Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amlsgerichts St. Ingbert. 
der St, Ingberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn, und Feiertage. 2mal. wochentlich mit Unterhaltungt · Blatt und MRitiwohs und ẽs augag⸗ —J 
———— Beilagen. * viati losei dierietzahrleh eßuch Tragerlohn; burch die Vos dezogen 14 78 4, einschließlig 40 ñ Zuflellungsgebuhr. Di⸗ 
anngsgebuhr sar die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraien aus der Pfaun 10 4 bei außerpfaͤlzischen und solchen auf welche die Erveditioun 
Austanit eriheilt, Ih. Neklamen 8o0 . Bei Amaliger Einridung wird nur dreimalige berechnet. 
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24. Jahrg. 
Politische Ueberficht. 
Der Streik der Bergleute im rheinisch⸗ 
vestfälischen Kohlengebiet hat eine sehr große Aus⸗ 
chnung genommen. Daß derselbe planmäßig und 
en langer Hand vorbereitet war, erscheint außer 
3weifel. Die tief einschneidende Wirkung des 
Freils läßt jedoch erwarten, daß derselbe von 
iner langen Dauer nicht sein werde. Die wenig⸗ 
jen der Arbeiter besitzen Ersparnisse, die ihnen ein 
Feiern auf ein bis zwei Wochen gestatten. Anderer- 
eitz aber drängt die Mitleidenschaft, in welche 
ie ganze rheinische westfälische Industrie gezogen 
vird gebieterisch dahin, einem vernünftigen Aus- 
leich das Wort zu reden. Die Vertreter der 
ztaatsbehörden, welche in den Ausstandsgebieten 
oeilen, sind eifrig bemüht, für eine Lohnerhöhung 
jer Arbeiter ihren Einfluß geltend zu machen. 
Neber die Aufhebung der Regentschaft 
in Luxemburg bringt der „Rheinmische Kurier“ 
olgende Enthüllung: Der König, entrüstet über 
das demonstrative Verhalten der Luxemburger, soll 
in vertrauliches Rundschreiben an alle Cabinette 
eranlaßt haben, worin gefragt worden sein soll, 
vie man sich dazu stellen würde, wenn die nieder⸗ 
aͤndischen Generalstaaten das Erbfolgegesetz ab- 
indern und die weibliche Thronfolge auch für 
urxemburg beschließrn würden? Hierauf soll von 
harißs und Petersburg geantwortet sein, daß man 
ich jedenfalls passiv in dieser Frage verhalten 
ind der Mehrheit der Mächte zustimmen würde, 
vaͤhrend man von einer anderen Stielle in sehr 
zeutlicher Weise zu verstehen gegeben haben soll, 
zaß man gut daran thue, diesen Plan nicht weiter 
u verfolgen. Der Herzog hat zu dem Verhalten 
»er Luxemburger keinen Anlaß gegeben, sondern 
tets die größte Rückhaltung beobachtet. Er betrachtet 
ie Regentschaftsperiode jetzt als abgethan. Der⸗ 
elbe ist in guter Stimmung und soll geäußert 
jaben, er habe streng nach Vertrag und Verfassung 
jehandelt und nur seine Pflicht gethan, wie diese 
in Nassauer stets thue. — Laut neuerer Nachricht 
st jedoch in Berlin von einem Rundschreiben des 
doͤnigs von Holland nichts bekannt. 
* Wie verlautet, beabsichtigt der König der 
helgier im September die europäischen Mächte zu 
iner Conferenz iu Brüssel einzuladen zur 
herdollständigung der Bestimmungen der Berliner 
ongoconferenz. 
Fur die Eirrichtung einer Sektion für 
vie Kolonien — nach der Art der Sektionen 
es Großen Generalstabes — tritt eine Berliner 
zuschrift der ‚„Hamb. Nachr.“ ein. Es wird darin 
nervorgehoben, daß zu einer eingehenden und über⸗ 
uchtlichen Kenntniß aller Verhältnisse in unseren 
wdolonien die Errichtung einer Centralstelle im 
Nutterlande durchaus nothwendig sei, an welche 
lle nicht politischen Berichte aus den Kolonien 
ehen und wo sie gesichtet, gesammelt und in der⸗ 
—T Weise verwerthet werden, wie es im 
broßen Generalstabe hinsichtlich der Berichte aus 
en europaischen Ländern geschieht. Nur auf diese 
Ddeise lidane man die Gewähr gewinnen, daß 
ystematisch gearbeitet werde, daß sich Personen in 
ie Verhältnisse einarbeiten und daß die höheren 
Staatsorgane eine Instanz zur Hand haben, welche 
Mmen auf alle Fragen der Verwaltung mit Sicher⸗ 
ꝛeit Antwort zu erteilen vermag. Eine solche 
soloniensektion, deren Einrichtung nur geringe 
dosten machen koͤnnte, würde sich auch mit den 
Kommunicationsverbälinissen. mit allen Land- und 
Wasserverbindungen, sowie 'mit den klimatischen 
äẽrscheivungen der deutschen Colonien zu beschäf⸗ 
igen haben, und nur auf diese Weise würde eine 
ichere Grundlage für alle weiteren Maßregeln zu 
ewinnen sein. Eine genaue und systematische 
denntniß aller einschlägigen Colonialverhältnisse sei 
ber um so nothwendiger, als beispielsweise in 
Istafrika die vom Hauptmann Wißmann errichtete 
Lruppe vermuthlich zu einer ständigen Schutztruppe 
imgewandelt würde und überhaupt die fortschreitende 
entwicklung und Bedeutung unserer Kolonien deren 
ingehende Kenntniß für die Reichsregierung immer 
in entbehrlicher machen müsse. 
Deutsiches Reich. 
München, 10. Mai. Nach dem heute aus— 
‚egebenen Krankenbericht hält der Schwächezustand 
der Königin-Mutter unverändert an. Der 
ẽ rnährung muß künstlich nachgeholfen werden. 
Dortmund, 9. Mai. In Gelsenkirchen 
bird auf der Zeche „Dahlbusch“, „Vereinigte Rhein⸗ 
5ẽ¶be“, „Alma“ und ‚Consolidation“ theilweise 
dieder gearbeitet. Krupp in Essen hat die For— 
erungen der Arbeiter und noch über die Forder- 
ingen Hinausgehendes bewilligt; auch die Zeche 
Johann Diemelsberg“ bei Steele hat die Arbeiter 
efriedigt. In den Schalker und Bulmker Hoch— 
fen, im Wittener Stahlwerk, in den Färbereien 
n Crefeld ist die Arbeit eingestellt. Der Kohlen- 
reis ist auf 36 Mark für den Waggon gestiegen. 
zufuhren vom Ausland ßind unterwegs. 
Heute Vormittag wurde der Bergrath Direktor 
Schrader, von der Zeche Ewald bei Herten, dessen 
dutsche unter die Tumultuanten gerathen war, aus 
erselben herausgerissen und erschlagen. 
Dortmund, 9. Mai. Auf der Zeche 
Pluto“ bei Wanne wurde eine Brandstiftung 
zersucht; das Feuer wurde im Enistehen erstickt. 
die Bergleute beharren auf ihren Forderungen. 
die „Rheinisch; Westfälische Zeitung“ will erfahren 
jahen, daß für die Streikenden Gelder aus social⸗ 
»emokratischen Quellen in London und Varis un- 
erwegs seien. 
Bochum, 10. Mai. Gestern Abend fard 
in Zusammenstoß zwischen Militär und 
inem Volkshaufen statit. Ersteres machte von der 
Waffe Gebrauch, wobei zwei Personen getödtet und 
nehrere verwundet wurden. 
Bochum, 10. Mai. Ein Dortmunder Aus⸗ 
chuß für die Streik⸗Bewegung hat beim Kaiser 
Wilhelm angefragt, ob eine Audienz für eine Ab- 
irdnung bewilligt werden würde. 
Berlin, 9. Mai. Der Kaiser und die 
daiserin haben bei ihrer Anwesenheit in Kiel 
den Dichter Klaus Groth empfangen. 
Berlin, 9. Mai. Die Subcommission der 
S5amoa⸗Conferenz hält täglich längere Sitz- 
ungen. Die nächste Plenarsitzung findet wahrschein⸗ 
ich in der nächsten Woche statt. 
Berlin, 10. Mai. Reichstag. Bei der fort⸗ 
zesetzten Beratung der Alters- und Invalidenver⸗ 
icherungsvorlage werden nach längerer aber uner- 
seblicher Erörterung die Paragraphen 101 (Ent- 
cheidung über Streitigkeiten), 102, 102 a und 
O3 unter Ablehnung der Anträge Struckmann 
ind Strombeck in der Commissionsfassung ange⸗ 
rommen. Paragraph 105 wird, nachdem Minister 
y. Bötticher dafür eingetreten, debattelos ange⸗ 
rommen, desgleichen 8. 105 a. Bei 8. 106 be⸗ 
weifelt Virnich die Beschlußfähigkeit des Hauses 
der Namensaufruf ergibt indessen die Beschluß— 
hiakeit. S. 106 wird angenommen. 107 gestrichen, 
108 und 109 genehmigt, 110 bis 115 gestrichen, 
16 bis 118 angenommen; 119 behandelt die 
andesversicherunggmter und deren Befugnisse. 
Struckmann und Genossen beantragen eine Reichs⸗ 
erficherungsanstalt als oberste Instanz über den 
zandrsversicherungsämtern. Gegenüber der Begründ⸗ 
ing dieses Antrages durch Gebhard führt Minister 
». Bötticher aus, die Sache liege hier anders als 
dei der Unfallversicherung, Die Invalidität müsse 
nach besonderen Verhältnissen der Länder beurtheilt 
iud entschieden werden. Die Revisionsentscheidungen 
zätten hier nicht die Bedeutung, wie beim Unfall . 
jesetz. Die Landesversicherungsämter seien ausrei⸗ 
hend als höchstinstanzliche Entscheidung. Der 
Paragraph 119 wird schließlich mit dem Antrage 
Strucßmann angenommen. 88. 1192 und 119 b 
betreffen die Rentensparcassen. Frhr. v. Stumm und 
Rickert bekämpfen dieselbe. Nach Befürwortung der 
Commissionsbeschlüsse durch Dr. Buhl werden die 
Abschnitte über die Rentensparcassen verworfen, 
zie Bestimmungen über die Reichsstaatsbetriebe nach 
der Commission gestrichen. Morgen 11 Uhr 
Fortsetzung. 
Berlin, 10. Mai. In der gestrigen Sitzung 
des Staatsministeriums wurde der „Post“ zufolge 
iber die Frage der Verhängung des Belagerungs⸗- 
zustandes über die streikenden Grubenbezirke 
Feraten. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt, doch 
oll morgen in Gegenwart des Oberpräsidenten von 
Westfalen eine größere Versammlung der Arbeit- 
zeber die Frage begutachten. 
Berlin, 10. Mai. Ueber den Angriff, 
velchen der deutsche Reichscommissar Hauptmann 
Wißmann gestern gegen das Lager von Buschiri 
rfolgreich unternommen, verlautet weiter, daß an 
dem Kampfe unter dem Oberbefehl Wißmanns 
außer dessen eigener Mannschaft teilgenommen 
hzaben ein stärkeres Detachement von Sr. Maj. 
Zreuzer „Schwalbe“ und vom Kreuzergeschwader, 
owie die sämmtlichen Askaris (eingeborenen Truppen) 
der Station Bagamoyo der deutsch-ostafrikanischen 
Besellschaft. Das Lager Buschiris wurde vollständig 
berbrannt und zerstört. Von der „Schwalbe“ ist 
Anterlieutenant zur See Max Schelle, der seit 6 
Jahren der Marine angehört, nebst einigen Matrosen 
gefallen; leicht verpundet wurden Stabsarzt Dr. 
Schmelzkopf vom 5. Rheinischen Infanterie-Regiment 
Nr. 65, Hauptmann Richelmann von demselben 
Regiment, Lieutenant Illing, der früher in Diensten 
der deutsch-⸗ostafrilanischen Gesellschaft war. und 
Sulzer. 
Ausland. 
Nom, 9. Mai. (Deputiertenkammer.) Der 
Antrag Mussi's und anderer Miitglieder der äußer⸗ 
sten Linken, betreffend die parlamentarischen Erheb- 
ungen, über die Verwaltung des Kriegsministeriums 
wurde auf Antrag des Kriegsministers und Crispi's 
mit 278 gegen 33 Stimmen abgelehnt. 
Sansibar, 9. Mai. Eine, Reuter⸗Meldung“ 
autet: Reichskommisssr Wißmann griff 
gzesten Buschiris Lager bei Bagamoyo an, 
velches von 600 Mann verteidigt wurde. Nach 
inem scharfen Kampfe wurde das Lager vollig 
erstört. Buschiris Verlust beträgt 80 Todte und 
20 Gefangene; deutscherseits wurden etwa 40 
Schwarze getödtet. Mehrere Weiße, Offiziere und 
Mannschafien, sind, verwundet. Buschiri selbst 
st entiommen; es verlautet, er hätte das Lager 
vor dem Angriff verlassen. 
Sydney, 9. Mai. (Reutermeldung. Der 
im 30 April von Samoa abgegangene Dampfer