an das Publikum. Man bevorzuge doch ja die
einheimische Geschäftswelt. Es ist meist Selbst
läuschung, wenn man glaubt auswärts wohlfeilen
zu kaufen. Außerdem gebieten Billigkeitsrückfichten
die Unterstützung unserer Geschäftsleute. Viel⸗
fach nimmt man sich leider sogar nicht ein⸗
mal die Mühe unsere Geschäftslokale zu besuchen.
Und doch würde sich dabei zeigen, daß vieles hier
ebenso gut und billig zu haben ist als anderswo.
* Die sprüchwoöͤrtlich gewordene Unbeständigkeit
des Wetters off nobarte sich in letzter Zeit ganz be⸗
sonders. Vorgestern noch sehr kalt, in der nächsten
Nacht Schnee, gestern Glatteis und heute Regen,
damit zeigte der Winter seine unangenehmsten
Eigenschaften, und die Erde hat ein unschönes
Aeußere angenommen. Hoffentlich werden wir
weiße Weihnachten bekommen, die ja auch grüne
Ostern versprechen.
*— Die Ziehung derPfälzischen⸗Kirchen—
bau⸗vLotterie findet am 80. d. M. statt. —
Die Giesinmg er Loiterie ist auf den 16. Januar
vertagt worden.
— Zweibrücen, 10. Dez. Am 21. Dez.
nächsthin hält der Bezirkslehrerverein Zweibrücken⸗
Homburg Hornbach bei Wirth Kallenbach dahier
eine Versammlung ab, bei welcher Herr Lehrer
Wittmann⸗Zweibrücken Mitteilungen über
das Zweibrücker „Schul-Seminarium“ des
vorigen Jahrhunderts machen wird.
— Aus der Gemeinde Lohnweiler wurden
in der vorigen Woche 693 Zentner Kartoffeln, 1
Zentner Hülsenfrüchte und 5,90 Mk. an Geld an
das Rettungshaus Inkelthalerhof bei Rockenhausen
abgeliefert. 29 Familien haben dazu beigesteuert.
Der Hausvater des Rettungshauses dankt den
freundlichen Gebern im Namen der beschenkten
armen Kinder und entbietet ihnen ein herzliches
„Vergelts Gotk!“
— Kaiserslautern, 10. Dez. Der
für heute fällige Frucht markt konnte nicht ab-
gehalten werden, da in Folge des mächtigen Schnee—
falls die Zufuhren ausgeblieben find. — Der
hiesige WerkmeisterBezirksvereinhielt am
Sonntag Nachmittag im Rittersälchen der „Alten
Pfalz“ seine statutenmäßige Generalversammlung
ab. In derselben wurde u. A. auch die Neuwahl
des Ausschusses vorgenommen. Gewählt wurden
nach der „Vzt.“ als 1. Vorsitzender Herr Joh
Gg. Fuß, als Vorstandsmitglieder die Herren
Konrad Lorch, Anton Arnold, Johann Hoffmann
Karl Ochs, sowie die seitherigen Ausschußmit⸗
glieder, nämlich die Herren Fick, Erhardt, Molz
und Frisch.
— Pirmasens, 10. Dez. Besitzwechsel.
Im April d. J. steigerten die Herren Georg und
Gottfried Müller gemeinschaftlich von Frau
Wittwe L. Barthel 7 an der Simterstraße gelegene
Bauplätze zum Preise von 9,500 Mark. Von diesen
Bauplätzen verkaufte am Samstag Herr Georg
Stephan ein ihm gehöriges, noch ungetheiltes Drittel
hiervon an Frau Wittwe Strauß geborene Wolff,
wobei derselbe einen Reingewinn im Betrage von
3700 Mark erzielte. — Bei der gestern stattge⸗
fundenen Marx Fran k'schen Hausversteige—
rung wurde das Wohnhaus mit Hofraum, Fabrik⸗
gebäude ꝛc., das seiner Zeit an Herrn Friseur
Jakob Becker verkauft worden war, Herrn Marx
Frank selbst zum Preise von 50 000 Mtk. zuge-
schlagen. Ein weiteres Wohnhaus in der Eisen—
bahnstraße neben Herrn Emil Hirschfeldt und Leo—
pold Levy gelegen, wurde von Letzterem um 20 000
Mk. ersteigert. (Ztg.)
— Annweiler, 9. Dez. Ein Akl ge—
meinster Brutalität spielte sich gestern
Abend auf der Straße vor einer hiesigen Restau—⸗
ration ab. Ein Glasergefelle aus Homburg vor
der Höhe, der hier in Arbeit steht, wurde von
einem Bierbrauer der W.'schen Brauerei so un⸗
glücktich auf das Trottoir geworfen, daß der
Hinterkopf, resp. der hintere Theil der Hirnschale
zerschmettert wurde, da der Unglückliche gerade auf
die Kante der Trottoirplatte fiel. Man legte der
Sache anfangs wenig Bedeutung bei, aber der
Arzt konstatierte heute früh die Schädelzertrümmer⸗
ung, und daß der Verletzte unrettbar vecloren sei
Derselbe ist denn auch heute Vormittag gestorben.
Der Geschädigte, ein braver Arbeiter Ausgangs
der dreißiger Jahre, ist ohne Angehörihe. Der
Bierbrauer, aus Baden gebürtig, wurde heute früh
durch die Gendarmerie verhaftet. Es ist das Vor⸗
tkommniß um so mehr zu bedauern, da der Ver⸗
Jaftete ein nüchterner, braber, tüchtiger Arbeiten
ist, der sich des besten Leumunds erfreut. (L. T.)
— Germers heim. Mit 1. Januar 1890
tritt kal. Musikmeister Zipphis nach 28jähriger
Dienstzeit in den Ruhestand. 1864 trat derselbe
in die Armee als Mufiker ein, machte den Feldzug
1870-71 mit, wurde 1876 Musikmeister beim
10. Jägerbataillon in Aschaffenburg und bei der
Formation des kgl. 17. Infanterie-Regiments kam
derselbe als Musiker nach Germersheim.
— In Speny er fand gestern und vorgestern
unter dem Vorsitz Sr. Exzellenz des Herrn Staats⸗
aths und Regierungspräfidenten v, Braun die
mündliche Prüfung der zum höheren
Justiz und Verwaltungsdienst aͤd—
pirirenden 25 Rechtspraktikanten der Pfalz vor
der vereinigten Prüfungs⸗Kommission statt.
— Obermoschel, 8 Dez. Am Frei
'ag Abend etwa 9 Uhr wurde pößzlich durch
einen schändlichen Bubenstreich eine hiesige
Dienstmagd in der Küche so erschreckt, daß dieselbe
janz gelähmt und jetzt noch fortwährend von den
urchtbarsten Krämpfen heimgesucht wird. — Der
necht des Ackerers Jakob Philipp Diehl von
Niedermoschel fiel am Freitag so unglüclich
von der Scheune, daß er sich sehr schwere innere
Verletzungen zuzog. Es ist derselbe bis jetzt noch
prach los.
Pfälzisches Schwurgericht.
IV. Quartal.
Zweibrücken, 10. Dez. (Zw. Z.) Heute
rrüh 83 Uhr begann die Verhandlung gegen den
19 Jahre alten ledigen Fabrikarbeiter Wilhelm
Nil y von Hochstätten, Kanton Obermoschel, zu⸗
etzt auf dem Hemshof zu Ludwigshafen wohnhaft,
vegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode.
Dem Angeklagten liegt zur Last, am 20. Oktober
abhin zu Ludwigshafen auf dem Hemshof den 22
Jahre alten ledigen Schuhmacher Friedrich Hane⸗
mann aus Korb in Baden, zuletzt in Ludwigshafen
in Arbeit stehend, mittelst eines dolchartigen Messers
vorsätzlich durch einen Stoß in die linke Brustseite
derart körperlich verletzt zu haben, daß der Ge—
troffene nech wenigen Minuten, infolge Verblutung
sein Leben eindüßen mußte.
Der Gerichtshof besteht aus den Herren: kgl
Oberlandesgerichtsrat Stichter, den kgl. Landgerichts⸗
räten Platz und Gulden, dem Rechtspraktikanter
Dr. Braun. Die Anklage vertritt Herr kgl. II.
Staatsanwalt Wildt, die Verteidigung führt Herr
Rechtspraktikant Brechbiehl.
Die Geschworenenbank «ist aus folgenden Herren
gebildet: Catoir, Jotter, Frank, Pallmann, Riede
Jochum, Striebinger, Wagner, Dahm, Meyer, Dr
Michel, Schwarz. Im Ganzen waren 13 Zeugen
und ein Sachverständiger geladen.
Nach der erhobenen Anklage ist der Thatbestand
im Wesjentlichen folgender: Der Angeklagte, welcher
im Geruche steht, ein der Arbeit abholder Mensch
zu sein und als Messerheld bei seinen Kameraden
ehr gefürchtet ist, hatte am 20. Oktober l. J.
in einem Hause auf dem Hemshof, in dessen
interstem Stockwerke sich die Schwind'sche Wirth—
chaft befindet, in Zimmer bezogen. Am Tage des
Finzugs, Sonntags Abends zwischen 7 und 8
ühr, kam er mit seinem 13 Jahre alten Bruder,
sowie mit einem gewissen Seys und Dörner die
Stiege, welche zu dem von dem Wirtslokale nach
der Thoreinfahrt führenden Hausgange leitet herab
und zwar ging des Angeklagten Bruder voraus.
In diesem Augenblick kam zufälliger Weise der 22
Jahre alte ledige Schuhmacher Friedrich Hanemann
aus Corb in Baden mit seinem in Ludwigshafen
arbeitenden Vetter Wilhelm aus der Wirthschaft
heraus, sodaß der Bruder des Angeklagten wegen
der Enge des Ganges an der Stiege einige Augen⸗
blicke anhalten mußte. Hierüber erbost, machte der
Angeklagte die Bemerkung, er solle machen, daß er
hinaus komme, welche Aeußerung Friedrich Hane⸗
mann auf sich bezog, und deshalb anfänglich stehen
hlieb, auf die Bemerkung seines Genossen aber, daß
man es nicht mit ihnen habe, mit diesem die Ein⸗
fahrt hinabging. Der Angeklagte beruhigte sich
jedoch dabei nicht, sondern erging sich in provo⸗
zierenden Aeußerungen, trotzdem ihm bedeutel
wurde, daß man nichts mit ihm zu thun haben
wolle. Hiernach entspann sich eine Schlägerei.
In dessen Verlauf kam Friedrich Hanemann, mil
einer Kohlenschippe bewaffnet, aus der Wirtschaf!
zing durch das Thor auf die Straße hinaus
voselbst er mit dem Angeklagten mit emporgehobenen
Schiphe zusammentraf. Kaum war er jedoch vor
dem Thore angekommen, als Nily gegen ihn vor—
lrat nnd ihm von der Seite mit einem spitzigen
Dolchmesser einen solch wuchtigen Hieb in die Brufi
versetzte, daß der Getroffene ins Wanken gerie!
und, in das Wirtschafslokal zurückgekehrt, unter
den Worten: „Wilhelm, ich bin gestochen, es wird
mir schlecht!“ in den Armen des älteren Hane—
mann zusammensank und, kaum in das Neben⸗
zimmer verbracht, alsbald verstarb.
Die Geschworenen bejahten nach astündiger
Berathung durch ihren Obmann, Herr Schwarz,
die Schuldfrage und verneinten die Frage nach
mildernden Umständen. Das Gericht verurtheilte
hieranf den Angeklagten unter Einrechnung einer
bis jetzt noch nicht verbüßten, durch das Schöffen⸗
gericht Ludwigshafen über den Angeklagten ver⸗
hängten Gesammistrafe von 5 Monaten Gefängniß
umgewandelt in 100 Tage Zuchthaus, zu einer
Besammtzuchthausstrafe von 6 Jah—
ren 7 Monaten, erkannte demselben die bürger⸗
lichen Ehrenrechte in der Dauer von 5 Jahren ab
und verfügte die Einziehung des Messers. Ende
gegen 5 Uhr.
⸗ruitschtes.
FNeunkirchen, 9. Dez. Der „ge—
mäßigte Bergmanns-⸗Verein des
Saar⸗ und Blies⸗Revbiers“ hielt
zestern Nachmittag, wie schon kurz erwähnt, im
Bender'schen Saale seine konstituirende Versamm⸗
lung ab. Wie die „S.Bl. 3.“ hört, beabfichtigt
der Verein, am Sonntag vor Weihnachten in
Dudweiler eine weitere Versammlung abzuhalten.
Die Statuten des „gemäßigten Bergmannsvereins“
haben folgenden Wortlaut: 8 1. Der Verein
hezweckt, neben geselliger Unterhaltung, die Mit⸗
dlieder zur Förderung ihrer gemeinschaftlichen berg⸗
männischen Interessen zu verbinden. Das Be—
dreben und das Ziel des Vereins sind: Heimaths⸗
ind Vaterlandsliebe, Ordnung und Ehrenhaftigleit
m Bergmannsstande zu pflegen und die Aus—⸗
zildung in Fachkenntnissen anzustreben. — 82.
Mitglied kann jeder Bergarbeiter des Saars und
Blies-Rebiers werden, welcher sich im Vollbesitze
der bürgerlichen Ehrenrechte befindet. — 8 3.
Beiträge zu den Vereinsunkosten werden nach Be⸗
darf erhoben. — 8 4. Mitglieder, welche sich un⸗
ehrenhafter Handlungen schuldig machen, können
aus dem Verein auf Beschluß des Vorstandes,
welcher mindestens durch 23 seiner Mitglieder ver⸗
treten sein muß, ausgeschlossen werden. Der
Grund der Ausschließung ist in der nächsten
Vereinsversammlung bekannt zu geben. — 85.
Die Vertrauensmänner, welche allen Sitzungen des
Vorstandes beiwohnen, werden von den Vereins⸗
mitgliedern mittelst Stimmzettel auf ein Jahr ge⸗
wählt. Auf je 50 Mitglieder eines Ortes kommt
ein Vertrauensmann. Der Vorstand besteht aus
dem Piräfidenten, dem Vizepräsidenten, Kassenver⸗
walter, Schriftführer, zwei Beisitzern, und werden
die Vorstandsmitglieder von den Vertrauensmännern
ebenfalls auf ein Jahr mittelst Stimmzettel ge⸗
wählt. — 8 6. Die Vorstands- und General⸗
Versammlungen werden vom Präsidenten geleitet.
Ltztere sind acht Tage vorher durch die zwei in
Neunkirchen erscheinenden Zeitungen, sowie die
amtlichen Blätter des Kreises Saarbrücken und St.
Wendel zur Kenntniß der Mitglieder zu bringen.
— 8 7. Arbeitseinstellungen sollen unter allen
Umständen vermieden werden. Perfoönliche Be—
chwerden hat jedes Mitglied bis zum Obersteiger
jelbst zu führen, weiter gehende Beschwerden, sowie
Beschwerden allgemeiner Natur werden auf Antrag
der Miitglieder durch den Vorstand geführt. Da⸗
her' ist eßs das Bestreben des Vereins, mit den Be⸗
amten auf friedlichem Wege zu verkehren. —
8 8. Der Verein wird im Einverständniß mit
der Bergbehörde sein Besftieben dahin richten, daß
die jetzt allgemein eingeführte Rstündige Arbeits⸗
schicht, inkl. Ein⸗ und Ausfahrt, das Offenhalten
der Fahrstrecken und die aufgebesserten Löhne bei⸗
behalten werden. — Nachtrag: Mit Bezug auf
J 3 der Statuten hat der Vorstand den von jedem
Mitgliede zu erhebenden Beitrag auf 25 Pfg. fest⸗
esetzt.
F St. Johann, 10. Dez. Auf dem Schweine⸗
markt am Samstag wurden Ferkel zu 15— 20
Mk. per Stuck und alte Schweine zu 62 Pf. per
kilo verkauft.
Aus der Eifel. Kürzlich ist in der Nahe
von Gillenfeld eine seltene Grabstätte aufge⸗
funden worden. Beim Rigolen eines Feldes
tießen die Arbeiter auf ein großes Tonnengewölbe.