Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
at- Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- Zund Feiertage. 2 mal wöchentlich mit unterhaltungs · Blatt und Mittwochs und Samstags v“e 
irirt Beilagen. 5 vunt aee di ahelih einschueßtich Tragerlohn; durch die Poft bezogen nogne iscüehüch I10 Zuftellungsgebuhr. Die 
icunngsgebühr sur die Agespaltene Garwondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseralen aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition 
Auslunfi ertheilt, 18, Reklamen 80 5. Bei Amaliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
2. 
Dienstag, 9. Oktober 1888. 
23. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Zarlsruhe, 8. Oct. Das gr oßherzog? 
Je Paar siedelt heute Nachmittag um 5 Uhr 
m der Mainau nach Baden über. 
Berlin, 8. Okt. Kaiser Wilhelm 
treut sich des allerbesten Wohlbefindens. Für die 
ctcise des Kaisers von Italien nach Berlin ist 
x endgiltige Reiseplan, wie man erfährt, noch 
qt fesͤgestellt. Die Kaiserin gedenkt bis zur 
udtehr des Kaisers mit den Prinzen in Potsdam 
derbleiben. Fur die Uebersiedelung der kaiser⸗ 
hen Majestaͤten vom Marmorpalais' nach Berlin 
ad jedoch noch keinerlei Bestimmungen getroffen. 
Her hiesige französische Botschafter Jules 
bette ist auf seinen Posten zurückgekehrt. 
Ausland. 
Zgruüssel, 8. Olt. Major Hordister, der 
er der Facliorei zu Bangala, meldet den Un ter⸗ 
eang der Stanley'schen Expedition, 
wie den mutmaßlichen Tod Stan— 
n'8. 
Paris, 8. Okll. Praäsident Carnot 
quchte heute in Lyon den prächtig geschmückten 
Puledard Croix-Rousse; er wurde begeistert be⸗ 
hl. Später legte der Präsident den Grundstein 
im Ampere⸗Denkmal und reiste um 8904 Uhr nach 
innech ab. 
Wien, 8. Okt. Die „Politische Correspon⸗ 
nz meldet aus Warschau, da das russische Ge⸗ 
net gegen Preußen weniger befestigt sei als gegen 
tetreich, so würde die Ortschaft Ossowiec, 
venn die geplanten Arbeiten zur Ausführung kämen, 
nmeinem befestigten Lager ersten Ranges gestaltet 
derden. In der Nähe der österreichischen Grenze 
zien in Reu⸗Georgiewsk Erdarbeitern im Gange. 
die Geschütze daselbst wurden um 200 vermehrt. 
Die ,Politische Correspondenz“ führt die Aeußer⸗ 
ing eines türkischen Staatsmannes an, Bul ga— 
ten habe die Sendung, sich dem Pansla⸗ 
itmus als Wellenbrecher entgegenzustellen. Dies 
Abe sei ader erst durch Bildung eines Balkanbun⸗ 
—A 
Wien, 8. Ott. Graf Bismaré traf 
ente in Vedro beim Grafen Joseph Zichhy ein. 
der geplante festliche Empfang wurde durch den 
kegen verhindert, jedoch geleuüete ein prächtiges 
zanderium den Gast zur Besichtigung 
er Besitzung. Nachmittags fand ein Volks— 
d mit Bewirthung siatt, wozu die Landbevölker⸗ 
ug massenhaft herbeistrimte. Heutt Abend wird 
sraf Bismarck in Wien zurückerwartet. 
kokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 9. Olt. Herr Kaplan 
aur hier wurde zum Verweser der hiesigen 
tledigten Pfarrsrelle ernannt. 
»Im Turnverein St. In gbert ist für 
achssen Sonntag die Veranstaltung eines Balles 
eabsichtigt. 
Die vom k. Oberpostamt Speyer bearbeitete 
vohcourstarte der Pfalz ifterschienen. 
— Blhies kaftel, 7. Olt. Worficht beim 
ahren ) Geftern Abend gegen acht Uhr ereignete 
dauf der Siraße zwischen hier und Laußkirchen 
igender Vorsall. Der Händler Couturier 
on Bliesdalheim wollte von Lauzkirchen gegen 
lüeslastel za fahren, nach seiner Aussage kam ihm 
n Knecht des Mullers Hodh von der Höhmühle 
n der anderen Richtung entgegen. Da wahr ⸗ 
deimlich nicht richtig ausgewichen wurde, rannte 
e Deichsel des bon Blieskastel kommenden Wagens 
dem Pferde des Couturier dermaßen in die Brust, 
zaß es auf der Stelle tot blieb. Das Pferd soll 
300 Mk. wert gewesen sein. GZw. 3.) 
2 Zweibrücken, 8. Okt. Schwurg e⸗ 
richt beimel. Landgericht Zweibrücken. 
II. Quartal. 8. Fall: 
Corb Anlon Backer und Wirth von O ber⸗ 
zexbach, wegen betrügerischen Bankerotis. 
Gerichtshof: k. Landger.⸗Direkt. Herfeld 
ils Vorsitzender, k. Landgerichtsräthe Schneider, und 
Hhulden, k. Sekretär Wagner; k. Staatsbe- 
örde: Meyer, k. II. St.⸗A.; Vertheidiger: 
Rechtsanwalt König. 
Geschworne: Kramer, Woll, Masset, 
zfeifer, Schleppi, Karcher, Gies, Ohliger, Breith, 
tüb, Krüch, Merz. 
Thatbestand: Der Angeklagte gründete fich im 
zahre 1869 zu Oberbexbach eine Bäckerei, verhei⸗ 
athete fich und baute auch ein eignes Haus. 1875 
ing er in diesem eine Wirthschaft an und betrieb 
iese Geschafte mit Erfolg. Im Jahre 1880 nun 
larb seine Frau unter Hinterlassung von 4 Kin⸗ 
hern, was den Angeklagten zu einer zweiten Ehe 
estimmte. Von nun ab ging sein Geschäft ab⸗ 
vaͤrts; durch die allzugroße Conkurrenz in der 
Hückerei geschadigt, suchte er sich größern Erwerb 
n seiner Wirthschaft durch Erbauung eines Tanz⸗ 
aales zu verschaffen, was ihm aber nicht glückte. 
Aehnlich erging es ihm mit einem Fuhrgeschäft 
ind Düngerhandel. Dazu ließ er sich verleiten, 
n ausgedehntestem Maße auf Borg zu verkaufen. 
Zo wurde denn endlich durch amisgerichtlichen Beschluß 
om II1. Dez. 1884 Conkurs über sein Vermoͤgen 
ctlärt. Es liegt nun dem Angeklagten zur Last, 
aß er Ausstände verheimlicht hat, indem er im 
zuch den Vermerk „ausbezohlt“ daran machte und 
dem Conkursverwalter auf Befragen erklärle, diese 
ßosten habe er schon bezahlt ethalten. Am 5. 
zanuar 1885 fand eine Glaͤubiger ·Versammlung 
jatt. Nach Bericht betrugen die Aktiva 12000 
MRark gegen 16000 Martk Passiva, sodaß nach Ab⸗ 
zug der Massenkosten und privilegirten Forderungen 
ioch 8000 Mark zur Befriedigung der Conkurs⸗ 
lauͤbiger blieben. Ende des Jahres kam es dann 
ju einem Zwangsvergleich mit 20 pCt. 
Die k. Staatsbehörde führte aus, daß der An⸗ 
jeklagte Manipulationen, wie die vorbeschriebenen, 
das eer ja heute selbst zugestehe, ausgeführt habe 
ind daß er hiebei nur die Absicht gehabt haben 
onne, seine Gläubiger zu benachtheiligen und spater 
»as Geld für fich zu erheben. Derselbe müsse 
edenfalls schuldig gesprochen werden. Mildernde 
Amstünde seien ihm nicht zuzubilligen, in Anbetracht 
der Gemeingefährlichkeit solchen Handelns. 
Die Vertheidigung hält dem entgegen, daß der 
Angeklagte die Manipulationen nicht in der Absicht 
eine Glaͤubiger zu benachtheiligen vorgenommen 
abe, denn er habe auf einen Zwangs vergleich 
ingearbeitet und hier mehr geboten als im Con⸗ 
urse herausgekommen wäre. Jedenfalls aber lägen 
bei seinem eiwaigen Verschulden mildernde Umstunde 
n Masse vor. Der Angeklagte sei ein ordentlicher 
raber Mann gewesen, habe sich ein schoͤnes Ver⸗ 
nðgen erworben und durch Unglück solches wieder 
eoren. Was er etwa gefehlt, das fei das Pro⸗ 
zukt schlechter Berathung oder großer Ueberstürzung; 
venachtheiligt sei eigentlich nunmeht niemand, denn 
urch den Zwangsvergleich mit 20 pCt hätten die 
Blaͤubiger mindestens gerade soviel bekommen, wie 
n Geodcurs ohne Verbeimlichung der Ausstände. 
Nachdem alsdann die Geschwornen die Schuld⸗ 
;rage unter Annahme mildernder Umstände bejaht 
atlen, verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten 
u einer Gefängnißstrafe von 1 Jahr 
F Monaten. Schluß 6 Uhr Abends. 
— An Verpflegungs— Zuschüssen 
verden in den pfalzischen Garnisonen 
ür das 4. Quartal des laufenden Jahres bezahlt: 
n Germersheim 16 Pfg., in Landau und Speyer 
14 Pfg., in Zweibrücken 12 Pfg. 
—Pirmasens, 8. Okt. (Stecherei.) 
die Zeit der „Kirchweihen“ bietet vermehrten An⸗ 
aß zu Zank und Streit. So kam es auch, daß 
auf dec gestrigen Kirchweihe zu Hen gsber g des 
Abends halb 8 Uhr mehrere Männer und Burschen 
von Fehrbach, Niederfimten und Pirmasens 
n Woriwechsel geriethen, welcher in Thatlichkeiten 
usartete, wobei Gottfried Fu hrmann durch 
inen Stichlebensgefährli ch und dessen Bru⸗ 
er Georg Fuhrmann und Heinrich Kornberger von 
Fehrbach ,ersterer durch dinen Stich in den Arm, 
etzterer durch einen Stich in den Kopf, unerheb⸗ 
ich verletzt wurde. Als der That verdächtig wurden 
ßeter Kornberger und Georg Fuhrmana vorläufig 
on der hiesigen Gendarmerie noch heute Nacht fest⸗ 
zenommen und dahier in Unterfuchungshaft o. 
3. 
— Kaiserslautern. 6. Olt. Die heutige 
Zeneralversammlung der Ultramarinfabrik 
n Liquidation beschloß, am 15. d. M. vorlaͤufig 
16 pCt. an die Actiondre zur Vertheilung zu 
zringen und den Rest des flüssigen Capitals eines 
treitigen Postens wegen noch ein Jahr reservirt 
zu halten. Immerhin werden noch 556 pCt. zur 
chließlichen Vertheilung gelangen. 
Landau, 8. Okt. Der Corpsarzt 
des 2. Armeecorps, Herr Dr. Reisenegger, hat 
unsere Stadt wiedet verlassen, nachdem eine gründ⸗ 
liche Besichtigung der weißen Kaserne und der da- 
elbst getroffenen baulichen Aenderungen stattgefunden 
hatie. Von dem nunmehr zu erstaltenden Berichte 
des genannten Herrn wird es abhängen, ob die 
veiße Kaserne beim Einrücken der Rekruten im 
stobember wieder mit Mannschaften belegt werden 
ann oder nicht. Wie der Eilb. hört, wird eine 
Belegung der Kaserne wahrscheinl ich erfolgen loͤnnen, 
a deue Erkrankungen nuter den früher dort unter⸗ 
gedrachten Mannschaften nicht eincetreten, die vor⸗ 
jekommenen Fälle ohne Ausnahme gutartig ver⸗ 
aufen sind und die getroffenen Abänderungen, so⸗ 
vie die Einführung der Wasserleitung weitere Er⸗ 
rankungen als unwahrscheinlich erscheinen lassen. 
— Der „Sp. Zig.“ zufolge soll der Pfarrer 
und Schulinjspeitor Herr Ney in Speyer als 
Dekan für Landau in Aussicht genommen sein. 
In den Gemarkungen der Gemeinden Gim- 
meldingen, Konigsbach, Ungstein, Durkheim findet 
die Portugiefer Ernte zwischen dem 9.-18. dss. 
Mis. statt. Es wird Ungesahr ein halber Herbst 
oerden. 
Anneustadt, 7. Olkt. Heute fruh schlug 
ein Pferd des Rolifuhrwerksbesitzers Folles von 
dier, im Stall das neben ihm stehende Pferd so 
deftig an das Vorderbein, daß selbiges gebrochen 
uind das auf 1800 Mark gewerthete Thier sofort 
getödtet werden mußte. 
— Hambach, 7. Okt. Endlich scheint sich 
das Dunkel zu lichten, das über dem Morde an 
dem Rentner Graff dahier ruhte. Wie ich aus 
icherer Quelle höre, ist die dem Ermordeten ge⸗ 
Iörige und mit so viel Sorgfalt gesuchte Uhr end⸗