Full text: St. Ingberter Anzeiger

darauf aufmerksem zu machen. Dasselbe Oratorium 
hat der genannte Verein am letzten Sonntag in 
der evangelischen Kirche zu Dudweiler aufgeführt, 
und urtheilen auswärtige Blätter hierüber sehr 
qgüustig. So schreibt der „S. J.S. A.“: „Der 
gemischte Chor, unter Leitung des Herrn Lehrer 
Minder aus Scheidt, dem wir die Aufführung zu 
verdanken haben, entledigte sich seiner Aufgabe nach 
vorhergegangener langer und guter Schulung aufs 
Bestie. Von den Solisten erwähnen wir in erster 
Linie die vorzügliche Konzertsängerin Frl. Pluge 
don Saarbrücken, die durch ihre sichere und glanz⸗ 
holle Vortragsweise die Aufmerksamkeit aller Zu⸗ 
dörer in allen Piecen fesselte. Ueber das Auf⸗ 
treten von Frl. Kirchberg, Lehrerin von hier, die 
sich ebenfalls durch deutliche Aussprache und schöne 
reine Stimme auszeichnete, können wir auch volle 
Befriedigung ausdrücken. Als genialer, mit einer 
höchft angenehmen Stimme ausgestatteter Sänger 
trat fest und sicher bei seiner großen Aufgabe Herr 
Göpfrich (Baritou) aus St. Johann auf, auch ihm 
gebührt große Anerkennung, auch ferner verschönte 
Herr Limburg die Aufführung durch seinen Tenor. 
Die Orgel⸗Ouvertüre nach Beginn, sowie überhaupt 
die ganze Begleitung hatte Herr Seminar ⸗ Musiklehrer 
Zeh aus Ottweiler übernommen; es war eine 
drillante, meisterhafte Leistung. 
* Die Protestationskirche betreffend warde uns 
von Herrn Professor Gümbel in Speyer folgendes 
zugesandt. 
Speyer, 29. Dez. 1889. Wir haben vor 
Monaten die Protestanten von St. Ingbert — 
Schnappach auffordern dürfen, unserem Verein auf 
3 Jahre beizutreten. Unsere Aufforderung fand 
begeisterte Aufnahme und die pro 1889 geschlossenen 
Mitgliederverzeichnisse ergeben glänzende Erfolge, 
wofür wir unsern teuren Glaubensgenossen den 
wärmsten Dank sagen. Es ergab sich der schöne 
Beitrag von 1463 Mk. 40 Pfg., wovon 1327 Mk 
60 Psg. auf St. Ingbert und 135 Mtk. 80 Pfg. 
auf Schnappach entfallen. — Wenn also das große 
Werk unterstützt wird, kann sich bald die Gedächt⸗ 
niskirche erheben Gott zur Ehre und seinem teuren 
Evangelium zum Preise. — Der Herr segne alle 
Mitqlieder! 
*— Am 13. und 14. März 1890, beginnend 
am ersteren Tage des Vormittags 8 Uhr, wird im 
Direkorialgebaude zu Ludwigshafen eine Auf—⸗ 
nahmeprüfunng für den Dienst der Pfäl⸗ 
zischen Eisenbahnen abgehalten. Militärbewerber 
mit Zivilversorgungsschein werden bis zum Alter 
von 35 Jahren zur Prufung zugelassen. Gesuche 
um Zulassung zu dieser Prüfung sind in der 
borgeschriebenen Form, außerdem belegt mit einem 
berschlossenen dezirksärztlichen Zeugnisse über die 
bolle körperliche Tauglichkeit des Bewerbers zum 
inneren und äußeren Bahndienste spätestens bis 
zum 1. März 1890 bei der Direktion einzu⸗ 
senden. 
— Zweibrücken, 29. Dez. Mit dem 
morgenden Tag tritt unser bisheriger erster Stadt⸗ 
schreiber Hert Franzreb, welcher bekanntlich 
auf die Stellung eines Einnehmers zu Trippstadt 
berufen worden ist, aus dem städtischen Dienste. 
An seine Stelle kommt der bisherige zweite Stadt⸗ 
schreiber Herr Bernhardt und an dessen Posten 
Herr Zimpelmann von hier. Gtg.) 
— An der Kgl. Hufbeschlagschule zu 
Zweibrücken beginnt der nächste Unterrichts⸗ 
kurs am 15. Januar 1890. Anmeldungen bezw. 
Gesuche um Zulassung hierzu sind längstens bis 
5. Januar 1890 bei dem Vorstand der Schule, 
Herrn Bezirksthierarzt Weigand in Zweibrücken, ein⸗ 
zureichen. 
M Walsheim, 28. Dez. Mit einem 
dankenswerthen „Christlindchen“? wurden der hiesige 
prot. Lehrer und der kath. Schulverweser 
freudig überrascht. Der neue Gemeinderat be⸗ 
schloß nämlich in seiner am 20. dss. Mis. ab- 
gehaltenen ersten Sitzung einstimmig, denselben 
eine ständige Personalzulage von je 50 Mk. zu 
bperleihen. Ferner soll der protest. Lehrer, der für 
die Beheizung seines sehr geräumigen, mit 9 
hohen Fenstern versehenen Schulsaales bis jetzt 
50 Mk. pro Jahr bezogen, vom Beginn dieses 
Schuljahres an 75 Mk. erhalten. Da die hiesige 
Gemeinde in finanzieller Hinsicht nicht zu den 
gunsituirten zählt, indem sie ca. 175 00 Umlagen 
hat, so find diese Aufbesserungen um so höher zu 
schätzen und gebührt hiefür dem Gemeinderate 
dankbare und ehrende Anerkennung. 
— Der idrgelittschen Kultftusdgemeind-— 
Gersheim wurde, in Rücksicht auf deren 
Nothlage, zur Aufbringung der Kosten für Er⸗ 
huuung eines Betsaales eine Kollekte in den 
Synagogen der Pfalz bewilligt. Die Kollekte ist 
nnerhalb 3 Monaten borzunehmen und die ein⸗ 
ehenden Sammelgelder dem kgl. Bezirlsamte 
Zweibrücken zu übermitteln. 
— Kaiserslautern. Mitte des vorigen 
Monats wurde in der hiesigen Maschinenfabrik 
Bebr. Pfeiffer eine 200pferdige Compoun⸗⸗Dampf- 
naschine vollendet, welche für Pretoria (Trans⸗ 
‚aal Republik) Südafrika bestimmt war. Rach 
jier eingetroffener telegraphischer Nachticht hat die 
Maschine glücklich ihren Bestimmungsort erreicht, 
purde von dem mitgesandten Monteur aufge⸗ 
tellt und in Betrieb gesetzt und arbeitet nun zu 
voller Zufriedenheit des Bestellers. Möge damit 
der deuischen Maschinen-Industrie wie der deut⸗ 
chen Industrie überhaupt ein neues Absatzgebiet 
rschlossen sein, nachdem bislang von dort sämt⸗ 
iche Maschinen und sonstige Bedürfnisse von Eag« 
land bezogen wurden. 
— Der Stadtrath von Pirmasens beschloß 
die Erhöhung des Gaspreises um 2 Pfennig 
der Kubilmeter. Bedingt wird diese Erhöhung durch 
die hohen Kohlenpreise. 
— Pirmasens, 30. Dez. Der „P. A.“ 
chreibt: Das Ergebniß der Landtagsverhandlungen 
iber die Biebermühlbahn ist unsern Lesern 
jekannt. Inzwischen wurde von verschiedenen Seiten 
ie Behauptung aufgestellt, daß das Bahnprojekt 
uuch nach diesen Verhandlungen noch sehr in Frage 
tehe — das ist glücklicherweise nicht der Fall. 
steben der vom k. Staatsminister Herrn vou Crails⸗ 
im gegebenen Erklärung, die doch zum mindesten 
iicht als ungünstig aufzufassen ist, gibt es nach 
inserem Wissen noch eine Erklärung, die 
war keinen amtlichen Charakter hat, aber deswegen 
on großem Werthe ist, weil sie sich zu Gunsten 
inseres Projektes ausspricht und von einer ein— 
lußreichen Person in der Verwaltung der Pfalz 
ahnen herrührt. Wir erwähnen dies, damit sich 
die Gemüther beruhigen und vor Allem nicht etwa 
ine neue Agitation beliebt werde, die unserm Bahn⸗ 
„rojekt nur schaden könnte. Es bleibt jeatzt für die 
Freunde der Biebermühlbahn nichts zu thun übrig, 
als vertrauensvoll die nächste Eisenbahnvotlage der 
Regierung abzuwarten und sich dabei mit der er— 
reulichen Thatsache zu trösten, daß diese Bahnlinie 
auch bei den Pfalzbahnen Fürsprache finden wird, 
was hauptsächlich „der unermüdlichen, aber be— 
sonnenen und sachlichen Agitation für diese Linie 
zu danken ist.“ Die in “ gesetzten Worte stammen 
nicht von uns, lehren aber, daß Maßhalten auch 
bei Agitationen sehr zu empfehlen ist. 
— Einer ledigen Fabrikarbeiterin zu' Pir⸗ 
nasens wurde Abends um 7 Uhr, als sich die⸗ 
elbe nach ihrer Wohnung begeben wollte, in der⸗ 
elben von einem bis jetzt unbelannten Thäter der 
daarzopf abgeschnitten. Das Mädchen wurde rück⸗ 
ings gepackt und als es um Hilfe schrie, der 
„P. Z.“ zufolge, außerdem noch in das Gesicht 
geschlagen. 
— Rülzheim. Im Laufe der jüngstver⸗ 
lossenen Woche erkrankte dem Oekonomen Herrn 
Jakob Kerner dahier ein zirka 5 Zir. schwerer 
„tier. Der zu Rathe gezogene pr. Thierarzt kon⸗ 
tatierte Mil zbrand. Das betreffende Thier 
»erendete, und Verhaltungsmaßregeln in Bezug 
uuf die Weiterberbreitung dieser gefährlichen und 
insteckenden Krankheit sind bereits angeordnet. 
— Durch das Ableben eines der Vertreter des 
Wahlbezirkes Kandel fuür das bayerische 
Abgeordnetenhaus ist eine Neuwahl er— 
orderlich geworden, wofür die bezügliche Anordnung 
eitens des Ministeriums des Innern bereits er« 
angen ist. Der Tag für die Abhaltung der Wabl 
st noch nicht bekannt gegeben. 
— Neustadt. 29. Dez. Im großen Saal 
des Saalbaues erstattete heute Reichstagsabgeord⸗ 
neter Dr. Bürklin seinen Wählern Bericht über 
die Thätigkeit des Reichstags und seine eigene. 
In äußerst interessanten Ausführungen besprach er 
die Weinfrage, den Getreidezoll und die Tabaksteuer, 
zie Verlängerung der Legislaturperiode, die ver— 
chiedenen Militärvorlagen und die Sozialgesetzgebung. 
derr Dr. Bürklin ist dafür, daß der nächste Reichs— 
sag eine Lösung der Weinfrage herbeizuführen habe. 
— Die landwirihschaftlichen Schutzzölle hält Dr. 
Zürklin im Interesse der deutschen Landwirthe 
othwendig, nur müsse man vorsichtig sein, dami⸗ 
zjicht eine Vertheuerung der nothwendigsten Lehens— 
mittel herbeigeführt werde. Von einem Rothstand 
tann bis jetzt keine Rede sein. Redner erklärt 
sich für einen Freund der progressiven Einkommen. 
steuer, hält dagegen die von den Freifinnigen 
vorgeschlagene Reichseinkommensteuer für jtzt als 
unzweckmäßig, weil zu verschiedene Steuer⸗ 
ysteme in den Einzelstaaten vorhanden seien. 
Er schloß mit einem Hoch auf das Reich seine 
häufig von Beifall unterbrochene und schließlich 
lebhaft aufgenommene, sachlich wie inhaltlich ausge. 
zeichnete Rede. 
— Neustadt, 30. Dez. Wie bekannt wird, 
betrügt die Reineinnahme aus dem Wohltigkeits 
re zu Gunsten armer Schulkinder gegen 750 
Mark. 
— Speyer, 30. Dez. Die Schmiede⸗ 
meister hiesiger Stadt hatten am vorigen 
AD 
tracht der gestigerten Eisen? und Kohlenpreise 
iber die Preiserhöhung für Schmiede⸗ 
arbeiten zu besprechen und zu verständigen. So 
piel die „Sp. Zig.“ erfährt, ist auch eine Ver— 
dändigung der Meister für gemeinsame Preis⸗ 
erhoͤhung erfolgt. 
— Speyher. Ein frecher Diebstahl ist in der 
ersten Christnacht in der Behausung des Wirtes 
J. Keller zum weißen Thor dahier verübt wor⸗ 
den. Demselben wurden aus der Kommode von 
einem größeren Betrage 54 Mk. entwendet. Der 
hrliche Dieb, der nebenbei gesagt, genaue Lokal⸗ 
enntnis haben muß, hatte vielleicht gerade so viel 
Jjebraucht. Hoffentlich wird es gelingen, den Thäter 
zu ermitteln. 
— Hatzenbuͤhl. Ein hiesiger junger Bursche 
hat fich dieser Tage beim Abfeuern einer Pistole 
in der linken Hand so schwer yerletzt, daß wahr⸗ 
scheinlich das Abnehmen eines Fingers, vielleicht 
nuch der Hand, nowwendig werden wird. Es sei 
dieser Vorfall zugleich eine Warnung für solche, die 
noch immer an der alten Unsitte des Neujahran⸗ 
chießens“ trotz vielfacher ähnlicher Unglücksfälle 
festhalten. 
— Dürkheim, 29. Dez. Das am Römer⸗ 
weg gelegene Gernsheim'sche Wohnhaus, 
welches gegenwärtig von Herrn Max A. Reiß 
miethweise bewohnt wird, wurde von Hrn. Uhr⸗ 
macher Engel dahier zum Preise von 17,000 Mk. 
gekauft. 
— Ludwigshafen. Mit dem J1. Januar 
1890 lassen die Bäcker wiederum eine Erhöhung 
der Brotpreise eintreten, und zwar ist, wie 
versichert wird, dieser erneute Aufschwung bedingt 
durch die hohen Kohlenpreise, die sich per Zentner 
Stückkohlen auf 1 Mk. 40 Pfa. bis 1 Mk. 50 
Pfg. stellen. 
— In Frankenthal schnitt sich am 
Samstag Abend die aus Godramstein gebürtige 
Ehefrau eines Eisendrehers, erst seit 8 Tagen mit diesem 
berheirathet, mit einem Tranchirmesser theilweise den 
Hals durch. Schwerverletzt wurde sie ins Spital ver⸗ 
bracht und sofort von den Herren kgl. Landgerichts⸗ 
arzt Dr. Demuth und Dr. Franz in Behandlung 
genommen. Bis zur Stunde lebt sie noch und 
nimmt nur etwas Wein zu sich, kann auch an sie 
zerichtete Fragen durch Schreiben beantworten 
An ihrem Aufkommen wird jedoch in Folge der 
schweren Verletzung gezweifelt. Die Ursache zu dem 
berzweifelten Schritt wird, nach dem „Pf. K.“ 
momentaner Geistesstörung zugeschrieben. 
— Kirchheimbolanden. Die Reklamation 
eines hiesigen Wirthes bei k. Bezirksamte gegen die 
Zahlung von Gebühren für die Abhaltung von 
Tanzunterhaltungen in seinem Lokale 
wurde von k. Kreisregierung dahin beschieden, daß 
für Tanzbelustigungen, welche durch geschlossene 
Vereine veranstaltet werden, an welchen nur Mit⸗ 
glieder theilnehmen und für welche Eintrittsgeld 
nicht erhoben wird, eine Gebühr nicht zu bezahlen 
und auch die Einreichung eines Gesuches um Be— 
willigung beim k. Bezirksamte übderflüssig ist; viel⸗ 
mehr genügt in solchen Fällen eine Anzeige bei 
der Ortspolizeibehörde. (A.) 
— Pfallz. Lehrerwaisenstift.) Ver—⸗ 
theilt wurden aus diesem Wohlthätigkeitsstift 10 618 
Mk., zur Verfügung stehen noch 456 Mk. Unter- 
stützt urden 174 einfache Waisenund 35 Doppel⸗ 
waisen, darunter 23 Waisen, die 18, 40, 60 und 
mehr Jahre zählen. Auf eine einfache Lehrer— 
vaise treffen im geringsten Gtade 32 Mk., ma— 
orenne Waisen erhielten 40 Mt. Der höchste 
Betrag der Unterstützung für eine Familie wa— 
312 Mk. dann folgen vdiele zu 260. 234. 208,