Full text: St. Ingberter Anzeiger

mu unger Zeit stattgefunden. eree in einem 
lischen Blatte folgende amusante eschichte: Eine 
ug hoͤhe Persönlichkeit hatte bereits dreimal hinter— 
ee eine englische Dame zum Tanzen aufge— 
h und diese sich ob des besonderen Vorzuges sehr 
eidenn fühlend, gab ihrem Vergnügen über 
e Fwordene Auszeichnung unverholen Aus- 
de ad ch hatte vicht die Abficht. Jhnen damit 
dn FJompument zu machen“, erwiderte der hohe 
d urz auf ihre unzweideutigen Anspielungen. 
de im ionzen Hoheit wahrscheinlich seht gerne f 
sit die Lady ein w — F deg 
Ibigkeit, adber unentwegt in en Bemühunge 
— verabscheue das Tanzen“, war die eben⸗ 
& unbefriedigende Antwort. Die halsstarrige Eng⸗ 
nderin hatte es sich jedoch in den Kopf gesetzt, 
sie aufgestachelte Neugierde zu befriedigen. und 
—* unbeirrt durch ihre bisherigen Mißerfolge, 
Fgrage fort: „Darf ich also erforschen, welche 
solide Eure Hobeit zum Tanzen deranlassen? — 
Nadame“, lautete die Antwwort, die an Deutlich⸗ 
n nichts zu wünschen übrig ließ, „ich tanze, um 
n schwitzen. 
Ein zarter Wink.) Im Jahre 1841 
vase damalige Bischof von Oxrfodr, ein mit 
riclen kirchlichen Wuürden ausgestaiteter. sehr reicher, 
der dabei sehr geiziger Herr, eine Reise durch 
eine Didzese. Eines Tages kehrte er auf ein 
hittelstündchen bei einem Pfarrer ein. Der be⸗ 
heidene Landgeistliche empfing den hohen Praͤlaten 
r ehrfurchtsboll und setzte ihm vor, was Küche 
ind Keller zu leisten vermochten; der Bischof ließ 
z sich schmecken und ersuchte beim Abschied seinen 
dastgeber, da er noch eine Fahrt in die Umgegend 
a machen habe, ihm ein Mittagbrood im benach— 
urten Dorfgasthause zu bestellen. Der Pfarrer 
—VV— Knauserei des Prä 
ien, der hn für die bewiesene Gastfreundschat, 
uͤht einmal zur Tafel zu ziehen für nöthig fand 
begab fich stehenden Fußes zum Nachbar Gastwirth 
detlangte Feder, Dinte und Papier und überreichte 
hald darauf dem Wirth eine Liste von sechs Per⸗ 
jonen, für die er so schnell wie möglich ein vor⸗ 
— 
phen fürbaß. — —3 nd 
Seine Eminenz eine Tafel mit sechs Gedecken. 
Wozu so viele ?“ — 8 RX den senne 
enden Wirth. — „Ich habe mich an die Liste 
Herrn Pfarrers gehalten und genau für so 
diele Personen gedeckt, wie er mir aufgeschrieben 
sat. Zuerst für den Bischof von Orford.“ — 
Das din ich selbst,“ entgegnete der Bischof. — 
Für den Doyen von Cherwel.“ — „Das bin ich 
chenfalls.“ — „Für den Archidiakonus von Clou- 
ceset.“ — ‚Auch das bin ich.“ — „Für den 
hrübendar von Cambridge.“ — „Fur mich.“ — 
Füt den Kaplan von Warwick.“ — „Auch für 
mich.“ — , Für den Großprior von Berkshire.“ 
— ‚Wiederum für mich!“ rief der Bischof. „Ah, 
ich verstehe! Der Herr Pfarrer hat recht, warum 
hab ich ihn nicht eingeladen!“ — „Soll ich ihn 
zufen lafsen?“ — „Das Essen ist einmal bestellt 
— meinetwegen; machen wir gute Miene zum 
wn Spiel.“ — Der herbeigerufene Pfarrer aß 
ür Fünf. 
Vom Wäschermädelball. Eine der 
cigenthümlichsten Faschingsbelustigungen Wiens 
dildet der Wäschermadelball. Dieser Ball ist der 
legiüme Rachkomme der einstigen berühmten Bälle 
n dem sogenannten Schäferhause auf dem Sechs—⸗ 
chimmelberge, wo heute noch die „Wäscherburg“ 
heht. Rach vieljähriger Pause brachte es der 
Wiener Genremaler J. M. Kupfer in diesem Jahre 
wieder dahin, daß dieser Tage endlich wieder ein 
tegelrechter Ball abgehalten werden konnte. Der 
Tanzsaal war gefülli mit den derben Gestalten der 
Vaschermadel und ihrer männlichen Arbeitsgenossen, 
det „Wäschpracker“, olle in den bekannten, üb— 
uigens nur noch bei solchen Anlässen gebräuchlichen 
dostüͤmen. Ringsherum, sowie im Seitensaale de 
sunden sich die Gaste aus der Siadt, in erster 
—T die alten Freunde des Wienerthums und 
Schilderer in Wort und Bild. Während 
es Tanzes erblickte man nicht allein ganz wunder⸗ 
iche, sonst nirgends geübte Formen des Walzens, 
swemn auch Bewegungen voll natürlicher Anmuth, 
ie an so gewichtigen Körpern doppelt auffallen 
Nen. Auch leuchtete doch manch' hübsches Ge⸗ 
J aus dem von Rauch und Staub umflutheten, 
kißen Getümmel. Je mehr die Uhr nach Mitter. 
iacht borrückte, desto zahlreicher wurden die befrack- 
u Gäste. Der lediglich übermüthige, doch in 
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4. 
keiner Weise anstößige Ton ermuthigte eine Anzahl 
bon Gästen, fich auch in den Strudel zu stürzen. 
Fine charmante Tänzerin der Wiener Hofoper, im 
Sechsschritt mit einem Maler dahinfliegend, fand 
die neidlose Bewunderung der Wäschermadel. „Alle 
Achtung, dö kann's“, riefen sie einander zu, wenn 
die zierliche Gestalt, im Reigen vorüberschwebend, 
kaum den Boden zu berühren schien. Einen jungen 
russischen Fürsten, der gegen 3 Uhr Morgens mit 
seinem Fremdenführer anlangte, übermannte die 
jarmlos tolle Stimmung derart, daß er dem Prim- 
Jeiger das Instrument wegnahm und auf demselben 
den hoch aufhorchenden Wäscherleuten schwermüthige 
russische Volkslieder vorspielte, welche die Musiker 
aach dem Gehor besimoöͤglichst begleiteten. 
F Der Whitechapeler Mörder ent⸗ 
deckt. Aus Tunis kam vor mehreren Tagen die 
XI 
elbst verhaftet habe. Bald darauf wurde die 
stichtigkeit dieser Angabe in Abrede gestellt. Nun 
st aber doch in den letzten Tagen der in Tunis 
Verhaftete Gegenstand von Mittheilungen des bri⸗ 
ischen Konsuls an seine Regierung in London 
zewesen und es besteht in der That der dringende 
Verdacht, daß Alfred Gray — so nennt fich 
zer Festgenommene — jene haarsträubenden Ab- 
chlachtungen, welche das ganze Ostende Londons 
eit Wochen in Aufregung und Schreten halten, auf 
»emGewissen hat. Gray gab, ehe er wußte, worauf man 
zinzielte, zu, in Whitechapel zeitweise gewohnt zu 
jaben. Als er sah, daß man ihn photographierte, 
zefiel ihn plötzlich ein heftiges Zittern. Er 
ürfte beiläufig 24 Jahre alt sein, mit 
einen Angaben vor dem Konsul gerieth er fort- 
jesetzt in Widersprüche. In seiner Begleitung be—⸗ 
indet sich ein Mädchen, welches aussagte, sfie hätte 
nit Gray zusammen „in Whitechapel hinter der Kicche“ 
gewohnt. Das Paar führte unter anderem auch ein 
Futteral mit einem Rasiermesser mit sich, von dem 
ie Frauen ;person allerdings versicherte, daß es 
ediglich zum Barbieren von Gray verwandt worden sei. 
Das Mudchen ist Italienerin, spricht aber fließend 
englisch. Gray ist auf Brust und Rücken tätloviert, 
benso auf beiden Armen, der eine trägt die Figur 
eines nackten Weibes, der andere Bilder von Waffen, 
Segeln, Masten und die Bubstaben M. und P., 
velche seinen Angaben zufolge die Namen Mary 
uind Polty, Frauen seiner Bekanntschaft darftellten. 
Bedeutsam ist es, daß Grays Aeußeres vollständig 
nit dem Steckbrief, der hinter dem Whitechapeler 
Ptörder erlassen wurde, übereinstimmt. 
(Ueberaus gemuthlich) geht es im Kreis— 
gerichte in Carlinville, dem Gerichtsorte des 
Founty's Macoupin im südwestlichen Jslinois, 
uu. Ein aus dem Osten gekommener Beobachtet 
chreibt nämlich von Carlinville: „Nicht wenig er— 
taunt war ich, als ich in das elegante Gerichts⸗ 
jaus kam und bemerkte, daß alle Zuschauer und 
zuhörer im Gerichtssaale ganz gemüthlich ihre 
Ifeifen oder Cigarren rauchten. Meine, Verwunde«— 
ung steigerte sich noch, als ich sah, daß auch die 
Beschworenen das Nützliche mit dem Angenehmen 
iu verbinden wußten, indem sie ebenfalls lustig 
auchten, während sie aufmerksam den Vorträgen 
er Anwälte lauschten. Der Richter, mit langem 
chwarzen, über die Schulter herabwallenden Haare, 
aß nachlässig auf seinem Stuhl und streckle die 
Füße auf den vor ihm stehenden Tisch. Selbstver- 
fändlich rauchte er auch. Die ganze Gesellschaft 
nachte überhaupt viel mehr den Eindruck eines 
Tabakskollegiums, als den eines Geschworenenge⸗ 
ichts.“ 
Gemeinnütziges. 
(Gypsfiguren aufzufrischen.) Man 
aufe für 10 Pfennig Zinkweiß, löse dieses mit 
Ddilch zu einem dicklüssigen Brei und trage diesen 
ermittelst eines weichen Pinsels auf die betreffenden 
Figuren. Bei obigem Verfahren sehen die Figuren 
vie neu aus; übrigens müssen sie jedes Frühjahr 
vieder frisch gestrichen werden. 
(Bei der Reinigung von Holzvergoldung an 
Spiegeln und Bilderrahmen) möge man 
ehr vorsichtig verfahren, weil das Gold auf diesen 
Begenstanden nur sehr dünn aufgetragen ist und 
dei seiner Weichheit ungemein leicht abgeputzt wird; 
venn jedoch Fliegenschmutz oder andere Unreinig— 
eiten eine Reinigung unbedingt erforderlich machen 
o bediene man sich einer Mischung von 10 Gr. 
—A 
Watte in die Flüjssigkeit und reibe damit nur lose 
die Vergoldung, bis diese rein erscheint. 
— 
Dienstesnachrichten. 
In der Verwesung der protest. Pfarrstelle zu 
Elinstein, Dekanats Neustadt, ist eine Veränderung 
zahin eingetreten, daß dieselbe dem Pfarramiskan⸗ 
didaten Ga. Heinr. Fickeisen, bisher Pfarrber— 
veser in Luthersbrunn, vom 1. Februar l. J. an 
übertragen wurde. 
Pfarrer Josef Büngeler in Annweiler 
vurde zum Definitor des Landkapitels Bergzabern 
rnannt. 
Der Forstelebe Andreas Endl aus Rieden, 
gl. Bezirkkamts Amberg, z. Z. in Eppenbrunn, 
vurde auf die Forstaufseherstelle zu Fischbach, 
Forstamts Hochspeyer, versetzt. 
Fame liennachrichten. 
Gestorben: In Deidesheim Rannette von Szent⸗ 
Ivanyi, 92 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Straßburg, 29. Jan. Die 16. Tagung 
des Landesdusschusses von Elsaß- 
dothringen wurde heute durch den Statthalter 
Fürst v. Hohenlohe mit einer längeren Ansprache 
röffnet, in welcher er die verschiedenartigen gesetz 
geberischen Aufgaben der Zukunft eroͤrterte. Zum 
Zräfidenten wurde Dr. Schlumberger gewählt. 
.Vizeprasident ist Freiherr Jorn v. Bulach und 2. 
FJaune z⸗Saargemünd. Lauter Beifall erkoͤnte, 
als Präsident Dr. Schlumberger die Aufforderung 
an das Haus richtete, dem Kaiser ein Telegramm 
zu senden und ihn der Treue des Landesausschufses 
ju Kaiser und Reich zu versichern. Nächste Sitzung 
Freitag: J1. Lesung des Voranschlags. 
Stuttgart, 29. Januar. Der „Schwäb. 
Merkur“ bezeichnet die Zeitungsmeldung, daß der 
Beschluß des Reichsgerichts. Geffcken außer Ver⸗ 
solgung zu sttzen, einstimmig gefaßt worden sei, 
als wenn nicht böswillig erfunden, so doch voll- 
tändig unwahr. 
Paris, 29. Jan. Deputiertenkammer. 
Die Erregung unter den Deputierten hat gegen 
Jestern sichtlich nachgelassen. Die Fraktionen haben 
jeute Sitzungen gehalten. Die äußerste Linke hat 
hren Borstand beauftragt, Floquet aufzufordern, 
et möge durch neue Gesetze die durch die Lage 
rothwendigen Maßnahmen treffen. Der Verein der 
»pportunistischen Linken beschloß, gegen die Ein⸗ 
cuüͤhrung der Arrtondifsementswahlen zu stimmen, 
'alls nicht die Interpellation vorher erledigt sei; 
auch sind die Opportunisten gegen die zu frühe 
Vornahme der Wahlen. Der öffentlichen Sitzung 
pohnten der deutsche Botschafter Graf Münster 
und dessen Tochter bis 3 Uhr bei. — Die Kam— 
mer berät die Vorlage über Frauen- und Kinder⸗ 
iübeit. 
Wie dem „Temps“ aus Sansibar gemeldet 
vird, hat dort gestern der englischer Kreujer 
„Reinder“ bei der Insel Pemba einen französischen 
duttec untersucht. Die Engländer seien mit Revolvern 
n der Hand auf das französische Schiff gestiegen und 
jätten es, da sie die Fahrgäste fälschlich für Skla⸗ 
zen gehalten, im Schlepptau nach Sansibar gebracht. 
Dort habe der englische Konsul die Unrechtmäßig⸗ 
keit des Vorgehens erkannt. Der „Bassant“ habe 
das Schiff wieder nach Pemba zurüchebracht. 
Petersburg, 29. Jan. Die hiesigen Blätter 
hesprechen den Wahlsieg Boulangers mit 
roßem Interess, behalten sich jedoch ihr endgültiges 
AUrteil über dessen Tragweite bis zum Eintritt 
veiterer Ercignisse vor. Die „Neue Zeit“ und 
die „Nowosti“ sehen in Boulangers Wahlerfolg 
ine gegen d'ie Republick gerichtete Aufforderung zu 
nergischem Vorgehen. 
— — — e re — — e — — * 
fFür die Redaktion derantwortlich JF. x Deme 
Burkin ˖Stoff, genügend zu einem ganzen 
Anzuge (3 Meter 30 Centimeter), reine Wolle und 
nadelferug zu m.7.75, Kammgarnstoff, reine 
Wolle, nadelfertig, zu einem ganzen Anzuge zu M. 
15.65, schwarzer Tuchstoff, reine Wolle, 
radelfertig, zu einem ganzen Anzuge zu M. 9.75 
versenden direit an Private portofrei in's Haus⸗Buxkin 
Fabrik⸗Dépôt Oettinger CoO., Frank furit 
A. M. Muster⸗Collectionen reichhaltiaster Auswahl 
bereitwilligst franco.