Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bewerkstelligung Herr Ingenieur Skinner in Eng⸗ 
sand weilt, bereits gelungen, so daß die Ausführung 
dieses Projektes gefichert erscheint. 
Die Generalobersammlung der Volksbank 
Fdenkoben (eingetr. Genossenschaft) findet am 
— 
Uhr im Saale des Herrn Fr. Croissant „zum 
vowen? statt. Nach dem Rechenschaftsbericht betrug 
die Zahl der Mitglieder Ende 1887 710, einge— 
treten find im Jahre 1888 33, also Ende 1888 
7483. Davon sind gestorben, ausgetreten und ver⸗ 
jogen 25, bleiden in Summa 718 Mitglieder. 
Der Reingewinn beläuft sich nach dem Gewinn- und 
Berlust⸗Konto pro 1888 auf 19 766. 32. Es werden 
don dem Aufsichtsrathe als Dividende zur Ver⸗ 
theilung unter die Mitglieder 7 pCt. in Vorschlag 
gebracht. 
— Neustadt. Dem „Pf. K.“ wird mitgetheilt, 
zaß die Wirthschaft des Herrn G. Kullmann 
hier auf 9 Jahre um jährlich 9000 M. an die 
Actienbrauerei Ludwigshafen derpachtet wurde. 
— In Speher trat vorgestern unter dem 
Vorsitze Sr. Exzellenz des Herrn k. Staatsrathes 
und Regierungspräsidenten v. Braun die Kommission 
zur Bescheidung der Berufungen gegen die 
Beschlüsse der Kapitalrentensteueraus- 
schüsse der Pfalz wiederholt zusammen. 
Kommissionsmitglieder sind die vom Landrathe ge⸗ 
wählten Herren Kommerzienrath J. Krieget, Fa- 
drikdirektor in Kaiserslautern, Rentner Ludwig 
Neumayer, Adjunkt in Frankenthal, Rentner Otto 
Freudenberg, Landtagsabgeordneter in Zweibrücken, 
d. Konig, Fabrikant in Pirmasens. und F. W. 
Keßler, Kaufmann in Bergzabern. — Außerdem 
nehmen vom uk. Staatsministerium der Finanzen 
jiezu ernannt die Herren k. Regierungsrath Ulmer 
und ek. Regierungsassessor Baumann von Speyer an 
den Verhandlungen theil. Als Vertreter der ärari— 
lischen Interessen wohnt Herr Oberregierungsrath 
Schwarz von Speyger bei. Die Funktion eines 
Schriftführers ist Herrn Rechnungskommissariats⸗ 
itzessisten Berthold übertragen. 
— Wachenheim, 7. März. Heute Vor⸗ 
mitiag wurde der Winzer Gg. Peter von hier von 
seinen Angehöriger erhängt aufgefunden. Der Un⸗ 
zlückliche, ein im 54. Lebensjahre stehender Jung⸗ 
geselle soll die unselige That in einem Anfalle 
geistiger Störung verübt haben. Derselbe fiel 
nämlich dem Vernehmen des „G.A.“ nach gestern 
Abend so verhängnißvoll die Stiege seines Hauses 
herab, daß er wahrscheinlich eine schwere Hirner⸗ 
schütterung davontrug und noch waährend 
der Nacht den Arzt in Anspruch nehmen mußte. 
Was beregten Fall noch besonders tragisch macht, 
dürfte wohl der Umstand sein, daß der Verstorbene 
sich in der letzten Zeit mit Heirathsgedanken trug 
und sich mit nächstem mit seiner ehemaligen Jugend- 
iebe, einem gleichalterigen braven Madchen von 
hier, zu verehelichen gedachte und zu dem Ende seit 
Samstag als Verlobter publizirt worden war. 
— Frankenthal. Emne Angelegenheit, die 
nicht allein die angehenden Parteien, die Mitglieder 
des Gesangvereins „Liederkranz“ in Edigheim, 
ondern auch weitere Kreise interessierte, kam letzten 
Mitiwoch vor der Zivilkammer des hiesigen kgl. 
Landgerichts zur Verhandlung. Infolge Meinungs- 
berschiedenheit in betreff Anschaffung einer Vereins⸗ 
fahne entstanden im gedachten Vereine Zwistigkeiten, 
die so weit führten, daß sich eine Anzahl Mit⸗ 
glieder vom Verein trennten, einen neuen Verein 
gründeten und behaupteten, der ihrige sei der 
richtige alte, im Jahre 1845 gegründete „Lieder- 
kranz“ und da mit dieser Abtheilung der seitherige 
Vereinsrechner ging, behielt er das Vereinsvermögen 
in Händen. Dies wollte sich die andere Abteilung 
die zwei Drittel Mitglieder mehr hat, wie die erste, 
nicht gefallen lassen und behauptet der alte Verein 
zu sein, klagte dieserhalb auf Herausgabe des 
Vereinsbermögens, bestehend in bar Geld, Harmo— 
nium und Musikalien. Die beiden Herren Ver—⸗ 
theidiger legten jeder in seiner Wise die Ange⸗ 
egenheit klar und der Zuhörer mochte mit dem alten 
Fritz sagen: Jeder hat Recht. Zu einem Urtheils⸗ 
spruch kam es, wie das „Tgb.“ mittheilt, nicht, 
und den beiden Parteien wurde von berufener 
Seite nahe gelegt, den Frieden in der Gemeinde 
zu erhalten, sich in der Weise zu einigen, daß die 
Mitglieder des Vereins Liederkranz, wie sie sich 
nor der Trennung zusammensetzten, in einer ge⸗ 
neinsamen Generalbersammlung einen neuen Vor⸗ 
stand und Ausschuß wählen. Diesem Versöh— 
nungsvorschlag gaben die Kläger ungesäumt Zu— 
zimmung, während die Beklagten anscheinend zs⸗ 
gerten und nicht so entgegenkommend waren. Der 
Schluß der Gerichtsverhandlung findet Donnerstag, 
den 21. März statt. 
Vermijschtes. 
4Nach den allerhöchsten Verordaungen dürfen 
die vor Einführung der Pickelhaube pensionirten 
önigl. bayerischen Offiziere beim Anlegen der 
Aniform noch den Raupenhelm tragen. 
4 Am morgigen Sonntag, nachmittags 8 
Uhr, findet in Du dweiler eine Bienenzüchter—⸗ 
bersammlung statt, in welcher Herr Hauptlehrer 
Wagner über „die Hindernisse einer gedeihlichen 
Bienenzucht“ spricht. Ein zweiter Vorirag wird 
don Herrn Hauptiehrer Sproß gehalten. Der Ver⸗ 
sammlung liegen vor: 1. circa 20 Kunstwaben⸗ 
proben; 2. verschiedene Lothringer Bienenwohnungen 
don Siroh, welche schon zum Preise von 5 Mark 
zu haben sind; 8. eine Probe von Naphtaline, 
velche in der Bienenzucht in verschiedener Weise 
Anwendung findet; 4. ein Smoker „ohne Rauch“; 
5. ein Wabenfüller. — Die Kunstwabenproben 
zeigen in ihrer Ausführung große Verschiedenheit 
und es stellen sich die Preise gegen früher bedeutend 
niedriger. Schöne, sehr angenehm duftende Waben 
don reinem Bienenwachs kosten im Massenbezug 
3,50 Ml. a xXg franlo hier, während mit Ceresin 
Jemischte Ware schon zu 8 Mt. geliefert wird. 
die Versammlung findet ausnahmsweise im Gast⸗ 
haus Bayer statt. Alle Imker und Imkerfreunde 
haben freien Zutritt und sind herzlich willkommen. 
Frankfurt. Ein nicht eingeldstes Hei⸗ 
athsversprechen kam einem jungen vermögenden 
Zaufmann iheuer zu stehen. Derselbe hatte sich 
nit einem 17 Jahre alten Mädchen verlobt, über- 
legte sich aber die Sache anders und trat zurück 
»hne im Einverständniß mit der Braut zu sein. 
Nun wurden die Eltern des Mädchens klagbar 
ind führten aus, daß durch das Zurücktreten vom 
Perlobniß die „ganze zukünftige Carriere ihrer 
Tochter“ verdorben sei. Da das Gericht den 
Fahnenflüchtigen zur Liebe nicht zwingen konnte, 
d verurtheilte es ihn, seinen Worthruch mit 15.000 
Mk. zu sühnen. 
F'Zur Warnung. Das Dienstmädchen eines 
Brauers in Offendach hatte das Unglück eine 
Stecknadel zu verschlucken. Dieselbe hat sich in der 
Speiseröhre festgeseßt und da das Madchen durch 
zinzugetretene Halsanschwellungen Erstictungsanfäll 
jatie, so muͤßte zur Oeffnung der Sbpeise- 
hre geschritten werden. Diese Operation hatte 
ndessen nicht den erwarteten Erfolg, denn die 
Nadel sitzt unvermutheter Weise tiefer im Halse, 
so zwar, daß eine weitere Operation wohl als aus⸗ 
geschlossen zu betrachten sein dürfte. Die Unglückliche, 
welche die üble Gewohnheit hatte, Nadeln im Munde 
zu halten, befindet sich in Folge dessen in böchster 
debensgefahr. 
pEine seltene Operation ist am 
Samstag in der Gießener Klinik vorgenommen 
vorden. Es handelte sich um einen an Magen- 
rebs leidenden Kranken, dem etwa drei Viertel 
des Magens herausgenommen werden mußten. 
Die mehrstündige, äußerst schwierige Operation 
vurde duͤrch Professor Dr. Bose vollzogen. 
., Ein Schüß bin ich in des Regen- 
ten Sold“, so sang neulich, ein hervorragen- 
)»es Mitglied des Dortmunder Opernpersonals, Herr 
Bustav Landauer (Lauda), ohne zu ahnen, daß er 
chon am folgenden Tage solches in Wirklichkeit 
ein werde. Herr Landauer, aus Bahern stammend, 
jatte es versaumt, sich rechtzeitig zur Stammrolle 
anzumelden oder zu gestellen, was im Deutschen 
—D 
daß Herr Lauda der vermißte Landauer war; so— 
ort wurde er zum Bezirkskommando geholt, ärztlich 
antersucht und, als zum Dienst tauglich befunden, 
aach Wesel transporlirt, um in ein Regiment ein⸗ 
gereiht zu werden. 
Ein Vermißter aus dem deutsch 
französischen Kriege. In der Schlacht bei 
Wörth befand sich unter den Vermißten auch der 
Ulan August Pfeifer aus Löbstädt bei Stadt 
sulza in Sachsen⸗Weimar. Seine Eltern, begüterte 
Landleute, haben bisher vergeblich auf ein Lebens⸗ 
zeichen von ihrem Sohne geharrt. Endlich haben 
sie einen Brief von dem verloren geglaubten Sohne 
aus Algier erhalten. In einem Sack Kaffee, der 
an das Betriebsamt Erfurt gelangte, fand sich 
nämlich vor Kurzem der Brief vor, und das Be⸗ 
riebsamt bat ibn dann den trauernden Eltern zu 
gestellt. Der Sohn teilt ihnen darin mit, daß ey 
schon ofl an sie geschrieben, daß aber die franzo. 
ischen Behörden in Algier seine Briefe vernichle 
hJaben müßten. da er niemals Antwort erhallen 
jabe. Der eigenartige Fall ist zut Anzeige gebrach 
worden und die deutsche Reichsregierung soll sich m 
iner Anfrage an die französische Regierung gewand 
haben. Bisher haben die Franzosen immer alb 
Heschichten von „deutschen Gefangenen in Algier 
fur Marchen erllärt; man ist daher gespannt, wi 
fich die Sache hier aufklaͤren wird. 
'Franzosische Rarrheit. Einem Lesen 
der Koͤln. Zig.“ ist auf seinen Liuftrag, in den 
in Paris erscheinenden France“ eine Geschaftsan— 
zeige einzurücten — es handelte sich um den An— 
iauf französischer Waaren — folgende Antwort zu— 
gegangen: „Mein Herr! Wir siud bereit, die An— 
seige, um deren Aufnahme Sie uns ersuchen, ein— 
urucken: indessen möchte Ihnen der Preis für di 
Aufnahme vielleicht etwas hoch erscheinen. Er be— 
trägt nämlich fünf Milliarden Franken, die Si— 
uns gütigst vorauszahlen wollen und die wir dan 
der franzoͤsischen Regierung geben werden als Ent— 
schädigung für die 8 Milliarden, die Sie und Ihr 
Freunde uns im Jahre 1871 gestohlen haben. In 
ebrigen theile ich Ihnen mit, daß ich, falls Si 
dieses Abkommen nicht annehmen, darüber wacher 
werde, daß Ihre Anzeige in keiner anderen Zeitung 
Frankreichs Aufnahme findet. Bleiben Sie zi 
dause, mein lieber Deutscher, das ist das Besie 
das Sie thun können. Ich habe nicht die Ehre 
Sie zu grüßen. Lucien Nicot, Redakteur an der 
„France“. 
FDer „Skat⸗Schwiege rsohn“. Au' 
einem Balle war's; Fräulein A. hatte die Bekannt 
schaft des Herrn M. gemacht. Dieser war ein gar 
liebenswürdiger Gesellschafter, und schon nach den 
zweiten Walzer, den er mit Fräulein A. getanzt. 
war's klar zwischen Beiden: Fe liebten sich. Nur 
ist fie aber die Tochter eines sehr reichen Hausbe 
sitzers, er dagegen ein armer Teufel. Was thun 
reflektirte das Töchterchen, um Papa von der Noth 
wendigkeit einer Verbindung mit Herrn M. zu 
berzeugen? Das Fräulein grübelte Tage lane 
darüber nach. Endlich ein rettender Gedanke 
Papa ist ein eifriger Slatspieler; flugs gab Fräu⸗ 
lein A. ihrem Auserkorenen den Rath, im Restau⸗ 
rant Z., wo der Papa sein tägliches Spielchen zu 
machen pflegt, zu verkehren, sich zu bemühen, dor! 
die Bekannischaft des strengen Herrn Papas zi 
machen und, wenn möglich, einmal seine Skar⸗ 
Talente, die, nebenbei gesagt, ganz hervorragend 
sind, glänzen zu lassen. Und richtig, wie da 
Töchterchen es gedacht, so kam es. Eines Abend 
wollte es der Zufall, daß in der Gesellschaft det 
reichen Hausbesitzers der dritte Mann fehlte. Durch 
die Vermittlung des Wirthes war die Bekanntschaft 
wischen Hrn. A. und Hrn. M. alsbald gemacht und 
schon in der ersten Minute wurde zum Spiel gereizt. 
Donnerwetter, junger Mann, Sie spielen ja brib 
iant, wir müssen vöfters spielen“, rief Herr A 
freudig aus, „Sie müssen einmal zum Skatabend 
zu mir kommen.“ Herr M. ließ sich das nich! 
zwei Mal sagen; er erschien im Hause seinet An 
zebeteten ein, zwei und drei Mal und schließlich 
war dem Herrn Papa der „gute Skatspieler“ se 
unentbehrlich geworden, daß er beschloß, ihn an 
sein Haus zu fesseln. „Wie mache ich das ?“ frut 
er seine Tochter. „Weißt Du, Väterchen, erwiderte 
diese ganz einfach, „mach' ihn doch zu Deinem — 
Skat · Schwiegersohn iv So geschah es denn auch. 
— Und nun sage noch einmal Einer, daß das 
Kartenspiel nichts taugt! 
Gemeinnütziges. 
(Um Klingen von Messernund Ga— 
beln zu putzen, bediene man sich pulberisirten 
Kalkes; man befeuchte einen Korkstöpfel und reibe 
anit die Gegenstärde ab, worauf man abspült und 
trocknet. 
— —— 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Pirmasens Frau Friederike Gott— 
schall, geb. Renneis, 42 J. a., in Kaiserslauters 
Frau Henriette Kraft, geb. Couturier, in Gönn 
Jeim Fr. Louise Walter, geb. Eichinger; inHersch 
erg Viichael Weis, 78 J a. 
legraphescer Schiffs bericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
Der Postdampfer „Switzerland, der „Reb— 
Star Linie,“ in Aniwerben, ist laut Telegramm 
am 5. März wohldehalten in Phil adelphi— 
angekommen.