Full text: St. Ingberter Anzeiger

emmengesetzt. In den Jahren 1887 und 1888 
sunnn fich kein Candidat für das, Ingenieurfach 
dem Snaatsconcurse und im Jahre — gleichfalls 
* Jahre 1889 nur ein einziger demselben. 
Der Ausschuß der deutschen 
ruruerschaf, hat beschlossen, als Ehrengäste 
u dem vom 28. bis 30. Juli in München zu 
* 7. deutschen Tucnfeste einzuladen: den 
haset Wilhelm, den König Albert von Sachsen, 
gergog Ernst von Sachsen⸗Coburq, den Reichs⸗ 
mnzler Fürsten Bismard, den Grafen Molike, die 
tesminister v. Botticher. Dr. v. Goßler, Bron⸗ 
n von Schellendorff, die bayerischen Staats⸗ 
inister, den Präsidenten und Vizepräsidenten des 
—* Reichstags v. Levetzow und Dr. Buhl, 
die beiden Müunchener Reichsstagsabgeordneten 
Sedlmahr und b eer der 
9 ersten eutschen Turn est. Städte Coburg, 
zerlin, Leipzig, Bonn, Frankfurt a. M. und 
—X endlich als hervorragende Vertreter des 
dusden A ee —8 de Iih win den 
fädt. Oberturnwar rc. Angerstein in Berlin, 
den Professor Dr. Euler daselbst, den Oberbuch- 
halter Heinz in Wien, den Rechtsanwalt Georgii 
a Eßlingen, den Direltor Dr. J. C. Lion in 
deipzig, den Turn⸗Inspektor Herrmann in Braun⸗ 
hweig und Fritz Kallenberg in Lindau. 
pSogan, 25. März. In Folge des 48-⸗ 
ndundigen Regens ist abermals Hochwasser eingetreten 
Der Queis zeigt eine Wasserhöhe von 83,54 Meter 
aund steigt noch immer, der Bober, der eine Höhe 
don 2,80 Puen aufweist, ist gleichfalls im Steigen 
vegriffen. Die Briesnitz und die Tschirne sind aus 
den Uüfern getreten. Die Bober⸗Etablissements sind 
ußer Betrieb gesetzt. 
Aus London wird geschrieben: Vor dem 
sisengericht Mayo stand vor einigen Tagen ein 
unger Mann, namens Higgins, unter der Anklage, 
inem jungen⸗ Mädchen. namens Bridget Swift 
zinige Dhrfeigen appliziert zu haben. Die Klägerin 
und der Angeklagte hatten ein einnehmendes Aeußere, 
ind der Richter ging auf den Vorschlag des An⸗ 
valls des Beklagten ein, den jungen Leuten Zeit 
u geben, die Angelegenheit privatim zu besprechen. 
diggins, der behaupiete, nichtschuldig zu sein, wurde 
egen e eine Stunde lang auf freien Fuß 
gesetzt. Nach Ablauf der Frist erschienen die beiden 
ungen Leute wieder, Higgins wies dem Richter den 
Zrauschein vor, die junge Frau zog die Anklage 
uruck, und die Neudermählten verließen Arm in 
nn mu ean des Richters und Gerichts⸗ 
versonals oen Gerichtssaal. 
fAus Monte Carlo wird berichtet, daß 
m Laufe des Monats Februar dort nicht weniger 
ils 16 Selbstmorde zur Kenntniß der Behörde 
lamen und 15 Duelle wegen Streitigkeiten am 
Spieltisch stattfanden. Während des Karnevals 
n drenclen die Kleinigkeit von 20 Millionen 
* 
fWie kommt man im Leben vor— 
warts? Eine Anzahl Geschäftsleute in Amerika 
iamen jüngst auf den Gedanken, ein Rundschreiben 
dnen wo epehen zu schicken, deren 
on namhaftem Erfolg gekroͤnt worden war 
nit der Bitte, anzugeben, wie sie's eigentlich an⸗ 
rfangen hätten. Eine grotze Anzahl von Ant- 
vorten lief ein, und das Resumé aus derselben 
Folgendes: „Willst Du Erfolg haben, so ser 
i en Herr über alle Deine Begierden 
r Selbstverleugnung, hüte Dich vor zu lan em 
eß zu viel Zerstreuungen und Vergnitgen, gn 
eeee Ausgabe, siehe zu, daß Du eine 
Pandbht — sei m Kleinen und im 
rgfältig; was überhaupt werth ist, 
dhen zu werden, ist auch werth, gut gethan 
aen, habe eine genaue Kenntniß aller Kleinig- 
v Deines Geschafts und überwache auch das 
—A Erledige rasch und genau alle Ge— 
3 Siehe Deine Erholung in der Abwechs— 
Deiner Arbeit. Am Sonntag ruhe von 
ren Arbeit. Habe Ausdauer, was Dir heute 
ae gelingt vielleicht über's Jahr 
7 vorsichtig in der Wahl aller Deiner Leute 
de ihnen Festigkeit und Freundlichkeit. Ver⸗ 
gue Dich gegen Jedermannn so, als konnte er 
einmal nützlich werden; thue es aber 
9— Berechnung. sondern aus uneigennützigem 
wr halte Dich nicht mit Nebendingen 
n 9— immer Dein Ziel vor Augen; meide 
ie ane —8 Lauter Worte echt prak⸗ 
ensweisheit. die jenen Amerikanern alle 
Ehre machen und der Beherzigung werth sind für 
Jedermann, er sei Geschäftsmann oder nicht. 
F Einschinesischer Mandarin, wel⸗ 
her die Kulturwelt Europas studirt, hat einen 
drolligen Bericht über die Sitte des Küssens nach 
einer Heimat gesandt. Der Kuß hat dem gelehrten 
derrn viel Kopfzerbrechens verursacht, denn er ist 
m China undbekannt. Auch die Schwedinnen 
annten das Küffen nicht, als Bulstrode Whitlocke 
n Cromwell's Auftrag den schwedischen Hof be⸗ 
uchte und von Stockholm aus seine schwedischenBerichte 
chrieb. Der Chinese erkennt im Kuß nur eine 
doflichkeitsbezeugung, die darin besteht, daß man 
seine Lippen auf das Kinn des Gegenübers drückt 
und ein Geräusch hervorbringt. Kinder vorzugsweise 
yflegen ihre Eltern dadurch zu ehren, daß sie mit 
hren Lippen auf dem Gesichte der Eltern ein 
chmatzendes Geräusch hervorbringen. Ob die 
Thinesen jemals dem Kuß Geschmack abgewinnen? 
Warum nicht, haben doch auch die Schwedinnen 
ven Reiz des Küssens herausgefunden. 
ienstesnachrichten. 
Mit Regierungsentschließung vom 21. März 
tr. wurde Lehrer Georg Endres in Dudenhofen 
unter Anerkennung seiner langjährigen, treugeleiste— 
ten Dienste vom 1. Mai 1889 abh in den Ruhe⸗ 
stand versetzt. 
Zolldienst. Auf Grund der Bestimmung 
'm Artikel 36 der Reichsverfassung ist nach Ver— 
nehmung des Ausschusses des Bundesraths für 
Zoll⸗ und Steuerwesen der preußische Revisions⸗ 
Inspektor Schultz in Königsberg in Preußen an 
Stelle des in den Landesdienst zurückberufenen 
preußischen Steuerinspektors Rheinen den bay er⸗ 
ischen Hauptzorlämtern zu Landau 
und Ludwigshafen a. Rh., dem dbadischen 
Hauptzollamt zu Mannheim, sowie in Bezug auf 
die Tabaksteuer und die Branntweinsteuer den im 
Bezirk des Hauptzollamtes zu Mannheim belegenen. 
mit der Verwaltung der gedachten Abgaben be— 
trauten badischen Obereinnehmereien als Stations⸗ 
kontroleur, mit dem Wohnfitz in Mannheim. vom 
. Marz d. J. beideordnet worden 
zyamiliennachrichten. 
Gestorben: In Saarbrücken Fr. Ww. Ferdi— 
nand Reuther, geb. Pflug, 73 J. a., in Kaisers— 
lautern Binchen Kuhn, 21 J. a., in Dürkheim 
Fr. Emilie Bleikardt, geb. Neukun, in Landau 
Tharlotte Weher 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 26. Marz. Der Kaiser begab sich 
jeute Abend 6 Uhr nach dem Palais des Reich«- 
tanzlers, um an dem dort stattfindenden parla⸗ 
nentarischen Essen, wozu gegen 40 Abgeordnete 
ingeladen sind, teilzunehmen. 
Berlin, 26. März. Heute Mittag verstarb 
sier, wo er sich zum Besuch aufhielt, der frühere 
württembergische Ministe Freiherr v. Varn— 
düller von und zu Hemmingen. (Frhr. v. Varn⸗ 
hüler war geboren am 18. Mai 1809. Seit 
1848 war er Mitglied der Zweiten Kammer, in 
zer er besonders in wirtschaftlicher Beziehung eine 
jervorragende Stellung einnahm. In den Kampfen 
yon 1848 stand er entschieden auf Seiten der 
Regierung und des Adels. Im Jahre 1864 wurde 
er von König Karl zum Minister des Aeußern, 
des kögiglichen Hauses und später auch der Ver— 
kehrsanstalten ernannt; seitdem war er leitender 
Staatsmann in Württemberg und stand als solcher 
1866 auf Seiten der Gegner Preußens, mit 
welchem er jedoch am 13 August in Berlin den 
Frieden abschloß, dessen Bestimungen ihm nachher 
im Lande heftige Angriffe zuzogen Am 31. August 
1870 wurde er seines Ministerpostens enthoden. 
Von 1872 bis 1881 gehöcte er dem deutschen 
Reichstage und in demselben der Reichspartei an. 
Er zählte zu den Führern der schutzzöllnerischen 
Bewegung, deren entschiedenster Förderer er war. 
Der Zolltarif von 1875 kam wesentlich unter seiner 
Mitwirkung zustande. 
Berlin, 26. Maͤcz. Aus Posen kommt 
die Nachricht, daß der nördliche Theil der Warthe⸗ 
brücke bei Zirke infolge Eisgangs eingestürzt und 
der Verkehr für lange Zeit unterbrochen ist. 
Pest, 26. März. Abgeordnetenhaus. 
Nachdem zunächst eine besondere Abstimmung üher 
das zweile Dienstjahr der Freiwilligen mit 254 
zegen 15 Stimmen in namentlicher Abstimmung 
1ubgelehnt worden war, wurden die 88. 24 
und 25 des Wehrgesetzes in unveränderter Fassung 
mit 253 gegen 144 Stimmen angenommen, ebenso 
hierauf auch die hierzu von dec liberalen Partei 
»eantragte Resolution mit großer Mehrheit. Die 
Abänderungsanträge der Oppositionellen wurden 
sämmilich abgelehnt. 
Bukarest, 26. Maärz. Anläßlich des heutigen 
Jahrestages der Proclamirung des Konigreichs 
Rumänien nahm der Senat einen Antrag an, 
»ahin gehend, den Prinzen Ferdinand von 
dohenzolflern als präsumtiben Thron⸗ 
olger der Verfassung gemäß unter die Senatoren 
ufzunehmen. 
zür die db. 
n deror swocsisch F. XTDOT 
Zweibrücken, 18. März 1880. 
An sämtliche Bürgermeisterämter des Amtsbezirkes. 
Erlaß distriktspolizeilicher Vorschrif⸗- 
ten bezüglich der Befahrung von Distriktsstraßen 
durch Straßenlokomotiven betrt. 
Distriktspolizeiliche Vorschristen. 
Auf Grund des Art. 90 P.Sit.G.⸗B., 8 366 
3. 10 R.St.G.B. und Art. 2 Ziff. 6 P.⸗St.⸗ 
G.«B. beschließt das ir Bezirksamt Zweibrücken: 
1. 
Die Befahrung von Distriktsstraßen mit Stra- 
zenlokomotiven ist nur auf Grund genehmigter zu⸗ 
timmender Beschlüsse des betheiligten Distriktsrates 
gestattet. 
82. 
Auf den Distriktsstraßen dürfen Straßenloko⸗ 
motiven nur mit der für jede Straßenstrecke durch 
die Distriktspolizeibehörde besonders festgesetzten Ge⸗ 
schwindigkeit fahren. 
83. 
Im Interesse der Feuersicherheit muß die Esse 
der Lokomotive mit einem Funkenfänger versehen 
und der Aschenkasten unter der Feuerbüchse so ver⸗ 
chlossen sein, daß F Asche herausfallen kann. 
4. 
In der Nähe von Pferden und anderen Zug- 
tieren darf aus den Ablaßhähnen Dampf nicht ab- 
zelassen und das Auslassen des Rauchs muß moög- 
ichst beschränkt wirden. 
5. 
Wo die Straße nicht mindestens auf 100 Meter 
übersehen werden kann, muß ein Mann auf min— 
destens 30 Schritte der Lokomotive vorausgehen, 
hei Nacht mit einer Laterne, entgegenkommende 
Fuhrwerle aufmerksam machen und etwa nöthigen 
Zeistand leisten. 
86. 
Die Dampfpfeife darf nicht angewandt werden. 
Die Lokomotive muß zum Signalgeben mit einer 
Glocke versehen sein. 
87. 
Beim Enigegenkommen von Post⸗ und Eilwägen 
und Personenfuhrwerken jeder Art hat die Lokomo— 
tive zu halten, bis dieselben vorbei sind, ebenso so— 
bald Zugtiere irgend welcher Fuhrwerke oder Reit⸗ 
RFerde unruhig werden. 
88. 
Das Ausweichen an stärkeren Kurven ist zu 
dermeiden; indem entweder die Lokomotibe recht⸗ 
eitig hält oder der vorausgehende Mann entgegen⸗ 
ommende Fuhrwerke ape Halten veranlaßt 
89. 
Zur Leitung der Lokomotive dürfen nur Per⸗ 
onen von erprobter Verlässigkeit und Nüchternheit 
nerwendet werden. 
810. 
Bei Dunkelheit müssen Lokomotive und Wagen 
genügend mit vaternen versehen sein. 
II. 
An die Lokomotive darf nur die bezirksamtlich 
genehmigte Zahl Wagn angekoppelt werden. 
12. 
Die Räder der Lokomotive wie der Transport- 
vägen dürfen auf dem Kranze keine vorstehenden 
stagel⸗ oder Schraubenköpfe erhalten, noch mit sol⸗ 
hen Vorrichtungen gegen das Abgleiten an den 
Steigungen versehen sein, wodurch die Straße 
Schaden leiden kann. 
Bei Glatteis ist die Fahrt entweder ganz ein⸗ 
—U durg Sandstreuen zu ermöglichen. 
13. 
Der Distriktspolizeibelörde bleibt vorbehalten, 
den Verkehr der Straßenlokomolive zu jederzeit ein⸗ 
zustellen und diesen Verkehr zu verbieten. 
Zweibrücken, den 19. Februar 1889. 
Könialiches Bezirksamtsamt, 
Dr. Schlagintweit.