wobei eine von Herrn Lehrer Folz kunstvoll aus⸗
gestattete Adresse überreicht wurde.
— Winden, 22. Marz. Die Bierbrauerei
Dewein wurde an Herrn Karl Stöpel von Lan-
dau verpachtet.
— Aus Gleisweiler meldet der ‚L.
Eilb.“ bereits den ersten Wal dbrand. AmSamstag
Mittag gegen 1 Uhr gerieth ein junger Kiefernbe-
stand im Kienberg, auf der Nordseite des Hain⸗
bachthales in Brand. Von Gleisweiler, Burrweiler
und Frankweiler eilte Hilfe rasch zur Stelle und
den vereinten Anstrengungen gelang es in kurzer
Zeit, dem weiteren. Umsichgreifen des Brandes
zurch Gräbenziehen wirksam entgegenzutreten. Das
Feuer erstreckte sich auf etwa 10 Tagewerk und ist
der Bestand an jungen Kiefern dadurch total ver⸗
nichtet. Ueber die Entstehung des Feuers weiß
man nichts Bestimmtes, jedoch liegt die Annahme
nahe, daß ein unvorsichtig weggeworfenes brennen⸗
des Streichholz oder ein noch glühender Cigarren-
stummel den Brand verursacht hat. — Bei dem
tärkeren Besuche des Waldes zur Sommerszeit
dürfte sich besondere Vorsicht in dieser Beziehung
anempfehlen.
— Roschbach, 20. April. Gestern wurde
der 34 Jahre alte Tagner Valentin Herbst in
jeinem Schoppen erhängt aufgefunden. Als Grund
des unseligen Schrittes vermuthet man die Ver—
weigerung der Einwilligung seiner Eltern zu dem
Ehebündnisse, in das der Verlebte tresen wollte. —
Seit Menschengedenken ist dies der erste Fall in
unserer Gemeinde, daß Jemand Hand an sein Leben
legte.
— Neustadt, 20. April. Wie man der
„N. Bzt.“ mittheilt, haben die Erben des Er—⸗
mordeten Rentiers Graf dem Herrn Aug. Mohr,
Wirth in Hambach, den Betrag von 100 M.
übermittelt, um den s. Z. wegen des Raubes und
des Mordes unschuldig inhaftirt gewesenen Schreiner
F. Wink und Winzer F. P. Mohr eine Ent⸗
schädigung zukommen zu lassen und zwar an Wink
80 M. und an Mohr 20 M. Diese Handlungs⸗
weise verdient alle Anerkennung. Ebenso soll der
kgl. Gendarmerie ein gleicher Betrag zugeftellt
worden sein zum Zwecke der Vertheilung an die
bei der Untersuchung dieser Blutthat so sehr beschäf⸗
tigte und Tag und Nacht in Anspruch gen ommene
Mannschaft.
— Speyer, 28. April. Heute früh 585
Uhr wurde der Fischer Georg Wolf von einem
schnellen Tode ereilt. Im Begriffe sich anzukleiden,
um seinem Berufe nachzugehen, fiel er plötzlich, von
einem Herzschlage betroffen, todt nieder. Der sehr
kräftige Mann war verheirathet, Vater von 7 Kin⸗
dern und erreichte ein Alter von 52 Jahren.
Sp. 3.)
— Speyer. Die Zeugengebuühren in dem
Prozesse des Pioniers Mohr vor dem Militärbe⸗
zirksgericht Würzburg stellten fich allein auf 2000
Mark. Mohr hat die eingelegte Nichtigkeitsbe-
schwerde zurückgezogen und seine Strafe bereits an⸗
getreten.
— Der Vorstand und Aufsichtsrath der Gee⸗
werbebank in Speyer, beschäftigt sich gegen-
wärtig mit der Frage der Umwandlnung der Bank
in eine Altiengesellschaft. Zu dieser Verwirklichung
soll in nüchster Zeit eine einzuberufende Generalver⸗
jammlung gehört werden.
— Deidesheim. Die Wasserleitung
zum hiesigen Schulgebäude ist nun vollendet. Der
aufgestellte Brunnen bildet ein monumentales
Bauwerk, gekrönt von einer prächtigen Laterne.
— Bei Deides heim stehen gegenwärtig
schon sämmtliche Mandel⸗ und Kirschenbäume in
Blüthe.
— In D ürkheim wurde am Oster⸗Montaqg
unter Leitung des Herrn Bezirks Turnwarts Schmiti
pon Ludwigshafen ein Vorturner⸗Curs ahgehalten,
an welchem sich die Turnwarte und Vorturner
der Vereine von Deidesheim, Frankenthal, Grün—
stadt, Lambsheim, Ludwigshafen-Hemshof, Munden⸗
heim, Oggersheim, Wachenheim, Weisenheim a.
S. und Duürkheim betheiligten. — Mit dem Vor—
turner Curs verband der hiesige Turn⸗Verein zu⸗
gleich die Vorführung einer Muster-Riege, deren
Uebungen beste Anerlennung gezollt wurde.
— In Dürkheim sieht nach einer Mittheil⸗
ung des „D. A.“ der Schluß des Gasthofes Zu
den vier Jahreszeiten bevor. Damit würde der
ichoͤnste Saal Dürkheims der Oeeffentlichkeit
entzogen.
— Der Winzer Leonhard Freiermuth von Lesi⸗
stadit begab sich vor einigen Tagen in Ge—
neinschaft feiner Frau und Tochter in den Wald,
im Holz zu holen; behufs dessen stieg derselbe
auf sehr hohe Kiefernstämme und fiel in einer
Döhe von mindestens 12 Meter herab. Hierdurch
jog sich derselbe bedeutende Verletzungen zu und
nußte nach Hause getragen werden. Er liegt nun
ichwer krank darnieder und wird allgemein be—⸗
dauert.
— Wie aus Mutterstadt gemeldet wird,
vurden dort am Montag Abend zwei Herren von
Mundenheim, die sich per Omnibus nach Hause
zegeben wollten, von einigen unbekannten Burschen
hne jede Ursache überfallen und durch Messerstiche
übel zugerichtet. Die Affaire ist bereits dem Gerich—
mitgetheill worden.
— Altrip, 28. April. Verflossenen Sams-
tag Morgen zwischen 6 und 7 Uhr wurden aus
der hiesigen Gemeindebaumschule über 40 frischge⸗
setzte Baumchen herausgerissen und in eine dahinter
befindliche Wassergrube geworfen. Nur einem Zu⸗
call war es zu verdanken, daß man dieselben einige
Stunden nach der That entdeckte. Denn eines der
S„taämmchen winkte mit einem Aesichen den Suchen⸗
den aus den Wassern entgegen und mit Hilfe eines
Rechens wurden 34 Stück aus dem Schlamme her⸗
rusgezogen. Der Umstand, daß das Bubenffück am
jellen Tage ausgeführt werden konnte, erklärt sich
nach dem „G.A.“, theils aus der Lage des Gar—⸗
ens, theils aber auch aus der Annahme, daß sich
der schmutzige Thäter bei etwaiger Entdeckungsge—
'ahr gleich in Sicherheit wußte.
— Die Prüfung der Bewerber um ein Ge—
richtoschreiberamt in Frankenthal be—
sinnt am 183. Mai nächsthin und sind hierzu 28
Fandidaten zugelassen. Als Prüfungscommissäre
rungiren die Herren: Landgerichtsdirector Fahr,
Oberamtgrichter Kieffer, Beide von hier, und Re—
zierungsassessor Böhm von Spehyer.
— Kleinniedesheim, 28. April. Heute
Morgen wurde in hiesiger Gemarkung der Tagner
Thristian Peter, ein kinderloser Witwer, erhängt
zufgefunden. Was denselben zum Selbstmord ver⸗
anlaßte, ist unbekannt.
— Einjährig-Freiwilliger Militär—
dienst. Unter Aufhebung der Bekanntmachung
vom 24. Marz 1881 werden diejenigen Bestimm⸗
ungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht, welche
sich für die im 8 90 der Wehiordnung vom 22.
November 1888 erwähnten Schulzeugnisse aus der
don den norddeutschen Einrichtungen theilweise ab-
veichenden Organisation des Unterrichtswesens in
Bayern ergeben. Es stehen gleich:
Den Zeugnissen über einjährigen, erfolgreichen
Besuch der zweiten Klasse von Gymnasien, Real⸗
ymnasien und Ober⸗Realschulen fur Bayern: die
Zeugnisse über erfolgreichen Besuch 1) der ersten
Symnasialklasse von humanistischen Gymnasien
Studienanstalten), 2) des dritten Kurses von
Realgymnasien.
Den Zeugnissen über erfolgreiche Zurücklegung
der ersten Klosse und das Bestehen der Entlassungs-
prüüfung an den höheren Bürgerschulen die Zeug-
nisse über erfolgreiche Zurücklegung des sechsten
Jahreskurses und das Bestehen der Schlußprüfung
für Bayern: an den sechsklassigen lateinlosen
Realschulen.
Den Zeugnissen über einjährigen Besuch der
zweiten Klasse des kgl. preußischen und des kgl.
ächsischen Kadetten ˖ Corps für Bayern: die Zeug-
aisse über erfolgreichen Besuch der dritten Klasse
nes kal. haverischen Kadettenkorps.
Vermischtes.
F Neunkirchen, 21. April. Eine Gesell—
chaft hiesiger junger Leute, meist Grubenarbeiter,
nachten am Charfreitag einen Ausflug nach der
enachbarten Pfalz. In einer Wirihschaft zu Lud⸗
wigsthal gerieten dieselben, nachdem fie wacer ge—
zecht hatten, mit dortigen Einwohnern in Streit
und mußten, da sie sich nicht stark genug fühlten
das Schanklokal verlassen. Draußen rächten sie sich,
nach der „S. u. Bl.Zig.“, für die ihnen nach
hrer Auffassung widerfahrene Unbill, indem sie mif
ichweren Feldsteinen ein Bombardement eröffneten,
das mit der gänzlichen Zertrümmerung der Fenfster
des Wirthshauses endete. Die Gendarmerie schrit
ein, und einer der wütendsten Angreifer mußte sogar
zebunden in Numero Sicher abgeführt werden.
F Die „Schleifmühle“, die Mühle an dem
Fischdach nahe bei Malstatt, ist von Herrn Fabri⸗
——
kant Sehmer in St. Johann für die Summe von
80,000 Mark angekauft worden. Zu der Muhl⸗
gehören 16 Morgen Land. (S. J.S. A:)
München. Die drei Königsschlöffer
find vom 18. Mai ab wieder täglich zu besichtigen.
Das Eintrittsgeld beträgt füt Neuschwanstein um
Herrenchiemsee am Freitag 6 M. und an allen
übrigen Tagen 3 M.., für Linderhof an jedem Ta
8 M.
F Die Vorarbeiten zum VII. deutschen
Turnfeste in München am 28., 29. und
31. Juli schreiten rüstig vorwärts. Trotzdem die
Einladungen zu denfelben an 3890 Vereine, welch
zur deutschen Turnerschaft gehören, und an 27
außerdeutsche Vereine erst in jüngster Zeit erlassen
wurden, laufen schon jetzt zahlreiche Mittheilungen
ein, aus welchen erfichtlich ist, daß der Besuch kin
außergewöhnlich großer werden wird. Sowohl von
Seiten der allerhöchsten Kreise, wie von Seiten der
Behörden und der Einwohnerschaft Münchens
werden dem Feste die weitgehendsten Zun eigunger
entgegengebracht, die es schon heute als verbürg
erscheinen lassen, daß dasselbe einen glänzenden
Verlauf nehmen wird. — Vom Turnausschuss⸗
sind bisher fünf Eintags-Turnfahrten in Aussich
genommen, für welche von den bayer. Bergen als
Ziel der Wendelstein, die rote Wand, der Roßstein
der Schinder und die Benediktenwand gewählt wor⸗
den find. — Weitere 11 Vorschläge sind in de
Ausarbeitung begriffen.
F Friedrich v. Bodenstedt, der weis⸗
deutsche Mirza Schaffy, feierte am Ostermontag
seinen 70. Geburtstag, umjubelt und beglückwünsch
bon den herzlichen Kundgebungen des ganzen lite
raturfreundlichen Deutschland, welches in ihm einen
der Altmeister verehrt, deren Werke sich ewigt
Jugendfrische bewahren werden. Peine, des Dich—
ers Geburtsstadt — er erblickte dort am 22. April
1819 das Licht der Welt — übersandte ihm die
Ernennung zum Ehrenbürger.
F GEine freundliche Ostergabe) iß
unserm Kaiserpaar überreicht worden. Dieselbe
besteht in einem großen optischen Osterei, welches
der Verfertiger, ein Konditor aus Wiesbaden, nach
Berlin gebracht und im Hofmarschallamt für den
Kaiser abgegeben hat. Das Riesen-Ei ist von
feinstem weißen Krystall-Kandiszucker hergestellt,
mißt der Länge nach 65 Centimeter und liegt in
einem Korbe, welcher reich mit Sammet in den
deutschen Farben ausgeschlagen ist. Auf der Ober⸗
fläche erblict man in ansprechender Umrahmung
ein wohlgelungenes Bild der kaiserlichen Familie.
An der einen Spitze des Eies ist ein Vergtößerungs⸗
glas angebracht, durch dasselbe sieht man im
Innern links zwei Amoretten mit Fahnen, welche
die Inschrift: „Gott segne das deutsche Reich!“
tragen, und Moltke und Bismarch, sich gegen über⸗
stehend. Dahinter steht Kaiser Wilhelm II., zu
seiner Linken Kaiser Friedrich, rechts Kaiser Wil-
helm J. Den Hintergrund der Ansicht bildet eine
Kriegstrophae. Äußerdem ist in dem Ei ein Musil-
werk angebracht, welches die Volkshymne „Heil
dir im Siegerkcanz“ spielt. Das ganze Werk machl
einen sehr imposanten Eindruck und zeugt von der
Erfindungsgabe des Verfertigers. Zur Herstellung
dieses Oster⸗ Eies hat leßterer über ein halbes Jahr
Zeit gebraucht.
F Wie man einen bswilligen
Schuldner zur Zahlung bringt, zeigt
folgende, wie das D. Tgbl. ausdrücklich hervorhebt,
wahre Geschichte. Kommt da dieser Tage zu einem
Pferdehandler in der L.⸗Straße zu Berlin ein
eleganter Herr in prachtvoller Equipage, deren
Zutscher und Diener in reichen, goldbordirten
divreen glänzen. Der Fremde, ein Mann in den
besten Jahren, der selber prachtvolle Vollblutpferde im
Geschirr hat, wünscht ein Paar Pferde zu kaufen.
edelster Rasse natürlich, und es werden ihm auch ein
Paar der vorzuglichsten und schönsten Pferde vor⸗
geführt, die der Fremde mit Kennerblicken mustert,
worauf er bittet, sie hin und her zu führen. Es get
schieht, und graziss tänzelnd, den schönen Kopf
mit dem stolz gebogenen Nacken wiegend, folgen
die Pferde den sie führenden Stallknechten. Die
Pferde gefallen dem Herrn sehr gut und schmunzelnd
berechnet der Verkaufer, ob er nicht ein paar
Tausend Mark mehr fordern könne. Der Fremde
der sich sehr anerkennend über die edlen Tiere ausge
sprochen, sagt nun ganz verächtlich zu dem Verkäufer:
„Diese Tiere haben Sie natürlich nur in Kommis
sion!“ — „vVitte sehr“, erklärt dieser, „sie lsind
mein Eigenthum.“ — „Soo —“ sagt der Fremde