Full text: St. Ingberter Anzeiger

dung der Kosten an die Staatskasse. 2. Die An⸗ 
klagesache gegen den Bierbrauer Dan. M.. d in 
Bubenhausen wegen Unterschlagung wird wegen 
nicht formgerechter Ladung des Beschuldigten 
bis zur Sitzung am 29. Mai vertagt. 83. Der 
frühere Bergmann, nunmehrig? Tagner Gg. 3..1 
30 J. a., von hier, welcher schon oft vorbestraft 
ist, wird trotz hartnäckigen Leugnens durch die 
Zeugenaussagen und ärztlichen Fundbericht über—⸗ 
führt, in der Nacht zum 11. März dss. Is. auf 
der Ortsstraße dahier den Schmelzarbeiter Is. Gries 
mit einem eisernen Wagenstorren so auf die linkt 
Schulter und den Oberarm geschlagen zu haben, 
daß Gries 2 Tage arbeitsunfähig war. Für diese 
mittels gefährlichen Werkzeugs begangene Koͤrper- 
verletzung erhält Z... leine Strafe von 2 Monaten 
Gefängniß und die Kosten auferlegt. 4. Wegen 
verschiedener Vergehen, als 3 Diebstähle und der 
Sachbeschädigung hat sich zu verantworten der 
24jährige Karl K. . n, in Friedrichsthal wohn⸗ 
haft, ferner der Tagner Hrch. U..f, 39 J. a. 
früher Mezger, in Bildstock wohnhaft, 
wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, 
Anstiftung zuw Diebstahl und Unfug. Am 
21. Februar dss. Is. waren die Beiden nach 
—AV 
schaften dem Biere so zugesprochen, daß die Trunken⸗ 
heit nicht ausbleiben konnte. Im Hofe des Her— 
bergswirthes Weis stahl K.en ein Beil und vor 
dem Schlachthaus dahier den Raben des Schlacht⸗ 
hausdieners Leininger, und zwar auf Anstiften des 
U.. f, welcher jenem einen Schoppen Bier versprach 
Von hier begaben sich die Beiden dann zum Hause 
des Metzgers Sander, wo K. . n ein Fenster auf⸗ 
drückte, um Wurst zu stehlen. Hier wurden sie 
von der Polizei festgenommen, doch leistete der zweite 
Angeklagte heftigen Widerstand und verübte durch 
Schreien und Gebahren Unfug. Nachdem sie von 
der Polizei wieder entlassen waren, stahl K. .n noch 
»em Bäckermeister Joh. Fries dahier einen Wagen— 
orren, mit dem er wahrscheinlich die von hm ein⸗ 
andene Zertrümmerung einer mfröhre des 
hen Brunnens am Elversbekgerweg ausführte. 
upt find die Beschuldigten unumwunden ge⸗ 
al K.n Dird wegen Sachbeschadigung 
Se wegen der 3 Diebstähle zu je 
vSochen 7 insgesammt aber zu 8 Monaten 
Gefängniß, Hrch. U .. f wegen Widerstands 
gegen die Staatsgewalt zu 2 Wochen Gef., wegen 
Anstiftung zum Diebstahl zu 1 Monat Gef., 
wegen Unfugs zu 8 Tagen Haft und zu einer 
Gesammistrase von 1 Monat 12 Tagen Gefängniß 
und 8 Tagen Haft verurteilt. Außerdem trägt 
jeder 3 der Kosten. 5. Der Bergmann Pt. 
Sch..t aus Hassel, 21 J. a., traf am 19. 
März abhin auf seinem Nachhauseweg die 20 
Jahre alte Joh. Charlotte Luck auf dem der 
Familie des Genannien gehörigen Kleeftück, trotzdem 
sie wiederholt ohne Erfolg vor dem Betreten 
desselben gewarnt war. Nach mündlicher Zu⸗ 
rechtweisung schlug ihr Sch..t noch mit der 
Faust auf den Kopf und mit seinem Gruben- 
licht af den Arm und Rücken. Bleibenden 
Nachtheil hat die Luck von dieser Körperverletzung 
jedoch nicht erhalten. Unter Angahme mildernder 
Umstände verurteilte das Gericht den Beschuldigten 
zu 1 Woche Gef. und in die Kosten, außerdem 
wird die Einziehung des Grubenlichtes verfügt. 6. 
Wegen Berufsbeleidigung ist vor Gericht citirt der 
63 Jahre alte Tagner Pet. S.. d von Erfweiler. 
Derselbe hatte am Abend des 8. Februar abhin 
auf der Otsftraße in Eschringen den dortigen 
Polizeidiener Joh. Mohr „angerempelt“ und da- 
rauf nach Zurredestellung mit einem nicht wieder- 
zugebenden Ausdruck beleidigt. Die hierwegen er⸗ 
kannte Strafe lautet auf 20 Mk. Geldbuße eb 4 
Tage Gef. und die Kosten. 
* Gestern Vormittag hielt der Ausschuß des 
hiesigen Feuerwehrkorps eine Sitzung, worin be— 
schlossen wurde, nächsten Sonntag früh um 5 Uhr 
einen Ausflug nach dem Sitzzweiler Hof. (Spieser 
Mühle) zu unternehmen. Nachmittags wird im 
Franl'schen Garten für alle Mitglieder der 
Feuerwehr, altive und passive, ein Konzert 
der Kapelle Lindner aus Altenwald stattfinden. 
Z St. Ingbert, 15. Mai. Ein gewiß 
seltenes Schauspiel war heute kurz nach 1 Uhr den 
Passanten der Hauptstraße geboten. Eine holde 
Maid war in etwas auffälliger Toilette zum Stadt⸗ 
hausbrunnen gestiegen, wo sie mit kräftigem Arm 
den Pumpschwengel handhabte. Doch bald hatte sich 
ein Publikum eingestellt. dos unter Heiterkeitsaus⸗ 
brüchen die Schöne betrachtete. Denn diese hatte 
zwar vorsorglicher Weise ihr Ueberkleid ausgezogen, 
aber vergessen jenes schöne Kleidungsstück, welches 
oft Aehnlichkeit mit einem Kisschen hat, zu ent— 
fernen. Dasselbe ragte vielmehr unbedeckt in die 
freie Luft. 
— Der Pfalz⸗Saarbrücker Bezirks— 
verein deutscher Ingenieure hält eine 
Versammlung am Samstag den 18. Mai, 4 Uhr 
uuf der Grube von der Heydt ab. Nach dem 
Programm ist vorgesehen: Zusammenkunft in 
Burbach. Abfahrt nach der Grube von der Heydt 
zegen 2 Uhr nachmittags, nachdem die Züge in 
der Richtung Saarbrücken-Burbach 12 Uhr 33 und 
1 Uhr 38, sowie Saarlouis-⸗Burbach 12 Uhr 12 
uind 1 Uhr 44 eingelaufen find. Abfahrt von 
Brube von der Heydt nach Burbach gegen 6 Uhr 
30; Anschluß an die Zuge in der Richtung nach 
S„aarbrücken um 6 Uhr 44, 8 Uhr 09 und 9 
Ahr 44 und um 7 Uhr 18, 9 Uhr 00 und 10 
Uhr 42 in der Richtung Saarlouis; Fortsetzung 
des gemüthlichen Zusammenseins im Burbacher 
stasino oder Rheinischen Hof in St. Johann, j⸗ 
nach dem Beschlusse der verehrlichen Mitglieder. — 
Besichtigung der Tagebauanlagen im Burbach 
Thale und der Dampfkochapparate der neuen 
Schlafhauser auf Grube von der Heydt. — Die 
Tagesordnung der Versammlung ist, nach der „S. 
3.“, die folgende: Erläuterungsvortrag des Herrn 
Maschinenwerkmeisters E. Braun von von der 
Ddeydt mit spezieller Berücksichtigung der Horizontal⸗ 
förderung; geschäftliche Mittheilungen; üfrr die 
echnische Mittelschule: Wericherktatter Herr Bau⸗ 
neister Dihm, Mithkrichtersianer Herr Maschinen⸗ 
abrikant Ehrhargr; uber die Herausgobe einer 
Litteraturübericht: Berichterstatter Hert Oberin⸗ 
enieut⸗V. Ugé; Veränderungen der Satzungen des 
ANupt · Vereins; Mitteilungen aus der Praxis. 
*— Medizinische Reisestipendien. 
Das kgl. Staaisministerium des Innern gibt be— 
kannt, daß die Gesuche um Verleihung medizinischer 
Reisestipendien für das Jahr 1889 bis längstens 
zum 15. September 1889 bei den einschlägigen 
gl. Kreisregierungen, Kammern des Innern. ein⸗ 
zureichen sind. 
*— Das königl. Polizeipräsidium in Berlin 
warnt vor folgenden Geheimmitteln: „W. 
Wepler's Krampfpulber Anti-Ppilepticum und 
zrampfthee,“ versandt durch das „Centralbertriebs⸗ 
hüreau Berlin,“ Straußenbergerstraße 19, ferner 
„Kühnert's Universal-Blutreinigungsthee.“ Diese 
Mittel haben die von ihnen angepiesene Wirkung 
nicht; letzteres * unter Umstaͤnden gesundheits⸗ 
ichädlich wirken. 
— Zweibrücken, 18. Mai. Geftern er- 
eignete sich am Karoussel auf dem Marktiplatz ein 
bedauerlicher Unglücksfall. Ein angetrunkener Mensch 
vollte vorzeitig abspringen und traf im Sprung 
einen der dort stehenden Knaben (Sohn des Gast— 
virthes R.) derart, daß derselbe eine nicht uner⸗ 
hebliche Verletzung am Kopfe erhielt. 
— Kusel, 12. Mai. Eine schaurige Ge⸗ 
chichte vollzog sich dieser Tage in Osterbrücken. 
kin Ehepaar tödtete das bereits 11)js Jahre alte 
sRind. Das Kind wurde, als sei es eines natür— 
lichen Todes gestorben, beerdigt. Die Sache wurde 
alsbald ruchbar und bereits nach 8 Tagen wurde 
das Kind ausgegraben und heute hierher verbracht 
zur Untersuchung und zur Konfrontation mit seiner 
hdier im Gefängnisse vorläufig untergebrachten 
Mutter. Das saubere Ehepaar sitzt bereits hinter 
Schloß und Riegel und harret seiner gerechten 
Strafe für diese unmenschliche That. 
— Neustadt, 14. Mai. Heute Vormittag 
d Uhr verstarb hier nach längerem Leiden Herr 
Bierbrauereibesitzer J. Mohr. Der Verstorbene 
var eine allbekannte und beliebte Persönlichkeit. — 
Bestern Nachmittag verunglückte ein Arbeidr der 
Frau Wwe. Abresch in der Friedrichstraße dadurch, 
)aß er von dem vorderen Ende der Deichsel eines 
ins Rollen gekommenen Wagens, den er nicht mehr 
zu halten vermochte, so unglücklich an die Wand 
gepreßt wurde, daß ihm die Deichsel die Brust ein⸗ 
drückte. Der also Verwundete gab kurze Zeit dar⸗ 
auf seinen Geist auf. 
— Die am Sonntag in Neustadt stattge⸗ 
habte außerordentlich Delegirten-Versamm- 
ung der pfäl. Consum-Vereine war guft 
zesucht. Mit großer Mehrheit wurden die bis—⸗ 
jerigen Mitglieder des Verbands-Ausschusses wie⸗ 
der gewählt und damit die Wirren bezüglich der 
Berbandsleitung beseitigt 
— Rohrbach, Bez.⸗A. Bergzabern, 
Mai. Heute Nachm ittag fand in 
GBasthause zu den ‚drei Mohren“ dahn 
der Delegirtentag für den pfälzischen Bezir 
des deutschen Kriegerbundes statt. Vertrel⸗ 
war eine Anzahl pfälzischer Vereine. Der J. Vop 
stand des hiesigen Kriegervereins, Herr H. Bede 
begrüßte im Namen desselben die erschienenen au 
wärtigen Delegirten, worauf der Bezirksvorfiam 
Flietzen-Neustadt, die Verhandlungen eröffnete 
gedachte zunächst des allzufrüh heimgegangem 
deutschen Kaisers, weiland Friedrich LI. un 
forderte die Anwesenden auf, sich zur Ehre de 
Andenkens des hochseligen Todten von den Sihe 
zu erheben, was auch geschah. Hierauf brachte 
ein begeistert aufgenommenes Hoch aus auf S 
kgl. Hoheit Prinz Luitpold, Regent von Bayern 
und auf Se. Maj. den deutschen Kaiser Wilhen 
II. Von den Gegenständen der Tagesordnung er 
wahnen wir folgende: Zum deuischen Kriegettag 
der heuer in Wiesbaden stattfindet, wurde du 
Vorsitzende, Herr Fließen⸗Neustadt, zum Delegirte⸗ 
für die Pfalz gewählt. Es wurden demselben 
sofort durch einstimmigen Beschluß 40 Mt. Reise 
pesen bewilligt. Hierauf wurde über die Stellung 
welche der Abgeordnete auf dem deutschen Krieget 
zage den verschiedenen auf der Tagesordnun 
ttehenden Fragen gegenüber einzunehmen hat, ge 
prochen und beschlossen. Ferner wurde X 
bestimmt, daß der nächstjährige Delegirtentag i 
Aluleiningen Uagttfinden wird. Die zuletzt stattge. 
habte Neuwahl —— hatte folgendes 
Ergebniß: Fließen⸗Neustadt Vorstand, Gleiq 
Neustadt 2. Vorstand, Heupel-Neustadt Schcit 
ührer, Witt-Neustadt 2. Schriftführer, Brauch 
Haßloch Controleur, Hellmus ˖ Neustadt Rechner 
Freitag-Lachen und Born⸗Wachenheim Beisitzer. 
(L. A. 
— Germersheim, 11. Mai. dnr 
zestern, gestern und heute wurden am hiesigen 
Bahnhofe Versuche mit Feldkochapparaten gemacht 
Auf der Wiese neben der Schwankel'schen Restau— 
ration waren von der Intendanturbehörde unfe 
einem großen Holzschuppen 15 große eiserne Feld⸗ 
kochapparate aufgestellt, deren 8 mit Dampf, 7 
mit Feuerungen kochten. Es handelte sich bei den 
Versuchen darum, festzustellen, welche der beiden 
Methoden sich am besten bewährten. Auf der Wiese 
war außerdem ein großes Zelt, sowie Tische und 
Bänke aufgerichtet, welche insgesammt 1000 
Mann Raum gewährten. Zu den Versuchen wurde 
die ganze hiesige Garnison in 8 Theilen zu j⸗ 
1000 Mann herangezogen. Donnerstag gab é 
Ochsenfleisch mit Reis, sodann Kaffee, Freitag 
dürres Schweinefleisch mit Erbsen, nachher The— 
mit Zucker, Samstag Fleischkonserben und Gemüse 
tonserven, nachher Kaffee. Am ersten Tage wurder 
1 Ztr. Ochsenfleisch mit Schneidmaschinen zet— 
chnitten, wozu man bei Handbetrieb 2 Stundern 
zrauchte. Es wurde nun in 4 Kesseln gekocht und 
war in 2 mit Dampfkochapparat und 2 mi 
Feuerung. IJa 2 Stunden war das Essen gut. Et 
erhielt jedee Mann ca. 123 Liter der Menage 
—XDV 
Minuten waren die Leute wieder abgerückt. Am 
Freitag hing man die Schneidemaschine an di 
Lokomobilen an und konnte das Fleisch so in 2 
Minuten schneiden. Das Essen dauerte nur 30 
Minuten. Ueber die Menage selbst läßt sich nu 
agen, daß sie ausgezeichnet schmeckte. Die mi 
Feuer gekochte schmeckte jedoch, wie der „G. Ztg. 
nitgeteilt wird, besser wie die mit den Dampf 
kochapparaten hergestellte. Letztere dürften vor der 
ersteren schon wegen des komplizirten Mechanismus 
der stets beim Aufstellen Ingenieure und zur Be— 
dienung Maschinisten erfordert, gegen die ersteren 
urückstehen, welche einfach aufgestellt und von jedem 
Manne oder jeder Frau bedient werden können. 
— Ludwigshafen, 13. Mai. Schor 
eit einiger Zeit führte die Weltzsche Brauerei in 
Speyer Unterhandlungen mit dem Besitzer de 
deingartner'schen Restauration am Brückenaufgan— 
»ehuf's Ankauf derselben. Der Verkauf ist nun 
vorgestern perfekt geworden. Der Kaufpreis beträg 
110,000 Mark. — Wie uns schon seit einige 
Zeit belannt ist, sfind Verhandlungen im Gange 
wornach das Gesellschaftshaus“ in der 
Besitz einer zu gründenden Altiengesellschaft über 
gehen soll. Der Verkauf soll bereits zu Stand 
gekommen sein. Die Angaben über die Kaufsumm 
zifferiren wesentlich, weshalb wir don der Nennuns 
derselhen absehen wollen. Die Schwetzinger Aktien⸗