doch unglücklicher Weise zu Boden. Ein Hinterrad
des Wagens ging ihm über den rechten Oberschenkel
wodurch er eine schwere Queischung erhielt, außer⸗
dem ward er noch eine Strecke mitgeschleift. Per
Chaise beförderte man den Bedauernswerthen in
das Hospital. — In ihrem weiteren Laufe ver—
suchten die Pferde über einen andern Wagen zu
setzen, schirrten sich durch den Sptung selbst aus
und blieben dann ruhig stehen. Die beiden Wagen
waren so in einander geschoben, daß man sie dann
ganz zerlegen mußte.
5 St. Ingbert, 8. Jan. Auf die uner⸗
warteter Weise in der St. Ingb. Zeitung erschie⸗
nene Entgegnung auf unsere Korrespondenz bezüg-
lich der Christbaumfeier des kath. Gesellenbereins
haben wir nicht die geringste Veranlafsung eingehend
zu aniworten, da der Herr Entigegner nicht einmal
den Versuch gewagt hat, unsere Behauptung Lügen
zu strafen. —
— Pirmasens, 7. Jan. (P. A.) Heute
Nacht ereignete sich eine bedauerliche Messeraffaire.
Der Schuhmacher und Krämer Herr Karl Leister
erhielt durch einen Hieb mit einem im Griff fest-
stehenden Messer eine Schnittwunde vom linken
Ohr bis zur Nase, glücklicherweise ohne das Auge
zu verletzen, so daß die Verletzung eine heilbare
sein dürfte. Es scheint, daß der Verletzte „irr⸗
thümlicherweise“ gestochen wurde und der Thaͤter,
einen anderen treffen wollte. Der That derdachtig
find die Schuhmacher Wilh. Adolf und Kornberger,
letzterer ein Geselle des Leister. Die Untersuchung
wird ja wohl den eigentlichen Thäter ermitteln.
— Gimmeldingen, 6. Jan. Von einer
seltsamen Geburt, welche dieser Tage hier geschah
ist von hier zu berichten. Die Ehefrau eines hie⸗
sigen Bürgers schenkte einem Kind männlichen Ge⸗
schlechts das Leben. Bei der Geburt wurde zum
Befremden Aller entdeckt, daß dem kleinen Welt⸗
durger das linke Beinchen fehlte. Der Schmerz
der Eltern läßt sich denken. Das Kind ist sonff
normal gebildet und erfreut sich nebst der Muiter
des besten Wohlseins.
— Ludwigshafen, 7, Jan. Der auf
dem Hemshof wohnende Uhrmacher Müller, der ein
größeres Uhrenlager im Wert von etwa 10,0009
Mark hatte, hat den weitaus größten Teil seiner
Uhren in Pfandhäusern versetzt und durch Zwischen⸗
händler zu Schleuderpreisen absetzen lassen. Er
wurde am Samstag wegen Betrugs durch die
Polizei verhaftet. — Vergangenen Samstag wurden
durch die hiesige Gendarmerie Peter Hery, 22
Jahre alt, und Peter Herh, 18 Jahre alt (beide
find von Bühl gebürtig und stehen in keinem ver
wandischaftlichen Verhaͤltniß zu einander), ver⸗
haftet und nach Frankenthal abgeführt. Ersterer
war in der Gebr. Sulzer'schen Fabrik und letzterer
in der Bad. Anilin- und Sodafabrik beschäftigu
Beide Burschen sind nach dem „Pf. K.“ dringend
verdächtig, die in der Neujahrsnacht zu Boͤhl statt
gehabten Brände angelegt zu haben.
— Ludwigshafen, 7. Jan. Gerein
zur Förderung des Baues der Gedächtnis⸗
kirche zur Erinnerung an die Protestation zu Speyer
1529.) Der „Pf. K. ist in der erfreulichen Lage,
mitteilen zu koönnen, daß die von dem hiesigen
Lokalverein veranstalteten Sammlungen nach den
bis jetzt eingelaufenen Einzeichnungslisten ein sehr
befriedigendes Resultat zu geben versprechen.
— Frankenthal, 4. Januar. Wie der
„Maͤnnheimer General⸗Anzeiger“ mittheilt, erhielten
gestern vom hiesigen Schöffengericht die 16 bis 17
Jahre alten Kaspac Fischer, Fabrikarbeiter, 2
Monate und Ludwig Marnet, Tüncher, 23 Monate
Gefangniß. Beide sind aus Maxdorf; dieselben
haben im letzten Herbst Mannheimer Radfahrer
welche auf der Fahrt von Dürkheim nach Mann⸗
heim Maxrdorf passirten, mit Steinen beworfen.
— Frankenthal, 5. Jan. Ein patrio⸗
tischer Metzger! In Worms at ein Schweine-
metzgermeister dos Geluͤbde abgelegt, daß der erst⸗
bayerische Soldat, welcher mit einer Pickelhaube
(Helm) seinen Laden betritt, sich die großte Prima-
Wurst als Geschenk aussuchen darf. Dem Mann
koarn getelfen werden.
— GPfälzisches Gewerbemuseum.d))
Im Auftrage des kaiserl. deutschen Reichsamtes
erschien in den letzten Jahren bei H. Stankiewitz
in Berlin eine Nachweisung der im deutschen Reiche
gesetzlich geschützten Waarenzeichen, welche sich über
die Zeit von 1875 - 1887 erstreckt und die mit
dem vor einiger Zeit erschienenen IV. Bande ihren
dorläufigen Abschluß fand. Das pfälzische Gewerbe⸗
museum hat seiner Zeit auf diese für gewerbliche
und industrielle Kreise höchst wichtige Publikation
aufmerksam gemacht und eine große Anzahl Pfälzer
Firmen zum Abonnement eingeladen. Seine Fort—
setzung soll das Werk in jährlichen Ergänzungs
bänden zu 6 M. finden, durch welche die im be—
treffenden Jahre unter gesetzlichen Schutz gestellten
Marken und Muster publizirt werden sollen. Nup
jat nach einer Mittheilung des kgl. bayer. Staats-
ministeriums des Innern das Unternehmen, welches
diesbezüglichen, aus gewerblichen Kreisen herrühren⸗
den Wünschen entgegenkommen sollte und mit Unter—
tdützung der Reichsregierung ins Leben trat, so
venig allgemeine Unterstützung in Interessentenkreisen
exfahren, daß Gefahr fur dessen Fortsetzung besteht.
Bei der Wichtigkeit der Sache für den Waarenver—
jehr und die Erwerbung neuer Schutzmarken wäre
zie Einstellung des Unternehmens sicher zu beklagen
Außer für direkte Jateressentenkreise würde die An⸗
chaffung des Werkes namentlich auch für gewerb⸗
liche Korporationen, wie die Bejzirksgremien der
dandelskammer, die Gewerbevereine, die Verwalt⸗
ungen, industrie- und gewerbsreichen Orle ꝛ⁊c., als
Nachschlagewer? für ihre Interessenten sehr vortheil⸗
haft sein, ebenso wie auch das Gewerbemuseum
dasselbe in seinem Auskunfts- und Patentbureau
zur Benützung für Interessenten aufgelegt hat. Die
Anschaffungskosten für die erschienenen 8 Bände
»etragen 60 M., die jährlichen Fortsetzungen kosten
8 M. Das pfälzische Gewerbemuseum ist zur
Vermittlung von Abonnements gerne bereit.
— Aus der Pfalz, 6. Jan. Der Rech⸗
nungsnachweis über daos Pfaälzische Lehrerwaisenstif:
pro 1887 verzeichnet folgendes Ergebniß: Ein⸗
nahme a. auf das Vermögen 14,844 M. 18 Pf.,
b. auf die Verwaltung 12,264 M. 07 Pf.,zu—⸗
s'ammen 27,108 M. 25 Pf. Ausgaben: a auf
das Vermögen 5000 M., b. auf die Verwaltung
11,895 M. 64 Pf. zusammen 16,895 M. 64
Pf. Totale Mehreinnahme 10,212 M. 61 Pf.
ab die Ausstände 8 M., bleibt Barbestand 10,209
M. 61 Pf. Das Gesammivermögen beläuft fich
Ende 1888 als zinstragendes Kapitalvermögen auf
nahe 110,000 M. Unterstützt wurden 174 mino⸗
renne Waisen und 22 (erwerbsunfähige, dürftige)
majorenne. Letztere erhielten je eine Gabe von 40
M., erstere eine solche von 30 M., von 62, 50
und 75 M., je nach dem Grad der Dürftigkeit.
Im Ganzen gelangten 10,805 M. zur Verteilung
und blieben noch 283 M. 55 Pf. zur Verfügung
für etwa nachträglich nothwendig werdende Unter—
Jützungen in Händen des ersten Direktors. Im
Jahre 1887 standen blos 8670 M. 44 Pf. zur
VBerfügung, pro 1888 also 1918 M. 11Pf.
mehr, was hauptsächlich auf den Gewinnanteil aus
der zweiten Prämienlotterie des Bayerischen Lehrer⸗
vereins zurückzuführen ist.
Vermischtes.
r Neunkirchen, 6. Jan. Die heutigt
„Saar- und Blies⸗Zig.“ schreibt: „Vor einigen
Tagen haiten wir ein „Eingesandt“ veröffentlicht,
welches dem in weitesten Kreisen verbreiteten Wunsche
Ausdruck gab, Herrn Geheimerat Freihert
don Stumm wieder als Vertreter unseres
Wablkreises im Reichssstage zu wissen, nachdem be⸗
kannt geworden war, daß Herr Geheimerat Bot⸗
nanneineWiederwahl ablehne. Ueber
die Stellung des Herrn Geheimrat von Stumm
elbst zu der Frage waren wir damals nicht in—
'ormiert, heute sind wir aber zu nachstehender Mit⸗
eilung ermächtigt. Herr von Stumm ist sich des
seinen ehemaligen Wählern gegebenen Versprechens
wohl bewußt, wieder auf den Kampfplatz zu treten,
falls Staat und Monarchie wie in der Konfliktszeit
wieder durch eine faktiös oppofitionelle Mehrheit
gefährdet erscheinen, oder falls seine Privatverhält⸗
nisse sich so gestalten sollten, daß ihm eine längere
Abwesenheit ohne allzu große Opfer möglich wird.
Beide Voraussetzungen treffen aber zurzeit nicht zu;
einerseits verbürgt die Zusammensetzung der Mehr⸗
heit im Reichsstage wie im Abgeordnetenhause ein
gedeihliches Zusammenwirken der Volksvertretung mit
der Reichs ˖ bezw. Staatsregierung, und andererseits
ist Herr von Stumm durch Familien⸗ und geschäft⸗
liche Verhältnisse heute mehr als je in Anspruch
genommen. Er hat daher an Herrn Bormann
die dringende Bitte gerichtet, sür den Rest der
laufenden Sesffion ein Mandat zum Reichstage
wieder zu übernehmen; wird dieser Bitte ent-
iprochen, so ist die Wiedermahl des in jeder Be—
siehung tüchtigen und bewährten Abgeordneten
Herrn Bormann zuversichtlich zu erwarten. Keines⸗
alls vermag der letztere aber über die laufende
Beriode hinaus im Reichstage zu verbleiben und
vird somit im Jahre 1890 der Augenblick kommen,
wo wir uns nach einem neuen Kandidaten umsehen
müssen. Sollten die Verhältnisse es Herrn von
Stumm ermoͤglichen, so wird er sich dann den etwa
an ihn herantretenden Wünschen des Wahlkreises
nicht entziehen.“
4 Forbach, 6. Jan. Bei der seit letztem
derbst fortwäͤhrend herrschenden günstigen Witterung
sonnten die von Herrn Fabcikbesitzer G. Adt unter
hedeutendem stostenaufwand angeordneten Ausgrab-
angen auf dem Schloßberge bis jetzt ununterbrochen
fortgesetzt werden. Ueber die dabei erzielten Er⸗
gebnisse hat Herr Fabrikant Adt anläßlich der kürz⸗
lich in Metz stattgefundenen ordentlichen Versamm⸗
lung des neugegründeten „‚Lothriagischen Geschichts.
und Alterstumsvereins“ eingehenden Bericht er—
tattet. Nach fachmännischem Urteile wird die ge⸗
plante vollständige Bloslegung der Ruinen, deren
räumliche Ausdehnung alle Erwartungen übertroffen
jat, noch über ein Jahr in Anspruch nehmen.
FGeistesgegenwart und Muth in
hohem Maße bewies ein höherer Steuerbeamter,
der die Revision einer großen Brennerei in Wan⸗
tenscheid vornahm: Außer ihm befanden sich
noch vier Personen in dem Raume, als ein Ar⸗
hbeiter mit dem Lichte einem 4000 Liter 100pro⸗
zentigen Sprits enthaltenden Fasse zu nahe kam.
In demselben Augenblicke schlugen auch schon die
Flammen aus dem Spundloch heraus. Rasch wie
der Bliz legte der Beamte die flache Hand auf das
Spundloch, dämpfte das Feuer dadurch und rettete
jo Aller Leben. EFine Sekunde später würde die
todtbringende Explosion erfolgt sein.
F Crefeld, 7. Jan. Der Rheintraj et
Grieihausen-Welle auf der Strecke Cleve⸗Zevendar,
st von heute ab wegen Eisgang gesperrt; die
steisenden nach Holland müssen über Cleve-Nyn
wegen oder rechtsrheinisch uber Oberhausen-Emmerich
fahren.
F Bescheidene Anfrage. „Warum tragen
die Schutzleute die Schuppenketten unter'm Kinn?“
Mit dieser müßigen Frage irat in Kassel ein
Handelsmann an einen Schutzmann heran, welcher
auf der Fuldabrücke stand und, wie es die von
dem Polizeidirektor erlassene Bestimmung vorschreibt,
die Sturmketie seines Helmes unter's Kinn g:⸗
zogen hatte. Als der Schutzmann dem ihm unb
kannten Handelsmann keine Antwort gab, sagte
Letzterer zu dem Schutzmann, er sei bei dem Poli-
zeieInspektor in dienstlichen Angelegenheiten gewesen
und habe demselben bereits obige Frage vorgeleg“
Der Herr Polizei⸗Direktor habe dieselbe dahin be—
antwortet, daß die Schutzleute deshalb ununter⸗
brochen die Schuppenketten herunterziehen müßten,
damit sie in betrunkenem Zustande den Helm nicht
verlieren. Dieser Witz machte böses Blut; die ge
sammte Schutzmannschaft fühlle sich durch die alberne
Aeußerung beleidigt. Unser Handelsmann wurde
daher unter der Anklage der Beamtenbeleidigung
vor Gericht gestellt. Der Gerichtshof fand in der
gethanen Redensart, obwohl der Angeklagte bemühf
war, sie als einen schlechten Witz hinzustellen, eine
schwere Beleidigung der Kasseler Polizeibeamten
und verurtheilte den Angeklagten, der schon vor⸗
bestraft ist, zu einer Gefängnißstrafe von dier
Wochn.
Die MaschinenbausGesellschaft NUrnberg
hat neuerdings für Rechnung deristalienischen
Bahnen eine Bestellung auf 1000 Stück Güter⸗
wagen echalten und wird sich die Gesellschaft zur
Vermehrung der Arbeitskräfte veranlaßt sehen.
Augsburg, 4. Jan. Mur immer praktisch.)
Ein älterer Herr, Privatier dahier, der wegen seiner
zuten und praktischen Einfälle auch in weiteren
Freisen bekannt ist, schrieb am Neujahrstag mit
Kreide an die äußere Thüre, mit welcher der
Forridor seiner Wohnung abgesperrt ist: „Besten
Dank! Ich mein's ebenso!“ Verschiedene Neujahr?⸗
zratulanten, welche mit frohen Hoffnungen auf
etwas „Klingendes“ die zwei Treppen hinaufge—
klettert waren, verließen, erfüllt von bitterer En
äuschung die Thüre des ebenso höflichen als pra
tischen „alten Herrn“.
F Passau, 3. Jan. Eine Typhusepi«
demie ist in der Ilzstadt ausgebrochen und waren
bis zum Montag bereits zwölf Personen daran
erkrankt. Im Laufe des gestrigen Tages sind neue
Erkrankungsfälle zur Kenntniß gelangt und steht
zu befürchten, daß die Epidemie noch weiter um
ich greift. Als Ursache bezeichnet das vom Bezirks⸗