Full text: St. Ingberter Anzeiger

jender Stein dem 15 Jahre alten Peter ahen⸗ 
hacher das Bein entzwei und einem alten Manne 
Namens Anschütz aus Niedermoschel den halben 
zacken und die Hälfte der Oberlippe aß. Ob es 
Letzterem nicht noch mehr gethan hat, konnte noch 
nicht festgestellt werden. die Zähne stehen noch. 
der betreffende Stein wucrde von Abräumern her⸗ 
abgeworfen, nachdem sie vorher „Achtung“ ge- 
rusen hatten, weil die Steine gewöhnlich bei ihrem 
Auffallen aus der sehr beträchtlichen Höhe wieder 
in die Höhe und weiter fahren. Wiewohl schon 
ofters Unglücksfälle dabei vorgekommen find, so 
wird doch immer nicht die nöthige Vorsicht ge— 
hraucht, sondern man bieibt stehen und sucht einem 
eiwa herannahenden Steine auszuweichen. Dieser 
Stein, der etwa 2 Zentner wog, fuhr auf einen 
Felsen auf, zersplitterte, und ein Süück davon rich— 
sete das Unheil an. 
ermiscte. 
Sulzbach, 28. Olt. Am veiflossenen 
Samstag Abend wurde ein hiesiger 40jähriger Buch 
under, welcher sich in schändlicher Weise an kleinen 
—5Sjährigen Mädchen vergangen haben soll, ver⸗ 
zaftet und dem Amtsgerichts Gefängnisse zugeführt. 
(M.⸗B. 3.) 
r Dudweiler. An dem Hause des Heern 
Hastwirthes Chr. Wunn in der Hauptistraße ist 
ein Briefkasten ausgehängt worden. Die Leer—⸗ 
ung erfolgt durch den Ortsbriefträger auf dem ge⸗ 
wöhnlichen Bestellgang, und zwar 10 Uhr vorm., 
4 Uhr nachm. und 7 Uhr Abends. Im Weiteren 
st dem ꝛc Wunn eine amtliche Verkaufsstelle für 
Postwertzeichen übertragen worden. 
F In der „Saarbrücker Zeitung“ war mitge⸗ 
heilt, daß die Burbacher Hütte auf der Un— 
all · Verhütungs⸗Ausstellung zu Berlin eine Aus⸗ 
stellungs⸗Medaille erhalten habe. Dies ist, wie 
man demselben Blatte mittheilt, nicht zutreffend, 
rnielmehr ist diese Medaille dem bei der Burdacher 
hütte angestellten Ingenieur Herrn Josef Custor 
zem Erfinder der betreffenden Unfallverhütungsvor- 
ichtung zu theil geworden. 
F Gersweiler, 27. Okt. Die Einweihung 
er neuen katholischen Kirche hat heute Vor⸗ 
mittag in würdiger Weise stattgefunden. Vor 10 
Uhr krachten die Böller und ertönte Glockengeläute, 
darauf erfolgte ein feierlicher Umzug von Pfarrein- 
Jesessenen von der alten Nothkirche bis zum neuen 
Gzotteshause, dessin Aeußeres und Inneres mit 
Reichs⸗ und Kirchenfahnen, Inschriften, Guirlanden 
und Kränzen geschmückt war. Herr Dechant Oester⸗ 
ling vollzog unter Beistand der Herren Geistlichen 
die feierliche Handlung der Einweihung. 
F Riegelsberg, 27. Okt. Heute Nach—⸗ 
mitstag fand in dem Bergmann'schen Saale zu 
kKiegelsberg eine Bergmannsversammlung 
dehufs Gründung eines evangelischen Ar— 
peitervereins statt. Sowohl aus den um—⸗ 
liegenden Ortschaften des Köllerthals als auch aus 
Friedrichssthal waren Bergleute erschienen, die sich 
ür die Sache lebhaft interessierten. Die Ver— 
ammlung begann gegen 4 Uhr und hatte gegen 
Uhr ihr Ende erreicht. Nachdem ein Chrenmit⸗ 
lied aus Köln auf die Nothwendigkeit der Grun⸗ 
Rung solcher Vereine hingewiesen und besondes be⸗ 
ront hatte, daß der neu zu gründende Verein keine 
olitischen Zwecke verfolge, sondern lediglich zur 
hebung des evangelischen Bewußtseins, Pflege des 
atriotischen Sinnes und der allgemeinen Bruder⸗ 
liebe dienen solle, fand die Konstituierung des 
Bereins statt. Zum Beitritt meldeten sich zunächst 
24 Mitglieder. Zum Vorstand wurden drei Berg⸗ 
leute aus Buchenschachen und Riegelsberg, als 
Ersatz⸗ und Vertrauensmänner Bergleute aus den 
dertretenen Ortschaften gewählt. Die Versammlung 
verlief in bester Eintracht. 
F Ein schändliches Verbrechen ist, 
vie man der ‚Kl. Presse“ schreibt, in Fechenheim 
dei Hanau verübt worden. Man sollte es nicht für mög⸗ 
üch halten, daß eine Mutter eine solche That verüben 
lonnte; das Dienstmädchen des Landwirihes Fried⸗ 
tich Fin hat sein neugeborenes Kind den Schweinen 
dorgeworfen. Ein Geräusch im Schweinestall ver⸗ 
mlaßte die Leute im Haufe dort nachzusehen und 
sie fanden zu ihrew ökntfetzen das Kind, dessen 
dopf schon angefressen war, noch zuckend vor; 
»ald darauf starb es. Die Polizei wurde sofort 
don dem Thatbestand in Kenntniß gesetzt und die 
Mörderin, die sich ruhig ins Bett gelegt hatte, als 
d nichts geschehen wäre, vorläufig unter Aufsich 
zestellt, da fie zur Zeit nicht transportabel ist 
ie Hanauer Gerichtsbehörde traf in Fechenheim 
ein, um den Thatbestand an Ort und Stelle auf⸗ 
zunehmen. Der Name der unnatürlichen Mutter 
—X 
hei Aschaffenburg. 
F Stuttgart. Prinz Wilhelm spendete 
mläßlich seiner Erretilung den Armen Ludwigs- 
»urgs 1000 Mtk. 
FWürzburg, 25. Okt. Militärbezirks— 
zericht. Der erste Fall betraf den Soldaten des 
5. Chevauleger⸗Regiments in Saargemünd, Karl 
Schultz, 22. Jahre alt, Dachdecker in Morlautern 
bei Kaiserslautern, ein bis jetzt noch unbestrafter 
und gut beleumundeter Bursche, wegen des militär⸗ 
schen Verbrechens der Selbstverstümmelung. Schultz 
satte vor seinem Dienstantritt in seinem Heimaths⸗ 
art mit einer gewissen Morhard ein Verhältniß an⸗ 
jeknüpft, und als er zum Militär einberufen wurde, 
hat ihm die Scheidung -von seiner Allerliebsten 
serzlich leid. Das Mititärleben gefiel ihm gar nicht, 
und er schrieb anfangs öfter an seine Liere, auch 
ie tröstete ihn wiederholt in verichiedenen Briefen. 
Auf einmal wurde er nach Annahme seiner Schönen 
alt, diese raffte sich auf und schrieb einen gehar⸗ 
nichten und geschickten Brief an Schultz, worin sie 
hn Treuloser ꝛc. betitelte und ihm den Vorwurs 
nachte: „Andere Städtchen, andere Mädchen.“ 
S„chultz krämte sich hierüber gar sehr, und da es 
ym ohnedies, wie gesagt, nicht bei'm Militär gefiel, 
ann er darauf wie nun loskommen. Am 26. Juni 
rüh 1 Uhr war er nun vor der Wohnung seines 
derrn Kommandeurs in Saargemünd auf Posten. 
Dort lud er nun um diese Zeit flugs seinen Kara⸗ 
ziner, hielt den Zeigefinger der rechten Hand direkt 
jor den Lauf und es gelang rasch, aber nicht ohne 
Schmerzen, sein Wunsch. Das eine Glied des Fingers 
var abgeschossen, und glaubte er Undorsichtigkeit vor ⸗ 
uschützen, damit er loskomme. Die Herren Ge— 
hworenen glaubten aber dem Schultz nicht und 
aahmen das richtige an. Sie verurtheilten ihn zu 
inem Jahr fünf Monaten Gefängniß (ein Monat 
Antersuchungshaft kommt in Abrechnung) und zur 
Bersetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes. 
F München. Der Prinzregent überwies, 
nläßlich seiner 50jährigen Inhaberschaft des ersten 
Artillerieregiments, 20000 M. zu einer Stiftung 
ür Offiziere und Unteroffiziere. 
F München. (Prinz Rupprechh) der 
ünftige König Bayerns, wird zu Beginn des 
WBintersemesters sich sowohl an der Universität wie 
an der technischen Hochschule als wirklicher Student 
immatrikuliren. An der Universität wird der Prinz 
dhilosophische und juristische Kollegien. an der 
echnischen Rochschule Chemie und Physik hören. 
Für die Dauer seiner Studienzeit wird der Prinz 
XV 
werden. 
F In Weiden ' Oberpsal,) ist dieser Tage, 
saut „M. Z.“, ein großer Wildererprozeß 
heendigt worden. Angeklagt waren wegen gewerbs⸗ 
mäßiger unberechtigter Jagdausübung 16 Wilderer 
bezw. Hehler aus Tirschenreuth. Die Verhandlung 
zxgab, daß diese Wildererbande seit 10 Jahren die 
Jagdreviere Tirschenreuth, Falkenberg, Münchsgrün 
ind Wondreb in einer geradezu unglaublichen 
Weise ausgebeutet hatte, theils allein, theils in Ge— 
neinschaft haben die Wilderer mittels Schlingen 
iele Hunderte von Rehen gefangen und in Tir—⸗ 
chenreuth, sowie nach Nürnberg. Leipzig u. s. w. 
erkauft. Den verursachten Schaden schätzt der 
sönigl. Forstmeister von Tirschenreuth für seine 
Reviere auf 46,200 Mk., der Königliche Forstmeister 
von Wondreb auf 42,200 Mark. Seit Jahren 
wußte man von dem Treiben dieser Bande, allein 
trotz aller Bemühungen gelang es den Forstbeamten 
—Anä 
Zeit nach Nürnberg an einen Gastwirth verschickte 
Rike wurde zur Verrätherin! Nach dem Geständniß 
des Hauptwilderers muß die halbe Stadt Tirschen⸗ 
ꝛeuth Wild gekauft haben; er konnte der Nachfrage 
zar nicht genügen. Man nannte ihn in Tirschen⸗ 
reuth den „Kreisforstmeister“, und die beften Kreise 
nahmen ihm willig seine Rehe ab. Dem Forstbe⸗ 
amten von Tirschenreuth sagte er kurz vor der 
Perhaftung in's Gesicht: „Wenn Sie mir keine 
stuhe lassen, so werden Sie erschossen.“ Das Urtheil 
autete für den Hauptwilderer auf 8 Jahre 8 
MNonate Gefängniß und 5 Jahre Ehrverlust, für 
wei weitere Raubschützen auf jer3 Jahre Gefängniß, 
üt die Hehler 9, 5, 7. 4 Monate, bis herab auf 
14 Tage Gefängniß. Drei von der Bande wurden 
reigesprochen. 
f Berlin, 28. Olt. Der Hof hat heute 
für den verstorbenen König Ludwig von Por— 
bu gal eine dreiwöchentliche Trauer angelegt. 
FBerlhin. Für den Neubau des Reichs⸗— 
ags⸗⸗Gebaäudes nimmt der Etat des Reichs⸗ 
imts des Innern als neunte Rate“ die Summe 
on 1,800,000 Mk. in Anspruch. Für das Jahr 
890 ist die Fortführung der Werlstein⸗Arbeiten 
in den äußeren Fronten und an den Thürmen, 
sowie der Wandbekleidungen, der Deckengewölbe 
uind der Treppen⸗Anlagen im Innern des Ge— 
zäudes, ferner die Herstellung der Dächer über den 
Mittelbauten in Aussicht genommen. Dazu tritt 
zie Fortsetzung der Arbeiten zur Herstellung der 
Zeizungs⸗ und Ventilations⸗Anlagen. 
F Mons, 28. Okt. Die Bergleute be— 
chlossen in Geheimmeetings zu Quaregnon und 
Dour, noch einige Zeit bei den Bergwerksbesitzern 
zie Bemühungen wegen Lohnerhöhunmng fortzu⸗ 
etzen. Sollten diese Bemühungen scheitern, so 
vürde ein Generalstreik beschlossen. 
Bemeinnuͤtziges. 
Wiederum ist die Zeit gekommen, in welcher 
der Ofen seine Pflicht antritt, und dürfte es da⸗ 
her angebracht sein, auf die Nachtheile hinzuweisen, 
velche eine zu starke Zimmerheizung auf den 
nenschlichen Organismus hervorbcingt. Eine be⸗ 
annte Autorität auf hygienischem Gebiete, Pro— 
essor Reclam Leipzig, äußert sich hierüber wie 
'olgt: Wer die Zimmerwärme üder 15 Grad er⸗ 
Jjöht, wird bald bemerken, daß sein Wärmebedürf⸗ 
niß sich stets steigert, und werden ihm bald 17, 
a 20 Grad nicht mehr genügen. Der Grund 
ziervon ist folgender: Bei andauernd starkem 
Heizen trocknen die Wände, sowie die in dem 
zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr 
ie ihre Feuchtigkeit verlieren, um so mehr saugt 
zie trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie 
gzieselbe fast nur noch allein findet, nämlich beim 
— Menschen. Die unmerkliche Ausdünstung der 
Haut und der Lunge wird gesteigertt. Da nun 
zdie Verdunstung von Feuchtigkeit uns viele Wärme 
»ntzieht, so wird durch die gesteigerte Osenwärme 
aAllmählich auch das Wärme⸗Bedürfniß gesteigert; 
zer Ofen erscheint uns dann als der beste Freund. 
st in Wirklichkeit aber unser ärgster Feind, denn 
in der erhöhten Zimmerwärme dünsten auch alle 
inderen Gegenstände mehr aus, und die Luft wird ver⸗ 
chlechtert. In der warmen Luft athmen wir unser 
rothdürftigstes Lebensbedürfniß, den Sauerstoff. 
weniger ein, der Stoffwechsel wird dadurch lang⸗ 
amer und geringer: der Appetit mindert sich, es 
ritt mürrische Stimmung ein, der Schlaf wird 
kurz und unruhig, alle Verrichtungen des Körpers 
assen zu wünschen übrig. Da haben wir das be— 
rübende Bild der meisten Menschen im Winter. 
Nur Diejenigen, welche ihrem Ofen niemals ge⸗ 
tatten, die Luft über 15 Grad zu erwärmen, find 
siesen Leiden nicht unterworfen. 
1Achrichten. 
Verlobte: Emilie Christmann mit Jakob 
Zimmer, Neustadt oH. 
Gestorben: In Neunkirchen Katharina 
Besting, geb. Maher, 83 J. a.; in Pirmasens 
Ddaniel Glöckner, 77 J. a.; in Queichheim 
Barbara Bandel Wiw., geb. Fath; in Ludwigs⸗ 
jafen Georg Reinhard; in Mundenheim Heinrich 
Mehr. 
Neueste Nachrichten. 
München, 28. Okt. Die Petition wegen 
Doppelgeleises der Bahn Nürnberg— 
Treuchtlingen ist vom Bahnausschuß der 
Abgeordnetenkammer mit 8 gegen 5 Stimmen ab⸗ 
gelehnt worden. 
Bochum, 28. Oli. Der Bexgarbeiter- 
Berband wählte gestern den Kaiserabgeordneten 
zunte zum Vorsitzenden, Meyer Bochum zum 
dassirer, Margraf-Essen zum Vorsitzenden des Kon⸗ 
rollausschusses. Die Kandidaten der ultramontanen 
Westfälisch'n Volkszeitung“ erhielten nur wenige 
Stimmen. Die Versammlung erklärte, fie wolle keine 
Zeeinflussung durch die politischen Parteien. 
Bräafsel, 28. Ott. Der belgische Berg 
nanns⸗Kongreß veschloß die Absendung einer 
Deputation ans Ministerium hehufs Interbention 
desselben. Wie verlautet, hälten die Bexrgwerks⸗ 
besitzer die verlangte 20prozentige Lohaerhöhung 
ibgelehnt. 
Für die Redaktion verantworilich: F. X. Demetz-