Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgeri .Ingbert. 
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auf welche die Erbedition Auskunft ertheilt, 15 H—, Reklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
23. Jahrg 
V 22. 
Montag, 30. Januar 1888. 
24 
Das Sozialistengesetz im Reichs⸗ 
tage. 
Das neue Sozialistengesetz mit seinen Ver—⸗ 
härfungen ist nun, nachdem es bereits wochenlang 
vor seiner Veröffentlichung die öffentliche Meinung 
beschüftigt hatte, auch vor das Forum des Parla⸗ 
ments gelangt. Am vorigen Freitag trat der 
Reichstag zum ersten Male an diese so wichtige 
Materie heran und gleich der erste Berathungstag 
hat über die Stellung wenigstens des Cintrums 
dem neuen Gesetze gegenüber Klarheit gebracht. Mit 
Ensschiedenheit erklaärte Abg. Dr. Reichensperger 
der Redner der genannten Partei, daß seine 8* 
sischen Freunde gegen das Gesetz in seiner vorge⸗ 
schlagenen verschärften Gestalt seien und zwar 
ssowohl. was die Verlängerung, als auch die Ver— 
scharfung anbelangt. Abg. Reichensperger bezeichnet 
die Sozialdemokratie mit ihren Ausschreitungen als 
seine geistige Krankheit, welche sich nicht mit Polizei⸗ 
mitteln bekämpfen lasse und wies er speziell darauf 
hin, wie die Expatrürung, die Ausweisung aus 
dem Staate und Reiche, gegen das Naturrecht des 
Menschen verstoße. Der Centrumredner schlu * 
für Rückkehr zum gewöhnlichen Recht 88 8* 
Allem Bekämpfung der Sozialdemokratie durch die 
Religion vor und ließ er hierbei deutlich mit ein⸗ 
en W der mnetamof mit seinen Folgen 
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san a rkung der Sozialdemokratie 
Den Mittelpunkt der Debatte bi indess 
die Rede des preußischen eeen Deer 
welcher es in Vertretung des micht anwese 
rReichskanzlers übernommen hatte, das neue — 
regierungsseitig zu vertheidigen. Herr v deex 
tamer knüpfte in seinen Ausführungen an di 
leidenschaftliche, aus Anklagen und Drohu 
gegen das „herrschende System“ seltsam * 
zusammengesetzte Rede an, welche der e 
Singer Eingangs der Sitzung gegen die V * 
gehalten hatte, und wies der Minister ee 
die Vorwürfe zurück, die Abg. Singer . 
der Ausweisungen und „Verfolgungen“ * ir 
gliedern der sozialistischen Partei gegen a 
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Motiven zu dem Entwurf bekannt wäre * and 
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der Anschauung, als ob das —* an —8 
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zialdemokratie ihren Höhepunkt doch überschri 
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urch den Hinweis darauf, daß es —J 
im die Cristenz des Reiches handele und könne 
nan keinerlei Rücksichten mehr gegen die vater⸗ 
andslose Sozialdemokratie walten lassen und habe 
ich dieselbe üͤberdies durch ihr freiwilliges Aus⸗ 
cheiden aus unserem Culturleben auch rechtlich 
außerhalb desselben gestellt. 
Aus diesen Erklärungen des Regierungsvertreters 
zeht hervor, daß die Regierung das ganze Gesetz 
wie es „steht und liegt“ angenommen wissen will 
uind gegen jede Milderung ist. Ob indessen die 
Ausführungen Herrn v. Puttkamer's den Reichstag 
zu der Anschauung bekehrt haben, die unveränderte 
Annahme des neuen antisozialistischen Gesetzentwurfes 
ei eine unbedingte Nothwendigkeit, möchte fast zu 
ezweifeln sein. Jedenfalls wird bei der speziellen 
Berathung des Entwurfes Fürst Bismarcd selber 
ür denselben eintreten müssen und muß es einst⸗ 
veilen dahin gestellt bleiben, ob es dem persönlichen 
kinflusse und der mächtigen Beredtsamkeit des lei⸗ 
enden Staatsmannes gelingen wird, die auch in 
den Kreisen der regierungsfreundlichen Parteien 
borhandenen Bedenken gegen das neue Gesetz zu 
zerstreuen. 
des Februar sein neues Beglaubigungsschreiben 
überreichen dürfte. 
Ausland. 
Posen, 28. Januar. Wie der „Dziennik 
Poznanski“ meldet, sind neuerdings aus Warschau 
08 Ausländer ausgewiesen, darunter 27 Preußen. 
(B. T.) 
Bern, 28. Jan. Die gestern vom schweize⸗ 
rischen Bundesrath beschlossene Ausweisung von 
Anarchisten betrifft vorläufig den Hauptmann von 
Fhrenberg — der bekanntlich bereits seine Haft in 
der Schweiz verlassen und sich der badischen Be⸗ 
hörde gestellt hat —, Schopen, Ignaz Metzler und 
Thristian Haupt. Die Regierung von Zürich ist 
mingeladen, die Untersuchung nach gewissen Rich⸗ 
ungen hin zu vervollständigen und dafür zu sorgen, 
daß im „Sozialdemokraten“ die Veröffentlichung 
»on Beschimpfungen, beleidigenden Ausfällen und 
Aufreizungen vermieden werde, und etwanige Aus⸗ 
chreitungen sofort zu melden. Ferner überließ der 
Zundesrath der Kegierung von Zurich das gericht⸗ 
iche Einschreiten gegen den aus Deuischland ge⸗ 
ürtigen aber im Kanton Zürich naturalisirten 
arl Schroeder. 
London, 28. Jan. Der „Daily Telegraph“ 
'agt bei der Besprechung der deutschen Wehrvorlage: 
Icde Vermehrung der Militärmacht Deutschlands 
zürfe von den übrigen Mächten Europas mit 
Sicherheit als eine weitere allgemeine Friedens⸗ 
hürgschaft betrachtet werden. Der erlauchte Monarch 
uind der weise Staatsmann, welche Deutschlands 
Pslitik leiteten, hätten während der letzten sieben⸗ 
ehn Jahre unzählige Beweise ihrer friedlichen Ge⸗ 
innung gegeben. Die Deuischen seien lediglich 
darauf vorbereitet, das Ihrige nach besten Kräften, 
Jleichviel mit welchen Opfern an Blut und Geld, 
zu vertheidigen, und es müsse zugegeben werden, 
daß ihre patriotische Bereitwilligkeit in dieser Hin⸗ 
sicht eine allgemeine Bewunderung verdiene. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 30. Januar. Die am 
Samstag Abend stattgehabte Mondfinsterniß war 
in ihrem ganzen Verlaufe sehr gut zu beobachten. 
Die einzelnen Phasen derselben, bis zur Totalität, 
amen recht deutlich zur Erscheinung und boten der 
Beobochtung ein interessantes Bild. 
* St. Ingbert, 80. Januar. Gestern 
Abend ereignete sich dahier ein sehr bedauerlicher 
Anglücksfall, der für alle Eltern eine ernste 
Mahnung enthält. Die Frau des Bergmannes 
Ddeinrich Metz war zwischen 6 und 7 Uhr im Stalle 
it dem Füitern der Ziegen beschäftigt; im Zimmer 
zefanden sich unterdessen die Kinder der Familie 
Metz, drei Knaben, 8,4 und 2 Jahre alt. Wäh⸗ 
dende der ältere derselben am Tische an seinen 
Schulaufgaben arbeitete, stieg der jüngste auf 
inen Stuhl am Tische, in den Händen ein im 
Hriffe festsiehendes Messer haltend. Wahrscheinlich 
vollie er auch vom Stuhle aus auf den Tisch 
steigen. Dabei stürzte er herab und fiel so un⸗ 
zlücklich in die Klinge des Messers, daß diese tief 
Nder linken Seite unterhalb der Achselhöhle ein⸗ 
drang und Herz und Lunge durchbohrte. Nach 
venigen Augenblicken war der arme Kleine ver⸗ 
schieden. Als die Mutter auf das Geschrei der 
Finder aus dem Stalle herbeieilte, fand sie den⸗ 
selben schon als Leiche. Möge dieser traurige Fall 
insofern allen Eltern zur Mahnung dienen, daß sie 
fleinen Kindern ja keine scharfen und spitzen Werl⸗ 
euge, Messer oder Gabeln, in die Hände kommen 
assen. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 28. Januar. Die Kammer der 
Reichsräthe genehmigte den Eisenbahnetat nach den 
Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten. Auf 
Anfrage Buhl's erklärt Minister v. Crailsheim, die 
Angelegenheit der Gründung einer Altersversorg- 
uingskasse bei den pfälzischen Bahnen sein keines- 
vegs spruchreif. Die Regierung stehe der Ange— 
egenheit wohlwollend gegenüber, es handle sich 
iber um Privatbahnen, betreffs deren Altersver⸗ 
orgungskassen bisher weder das Reich noch Bayern 
Ztellung genommen häiten. 
Straßburg, 28. Jan. Färbereibesitzer Oppel 
vurde gestern wegen Verdachtes des Landesverrathes 
erhaftet. 
Prinz Wilhelm wird nunmehr, nachdem er 
Generalmajor gewocden ist, nach Berlin übersiedeln. 
Berlin, 28. Januar. Fürst und Fuͤrstin 
Bismarck sind heute Abend 9/4 Uhr hierher zu⸗ 
rückgekehrt. 
Berlin, 28. Jan. Die Wehrgesetz-Commis⸗ 
ion hat die Vorlage mit den Anträgen der Be— 
richterstatter angenommen. Der Bericht wird am 
dienstag festgestellt werden. 
Berlin, 29. Januar. Die Unklarheit über 
die politische Lage dauert vorläufig fort. Das 
„Journal de St. Petersburg“, Herrn von Giers 
Itgan, welches sich gestern über falsche Angaben 
»rzüglich des kaukasischen Armeekorps bdeschwert, 
zermeidet doch, was am nächsten läge, einfach zu 
rklären, daß das Armeekorps nicht translokirt wird. 
Auch die übrigen Beruhigungs-Kundgebungen der 
russischen Offiziösen leiden an jener Zweideutigkeit, 
zie zugleich Alles erhoffen und fürchten läßt. 
In unseren politischen Kreisen giebt man sich 
zer Ansicht hin, daß die Situation in den nächsten 
Tagen durch den Fürsten Bismarck in helle Be—⸗ 
euchtung gerückt werden wird. Es verlautet, daß 
der Reichskonzler zur zweiten Lesung des Wehrge⸗ 
etzes im Reichstage erscheinen und diese Gelegen— 
seit zu einer Darlegung über die äußere Lage be— 
uutzen wird. Noch immer hat eine solche Kund⸗ 
jebung ihre klärende Wirkung gethan, so wird 
nan auch diesmal von ihr Licht erhoffen dürfen. 
Der Pol. Korr. wird aus Madrid gemeldet, 
daß der zum Botschafter beförderte Vertreter Deutsch- 
lands, Herr F. Stumm, in den ersten Tagen