*— Zur Warnung vor dem übermäßigen
Seilchenspringen unserer Mädchen theilt die
„Westd. Ztg.“ aus Barmen einen traurigen Fall
mit. Die 10jährige, blühende Tochter eines Bür—
gers hatte an einem fröhlichen Tage dieses beliebte
Spiel über Gebühc betrieben. Die Folge davon
wvar, daß sie bald über heftige Schmerzen in einem
Kniegelenke zu klagen hatte; es bildete sich eine
sehr schmerzhafte Gelenkentzündung, ärztliche Hilfe
vurde gleich in Anspruch genommen; aber so schnell
das Uebel entstanden, so langsam wollte es weichen,
das Knie blieb steif, ja nach Monaten war ein
operativer Eingriff nöthig, da der Knochen erkraenkt
var. Wie nun schließlich der Heilprozeß verläuft,
st noch nicht vorauszusehen; eine normale Herstell⸗
ung des erkrankten Gliedes ist jedenfalls nicht zu
erwarten.
Hassel, 15. März. Heute Nachmittag
brachte ein Bote von der Limbacher-Ziegelhütte den
dund des Schäfers Michael Boschet von dem Rit⸗
tershofe zu dessen Angehörigen mit der traurigen
Nachricht, daß ihr Ernährer am Abend vorher auf
dem Heimwege von Zweibrücken nach Kirkel ver⸗
muthlich bei der Bliesbrücke in der Nähe von
dimbach in die Blies gefallen und ertrunken sei.
Der treue Schäferhund, der schon Abends an dem
zermuthlichen Unglücksplatze winz ind gesehen
wurde, befand sich noch am Morgen vor Kälte
erschöpft und durchnäßt an dieser Stelle, um seinen
perlorenen Herrn zu suchen. Da deßhalb nur an⸗
genommen werden muß, daß Boschet, der ein
ziemlich großer und kräftigee Mann war und
Schäferkleidung trug, wirklich ertrunken ist, so
wäre es für die betrübten Hinterbliebenen noch
ein Trost, wenn dessen Leiche baldigst aufgefunden
vürde.
— Die früher Kuhmn'sche Mühle in Ann—⸗
weiler ging zum Preise von 19,000 M. an
die Firma Gustav Ulrich in Maikammer über.
— Klingenmünstet, 18. März. Während
schon längere Zeit im Hofe des Geschäfts⸗Agenten
Wilhelm Müller dahier Steinöl⸗Geruch wahrge⸗
nommen wurde, entdeckte man dieser Tage dort⸗
jelbst eine Steinmöl⸗Quelle, aus der bereits
zwei Faß Flüssigkeit aufgefaßt wurden. Diese
Flüssigkeit brennt in ungeläutertem Zustande und
wurde an maßgebender Stelle für wirkliches Steinöl
erklärt. In nächster Zeit sollen Bohrungen vorge⸗
nommen werden. (Offizielle Bestätigung wäre
sehr erwünscht. D. R.)
— Landau, 15. März. Die hier lagernde
Zigeunerbande soll gestern wieder einen Zu⸗
wachs durch die Gehurt eines Kindes erfahren
sJaben. Alle bisher gepflogenen Recherchen zur Er⸗
mittlung der Heimathszugehörigkeit der Zigeuner
sind bis heute erfolglos geblieben, so daß sich die
Dauer des Aufenthalts der am 26. Januar hier
eingezogenen Bande noch gar nicht absehen läßt.
Besucher des Zigeunerlagers teilen dem „L. T.“
äbrigens mit, daß sich die Mitglieder der Bande
zjanz komfortable fühlen und gar keine Sehnsucht
nach der Wiederherstellung ihrer „Freizügigkeit“
empfin den sollen.
— Herr Bierbrauereibesitzer Gaulh in Herr⸗
heim hat bereits die erste Schnebfe für
dieses Jahr geschossen.
— Gleishorbach, 13. März. Die gestrige
Verpachtung der hiesigen Gemeindejagd hatte folgen⸗
des Resultat: Die Waldjagd erhielt Herr Rentner
Klein aus Landau um 70 Mt. (früher 30 Mk.),
die Feldjagd Herr Rentner Wisser aus Bergzabern
um 100 Mk. (früher 40 Mk.) per Jahr. Bei
Bekanntgabe der Bedingungen wurde dem „S.
W.“ zufolge erklärt, daß Fran zosen als Vächter
micht zugelassen wücden.
— Edigheim, 14. März. Heute traf die
Nachricht hier ein, daß der Bäckerbursche des Bäcker⸗
meisters Seitz, der beschuldigt ist, bei letzterem einen
Belddiebstahl ausgeführt zu haben. auswärts ver⸗
haftet worden sei.
--Das Schöffengericht in Edenkoben, hat
eine insbesondere für Geschäftsagenten wichtige
Entscheidung erlassen; schon lange bestehen Zweifel
darüber, ob ein Konkursverwalter verpflichtet ist,
hei Abhaltung einer Mobiliarversteigerung die ge⸗
mäß Art. 223 des bayer. Geb.⸗Gesetzes vorge-
schriebene Anzeige zu machen, weil es dort heißt:
Privatpersonen, welche ..., haben Ort und Zeit
der Versteigerung einschlägigem Rentamte mindestens
2 Tage vorher anzuzeigen. Das Gericht entschied
jedoch, daß der Konkursverwalter in einem solchen
Xalle auch als Vrivatverson im Sinne des Ge—
bührengesetzes anzusehen und daher auch zu der
zorgeschriebenen Anzeige verpflichtet ist.
— Hambach, 15. März. Gestern waren
zier, anläßlich der am 12. April stattfindenden
Verhandlung gegen den Raubmoörder Pionier Mohr,
2 Regimentsauditore des Militär-Bezirksgerichts
Würzburg anwesend, um den Ort der That zu
besichtigen. Die Herren reisten, sodiel die „Nst. 3.“
erfährt, gestern Abend wieder nach Würzburq
zurück.
— Dürkheim. Das Museum des Alter⸗
thums⸗Vereins hat letzter Zeit abermals
uehrere Geschenke erhalten. Se. Exrl. Karl
Emich Graf von Leiningen. Westerburg, kgl. Bri⸗
zade ˖ Adjutant in Breslau, der stete Gönner unseres
Wreins, sandte vier prächtige Photographien in
Tabinetformat, darstellend: 1) ein Leiningen«
Westerburg'sches Alliance Wappen, 2) das Portal
zes Leiningen'schen Schlosses zu Grünstadt, 3) und
1) Ansichten der Emichsburg zu Kleinbockenheim,
rußerdem 5) sein nach der Handschrift Manesse
omponirtes Buchzeichen. — Herr Albert Löb zu
Ingstein schenkte ein am Fuße des Spielberges
nit Holzkohlen und anderen Knochen gefundenes
dirschgew ih, herrührend von einem Achtender.
ARese Reste eine vorhistorischen Höhlen-Wohnstäite
agen 2,20 mitief im rothen Lehm. — Herr
Butsbesitzer Karl Schaefer schenkte ein sehr altes
Zesel, gefunden 1 mm tief im Geröll des obereu
—„pielbergs. Es ist nach seinem Typus römischen
Ursprungs. Bekanntlich geht das Sesel — secula
uuf die Römer zurück. — Herr Georg Bäc, Winzer
zu Ungstein, schenkte zwei auf dem Weilberge,
der Stelle einer römischen Ansiedelung, jüngst ge⸗
iundene Römermünzen. Eine rührt von Caesar
Augustus (Octavianus) F— 141n. Chr., eine von
aiser Valens (f 378 n. Chr.) her.
— Ludwigshafen, 14. März. Dem
jiesigen Vertreter der Thurmuhrenfabrik J. Mann⸗
jard in München, Herrn Eugen Rodach dahier,
vurde heute die Mittheilung, daß benannter Fabrik
on Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpold
nittels Allerhöchster Entschließung vom 6. ds.
Mis der Titel „Königl. Bayer. Hof⸗Turmuhren⸗
'abrik“ verliehen wurde.
— Ludwigshafen, 15. März. In der
jeutigen Schöffengerichtssitzung wurde die Majors⸗
ochter Friederike Laubeck aus München, welche
jor kurzem bei Herrn Schlosser Märdian dahier
inen Diebstahl von Schmuchksachen verübte, zu
10 Monaten Gefängniß verurtheilt. Dieselbe ent⸗
puppte sich in der Sitzung als eine geriebene
dochstaplerin. (Pf. Kur.)
— Obermoschel. Der, wie es scheint,
zreifbare Gestalt gewinnende Plan einer Eisenbahn
Neisenheim-⸗Staudernheim bringt auch
obieder einiges Leben in das Projekt einer Neben-
nahn Obermoschel-Alsenz. Dieser schon seit
872 gefaßte Plan war belanntlich schon mehr⸗
nals bis zur Inangriffnahme gediehen (die Bahn⸗
trecke war dreimal abgesteckt). Zahlreiche Stimmen
verden laut, welche der Meinung sind, das Projekt
iner Sackbahn fallen zu lassen und die Strecke
Dhermoschel⸗Alsenz mit der Eisenbahn Meisenheim⸗
5taudernheim in Verbindung zu bringen. — Wie
erlantet, soll die Stadt Obermoschrl mit den
krben des verstorbenen Gutsvesitzers Herr M. Neu
vegen des Ankaufes des „Galgenwald“ und des
randsberg mit der Ruine Landsberg unter—
sandeln. Es wäre dies im Interesse der Erhaltung
)er Ruine, die ihrem gänzlichen Zerfalle entgegen⸗
jeht, sehr zu wünschen.
— Die Holzversteigerungen in der
ßfalz scheinen heuer durchweg sehr hohe Preise
u erzielen. So wurden auch bei der vorgestrigen
Lutzholzersteigerung der Reichswaldgenossenschaft in
kdaiserslautern 2000 Mk. (21 00) üher die Taxe
rlöst.
Vermischtes.
FSt. Johann, 15. März. Der Komman⸗
zeur der 16. Kavallerie⸗Brigade, Herr General—
Major von Heister, traf heute Vormittag 9 U.
45 M. von Trier kommend hier ein. Unter der
deitung des hohen Offiziers unternahm das Offi⸗
zierkorps des 7. Dragoner⸗Regiments gegen 10 Uhr
einen Uebungsritt nach Saargemünd hin; nach der
Rückkehr wird Herr General-Major von Heistet an
einem Diner im Kasino des Offizierkorps des Dra-
zoner⸗Regiments theilnehmen.
F Metß. Der Präsident von Lothringen hat
m die ihm unterstellten Beamten ein Rundschreiben
erlassen, in welchem er zu möglichst beschranktem
BZebrauch der Fremdwörter im amtlichen Verkehr
auffordert. Gleichzeitig fügt er eine Liste der en
behrlichsten, manchmal sinnwidrig gebrauchten
Fremdwoͤrter mit den entsprechenden. deuischen
Lebersetzungen bei. Namentlich in Elsaß⸗ Loih⸗
ringen hat sich, infolge der Zusammenwürfelum
»on Beamten aus allen deutschen Ländern, ei
wahres Kanzleikauderwälsch ausgebildet, dem zuleih⸗
zu gehen ein Verdienst ist.
F Mainz. Letzter Tage wurden hier zwe
Personen betroffen, welche sich verdächtigerweis
nnerhalb der Festungswerle zu schaffen gemag
und die Zeichnung einer fortificatorischen Anlage⸗
dei sich hatten. Dieses Vorkommnis im Zuscemmen.
hange mit anderen Verdachtsgründen gab ohn—
Zweifel Veranlassung zu dem scharfen Patrouillen
zienste, wie er hier seit Anfang dieser Woche ein⸗
neführt ist. Derselbe erstrectt fich auf die ganzt
Zeit von Tagesanbruch bis zum Abenddunkel; die
weit ausgedehnten Außenwerke von Mainz und
Castel werden in kurzen Zeitabschnitten von Pa—
trouillen zu je zwei Mann beritten, die Umgebung
der inneren Befestigungen durch Wallpatrouilleur⸗
zu Fuß abgegangen. Sämtliche Patrouillen führen
gezogene Carabiner und scharfe Ladung mit sich
Trarbach. Zu den rheinischen Städten
welche sich zur Cinführung der elektrischen Be—
euchtung entschlossen haben, gehoͤren auch unser
hetriebsamen Städtchen Trarbach und Traben
Die Deuische Edison⸗Gesellschaft wird in wenigen
—XXGVEV
verden unsere Straßen, einzelne Gebäude und be—
'onders die großartigen Weinkellereien hier mit
der neuen Beleuchtung versehen sein. Gleichzeitig
erbaut ein Ingenieur aus Bochum für beide Orn
eine Quellwasserleitung, deren Roͤhren durch di
Mosel geführt werden.
F In Weisenau, i. H. wurde dieser Tage
ine interessante Wette zum Austrag gebracht. Em
düfer wettete, binnen einer Stunde für 10 M
einzelne Pfennige, und zwar sämmilich von einen
Jahrgang, einzuwechseln. Einsatz waren 20 Schopper
Wein. Die Wette wurde gewonnen, denn der
Züfer brachte schon in einer halben Stunde 1131
ꝛinzelne Pfennige des gleichen Jahrgangs zu⸗
ammen.
Münster i. W., 15. März. Der Pro—
binciallandtag bewilligte für das Kaiser⸗Wil⸗
helm-Denkmal 500,000 Mt. und beschloß mi
13 von 79 Stimmen die Errichtung desselben an
der Poria Westfalica, jedoch für Westfalen allein
ohne Verbindung mit Hannover.
F Stuttgart, 14. März. Die Handels
und Gewerbekammer in Ulm hat an das Ministe⸗
rium eine Eingabe gerichtet, in welcher vorgeschlagen
wird, für Wuürtemberg eine durchgehende Wasser⸗
verkehrsstraße zwischen dem Rhein und der
Donau zu schaffen.
F Das Passionsspiehbin Oberammet
zau wird während des nächsten Sommers in der
altgewohnten Weise nach zehnjähriger Ruhe wieder
aufgeführt werden, und zwar an allen Sonn⸗ und
Feiertagen. Die Gemeinde des oberbayerischen
Gebirgsdorfes hat sich nun, wie der Neuen Freien
Presse“ geschrieben wird, entschlossen, an dem
Schauspiele im wesentlichen nichts zu ändern, doh
rinige unbedingt gebotene Verbesserungen und
ürzungen vorzunehmen; so soll Judas richtiger
und schärfer charakterisirt, nach der Kreuzigung
alles die Wirkung Abschwächende entfernt werder
u. s. w. Mit diesen Verbesserungen hat die Ge
meinde den Ehren⸗Canonicus am Munchever Hof
tift von St. Cajetan, Pfarrer Dr. C. Ettmahr
betraut. Dr. Eitmayr ist ein literarisch feinge
hildeter Mann und genauer Kenner der Vassions
spiele.
FMünchen. (Der schwerste Man
der Welt.) Es will heutigen Tages viel heißen
zu sagen, dieses oder jenes steht ohne Concurren
da; bei Emil Nauée, welcher sich dermalen
den Central⸗Sälen zeigt, trifft das auf das Wor
zu. Vier Zentner und vierzig Pfund Körperge
wicht, in einem Alter von 33 Jahren, das i
sicher ohne Concurrenz! Dabei entwickelt dieset
—XRA0
und fuür seine Schwere erstaunliche Beweglichle—
und Kraft. Wenn er als Herkules auftritt,
wirft er eine Eisenkugel von a Zentner Schwer
zleich einem Gummiball in die Hohe, ebenso au
—AV
deiterkeit, wenn Naucke als Soldat das eisern⸗