Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amlsgerichts St. Ingbert. 
a Et⸗ Ingberter Awzeiger erscheint täglich mit Auznahme der Sonn⸗ und Felertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs-Vlatt und Mittwochs und Samstags mit 
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7 28. 
Politische Uebersicht. 
⸗ Ein reiches Vorlagen⸗Material hat der deutsche 
deichsstag in der abgelaufenen Woche bewältigi. 
Nejenige Vorlage, der man mit giößter Spann⸗ 
ag enigegensah, die Afrikavorlage konnte, nachdem 
der ersten Lesung der Reichskanzler Fürst Bis⸗ 
narck gegen den deutschfreisinnigen Dr. Bamberger 
ir sie eingetret n war, was den Höhepunkt des 
mlame starischen Lebens der Woche bezeichnete, in 
en · weiteren Lesungen keine neuen Thatsachen mehr 
mage fördern und wurde, wie bekannt, endgiltig 
ngenommen. Damit bezeugte die große Mehrheit 
et Reichsboten, daß sie gesonnen sind, die Be—⸗ 
tebungen der Reichsregierung zu unterstützen, 
elche auf Hebung u sseres Ansehens im 
uslande zielen. Zugleich aber hat die Ab— 
mmung im Reichstag bewiesen, daß der Wunsch 
cz Volkes nach ausländischen Kolonien in den 
reisen des Parlaments zahlreiche Vertreter befitzt. 
Der neu ernannte preußische Justiz- 
ninister v. Schelling, der Sohn des berühmten 
hilosophen, vollendet im April sein 65. Lebens⸗ 
ihr. Von 1866 bis 1874 gehörte er als 
ortragender Rat dem preußifchen Justizministerium 
n. Dann wurde er Präsident des Appellationsge⸗ 
ichis zu Halberstadt. bald darauf Vizepräsident des 
Pertribunals, 1876 als Nachfolger Friedbergs 
interstaatssekretääͤr im preußischen Justizministerium, 
ndlich 1879, wiederum als Nachfolger Friedbergs, 
hef, des Reichsjustizamts. Wenige Beamten dürften 
aher in die mannigfachen Zweige der Justizver⸗ 
altung einen so gründlichen Einblick gethan haben, 
jie es in diesen verschiedenartigen Stellungen Herrn 
Schelling beschieden war. In früheren Jahren 
alt Herr d. Schelling als streng konservativ; doch 
sat er nie im politischen Leben öffentlich Beweis 
abon gegeben und als Staatssekretär des Reichs— 
istizamtes hat er jedenfalls sein Amt ausschließlich 
om fachmännischen Staudpunkt aus verwaltet. 
*Ueberall in deutschen Landen äußert sich das 
anigsle Mitgesühl bei dem erschreckenden Unglück, 
lches in dem Ableben des Hronprinzen 
sudolph das österreichische Herrscherhaus und 
dolk hetroffen. Nicht der Ruhm großer Thaten, 
vohl aber die Klage seines Volkes um eine zer— 
oͤte schͤne und wohlberechtigte Hoffnung begleitet 
rzherzog Rudolph bon Oeferreich in das Gruft- 
woöͤlbe der Wiener Kapuzinerlirche. Seit er das 
Achwert zu führen verstand, ist Oesterreich von 
kriegen verschont geblieben und eine Einwirkung 
uf die Regierungsgeschäfte blieb dem Kronprinzen 
uch gut monarchischer Sitte versagt. Aber ein 
luges Verstehen, ein edles Wollen wußte der außer 
aner militärischen Obliegenheit auf ein enges 
dirken Beschräntte eft mit Freimuth zu bekunden. 
die Frage der Thronfolge in Oefterreich ist fol- 
endermaßen festgelegt. Der nächstälteste Bruder 
eg Kaisers Franz Joseph war der Erzherzog Marxi— 
iilian, welcher am 10. April 1864 die Kaiser- 
tone von Mexico annahm und dieses Abenteuer 
nit dem Leben bezahlen mußte; er wurde von den 
iusständischen am 19. Juni 1867 zu Queretaro 
Ischesen- Der nun folgende Bruder des Kaisers 
der Erzherzog Karl Ludwig, auf welchen das 
eht der Thronfolge übergehen würde. 
Erzherzog Karl Ludwig Joseph Maria wurde 
drittaltester Sohn des 1878 verstorbenen Erz⸗ 
ntjogs Franz Karl am 30. Juli 18833 zu Schön⸗ 
& geboren. Er hat sich vornehmlich dem 
—A— gewidmet, wenn er auch die militä⸗ 
chen Dinge jeinesweas birlanistkie“ Im Jabr⸗ 
Samstag, 2. Februar 1889. 
1853 ging er nach Galizien, um sich dort in den 
Berwaltungsdienst einführen zu lassen, und wurde 
ann am 29. Juli 1855, unter Beförderung 
um Generalmajor, Statthalter in Tirol. Dort 
nat er sich schnell die Zuneigung der Bevölkerung 
zurch eine umsichtige Thätigkeit zu erwerben ge⸗ 
oußt und besonders während des italienischen Krieges 
»on 1859 die Landesvertheidigung thatkräftig und 
virksam geleitet. Im Heere begleitet der Erzher⸗ 
og Karl Ludwig den Rang eines Generals der 
Favallerie. 
* Nachdem in Frankreich die öffentliche Mein⸗ 
ing im Anfang der Woche durch Boulangers 
Wahlfieg heftig erregt war und die Regierung mit 
hlecht verhehlter Furcht schon von Ausnahmemaß-⸗ 
egeln gesprochen hatte, ist die Stimmung nunmehr 
twas ruhiger geworden. Das Ministerium sieht 
eine Stellung durch den Vertrauensausspruch der 
dammer befestigt, auf wie lange, vermag man 
allerdings nicht zu bestimmen. Die Angriffe, welche 
derr Floquet von allen Seiten erfährt, stellen 
eine günstigen Aussichten dar. Wie Held Bou— 
anger über die Regierung denkt, hat er erst wie⸗ 
der in seinem Briefe an die Pariser Wähler aus⸗ 
zesprochen, dessen Schluß aber auch die unklaren, 
im nicht zu sagen unverständlichen Ausrufungen 
»ilden, welche die Auslassungen des „Dilktators“ 
harakterisiten 
eutsches Reich. 
Stuttgart, 31. Jan. Lieutenant Krenz 
er reist heute nach Berlin, um Wißmann nach 
Ostafrice zu begleiten. Vorher wurde er vom 
Zrinzen Wilhelm empfangen. 
Berlin, 31. Jan. In Abgeordnetenkreisen 
vill man wissen Kaiser Wil helm beabsichtige, 
persönlich an dem Leichenbegängnis des verewigten 
dronprinzen Rudolph teilzunehmen. 
Berliu, 1. Febr. Reichstag.) Zweite 
Zerathung wegen Einführung der Gewerdeordnung 
n Elsaß⸗Lothringen, dritte betreffs des Brannt⸗ 
veinhandels in der Nord see ohne Erörter⸗ 
ing bewilligt. Beim Marineetat wünscht Richter 
luskunft über die Samoafrage, den Gesundheits- 
ustand der Mannschaften in Sansibar, sowie die 
Trennung der obersten Marinebehörden. Admiral 
Zeusner erklärt, vor Eintreffen der gegen Mitte 
Nonats zu erwartenden Berichte aus Samoa sei 
ine erschöpfende Auskunft unmöglich. Der Ge— 
undheitszustand der Mannschaften in Sansibar sei 
urchaus befriedigend. Bezüglich der Trennung der 
bersten Marinebehörden hätten Erwägungen statt⸗ 
zefunden, jedoch seien selbe noch nicht abgeschlossen. 
ritel „Gehalt des Chefs der Admirtalität“ darauf 
ewilligt. Barth und Gagern gegenüber, welche 
nur die erste Rate für den Bau neuer Panzerschiffe 
vewilligen wollen, hebt Admiral Heusner hervor, 
vaß das Mißtrauen gegen die Schiffstechniker und 
Rarine⸗ Ingenieure, welche voöllig auf der Höhe der 
Zeit ständen, völlig ungerechtfertigt sei. Andere 
stationen seien Deutschland in der Vertheidigung 
ses Landes weit voraus. Schon dies rechtfertige 
die größte Eile. Wolle man nur Schiff für Schiff 
vewilligen, so werde die Verzögerung über 5 Jahre 
sinausdauern und statt Nutzen den größten Scha—⸗ 
en bringen. Die für den Bau vier neuer Pan— 
erschiffe geforderten Bauraten werden genehmigt, 
such alle übrigen Posten des Marineetats nach den 
Inträgen der Budgeicommission bewilligt. Alle 
zoch rückständigen auf der Tagesordnung stehenden 
ztatstheile werden unverändert erledigt. Die zweite 
desung des Etats ist damit beendiat. Nächste 
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24. Jahrg. 
Sitzung Montag 1 Uhr; Tagesordnung: Anirag 
Bebel wegen Aufhebung der Kornzölle, Antrag 
Windthorst wegen Ausdehnung der Congoacte. 
Berlin, 1. Febr. Das Telegramm, welches 
den thatsächlichen Hergang beim Tode des Kron⸗ 
prinzen Rudolph nach der amtlichen „Wiener 
Zeitung“ erzählte, rief im Reichstag eine un⸗ 
beschreibliche Aufregung hervor. In 
den Nebenräumen drängte sich die Mehrzahl der 
Anwesenden um das Telegramm. — Kaiser Wil⸗ 
jelm, welcher, wie man hört, Vormittags auch den 
Reichskanzler gesprochen, hatte heute eine längere 
Unterredung mit dem österreichischen Botschafter. 
Es wird angenommen, daß diese Besprechungen sich 
auf den Tod des Kronprinzen Rudolph bezogen. 
Ausland. 
Wien, 31. Jan. Die Beisetzung des 
dronprinzen findet Dienstag Nachmittag statt. 
der Kaiser äußerte den Wunsch nach einer möglichst 
infachen Leichenfeier. Sonntag nach 10 Uhr wird 
die Leiche aus dem Schlafgemach des Verstorbenen 
in die Pfarrkirche übertragen. Montag wird dem 
HBublikum der Zutritt zur Besichtigung der Leiche 
—AV 
Morgen Mittag tritt der große Minister⸗ 
at zusammen, zu welchem sämmiliche Statthalter 
Desterreichs zugezogen find. Ti 83a ist heute ein⸗ 
getroffen, jedoch bis spät Nachmittags vom Kaiser 
nicht empfangen worden, da der Monarch noch 
mmer nahezu fassungslos ist. 
Die Hostheater bleiben elf Tage, bis einschließ⸗ 
lich 9. Februar, geschlossen. Die Privattheater 
nehmen ihre Vorstellungen am Samstag wieder auf, 
werden aber am Tage der Beisetzung geschlossen 
werden. 
Der galizische Landtag beabsichtigt, sich 
in corpore an der Leichenfeier zu beteiligen. 
Vor der Hofburg fanden heute colossale Menschen⸗ 
ansammlungen statt, ebenso in den Hauptverkehrs- 
idern der inneren Stadt. 
Wien, 31. Jan. Der Kaiser war Nach⸗ 
mittags gefaßt, traf alle erforderlichen Anordnungen 
ind beantwortete eigenhändig alle Beileidsdepeschen. 
Das 19. Infanterie Regiment behält dauernd den 
stamen „Kronprinz“. Der Erzherzog Albrecht 
st derart erschüttert, daß sein Zustand seinen Leib- 
arzt veranlaßte, die ganze gestrige Nacht bei ihm 
zu wachen. Heute hat sich sein Zustand gebessert. 
Wien, 1. Febr. Nach einer in der amilichen 
„Wiener Zeitung“ im nichtamtlichen Theile er— 
folgten Muteilung hat sih KronprinzRudolf 
zurch einen Revolverschuß in den Kopf selbst den 
Tod gegeben. Der Kronprinz zeigte in den letzten 
Wochen mehrfach eine krankhafte Nerven⸗Aufregung. 
Die Obduktion der Leiche des Kronprinzen ergab 
eine Zerschmeiterung der Schädeldecke durch einen 
Repolvrschuß. 
Wien, 1. Febr. Amilich meldet die Wiener 
Zeitung: Die gestrigen Mittheilungen ftützen sich 
iuf erste Wahrnehmungen in der Umgebung des 
Dahingeschiedenen. Von dieser Seite wurde, nach- 
dem die Thür des Schlafzimmers erbrochen worden 
war, bei dem Eintritt der Kronprinz Rudolph ent⸗ 
eelt im Bette gefunden; daher die Annahme des 
Schlaganfalles. Der berufene Professor Widerhofer 
ronstatirte jedoch sogleich in Meierling, daß am 
dopfe des Verewigten eine betrüchtliche Wunde mit 
rusgebreiteter Losloöͤsung der Schädeldecke und 
Schädelknochen vorhanden, welche den sofortigen 
Tod zur Folge gehabt haben mußte. Dieselbe 
vurde ols Schußwunde constatirt. und an der