— Bon der Horn schreibt ein Correspon⸗
dent der „Zw. Z.“ über Mißstände im Postoerkehr:
Die Vostwagen zwischen Zweibrücken-Hornbach, so⸗
wie Zweibrucken· Medelsheim durchfahren alle zwischen ⸗
liegende Gemeinden dis zur Endstation, ohne die
für diese Gemeinden bestimmten Postsachen abzu⸗
geben oder dergleichen entgegenzunehmen. Es fehlt
tben überall an einer Briefablage- oder Posthilfs-
stelle, Personen werden befötdert, sind berechtigt,
Aberall aus- und einzusteigen, Briefe und andere
Postsachen verbleiben aber, wie bemerkt, unter Ver⸗
schluß bis Hornbach, beziehungsweise Medelsheim.
dier ein Beispiel: Zwischen Zweibrücken und Horn⸗
bach verkehrt täglich viermal ein Postomnibus; da
fich aber weder in Rimschweiler, noch Althornbach
(Irheim als in der Nähe der Stadt Zweibrücken
wollen wir außer Bitracht lassen) eine Posthilfs⸗
stelle befindet, so gelangen Postsachen, welche für
genannte Gemeinden bestimmt, mit dem Postwagen
zunächst bis Hornbach, und von dorten durch die
Landoriefträger erst nach Verlauf von 24 Stunden
des folgenden Tages auf einem vierstündigen Um⸗
wege an die Empfänger, während dessen der Post⸗
wagen noch dreimal besagte Orte pasfiert. Liegt
ein Sonn⸗ oder Feiertag dazwischen, so gelangen
die Postsachen erst nach zweimal 24 Stunden und
nachdem der Postwagen noch weilere viermal, im
garzen also fiebenmal, passiert ist, endlich an ihren
Zestimmungsort! Man denke sich: ein Brief von
Zweibrücken nach dem etwa 5 Kilometer entfernten
Kimschweiler, Sitz einer Burgermeisterei, bedarf 48
bis 50 Stunden Zeit! Wer in Zweibrücken wohnt,
hat in dieser Zeit möglicherweise schon Anwort von
Munchen, Paris oder gar Berlin! Kommt fuür
einen Bauer von Rimschweiler auf der nahen Sta—
tion Zweibrücken ein Waggon Kohlen, Sauerkall
ec. an, welcher bekanntlich bei Vermeidung von
Strafgeld längstens innerhalb 24 Stunden zu ent.
leeren ist, so ist der Empfänger stets genöthigt,
einen besonderen Boten zu bezahlen, will er sich
nicht besagter Strafe aussetzen. Unterdessen durch⸗
faährt aber der Postomnibus dreimal den Ort, hält
dafelbst wohl auch in aller Gemüthsruhe 10- 15
Minutien an, um den Passagieren und dem Wirth
gerecht zu werden; Briefsachen werden aber bis
Hornbach mitgenommen, woselbst sie, wie demerkt,
uͤegen bleiben bis sie zum Zustellen durch den Land⸗
briefträger reif nd!
— In Herschberg trat am Sonntag den
24. März, nachdem sich vorher schon 36 Burger
auf einer Liste eingezeichnet hatten, ein Obst bau—
verein ins Leben. Vorstand, Ausschuß, Schrift⸗
führer und Baumwart wurden bereits gewählt.
Die Fcage, ob dem Bezirksverband Pirmasens bei⸗
zutreten sei, wird in der nächsten Versammlung er⸗
ledigt. Ein Obstbauverein, der sich auch des Obst⸗
schutzes annimmt, war ein sehr großes Bedürfniß
in unserer garten⸗ und obstreichen Gemeinde.
— Kaiserslautern, 26. März. Besitzwechsel.
Das an der Glockenstraße gelegene Wohnhaus der Ehe⸗
frau Franz Xaver Becker erwarb um den Betrag
bon 6800 Mk. Herr Josef Preis hier. — Herr
Heinrich Schlosser ersteigerte gestern das Herrn A.
Hecker gehörige und in der Mühlstraße Nr. 16 ge⸗
legene Wohnhaus für den Preis von 5700 Mark.
(Bzt.
— Pirmasens, 26. März. Ein 3—
licher Unfall ereignete sich gestern beim Bau des
eienhe des Herrn Gasinstallateurs Müller.
Der daselbst beschäftigte Zimmergeselle Georg Rin⸗
ner, 31 J. a., verh., fiel, wohl in Folge eines
Fehltrittes, vom Bau in Höhe des 8. Stockwerkes
auf den Boden herab und zwar sehr unglücklich,
indem er auf einen Stein auffiel. Der Bedauerns⸗
werthe wurde mittelst Wagen in seine Wohnung
verbracht, woselbst er wohl für längere Zeit wird
das Betit hüten müssen.
— Burrweiler 256. Maͤrz. Auch unsere
Gemeinde hat ihren Beitrag zu dem in Edenkoben
zu errichtenden Denkmal Königs Ludwig's
J. geleistet. Durch Gemeinderathsbeschluß wurden
20 Mt. hierfür bewilligt.
—, Germersheim. Aus zuverlässiger Quelle
verlautet, daß mit Fertigstellung des neuen Casernen-
baues in Speyer die 4. (Festungs⸗) Compagnie
des 2. Pionier-Bataillons nach Speher verlegt
werden wird. Dienstliche Verhältnisse sollen diese
Verlegung herbeiführen.
— Speyer, 26. März. Unter dem Vorsitze
des Herrnuk. Regierungspräsidenten Exz. v.
Braun hat am 28. Febr. 1889 die nach Absatz
3 der Statuten für das pfälz. Dienstbotenstift ge—
dildete Kommission die Vergebung der Präbenden
und Aufmunterungspreise vorgenommen. Diese
von der Kommission beschlossene Verteilung wird
unter Bekanntgabe der Namen der Dienstboten
und ihrer Dienstherrschaften soeben im „Kreisamts⸗
blatte“ veröffentlicht. Wir entnehmen derselben u.
a. folgendes: Es erhielten:
Präbenden. a) 150 M: Fuchs Katharina
auf dem Fuchshof, Gem. Falkenstein, 17 Jahre
hei Pfr. Laurier in Frankenthal, seit 1888 außer
Dienst. p) 100 M: Hilger Magdalena, 48
Jahre bei Rentnerswitwe, Julie Diehl in Annweiler
Horder Katharina in Mörlheim, 22 Jahre bei Witwe
hollmar in Zweibrücken, seit 1881 außer Dienst.
c) Je 75 Mk.: Bürger Barbara, 41 Jahre bei
Ackerer Martin Dürk in Wattenheim.“ Geiger
Margarethe, 50 Jahre bei Ackerer Joh. Ludw
Beyer in Freckenfeld. Kloos Magdalena, 64 Jahre
bei Witwe Hornung in Zweibrücken. d) 50
M.: Veix Marie, 53 Jahre dei Witwe Schuler
in Zweibrücken, außer Dienst.
— Deidesheim, 256. März. Die Gast
virthschaft zum „Weinberg“ hier, die bei einer
üngst abgehaltenen Versteigerung zum Preise von
17,000 M. nicht abging, wurde nun wie der „G.
A.“ meldet, nebst Inventar an die Brauerei zum
„Durlacher Hof“ in Mannheim um den angeblichen
Pachtpreis von 600 Mti. pro Jahr auf längeren
Zeitraum vermiethet. — Auf das heute zur Ver⸗
leigerung gelangte alte Postlokal wurden 183,350
Mk. geboten, jedoch Seitens des Besitzers Herrn
Franz Siben nicht abgegeben.
— Freinsheim. Sicherem Vernehmen der
„Pf. Z.“ nach ging die hiesige chemische Fabrik
„on E. Commer durch Kauf um 50,000 M. in
Besitz eines Herrn Thiel über. Derselbe besitzt in
kußland eine Fabrik für künstliche Dünger. welche
er zu verkaufen beabsichtigt. um den Betrieb der
hiesigen Fabrik zu übernehmen.
— Dürkheim. 25. März. Ueber die zur
Zeit in Untersuchung befindlich Vergiftungs—
Jeschichte, hat die „N. Bz.“ Folgen-
des erfahren: Der Maurerpalier Koop von Grethen
ist den ihm unterstellten Lehrlingen wegen seiner
Strenge besonders verhaßt. Ein gemeinsamer
Blan der drei Lehrlinge Trübel, Freunscht und
Faust, den!Koop durch mitielst Strychnin vergifteten
Weizen aus dem Wege zu räumen, wurde nun
am Freitag Mittag wie gemeldet, ausgeführt.
Eigentlich war die Ausführung dem Plan nicht
enisprechend, da nach Trübel's Vorschlag die zu
Mehl zerklopften Giftkörner dem Koop in die Suppe
zerührt werden sollten, was aber durch Zufall
oereitelt wurde. Heute Nachmittag 4 Uhr wurden
die drei Schlingel unter Massenbegleitung des
Publikums dem Herrn Untersuchungsrichter vorge—
führt und es war das Gericht bis in die späte
Nachtstunde von einer Masse Kinder und Er⸗
vachsener umlagert, welche die „Giftmischer“ sehen
wollten. Zur Aufklärung irriger Ansichten sei
noch beigefügt, daß die drei Schlingel wegen Mord⸗
oersuchs nicht vor die Assisen kommen, da sie erst
17 Jahre alt sind.
— Friesenheim. Die Besucher der
Wirthschaft „zur frischen Quelle“ dahier werden
darauf aufmerksam gemacht, daß dort mehrere
Naturseltenheiten zu sehen sind und zwar
olgende: 1) Ein Kohlapfel, der vielleicht zu
Noahs Zeiten am Baum gehangen. Der Jahr⸗
nausende alte Bursche hat diese lange Zeit sammt
»em Baume, der ihn hervorgebracht, in der Erde
gelegen, wurde dort versteinert und hat mit dem
zu einer Steinkohle verwandelten Baume das Licht
der nämlichen alten Sonne wieder erblickt, die ihn
damals gezeitigt hatie. Er verdient daher mit dem
zrößten Rechte seinen Namen Kohlapfel. Seine
Kerne werden wohl ihre Keimfähigkeit eingebüßt
haben. 2) Ein sogenannter fliegender Fisch
in Spiritus, welcher vor nicht langer Zeit die
Fluthen des atlantischen Ozeans bevölkerte und da
auch seine allerdings kleinen Luftreisen machte. 3)
Fin Wespennest, sackartig, nach unten zuge⸗
spitzt, oben mit einem kleinen Flugloche versehen,
welches allhier an einem Weidenbaume gehangen
und gefunden wurde. Es wurde von den großen
gelben Wespen, den sogenannten Neuntödtern, be⸗
wohnt. 4) Wer noch keinen lebenden Salmen
hhen hat, der hat vielleicht auch Gelegenheit
azu.
— Kirchheimbolanden, 26. Marz.
Finen Fall großer Sparsamkeit berichtet die
„Ndpf. Bz.“: In einer Restauration — es ist nicht
Jesagt, daß es hier sein muß — passirte es am Sam—
tag Abend, daß dem Gastwirth eine, noch mich
einmal eine halbe Cigarre, beim Zapfen unte
den Tritt vor die Einschenke fiel. Es mag ein—e
gute Havanna ˖ Cigarre gewesen sein, denn zuetß
nahm er eine Gabel um die Cigarre durch den au⸗
Laiten gefertigten Tritt herauszuholen, dies bliet
ab'r resultatlos. Auf dies hin holte er ein altes
zinnenes Licht, forderte noch einen in der Näh—
fitzenden Gast auf, um das Licht zu holten; dam
hob er mit aller Mühe den Tritt auf und es ge.
lang ihm endlich in Besitz der Cigarre zu kommen
Es läßt sich leicht denken, daß es den Wirth seht
diel Mühe gekostet hat, um die feine Cigarre wie
der unversehrt zu bekommen, denn der Spa
dauerte netto eine halbe Stunde.
— Ebernburg. Die hießge Gemeinde ver⸗
aufte den diesjährigen Ettrag ihrer Lohrinde den
Herrn Karl Ackva, Gerbereibesitzer in Kreuznach
sum Preise von 5,90 M. der Centner. — Di
Alterthumssammlung im „Sickinger Weinkeller
ist um mehrere schöne Stücke bereichert worden.
Vermischtes. —
7 Aus dem Koͤllerthal, 20. Maäar,;
Jetzt, wo der Winter sichtbarlich im Abziehen de—
griffen ist, kann man die guten und bösen Seiten
desselben so ziemlich beurtheilen. Im Allgemeiner
haben die Herbstsaaten: Roggen, Klee, Kohl u.
w. nicht besonders gelitten, wenn nicht die Felder
dervorragend nasse Lage hatten; der stärkere Samen
sieht ganz üppig aus und behalten wir ein gute⸗
Frühjahr, dann sind die Hoffnungen auf eine gut—
Ernte wohlbegründet. Im nufenden Jahre schein
in den größeren Ortschaften des Köllerthales wieder
recht viel gebaut zu werden; die Arbeiten in den
Steinbrüchen sind daher schon lebhaft im Gang.
But daß die armen Leute wieder Verdienst betom⸗
men, nach so langer Winterspause. Von vielen
Bienenzüchtern hört man sagen, daß noch nie der
Stand der Bienen armseliger gewesen sei, wie ge⸗
rade jetzt. Die meisten Stoöce find bei der im
Dezember so schnell eingetretenen Kaͤlte eingegangen
FEr wird sie nicht los! Ein wohlbe⸗
mittelter Handwerker zu Frankfurt a. M., dessen
Gattin die ersten Jugendjahre schon vor einem
Jahrzent hinter sich hatte, brachte in Erfahrung,
daß ihm seine bessere Hälfte mit einem Kommit
zurchgehen wollte und alle Vorbereitungen getroffen
habe. Was that er? — Er lauerte dem Neben⸗
buhler mit der Vitriolflasche in der Hand auf.
— — — Nein, verehrte Leserin, er paßte ihm
an seinem Geschäfte ab, bedankte sich für seine gute
Absicht, verehrte ihm 100 Mk. Reisegeld und bat
ihn, sich mit seiner Ollen“ möglichst bald auf den
Weg zu machen. Als die Gatlin diese schnöde
Handlung erfuhr, erklärte sie, sie wolle einmal
sehen, wer sie aus dem Hause jage, nun bleibe sie
erst recht da. Der Gatte, welcher sich durch seine
Büte sein Glück verscherzte, soll untröstlich sein.
f Aus Württemberg. Auf eigenthümliche
Weise kam letzthin ein Schulknabe in Leutkirch
um's Leben. Er stieg über einen Gartenzaun,
um im Garten Schnecenhäuschen zu holen, dabei
kam er mit dem Fuß in eine Falle, welche der
Gartenbesitzer für das Wild gelegt hatte. Die
stugelbüchse ging los und die Schrotladung
dem Knaben in den Unterleib, daß er bald darau'
seinen Geist aufgab.
München. Wie die „N. N.“ erfahren,
ist der Landesstiftungsrath der Wittels bacher
Landesstiftung auf den 830. März zu einer
Sitzung nach München berufen worden. Es stehen
heuer dem Landesstiftungsrathe 7632 Mark behufs
Verteilung zur Verfügung und es liegen hietzu
33 Gesuche aus allen Landestheilen um JZuschilsse
vor.
F In München begann vorige Woche am
Sitze der obersten Baubehörde die praktische Prüfung
für den allgemeinen Staatsbaudisenst und
den Staatseisenbahnbaudienst und
nehmen an derselben 4 Candidaten (3 aus dem
Landbaufach und 1 aus dem Ingieurfach) theil.
Während im Jahre 1879 noch 49 Candidaten
jorhanden waren, hat sich wegen der schlechten An⸗
teslungs⸗Asufichten die Zahl immer mehr vermindert.
Im Jahre 1884 waren es 12, 1888 9, 1886
4. 1887 6, 1888 4. Die Prüfung dauert bis
Mittwoch vor Ostern d. i. bis 17. April und be—
steht nur in schriftlichen administrativen Fragen
aus dem Bauwefen. Die Prufungscommission iß
aus den Herren Oberbandirektor Max Ritter v.
Siebert und Bauamtsassessor Ferd. Beutel zu