Full text: St. Ingberter Anzeiger

30 Württemberger, 17 Sachsen, 20 Badenser, 8 
Hessen, 6 Oeflerreicher, 4 Oldenburger, 2 Reichs- 
ander, 2 Schweizer, 1 Luxemburger, 1 Holländer, 
l Franzose, 1 Russe und wurden 117 Reisenden, 
weil nicht gehörig legitimirt c. ꝛc., die Unterstütz 
ing verweigert. 
*— Ueber größere Truppenübungen im Jahre 
1889 hat der Kaiser eine ausführliche Anordnung 
erlassen, deren Punkt 6 u. A. auch meldet: Es 
hat eine Pontonier Uebung auf dem Rhein 
zwischen Philippsburg und Mannheim 
tattzufinden. ... Die näheren Anordnungen über 
Theilnahme der Truppen an diesen Uedungen so⸗ 
vie die sonst erforderlichen Ausführungsbestimmungen 
trifft das Kriegsministerium. 
*— Zur Ersaztzzpflicht der Hotel- 
wirthe. In Karlsruhe ist vor einigen Tagen 
ein Proceß ducch Urtheil des höchsten Gerichtshofes 
endgiltig entschieden worden, welcher für weite 
Kreise von Interesse ist. Ein Reisender, welcher 
in einem Gasthofe zu Karlsruhe abgestiegen waär, 
hatte bei dem Verlassen des Hauses den Schlussei 
zu seinem Zimmer am Buffet abgegeben — als er 
nach Hause kam, war ihm aus seinem Zimmer eine 
Summe von 2700 Mk. gestohlen worden. Da der 
Wirth ihm den Schaden nicht ersetzen wollte, klagte 
er und jetzt ist der Gastwirth endgiltig zum Ersatz 
des gestohlenen Geldes, sowie zur Tragung sämmi—- 
licher Kosten verurtheilt worden. 
— Wald mohr, 14. Febr. Beim heutigen 
Schlittschuhlaufen bemerkten ich und noch ein Schuͤtt 
cchuhläufer (vir waren allein) am Rande eines 
in der Nähe der Eisdahn befindlichen Waldes ein 
Tier, das sich bei meiner näheren Betrachtung als 
Wolf entpuppte. Diese Behauptung wird inso— 
fern unterftützt, als noch mehrere andere Versonen 
ꝛinen solchen gesehen haben wollen. Hoffentlich 
wird die Bestie, die wahrscheinlich infolge des 
hohen Schneefalles, von Hunger getrieben, sich in 
unsere Gegend verirrte, bald das Weite suchen oder 
erlegt werden. (3. 3.) 
— Kaiserslauttern. Fünf junge Leute 
von hier, die sin heiterer Laune Nachts aus dem 
Wirthshause kamen und von denen einer auf der, 
Straße sang, wurden von dem patrouillicenden 
Schutzmanne betroffen und der Sänger nach dem 
Namen gefragt, den dieser zu nennen verweigerte 
veshalb der Schutzmann denselben zur Wache 
ühren wollte. Zwei seiner Kameraden wollten 
dies nicht leiden, und bekam der Schutzmann hier⸗ 
bei verschiedene Püffe ab. Als sich der Nachtwächter 
ins Mittel legte, wurde dieser von dreien der Ge— 
iellschaft angegriffen, geschlagen und zu Boden ge⸗ 
worfen, wobei er einen Rippenbruch erlitt. Wegen 
des verübten Unfugs konnte eine Strafe nicht ver⸗ 
hängt werden, da bereits Verjährung eingetreten 
wegen des gegen die Polizei bewiesenen Wider 
standes und der dabei verübten Korperverletzung 
erhält der erste 6 Wochen, der zweite 8 Monat, 
der dritte 2 Monat. Wegen der Mißhandlung des 
NRachtwächters merden die drei Angeschuldigten zu 
je 8 Monat Gefängniß verurtheilt und hat sonach 
riner, der wegen eines zweiten Reates der Miß⸗ 
handlung zwei Monate erhielt, eine Gesammtge⸗ 
fängnißstrafe von 9 Monate zu verbüßen. 
Finen solchen Fall sollen sich alle juͤgen Leute zur 
Warnung dienen lassen. 
— Der Lohrindenmarkt in Kaisers— 
lautern wird wegen der am 12. März d. Is. 
dattfindenden Geburtstagsfeier Se. kgl. Hodeit des 
Prinzregenten Luitpold von Bayern im laufenden 
Jahre statt an diesem Tage ausnahmsweise schop 
am 7. März abgehalten. 
— In Erlenbrunn ist ein Wohnhaus, das 
dem Winde stark ausgesetzt ist, vollständig einge- 
schneit, so daß die Froniseite bis zum Dache d 
Schnee bedeckt ist. 
— Herrheim, 14. Febr. Gestern Vormit⸗ 
sag wurde der ledige, 34 Jahre alte Anton Götz, 
oon Herxheimweiher auf dem Heuspeicher e rhängt 
aufgefunden. Götz soll schon längere Zeit geistes⸗ 
geschwächt gewesen sein. 
— Ueber das Vermögen des Bierbraues Angust 
Baader in Neustadia. H. ist durch Beschluß 
des dortigen Amtsgerichts der Concur?s eröffnet 
und zum Concursverwalter der Geschäftsmann 
Simon Herrmann von dorten ernannt worden. 
— Die Gemeinde Weisenheim ließ im 
Gemeindewald auf der Haide 73 Loose Nadelstreu 
versteigern. Aus diesen Loosen wurden 2186 M. 
20 Pf und aus 21 Pappelstämmen 276 M. er— 
zielt. Es ist dies ein glänzendes Resultaß 
— Mauchenheim, 14. Febr. Heute ver⸗ 
ließ Herr Schulverweser Becker unseren Ort, um 
in seine neue Schulstelle nach Neuburg überzusiedeln. 
Bestern Abend veranstaltete der Gesangverein noch 
ꝛine Abschiedsfeier bei Herrn Wirth Mußkopf, an 
velcher die Mitglieder des Vereins sehr zahlreich 
ich betheiligten und wobei die Zuneigung. welche 
ich Herr Beder während der kurzen Zeit seines 
dierseins, besonders aber als Leiter des Gesangs 
u erwerben verstand, zum Ausdruck kam. Auch in 
einem Berufe als Lehrer hat derselbe seine volle 
A 
velche Kinder zu ihm in die Schule gehen hatten, 
owie ein gutes Andenken ist ihm sicher. 
— Gruünstadt. Herr Pfarrer Peter 
diort Neiling ist am 80. v. M. in seinem 
72. Lebensjahre nach kurzer Krankheit in Tyrstrup 
dei Christiansfeld in Schleswig geftorben. Durch 
»en schleswigholstein'schen Krieg vertrieben, hatte er 
1851 in der Pfalz Aufnahme gefunden. Er wirkte 
bis 1864 als Pfarrer in hiesiger Stadt, wurde 
dann Hauptpastor und Propst in Sonderburg, 
päter in Tyrstrup. Pf. Pr.) 
Vermischtes. 
FSt. Johann, 15. Febr. Eine bemerkens⸗ 
wverthe Operation nahm Herr Dr. Jüngst hier bei 
inem Herrn aus Bitburg vor, dessen Finger an beiden 
händen sich gegen die Handfläche vollständig ge⸗ 
rümmt hatten. Der Arzt nahm den Patienten 
n seine Klinik auf und die Kur begann. Dieselbe 
zasirt auf dem Ergebniß der neuesten Forschungen 
ind Experimente. Der Arzt fand bei der Unter- 
uchung der Hände, daß die unter der Oberhaut 
zesindliche Lederhaut einem Krankheitsprozeß ver- 
jallen war. Die Gleichmäßigkeit der Haut war zer⸗ 
lört und dafür hatte sich eine Anzahl Stränge ge- 
zildet von der Dicke eines starken Bindfadens, und 
»adurch wurde die Krümmung der Finger bewirkt. 
Die Operation (bei welcher der Patient chlorofor⸗ 
nirt wurde) bestand nun darin, daß Herr Dr. 
züngst die Strenge erst zertheilte und dann die— 
elben herausnahm resp. herausschnitt. Die Ope⸗ 
ration war von wunderbarem Erfolg: der über 
ille Maßen jetzt frohgestimmte Bitburger Herr hat 
vie der St. J.⸗S. A. berichtet bereits wieder ge— 
rade Hände und kann die Finger flott bewegen; 
in nicht ferager Zeit wird er wieder im Vollgebrauch 
der Hände sein. 
St. Johann. Auf eine Eingabe hiesiger 
kelbstständiger Handwerker betreffend ihre 
Aufnähme als Mitglieder der Ortsktranken- 
afsse in St. Johann wurde vom Vorstand dieser 
Zassenverwaliung erwidert, daß kein Grund vorliege, 
»em Gesuche zu willfahren; das Statut der Oris- 
krankenkasse gestatte nur die Aufnahme von Arbeit⸗ 
iehmern; es stehe den Handwerksmeistern frei, sich 
n die gewerbliche Unterstützungskasse der Städte 
St. Johann-Saarbrücken aufnehmen zu lassen. 
FSaarbrücken, 16. Febr. Gestern Abend 
vurde den Einwohnern mittelst der Schelle ange— 
ündigt, daß Hochwasser zu erwarten sei. Die 
Saar ist seit gestern bedeutend gewachsen. 
Bei der gestern stattgehabten Versteigerung des 
Hauses des Herrn Jakob Simon in den Herren⸗ 
zärten ist dasselbe von dem Sohne desselben Herrn 
Dr. Alfred Simon für 30,000 Mark erstanden 
worden. (S. Z.) 
7 Das Gastspiel der renommierten Kunst- 
erin Frl. Sophie König vom Stadttheater in 
Frankfurt a. M. in Saarbrücken wird nun der 
5. 3. zufolge, jedenfalls nächste Woche stattfinden 
und hat die Direktion, trotz der bedeutenden Kosten, 
velche die Gäste und überhaupt die Aufführung der 
IPperette „Schöne Helena“ verursacht, die Preise 
neduziert; es kostet daher ein Sperrsitz im Vorver⸗ 
auf 2 Mk. und an der Abendkasse 2.30 und der 
erste Platz 1,80 Mt. 
7. Wellesweiler, 183. Febr. Heute Morgen 
jalb 10 Uhr erscholl hierselbst Fe e— 
rannte das Oekonomiegebäude des Ackerers Ch. 
dlein. Durch den reichlich vorhandenen Vorrath 
an Stroh und Heu war an eine Dämpfung des 
Feuers nicht zu denken und brannte innerhalb 2 
Ztunden das ganze Gebäude bis auf die Mauern 
nieder. Mit Erfolg beschränkte sich die Feuerwehr 
aur darauf, das angebaute Wohnhaus zu reiten. 
Heute Abend war man noch mit dem Wegräumen 
der Trummer und des noch rauchenden Schuttes 
»eschäftigt. Ein Glück kann man es nennen, daß 
ich der Sturm, der in den letzten Tagen herrschte, 
jelegt hatte. Das ganze abgebrannte Gebaͤude ift 
hon einmal. vor 5 Jaͤhren ein Raub de Flamme 
geworden, aber dann vergroößert wieder aufgeha⸗ 
worden. Dassfelbe war versichert. 
fF Nürnberg. Drei hiesige Arbeiter gewanne 
mit je einem Loose der Baisweiler Lotterie je in 
Mark. 
f Detmold, 18 Febr. Dem Landtage wo⸗ 
u. a. eine Regierungsvorlage zugegangen, wels 
die Aufstellung von zwei berittenen Genp 
darmen verlangte. Lippe ist vielleicht der einzig 
Staat dem dieses Inftitut bis jeht febit — buhn 
Anwesenheit des Kaisers im September v. J. wurder 
berittene Gendarmen aus dem Preußischen nach die 
ommandirt. Der Landiag konnte sich indessen nih 
ꝛon der Nothwendigkeit der Vorlage überzeugen und 
lehnte dieselbe ab. Schnellfüüßige Verbrecher werden 
—X auf ri⸗ 
gutes „Fortkommen“ haben. 
Braunschweig, 14. Febr. Seit letzter 
NRacht herrschen hier starke Schneestürme, welch 
neue Verkehrsstockungen verursachen. Die Braun⸗ 
chweigische Landesbahn und die Strecke Bram— 
weig · Hildesheim mußten den Verkehr gang ain 
stellen. Auf der Staatsbahn sind viele Strecken 
gesperrt. Der Verkehr nach Süddeutschland ist iu 
noch über Magdeburg moͤglich. 
Kiel, 14. Febr. Die Flensburger und 
Ostholsteinische Bahn stellien wegen Schneederweh⸗ 
ungen den Bettieb ein. Die Verbindung mit Ham— 
burg ist unsicher. 
FSilberne Fünfmarkstüde mit dem 
Bildnis Kaiser Wilhelms II. und der Jahreszah 
1888 find kürzlich allerdings in geringer Anzahi, 
zur Ausgabe gelangt. Die fortan im Laufe de 
Jahres noch zu prägenden Gold⸗ und Silbermünzen 
verden sämtlich die Jahreszahl 1889 erhalten. 
f Brüssel, 14. Febr. Dem „Journal du 
penple“ zufolge löste sich von einem heute von 
CThalons nach Namur abgelassenen Güterzuge hei 
Aye ein Theil der Waggons ab und lief zurue 
nach Aye, wo ein von Namuc kommender Zug in 
die Wagen hineinfuhr. Der Bahnhofsvorsieher 
wurde verletzt und die Wagen des von Namur 
ommenden Zuges sowie die Frachtgüter stark be 
chädigt. 
F Ein vom Aberglauben befangener 
Abonnent eines amerikanischen Blattes fand in feine 
Zeitung eine Spinne und verlangte zu wissen, oꝛr 
dies nicht als ein böses Omen zu betrachten sei. 
„Keineswegs“, erhielt er zur Aniwort, „die Spinne 
zing blos die Spalten der Zeitung durch, um zu 
sehen, wer nicht inserirt, damit sie dann quer über 
den Verkaufsladen des Betreffenden ungestört ihr 
Retz spinnen und dauernden Aufenthalt nehmen 
könne.“ Das ist in der That eine echt amerikanisch 
Antwort. 
amiliennachrichten. 
Gestorben: In Edigheim Johannes Ihle, 6 
J. a. in Neunkirchen Dr. med. Christian Neu⸗ 
meister, 26 3 
ar tbericht. 
St. Ingbert, 16. Februar. (Lebensmittel- und 
Marltpreisen Weißbrod e/ Kilo 25 Pfa.. Gemischbrot 
3.Kilo 78 Pfa., Kornbrod 8 Kilo 68 Pfe., paar Wedt 
Efs, Butter 9 Kilo 1 Mt. 10 Pfg., Rindfleisch 40 pfg 
dis 50 Pfa., Kalbfleisch 80 Pfg.. Schweinefteisch 56 Pfe 
bis 60 Pfgo. Hammelfleisch 50 Pfg., ein Hafen Milch 2 
Pfg. bis 830 Pfg., Rahm /2 Liler 40 Pfg., ein Ko 
Veißkraut 8 Pfs, bis 12 Pfg., Rothkraut 20 pig. bi 
Pfs, Kartoffeln 8 Mt. 80 vsg, Heu — Htt. do Pfa. 
Strob dos p·— wm 80 Nfg. 
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Neueste Nachrichten. 
Berlin, 15. Febr. Der Reichsanzeiger“ 
yubliziert das Uebereinkommen, betreffend die gegen⸗ 
zitige Anerkennung der von den Gymnaßen, 
stealgymnasien und Realschulen erster Ordnune 
ausgestellten Reifezeugnisse, welches nunmehr 
die Zustimmung der sämmtlichen deutschen Bundes⸗ 
regierungen gefunden hat. 
Die diesjährige Preisbewerbung bei der könig⸗ 
lichen Akademie der Kunste um den großen Staats⸗ 
preis ist für das Fach der Bil dhaueèereibestimmt. 
Berlin, 15. Febr. Die —AX 
doner Ausgate des „Newyork Herald“ aus Was- 
hington, Staatssecretär Bayard habe die Bedingung 
destellt. Fürst Bismarck solle die kriegerischen Ope— 
rationen in Samoa telegraphisch suspendieren, im 
Weigerungsfalle würde er (Bayard) die Betheilig— 
ung an der vorgeschlagenen Conferenz ablehnen, 
ist erdichtet; Bayard stellte keine solche Bedingung. 
sondern äußerte nur Wünsche. 
Vetersburg, 15. Febr. Der „Swjet“ 
pelcher über afg hanische Vorg ange hut un⸗ 
serrichtet ist. da der Oberbefehlshater Komgow ein