Full text: St. Ingberter Anzeiger

enrich und Steitz, denen die Ausarbeitung der 
—5* — obliegt; ferner wurde bestimmt, daß Die- 
m, welche bis nächsten Montag ihren Beitritt 
haben, ein Eintrittsgeld ven 50 Pfg, spater 
ende ein solches von 1Mt. zu entrichten 
haben. — Alle Turner wird diese Förderung ihrer 
Ade, auch in ae sehr erfreuen. 
— Vermischtes. 
In dem Gehoft von Peter Scha mberger 
nu St. Johann a. S., Schillerstraße Nr. 9, ist die 
Naul· und Klauensenche ausgebrochen. 
4 Kleinrosseln, 17. März. In der 
hieigen Kohlengrude ereignete sich gestern ein be—⸗ 
cnswerthes Unglück. Von einem abstürzenden 
Felsstücke wurde der Bergmann J. Stark getroffen 
ud auf der Stelle getödtet. Der Verunglückte ist 
us Kreuzwald gebürtig und hinterläßt 6 Kinder. 
Das letzte kam an 8 deai e 
Masmünster, 18. rz. Eine ebenso 
eedand verhängnisvolleWette, 
aten Anstifter einige junge Burschen von hier waren, 
sane gestern Abend den plötzlichen Tod eines der 
gieren zur Folge. Dieser, ein 17jähriger Gerberei⸗ 
aibeiter namens Dalmen und der Sohn achtbarer 
FIltern, vdermaß sich in übermütiger Weise, eine be— 
traͤchtliche Anzahl Gläser Brenntwein und Liqueur 
sintereinander zu trinken, hatte es auch bereits auf 
17 — sage siebenzehn Gläser gebracht, als er, von 
Unwohlsein befallen, das Local verlassen mußte und 
nach wenigen Schritten in den Armen seiner Be⸗ 
Jleier starb. Wie sich denken läßt, ist die Bürger— 
schaft über diesen entsetzlichen Vorfall nicht wenig 
npört! Man schuldigt in erster Linie den Wirt 
un, der sich nicht entblödete, einen Menschen mit 
einer solchen Unmasse Branntweins zu tractiren, in 
—D0 
Wette ersannen und dadurch ein blühendes Menschen⸗ 
lebhen vernichten halfen. 
Der Hofrath Heinrich Rumpel in 
Nannheim hat nach der „St. Johanner Zig.“ seiner 
baterstadt St. Johann ein Vermächtniß hinter- 
assen. Der testamentarische Wortlaut desselben ist 
iolgender: „Ich Wens und vermache meiner Vater⸗ 
tadt St. Johann bei Saarbrücken die Summe 
von 25,000 (fünfundzwanzigtausend) Mark zur 
dründung einer „Rumpel-Röchling'schen Stiftung“, 
uus deren Zinsen alte oder gebrechliche, unbemittelte 
Finwohner der genannten Stadt, vorzugsweise 
dort geborene, unterhalten werden sollen.“ 
FMainz, 19. März. Der Bauunternehmer 
—F wurde heute Morgen erschossen aufgefunden. 
as Amtsgericht hat über den Nachlaß des Selbst⸗ 
mörders den Konkurs verhängt. Bedeutende Ver— 
uste hier und auswärts. 
f In Eddersheim starb kürzlich Hr. Pfar⸗ 
et Schenck im 75. Lebensjahre, nachdem er kürz⸗ 
ich erst zum „Geheimen päpstlichen Kammerherrn“ 
nit dem Titel „Monsignore“ ernannt worden war. 
hfarrer Schenck war Besitzer großartiger Weingüter 
m Main- und Rheingau und Inhaber einer beson⸗ 
)ers unter dem katholischen Klerus weithin bekannten 
Heinhandlung in Hochheim a. Main. 
Frankfurt a. M. Ein Gepäckträger der 
Rain⸗Neckarbahn hat sich am Samsiag, wahrschein- 
ich in einem Anfall von Geistesstörung, erhängt. 
m seinem Befitz wurden 2 Sparkassenbuͤcher über 
19000 Mk. und 150 Mk. bares Geldvorge⸗ 
iunden. 
r München, 19. März. ESalvatorprobe.) 
bie alljährlich, so fand auch heuer und zwar 
gestern Abends eine Berathung von Sachverständigen 
ind Sachliebhabern über die Oualität des dies— 
hrigen Saldators statt. Männer aus allen Kreisen 
der Gesellschaft, Träger illustrer Namen und hoher 
Hürden, angesehene ¶ Bürger der Stadt fanden 
ch zur Sitzung in der unterirdisch gelegenen 
Airschbräuhaue ein, dem gastlichen Rufe der Sal— 
atorwirthe folgend. In dem vor der Halle ge⸗ 
egenen Raume stand eine Schaar gleichartig ge— 
leideter Heben, um die ankommenden Zecher festlich 
degeten. Die mit blühenden Rosenzweigen 
ind Lichtern geschmuckte Halle füllte sich rasch und 
ünltlich zur fesigesehten Stunde hob der Schaͤnt⸗ 
neht den Schlägel zum Anstich, dann erschienen 
„e vierzehn Kellnerinnen mit den schäumenden 
krügen. Das warein⸗ Neugierde! Vorsichtig 
phen aͤngstliche Gemüther den Humpen an die 
8 um zu nippen. Bedächtig führten ihn er— 
rene Trinker zum Munde, um mit einem 
diun Schluck zu prüfen und zu koften; mit 
„en Zugen sogen leichtsinnige Menschen das süße 
ift ein, dem schon so viele kräftige Naturen unter— 
egen sind. „ah! mmumm! — — gut ist er!“ 
Das Verdikt war gefällt und die Aufgabe der 
dommission schien gelöst. Nun schleppten besagte 
deben Platten mit allen den eßbaren Dingen her⸗ 
bei, die nicht blos zur „guten Unterlage“ gehören, 
'ondern auch geeignet sind, den Dämon Durst zu 
ceizen. Hofrath von Fscher bewillkommte hierauf 
in einer launigen Ansprache die Gäste und widmete 
den ersten Trunk vom Münchener Frühlingsboten 
„Salvator“ dem Regenten des Landes, indem er 
demselben ein kräftiges Hoch ausbrachte, in das die 
Versammlung freudig einstimmte. Eine angenehme 
eberraschung wurde der Gesellschaft durch Verthei⸗ 
lung eines schön ausgestatteten Erinnerungsblattes 
an die Salvatorsaison 1889 zu Theil, welches ein 
yumoristisches Salvatorzedicht von Deeher und das 
dolossalgemalde „Salvatorschlacht“ enthält. 
F Die Erzellenzen in der Armee. 
Die bayerische Armee zählt in ihrem aktiden 
Stand gegenwärtig an Exzellenzen 7 Generale der 
Infanterie und Kavallerie, 7 Generallieutenants 
ind 3 Generalmajors. Im Pensionsstande leben 
als Exzellenzen 14 Generäle der Infanterie und 
Zavallerie und 18 Generallieutenants; in Summa 
veist demnach das jetzige Militärhandbuch 49 
Ezellenzen auf, während es unter Koͤnig Ludwig J. 
zur 10, unter Max D. 13, und unter Ludwig IU. 
27 woren. 
F Kindtauf-Erlebnissse. Dieser 
Tage wurde in Dessau in der Familie eines kleinen 
handwerkers die Taufe des jüngsten Sprößlings 
festlich begangen. Doch gerade in dem Augenblicke, 
als auf den im Nebenzimmer unter die Obhut 
einer Kinderfrau gegebenen Stammhalter ein brau⸗ 
endes Hoch ausgebracht wurde, trat ein Brief⸗ 
räger herein und überreichte dem glücklichen Kind⸗ 
aufsvater einen — Zahlungsbefehl, den schnöder 
Weise ein am Tische sitzender Taufgast gegen den 
Meister hatte ergehen lassen. Ein zorniges Lachen 
ertönte von den Lippen des in seinen beiligsten 
Befühlen gekränkten Meisters, ein Griff an den 
Zragen und draußen lag der boshafte Gläubiger, 
don machtvollen Händen dinausgeschleudert, ihm 
nach flog der Ueberzieher, Hut und Stock und zu— 
etzt sein Patengeld, das dem Kindtaufsvater er— 
chien wie die Silberlinge des Judas Ischarioth. 
Erst nachdem die „Exekution“ vollständig ausge- 
ührt war, setzte man sich wieder zu Tisch, und 
runmehr störte kein Mißton weiter das Fest. 
F Meuterei auf einem Norddeut— 
schem Lloyddampfer. An Bord des am 
13. d. Mis. von La Plata auf der Weser ange— 
ommenen Norddeutschen Lloyddampfers „Graf 
Bismarck“, Kapitän Warnkes, brach auf der Aus— 
reise nach Buenos⸗Ayres unter den belgischen Aus⸗ 
vanderern eine Meuterei aus, die sehr leicht ernst⸗ 
iche Folgen hätte nach sich ziehen können. Die 
kmigranten, wüthend geworden, weil sie sich in 
hren Illufionen über die Behandlung an Bord 
zetäuscht sahen, warfen ihre Rationen den Offizieren 
an den Kopf und wollten die Probiantkammern 
türmen. Die Schiffsbesatzung leistete den Auf—- 
rührern aber energischen Widerstand. Als die 
Meuterer sich in ihrem Vorhaden behindert sahen, 
zersuchten sie, die Taue der Rettungsbote zu durch⸗ 
ichneiden, um letztere ins Wasser zu lassen und 
das Weite zu gewinnen. Selbstverständlich gelang 
'hnen auch dies nicht. Später befragt, was sie 
zur wahnwitzigen That verleitet habe, gaben die 
Meuterer zur Antwort, sie hätten geglaubt, von 
irgend einem vorbeikommenden Schiffe aufg nommen 
und nach ihrem Vaterland zurückge racht zu werden. 
Bei Ankunft des Dampfers in Buenos-Ayres war 
inter den Hafenarbeitern ein Streik ausgebrochen. 
Der Kapitän des „Graf Bismarck“ offerirte seinen 
Auswanderern 50 Centimes pro Stunde, wenn 
ie bei der Entlöschung des Schiffes helfen 
vollten, jedoch nahm keiner von ibnen das Aner—⸗ 
hieten an. 
FDie Erfindung der Nähmaschine. 
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eine Ahnung davon haben, daß der bescheidene 
Schullehrer Ph. Reiß aus Gelnhausen der wahre 
kErfinder des Fernsprechers ist, und welche die Er⸗ 
indung Gtaham Bell oder gar Edison zuschreiben, 
—WW 
Bells Ansprüche auf die Verbesserung des Fern⸗ 
prechers von allen Seiten angefochten werden. 
Herrscht eine solche Unsicherheit in Bezug auf eine 
eẽrfindung aus der neuesten Zeit, so ist es nicht 
ju verwundern, wenn über den wahren Erfinder 
»exr Nähmaschine ehenfalls die größte Unsicherheif 
herrscht. Die meisten halten dieselbe für eine 
amerikanische Erfindung. Dies ist aber durchaus 
ialsch. Wer in Paris das Gewerbemuseum (Con- 
zervatoire des arts et métiers) besucht, wo die 
Modelle Ppatentirter Erfindungen aufgestellt sind, 
andet dort die erste, nach den jetzt überall ange- 
nommenen Grundsätzen gebaute Nahmaschine. B. 
Thimonnier, ein armer Schneider aus St. Etienne, 
st deren Erfinder und sie stammt aus dem Jahre 
1830. Allerdings hatte man früher das Problem 
hzurch Maschinen zu lösen gesucht, welche die Be— 
wegungen der Hand beim Nähen nachmachten, je⸗ 
doch vergeblich. Thimonnier brachte es mit seiner 
Nähmaschine bereits auf 100 Stiche in der Minute. 
Er wurde natürlich, wie alle Erfinder, vom Un— 
zlück verfolgt; Frauen, welche sich durch die Ma— 
chine in ihrem Erwerb bedroht wähnten, brachten 
es zu Stande, daß Thimonniers erste Werkstatt 
mit 80 Maschinen geplündert wurde ꝛc. Dadurch 
nicht entmuthigt, hatte Thimonnier 1832 die erste 
Schiffchenmaschine und 1848 die erste Kettenstich- 
maschine, weiche es auf 300 Stiche in der Minute 
brachte. Die Mitbewerber bemächtigten sich jedoch 
dieser Etfindungen und Thimonnier starb 1856 in 
dürftigen Verhältnissen. 
Prag, 19. März. Bei Cerean⸗Pischely 
derunglückte ein Eisenbahnzug. Der Zug bestand 
uus elf Personenwagen. In Folge eines Rad⸗ 
reifenbruchs rissen sich die Maschine und der Ge⸗ 
däckwagen vom übrigen Zuge ab. Während diese 
tehen blieben, kippten sieben Personenwagen um 
ind stürzten die Böschung hinab. Die Insassen der 
'ast durchgängig zertrümmerten Waggons dritter 
Zlasse sind meistenteils verwundet. Vier Personen 
vurden getödtet, drei davon sind Oesterreicher. Ge, 
ichtliche Untersuchung ist eingeleitet. 
Ein russischer Millionen⸗Pro— 
zeß. Nach einer authentischen Meldung aus Wilna 
st die Petersburger Bank für auswärtigen Handel 
zegen die Fürstin Marie Hohenlohe als Erbin der 
Wittgenstein'schen Güter klägerisch aufgetreten. Der 
derstorbene Fürst Peter Wittgenstein hatte nämlich 
uuf seine Güter vor Jahren große Summen auf- 
genommen, bis zu seinem Tode aber die Schulden 
nicht bezahlt und die Güter nicht entlastet. Den 
zrößten Teil der Wittgenstein'schen Verpflichtungen 
hatte nus die Bank für auswärtigen Handel an⸗ 
gekauft und der Fürstin Hohenlohe präsentiert. Als 
detztere nicht bezahlte, übergab die Bank ihrem 
Sachwalter, Rechtsanwalt Hantower, die Sache, 
um das Geschäft auf gerichtlichem Wege zu liqui- 
dieren. Hantower trat dieser Tage mit einer For⸗ 
derung von sechs Millionen Rubel vor das Wil⸗ 
iaer Kreisgericht; für Klagestempel entrichtete er 
ofort 30 000 Rubel. Am 21. Marz neuen Stils 
vird zur Sicherstellung der Anklage die Rechtssache 
Jeprüft werden. Der eigentliche Prozeß vor dem 
Wilnaer Kreisgerichte ist auf den 31. März anbe—⸗ 
aumt. Der Prozeß um so große Summen erregt 
in Littauen großes Jateresse, weil von seinem Aus- 
zange das Loos vieler hundert Familien abhängt, 
welche jetzt bei der Verwaltung und Bewirthschaf- 
tung der Güter Beschäftigung und Brod finden. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 19. März. Die „Nordd. Allg. 
Ztg.“ betont, die „Volkszeitung“ habe seit Jahren 
ocialdemokratische, auf den Umsturz der bestehen- 
den Staats⸗ und Gesellschaftsordnung gerichtete 
Bestrebungen vertreten. 
Von einer Interpellation seitens der Deutsch⸗ 
Freisinnigen im Reichstage wegen Verbots der 
„Volkszeitung“ Nist in den dem verbotenen Blatte 
nahestehenden parlamentarischen Kreisen bisher 
nichts bekannt. 
Haag, 19. März. Die Aerzte des Königs 
sowie Professor Rosenstein erklären, der Zustand 
des Königs gebe, obgleich augenblicklich keine 
Ldebensgefahr vorhanden sei, zu Besorgnissen Anlaß. 
Die seit einiger Zeit vorhandene leichte Blutver- 
giftung trete gegenwärtig mehr hervor. 
Konstantinopel, 19. März. Der Bau der 
Eisenbdahn Ismidt-Angora soll einer besonderen, zu 
diesem Zwecke in Deutschland zu errichtenden Bau⸗ 
Besellschaft übertragen werden. 
Washington, 19. März. In den hiesigen 
Kreisen gilt es für fraglich, ob die diesseitigen 
Theilnehmer an der Samoa⸗Conferenz vor Mitte 
Upril nach Berlin werden abreisen können. 
Für die Redaktion deran worlich F. X. Demekß