehr verschieden. 
dauflust fur das Obst hat man bis jetzt noch keine 
zerspürt, obschon viel schönes Obst vorhanden ist, 
»as zum Verkaufe hestimmt ist. Trauben werden 
zekanntlich in unserer Gegend durchschnittlich wenig 
zepflanzt und die vorhandenen sind im Wachsthum 
voch sehr weit zurück. (Npf. B. 3.) 
— Die Brandversicherungsanstalt 
»er Pfalz hat soeben ihrn Jahresbericht 
ro 1887 veröffentlicht. Aus demselben ist ersicht⸗ 
ich, daß am Schluß des abgelaufenen Verwaltungs⸗ 
ahres 113,6556 Haupt⸗ und 148,506 Nebenge⸗ 
‚äude im Assekurations-Anschlag von 515,567 340 
Nk. versichett waren. Da der Beitrag 13 Pfg. 
)er 100 Mk. betrug, beliefen sich die Einnahmen 
er Kasse auf 670, 237 Mk. 54 Pfg. Im Jahre 
887 wurden gegen das Vorjahr mehr versichert 
02 Haupt- und 914 Nebengebäude im Assekura- 
ions · Anschlag von 9,362,460 Mk. Den gIrdßten 
Hersicherungsbestand hat das Bezirksamt Neustadt, 
vo 12,285 Haupt- und 18,596 Nebengebäude 
m Assekarations⸗Anschlage von 65,588,180 Mt. 
jersichert sind. Die Gesamt Einnahmen der An⸗ 
talt betrugen 749, 188 Mk. 34 Pfg., die Aus- 
aben 731,399 Mk. 35 Pfg., so daß ein Ueber⸗ 
huß von 17,788 Mk. 99 Pfg. verblieb. Unter 
sen Ausgaben befinden sich 28,730 Mk. welche 
ur Foͤrderung des Feuerlöschwesens Verwendung 
inden. Von dieser Summe entfallen 5932 Mk. 
ruf den dfälzischen Feuerwebrberband. An Brand- 
nischädigungen wurden 651882 Mt. 19 
zahlt. während die Verwaltungskosten s 
37919 Mi. 483 Pfa. beyffern. d 
errischtes8s8s. 
F Daß es heute noch unter dem schö 
chlecht Naturen gibt, die im Gegensaß inn 6. 
„tammmutter Eba, im Stande sin 868 
hwersten Versuchungen standhaft zu wihen der 
eweist folgender ergoͤtzliche Vorfaln der ehen. 
erflossenen Sonntag auf der Dneed am 
redaenah Klein dlittersdenet n 
Stand da am Bahnhef zu Brebach eine d 
zauersfrau, die ebenfalls den Zug benutzen 
achdem alle niederen Wagenklassen besetzt 
vurde derselben vom Schaffaer ein Couper2 9 
ingewiesen, dieser, ein Spaßbogel, bemerkt a 
aber Mutterchen, da dürft ihr Euch x r 
raufsetz⸗n, sonst gibt's ein Protokoll“. Aig 
ie gute Frau in Kleinblittersdorf das Coe 
ieß, erkundigte sich der Beamte, obd sie seiner Wes 
ing auch nachgekommen sei, und sich nicht zu en 
esetzt habe, worauf das Mütterchen ganz — 
ig erwiderte: „Nee ich han gestand', mein' 
huu mir ordentlich weh“. 
Wohlthätiger Erlaß. Vielfach sindschu 
rnste Bedenken dagegen erhoben worden, daß Schul. 
inder, namentlich Mädchen, mit Üüberma hie 
»urch Bücher belasteten Mappen, Taschen xc. su 
Zchule geschickt werden müssen. Für die Enwide 
ung des Knochengerüßses ist dieser Uebelstand bon 
esonders nachteiliger Wirkung. Der Statt— 
daltervon Elsab⸗-Lothringen, velqhet 
der Schulgesundheitspflege seine Aufmerksamkeit wid⸗ 
net, ist amtlich gegen die bezeichnete Unsitte dor⸗ 
zegangen. Er hat in einer Verfügung auf die 
aus der Unfitte erwachsenden gesundheitlichen Nach 
teile aufmerksam gemacht und die Aufsichtsbeamter 
angewiesen, in geeigneten Fällen thatkräftig einzu— 
ichreiten. 
F Frankfurt a. M., Der Ankauf de 
Billa Reiß bei Cronberg im Taunus für di 
Zaiserin Friedrich soll jetzt perfekt geworden 
sein. Das herrliche Befitztum umfaßt einen großer 
Park, in welchem nach den Wuünschen de 
aiserin während des Winters einige Verändrrungen— 
vorgenommen werden sollen. Die Villa gehöct 
einem Kaufmann Reiß, von dessen Erben sie ver— 
jußert wurde. Der Kaufpreis soll eine halbe 
Million Mark betragen und Kaiser Wilhelm seiue 
Mutter mit dem Besitztum ein Geschenk gemahh 
Jaben. Villa Reiß, so schreibt die „Post', ethiel 
zon der Kaiserin auch darum den Vorzug, will 
es ein Besitztum innerhalb Preußen ist. 
FAKöun, 18 Sept. Eine interessante En— 
cheidung des preußischen Finanzministers verdien 
veitere Beachtung. Kraft derselben wurde ditse 
Tage dem Sohne eines Kutschers in Denuz ein 
Zumme von 1000 Mke. zugesprochen, welche de 
elde vor drei Jahren in einer Droschle gefunde 
hatte. Derselbe machte damals der Polizei Anzeig 
—VV sall 
die im Gashe vorgesehene Frist von drei Jahtn 
Herftreiche, dne daß sich der Verlierer melde, don 
cibe als sein Eigenihum beanspruche. Hulle 
Anmeldung des Fundes diesen Vorbehalt micht 
nacht, so würden die 1000 Me. jet, da sichd 
cFigenthümer nicht gemeldet hat, dem Staate u 
sallen sein. Wenn der Finder eines Gegenstun 
denselben der Polizei übergiebt, so muß ern 
die Erklärung abgeben, daß er, wenn — — 
humer fich dicht meldet, nach Ablauf det im 
etz vorgesehenen drei Jahre den Gegenstand p 
ich verlange. Unterbleiht diese Erklaͤrung so 
zibt er sich seines Anspruchsrechtes. Giebt 
Finder den Gegenstand nicht ab, so muß er 4 
uͤr die Dauer der drei Jahre in demselben zinn 
rhalten, in dem derselbe war, als er ihn 
Die Anzeige kann bei der Polizei oder dur 
zffentliches Blatt geschehen. fu 
— — 
Broßhandlung und KaffeBrennerei J 
Zuepratte hat infolge bedeutender ee 
Zeitgeschäften ihre Glaubiger gusamern 
müssen. Die Schulden sollen 1,100,000 —* 
ragen und in der Masse 30 pCt. liegen. zuß 
zinigen ersten Privat Bankfirmen des hiestgen nig 
verden nach der KaͤZig. namentlich ausn 
daffee⸗Häufer als betheiligt genannt. Versanm 
din, 20, Sepi. Die zweite Bn 
lung deutscher Naturforssher pud 1830. 
vdatlte Heizefbera zum Vorort f