Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
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et Ingberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs ⸗Glatt und Mittwochs und Samstags mi 
nirirten Beilagen. as Blatt kofset vierteljährlich 1.M 60 A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 M 75 -, einschließlich 40 Zustellungsgebuhr. Die 
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232. Donnerstag 18. Oktober 1888. 
23. Jahrg 
Deutsches Reich. 
ztraßburg i. G., 17. Okt. Die Regier⸗ 
ronete verschärfte Maßregeln bezüg— 
der Einfühtung und Verbreitung fran— 
ischer Blättter in den Reichslanden an. 
gerlin, 16. Okt. Die künftige Somm er⸗ 
sdenz des Kaisers wird nicht mehr das 
umorpalais, sondern Schloß Friedrichskrou in 
czdom bilden. Die nötigen Bauveränderungen 
en jetzt schon vorgenommen. 
ie „Germania“ erhält ein Privattelegramm 
Aom, wonach die Audienz des Grafen 
bett Bismarck beim Papit 113 Stunden 
uert habe. Der Papst habe die ganze Lage 
Papstiums und der katholischen Kirche Preu⸗ 
auseinandergesetzt. Die Eindrücke von dem 
edniß der Conferenz seien verschiedene; allge⸗ 
mer sei der ungünstige Eindruck. 
hrinz Heinrich von Preußen ist zum 
mandeur der zweiten Abteilung der ersten 
rosendivision ernannt worden. 
terlin, 17. Okt. Die auf gestern Abend 
usene socialdemokratische Versamm— 
ng war von etwa 8000 Personen besucht. Als 
dnetr trat der Redacteur der „Volkstribüne“ 
aphel, auf, welcher darlegte, daß seine Parte. 
dnicht an den Fandtagswahlen beteii 
igen werde, dieselben vielmehr nur zum Vor⸗ 
wnd behufs energischer Agitation nehme. Als de⸗ 
idurr dann unziemliche Aeußerungen über dar 
dhaltniß der Parteien zum Herrscherhause thats 
ude die Versammlung polizeilich aufgelöst, 
Ausland. 
Bien, 16. Ott. Franz Ferdinand 
ae,wurde vom deutschen Kaiser zum 
an dà la suite des preußischen Ulanen ⸗ Regiments 
ernannt, dessen Oberflinhaber sein Vater 
udwig ist. 
teapel, 16. Okt. Nach einer telegraphischen 
uhigung des deutschen Botschafters Grafen 
us hat der Kaiser wegen der kurzen Dauer 
z rufenthaltes in Neapel jede officielle Kun d⸗ 
aug der deutschen Colonie dankend 
ont. Aus demselben Grunde ist ein Besuch 
gen deutschen Anstalten nicht möglich. Die 
wird durch den Grafen Solms und ein 
o der Colonie überreicht werden. 
rapel, 16. Okt. Um 48)4 Uhr besichtigten die 
iaunn, die Prinzen, Giaf Herbert Bismarck 
pi die Museen. 
Majestäten kehrten um 6 Uhr nach 
alais zuruck. Es erfolgten enthusiastische 
oungen ebenso für Graf Herhert Bismarck 
aiepi. Die Jilumination ist aroßartig. Um 8 
certierten vor dem Schlosse 200 Mandolinen ⸗ 
»atauf 11 Militärcapellen. Um 9*h3 Uhr 
ine Galavorstellung im Thzeater statt. 
beabsichtigt der Kaiser nach der Floiten⸗ 
zoologische Station zu besuchen. 
itellamare, 17. Oit. Der Kaiser 
König mit ihrem Gefolge, die Minister 
eladenen Gäste, welche um 10 Uhr 10 
Neqopel verlassen hatten, trafen unser den 
Kundgebungen der Menge um 11 Uhr 
und begaben fich, während die im Hafen 
Schff salutirten, um Mittag nach der 
aiset Wilheim trug die Admiralsuniform. 
Wiffe des Geschwaders prangten in höchstem 
much. Das Meer ist ruhig. Als die 
Nund Prinzen auf den reich geschückten 
Blatz genommen hatten, segnetie der 
Diöc sanbischof von Neapel das neue Schiff „Um⸗ 
berto J.“ vor dem Stappelauf ein. Dann ließ 
eine Tochter des Admirals Acton eine Flasche mit 
ichäumendem Astwein an dem Bug des Schiffes 
zerschellen. Unter der tiefsten Stille und atemloser 
Zpannung aller Anwesenden vollzog sich sodann 
der Stappellauf. Als der „Umberto“ um 12 Uhr 
b Minuten unter dem Beifall der Majestäten und 
der Prinzen ins Meer hinabglitt, Ibrach die Menge 
in den immer wieder sich erneuernden Ruf aus: 
„Es lebe der König!“ Nach dem Stapel— 
laufe begaben sich die Majstäten und Prinzen 
mit den Staats- und Hofwürdenträgern an Bord 
der königlichen Yacht „Savoja“, von deren großem 
Maste die deutsche Flagge wehte. Die „Savoja“ 
dampfte, vom ganzen Geschwader gefolgt, nach 
Neapel zur Flottenschau. Nach der Flotten— 
schau werden die Monarchen Cabri und Ischia 
desuchen. 
Neapel, 17. Okt. Die königliche Yacht 
„Savoja“, mit den Mäjestäten, den Prinzen und 
»em beiderseitigen Gefolge an Bord, ist um 3 Uhr 
Nachmittags hier eingetroffen. Bald darauf kam 
»as übrige Geschwader hier an. Eine unabsehbare 
Menschenmenge erwartete am Ufer die Schiffe und 
ereitete den Herrschern einen überaus warmen 
ẽmpfang. Die Flottenschau ist glänzend verlaufen. 
Die Menge begleitete die Uehungen der Flotte mit 
degeisterten Kundgebungen. 
Neapel, 17 Okt. Die Huldigungen 
der Bevölkerung für die Majestäten 
auerten bis über Mitternacht hinaus. Graf Bis— 
marck stattete Abends in Begleitung Crispi's 
dessen Familie einen Besuch ab. Der Kaiser und 
König triffen heute Vormittag in Castellamare 
zum Stavellauf ein. 
'ame Kostentragung. 4. Der 1Siährige, leider auch 
chon vorbestrafte Gg. B. von hier hatte am ver— 
jangenen 9. Juli den protest. Schulberweser B. 
vährend des Unterrichts durch Lärmen gestört. 
hon demselben aus dem Schulhofe verwiesen und, 
»a er nicht folgte, mit einer Ohrfeige bedacht, 
srauchte der Junge mehrmals einen ungebührlichen 
Lusdruck und warf mit einem Steine nach dem 
Belendigten. Wegen der Beleidigung erhält B. 
»ine Gefängnißstrafe von 5 Tagen nebst den Kosten 
auferlegt. Dem beleidigten Schulverweser steht, da 
die Beleidigung eine öffentliche war, das Recht der 
jffentlichen Urtheilsbekanntgabe zu. Der 5. Fall 
jetrifft den Schweinhirt J. L. von Sengscheid und 
dessen Ehefrau, sowie den Knecht J. B., zur Zeit 
in Bischmisheim, welche am 13. Mai ds. Is. 
heim Genusse eines Fäßchens Bier im Walde bei 
Sengscheid auf nicht ganz aufgeklärte Weise in 
Streit geriethen, wobei Ehefrau L. und der Knecht 
zon Holzprügeln Gebrauch machten. Gegen die 
heiden ersten Angeklagten lautet das Urtheil auf je 
3 Mk. Geldstrafe eb. 1 Tag Gef. und je s der 
Kosten. Gegen den Knecht B., welcher nicht er⸗ 
schienen ist, wird Haftbefehl erlassen. 6. Der 
Maurer J. G., 26 J. a. hier, bedrohte am Abend 
des 19. August in dem Hofe der Femig'schen 
Wirthschaft in der Kohlenstraße den Bergmann L. 
mit Schlägen, schlug demselben dann später nach 
Veranlassung eines Wortstreites mit einem Schop⸗ 
penglas ins Gesicht, so daß das Glas zersprang, 
und L. infolge der Verletzung 4 Tage arbeitsun⸗ 
fähig war. Die Strafe des Ueberführten wird auf 
2 Monate Gef. und Tragung der Kosten festgesetzt. 
7. Der Bergmann P. B. hier, 23 J. a., hatte 
am * August letzthin seine Nichte, die Ehefrau 
des Bergmannes Schm., welcher er vorwarf im 
Garten ihrer Mutter Grünes für Schweinefutter 
zenommen zu haben, auf offner Straße derart miß⸗ 
handelt, daß fie fast am ganzen Körper Verletzungen 
davontrug. Weil die Mißhandelte selbst Zeugniß 
derweigert und andere Zeugen fehlen, kann 
B. nur des geringsten Theiles der Verletzungen 
trikte überführt werden und verfällt deshalb in eine 
Beldstrafe von 10 Mk. ev. 2 Tagen Gef. und den 
dosten. 8. Angeklagt sind in diesem Falle M. G., 
23 J. a., zur Zeit in der Gefangenen-Anstalt 
Zweibrücken, A. G., 21J. a., Tagner, P. G., 25 
J. a., Tagner, diese drei Brüder ein berüchtigtes 
dleeblatt, ferner der Schustergeselle F. Schw., 20 J. 
alt, gebürtig aus Neuhäusel und der M. B., 28 
J. a., Tagner, alle hier. In der Nacht vom 26. 
uuf 27. Februar dss. Is. von einer Kindtaufe 
nus den sogenannten Glashüttenhäusern heim⸗ 
ehrend, trafen diese am Glashuttenweg ‚auf 
drei Glasbläser, welche sich nach der Hütte begeben 
vollten. M G. pakte sogleich den ersten S. an und 
als dieser sich wehrte, warfen ihn die Brüder G. 
uuf den Boden und bearbeitete M. G. dessen Kopf 
nit seinem Messer, nachdem der Angeklagte B. auch 
jatte stechen wollen, aber von S. mit einem Faust- 
chlag niedergeschlagen war. Nicht besser erging es 
em zweiten Glasbläser W., der gleichfalls Stiche 
rhielt, als er seinem Kameraden zu Hülfe kam. 
der Dritte kam mit Prügeln davon. Später ge⸗ 
iethen dann die Parieien nochmals an einander, 
vobei die drei Bruͤder G. den S. wieder stachen, 
dährend B. ihn festhielt. Der Beschuldigte F. 
S„chw. hat sich an der Schlägerei im Allgemeinen 
ꝛetheiligt. M. G. erbält mit Bezugnahme auf 
eine gegenwärtige 4monatliche Gefängnißstrafe 
ine solche pbon 7 Monaten und 14 Tagen, wird 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 18. Okt. Die gestrige 
S„chöffengerichtssitzung entrollte vor dem 
Zuhörer ein recht düsteres Bild. Nicht weniger 
ils fieben der acht verhandelten Fälle hatten zum 
Anlaß das Vergehen der vorsätzlichen Körperver⸗ 
etzung. 1. Dem Fabrikarbeiter J. H. 22 J. a., 
st zur Last gelegt, am 830. Juli dss. Is. den 
dehrling P H. in der Fabrik der HH. Warth u. 
Wagner durch Schlagen mit der Hand und dadurch 
daß er ihn in einen Formkasten wacf, verlett, so⸗ 
vie mit einem Messer bedroht zu haben. Des 
ersten Vergehens für überführt erklärt, wird er hie⸗ 
vegen zu einer Geldstcafe von 5 Mk. epv. 1 Tag 
Befängniß und in die Kosten verurtheilt, von der 
Anschuldigung der Bedrohung jedoch als nicht über- 
ührt freigesprochen. 2. Vorgeführt ist der 19- 
ährige Tagner J. Z. von hier, welcher angeschul⸗ 
digt ist, seine Stiefmutter, als er am 17. Juli 
ibhin in betrunkenem Zustande nach Hause kam, 
zurch Schlagen, Stoßen, Werfen mit einem Stück 
Zrennholz an den Kopf mißhandelt zu haben. Da 
zie Anklage voll erwiesen ist, erfolgt die Bestrafung 
»es Z. mit 2 Wochen Gef. und den Kosten. 3 
Ddie Gerber G. Sch. 39 Jahre alt, aus 
ßenthin und D. H, 29 J. a. aus Hamburg, 
eide hier in der Fabrik der Gebr. Braun beschäf⸗ 
igt, find vorgeladen zur Verantwortung dafür. daß 
ie den Gerber H. am 9. Juni in der Wirthschaft 
yvon J. Weirich beim Mittagessen überrascht, ange⸗ 
packt und mit Schlägen ins Gesicht traktirt haben. 
Da beide durch ihnen zu Ohren gekommene belei— 
zigende Aeußerungen des H. gereizt waren, bemißt sich 
hre Strafe auf je 8 Mk., ev. 1I Tag Gef. und gemein⸗