Full text: St. Ingberter Anzeiger

auer Rheinüberfahrt wurde gestern die Leiche 
yp noa 30 Jahre alten Mannes gelündet und 
288 des seit einigen Tagen vermißten 
i⸗ bad Lenz von Neuenheim (Baden) ermittelt. 
8 nicht ohne Grund vermuthet, daß sich 
In vor ca. ß Tagen von der hiesigen Rheinbrücke 
in den Strom gestürzt hat. — 
gudwigshafen, 4. Juni. Wie seit 
ehreren Jahren übermittelte die Direktion der 
ne Anilin- und Soda-Fabrik gelegent⸗ 
aͤh ihres Geschäftsabschlusses wieder die Summe 
* 1000 Mi. als Beitrag zur Erbauung einer 
m testantis chen Kirche. Aus diesen Schenk⸗ 
en konnte bereits der neuerworbene Bauplatz 
mge u erbauenden Kirche im untern Stadttheil 
u einer z — 
ablt werden. G. 4 
Oppau, 3. Juni. Herr Mezzner, Bier⸗ 
rauereidirektor von Frankenthal verkaufte die frühere 
arsche Wirtschaft an Herrn Gg. Gries DII., 
serer und dessen Braut Fräulein Kath. Hohnader 
m Preise von 18 000 Mk. Vermittler war Herr 
sermann Weil— Handelsmann dahier. — Der 12- 
aͤhrige Sohn des Wirtes Joh. Bechtel wurde 
Aner Chaise erfaßt und nieder gerissen. Das 
zad ging ihm über den Kopf. Die Verletzungen 
ind ziemlich bedeutend. 
AgFreinsheim. Preise der Kirschen 
Schloßtirschen) vom 30. und 31. Mai 40 Pf, 
on i. und 2. Juni 30 bezw. 25 Pf. peo Pfund. 
zwa 30 Zentner konnten heute schon verwogen 
verden. 
Frankenthal. Das Gremium für 
vyandel, Industrie und Gewerbe hat beschlossen, an 
naßgebender Stelle die Errichtung einer Reichs- 
anknebenstelle in hiesiger Stadt zu bean— 
ragen. In interessirten Kreisen hofft man, daß 
niesem Gesuch Willfahrung geschehe. 
Aus dem Bescheide, den das kgl. Konsi⸗ 
rorium undder Generalsynodal-Aus— 
chuß auf die Verhandlungen der vorigjährigen 
zhnoden erteilte, entnimmt das „Fr. T.“ als für 
e Oeffentlichkeit bemerkenswerth folgendes. Von 
er Anordnung einer besonderen Todtenfeier für die 
vbangelische Kirche der Pfalz wird Umgang ge— 
wommen, weil sich die meisten Synoden dagegen aus⸗ 
esprochen haken. — Dem Antrage der Synoden 
dürkheim und Frankenthal auf allgemeine Dispen⸗ 
ation von gesetzlichem Konfirmationsalter wird nicht 
ntsprochen, vielmehr den Pfartern zur Pflicht ge⸗ 
nacht, dahin zu wirken, daß die Zahl der Kinder, 
velche vor zurückgelegtem 13. Lebensjahre aus der 
Werktagsschule entlassen werden, immer kleiner werde. 
— Dem Wunsche der Frankenthaler Synode, es 
aöge der mehr und mehr um sich greifenden Unsitte 
er auswärtigen Trauungen irgendwie entgegenge⸗ 
reten werden, kann nicht wohl Rechnung getragen 
verden, da äußerliche Zwangsmaßregeln bedenklich 
vdären und dahin führen könnten, daß die kirchliche 
crauung ganz umgangen würde. Den Geistlichen 
ind Presbytern wird es überlassen, jener gewiß 
öchst bedauerlichen Unsitte entgegenzuwirken. — 
der Wunsch der Synode Speyer, es möge in der 
roßen Pfarrei Mutterstadt ein ständiges Vikariat er⸗ 
richtet werden, wird als berechtigt erklärt und Er— 
üllung in Aussicht gestellt. — Zwei Synoden, die 
dlage führten über Störung des Buß- und Bettages 
urch ein Karussell und über allzuhäufige Gestattung 
von Tanzmusiken, werden auf die Orts⸗ und ge— 
ebenenfalls die Distriktspolizeibehörden verwiesen, 
velche jene Mißstände nach Kräften abstellen 
herden. 
-Weisenheim a. S., 4. Juni. Der 
Irrsandt mit halbreifen Kirsschen nach England 
at bereits begonnen. Die Kirschensaison pro 1889 
d. wenn auch noch schwach, eröffnet. 
— Aus der Pfalz. Als Vor⸗ und Nach- 
jer zu der am Pfingstdienstag, 11. Juni d. J. 
attfindenden Enthüllung des Hutten ⸗Sickingen- 
denkmalßs auf der Ebernburg bei Kreuznach, 
vird in Kreuznach das Festspiel Hutten und 
Sickingen von A. Bungert unter Mitwirkung zahl- 
eicher Dilettanten aus Kreuznach und Idar, 
Stadirenden der Hochschulen in Bonn und Straß⸗ 
vurg, sowie der Kurkapellen von Kreuznach und 
NR,nster a. St. viermal zur Aufführung kommen, 
ind zwat am Montag, 10. Juni und Mittwoch, 
2. Juni, je Rachminags 39 Uhr, Samstag, 15. 
juni, Abends 7 Uhr, Sonniag, 16. Juni, Nach-⸗ 
uttags 393 Uhr 
Vermischtes. 
FVEin Urtheil des Reichsgerichts über 
e Schwiegermütter findet sich in einer in 
Seuffert's Archiv Band 44 Nr. 108 zum Abdrud 
zelangten Entscheidung, wonach die Klage eines 
rẽIhemannes gegen seine Ehefrau auf Wieder— 
jerstellung des ehelichen Lebens aus dem Grunde 
ꝛbgewiesen wird, weil Kläger ohne selbstständige 
Steliung im Hause seiner Mutter lebe, derselben in 
hrer Restaurationswirthschaft Hilfe leiste und voll⸗ 
tändig von seiner Mutter abhängig sei. Es könne 
her Ehefrau aber nicht zugemuthet werden, unter 
iesen Verhältnissen zu ihrem Manne zu ziehen, da 
ie alsdann in Betreff aller ihrer Bedürfnisse nicht 
nuf ihren Ehemann, sondern lediglich auf ihre 
—„chwiegermutter angewiesen sei und sich in einem 
ie vollständigste Unterwürfigkeit bedingenden Ab⸗ 
zängigkeitsverhältniß von derselben befände. 
FStatistik des Heilpersonals im 
eutschen Reich. Nach der Zählung vom 1. 
April 1887 betrug die Gesammtzahl der approbirten, 
n ihrem Beruf thätigen Aerzte, einschließlich der 
dem aktiven Heer und der Flotte angehörigen Mi⸗ 
itär und Marineärzte im deutschen Reich 15,824 
Zersonen, davon waren 14,489 Zivilärzte. Auf je 
3369 Einwohner (das Militär eingeschlossen) kam 
m Reich ein die Praxis frei ausübender Zivilarzt. 
Aktive Militär- und Zivilärzte wurden 1335 ge⸗ 
ählt. Außer diesen 15,824 Aerzten üben noch 
z69 approbirte Medizinalpersonen unter dem Namen 
Wundärzte“ oder „Landärzte“, Chirurgen ꝛc., die 
deilkunst aus. Die Zahl der aktiven Militärärzte 
m Reich hat trotz der durch die Vergrößerung der 
Armee bedingten Erhöhung der Etatsstärke der 
iktiven Sanitätsoffiziere in den 13 Jahren abge— 
rommen, denn an Piilitär⸗ und Marineärzten sind 
teuerdings nur ebenso viele ermittelt worden, wie 
m Jahre 1876 allein an Militärärzter. Die Zahl 
ser Wundärzte, Landärzte ⁊c., d. h. derjenigen im 
zeutschen Reich approbirten und ärztlich thätigen 
Medizinalpersonen, welche den Titel „Arzt“ nicht 
ühren dürfen, hat um mehr als die Hälfte (von 
1568 auf 669) abgenommen. Der Gesammistaat 
gayern zählt im Verhältniß zur Größe des Landes 
veniger Aerzte als Preußen (1l auf 46 gegen 8 
ruf 42 qtm.) Von den 21 Großstädten (mit mehr 
ils 100,000 Einwohnern) des deutschen Reiches 
atten: Berlin 957 praktizirende Zivilärzte, Breslau 
260, Hamburg 253, München 248, Dresden 192, 
deipzig 156, Frankfurt a. M. 142, Köln 133, 
dönigsberg. 123, Hanover 108, Stuttgart 84, 
Straßburg 75, Magdeburg 74, Düsseldorf 68. 
Zremen 66, Nürnberg 64, Danzig 54, Altona 39, 
ẽUberfeld 38, Chemnitz 35, Barmen 34. 
F Friedrichsthal, 4. Juni. Der am 28 
or. Mts. auf mehreren benachbarten siskalischen 
Steinkohlengruben ausgebrochene Bergmannsstreik 
ann nunmehr mit Bestimmtheit als beendet ange⸗ 
ehen werden, da die Königliche Bergwerksdirektion 
n wohlwollendster Weise den Wünschen der Ar⸗ 
zeiter entgegengekommen ist. Demzufolge wurde 
m heutigen Tage die Grubenarbeit von dem größten 
kheile der Belegschaft wieder aufgenommen. Durch 
Anschlag an den Zechenhäusern und durch Bekannt⸗ 
rachung beim Verlesen wurde der Belegschaft 
eitens der einzelnen Berginspektionen eröffnet, daß 
Ale diejenigen Bergleute — und dies ist nur noch 
in sehr geringer Theil —, welche bis zum 6. ds. 
Nts. die Arbeit nicht wieder aufgenommen hätten 
ind ohne Urlaub feierten, überhaupt nicht wieder 
n Arbeit gestellt würden. 
F Zur Warnung möge folgender Vorfall 
sienen, der sich in Pforzheim zugetragen. Dortselbst 
atte eine Frau eine Wasserblase an der Hand be— 
ommen, dieselbe jedoch wie es scheint, schlecht ver⸗ 
sunden und wieder gestrickt. Durch das Stricken 
am Wollfarbe in die Wunde, so daß der ganze 
Arm anschwoll und amputirt werden mußte. 
F Karlsruhe. In einer jüngst stattgefun⸗ 
enen Bürgerausschußsitzung wurde u. A. die Er⸗ 
ichtung eines Neubaues Ecke der Bahnhof⸗ und 
düppurrerstraße mit einem Aufwand von 205,000 
Nk. mit der Benennung „Luisenhaus“ zur Be— 
chaffung von Räumlichkeiten für die Volksküche, 
zie Kinderkrippe, die Sofienschule, die Klein— 
inderbewahranstalt und einen Knabenhort geneb- 
nigt. 
F München. Der Magistrat hat mit 
der Lokalschul-Kommission beschlossen, die un— 
entgeltliche Benutzung der Volksschulhäuser zur Er⸗ 
ichtung von Massenquartieren für Theilnehmer 
im VII. Deutschen Turnfeste zu gesiatten. 
Mußerdem läßt die Behörde die große Tribüne auf⸗— 
ichten, welche beim Okioberfest gegenüber vom 
nigszelt steht. Das Krieasministerium genehmigte 
zazu, daß für die Instandsetzung der Massenquatiere 
7000 Decken, 6500 Leintücher, 6500 Strohsäcke. 
3500 Strohpolster und 2000 Handtücher aus den 
Vorräthen der Garnisonsverwaltung München ver⸗ 
abfolgt werden. Ebenso wird das zur Füllung 
von 8000 Strohsäcken und Kopfpolstern erforder⸗ 
liche Material vom Proviantamt geliefert werden. 
Die Kommandantur ertheilte die Genehmigung, 
daß sich am großen Festzuge 50 militärische Tromm - 
ler betheiligen dürfen. 
Fürth, 2. Jani. Aus dem Wärzburger 
Schnellzuge Nr. 579 fiel gesterr Mittag zwischen 
dangenfeld und Neustadt eine Dame aus einem 
Wagen 2. Klasse auf den Bahndamm herab und 
erliit hierbei glücklicherweise nur leichtere Verletz⸗ 
ingen am Kopfe. Dieselbe hatte sich zum Fenster 
der Koupeethüre hinausgelehnt, welche wahrscheinlich 
ibersehen wurde zu schließen. Der Vorfall wurde 
zemerkt und der Zug zum Stehen gebracht, worauf 
die Dame ihre Reise fortsetzen konnte. 
F Reichenbach (Vogtland), 4. Juni. Durch 
inen gestern Nachmittag in der hiesigen Gegend 
niedergegangenen Wolkenbruch sind viele 
dauser eingestürzt, Fabriken weggerissen worden 
ind mehrfach Menschen und Vieh umgekommen. 
Besonders schlimm sind die Verheerungen in Mylau. 
Meisterfahrer August Lehr von 
Frankfurt hat am Sonntag in Halle a. S. die 
MNeisterschaft für Preußen auf dem hohen Zweirad 
ibermals errungen, so daß er nunmehr auch den 
Titel „Meisterfahrer von Preußen“ endailtig er⸗ 
vorben hat. 
Berlin. Eige Bauern-Hoch zeit nach 
iltem Styl wurde unter großer Prachtentfaltung 
ürzlich in dem benachbarten reichen Dorfe Fran⸗ 
zösisch⸗Buchholz gefeiert. Die Braut, einzige Tochter 
des Bauern⸗Millionärs D., verheirathete sich mit 
zinem Berliner Thierarzt F. Auf dem Wege von 
der Wohnung der Braut bis zur Kirche hatte man 
die ganze Fahrßraße dicht und dick mit Goldschaum 
vestreut, was einen prächtig schönen Anblick ge— 
vaͤhrte. Jeder leichte Windstoß wirbelte ein dichtes 
Hestöber von Goldflocken in die Lüfte; die ganze 
Feierlichkeit zeigte von der Opulenz des Brautvaters, 
zie sich offenbar auf Goldmassen stützte. die nicht 
Schaumgolo“ waren. — 
LTandwirthschaftliches 
Compostierung grüner Pflanzeustoffe. 
Auf eine Schicht grüner Pflanzenstoffe von 25 
zIm. Höhe, welche vorher festgetreten wurde, bringt 
nan eine Schicht von 5 Em. gebrannten unge—⸗ 
öschten Kalk, faͤhrt damit fort, bis alle Pflanzen⸗ 
toffe und Blätter aufgebraucht sind, und endet mit 
iner Kalkschicht. Die obere Schicht und die Seiten⸗ 
vände sind fest mit Erde zu bedecken, denn die 
ich entwickelnde Hitze wird eine so hohe, daß sich 
er Haufen, wird nicht der Zutritt der Luft abge⸗ 
chlossen, entzundet. In 24 Stunden ist die Zu- 
etzung beendet und die Stoffe geben, weil sie alle 
Naͤhrmittel der Pflanze unverkürzt enthalten, einer 
er vorzüglichsten Dünger, dessen Wert durch den 
dalkgehalt erhöht wird. Für Unkräuter, deren 
Zamen bei der gewöhnlichen Compostbereitung 
recht oft keimfähig bleiben, ist diese Methode der 
Fompostierung von allergrößter Wichtigkeit, denn 
die Keimkraft ihrer Sargen wird unhedinat ver— 
aichtet. 
Dienstesnachrichten. 
Forstamtsassessor Fusch s wurde auf das Kom⸗— 
nunalfocstamt Germersheim als Forstmeister dieses 
Amtes und Forstamtsassessor Schmidt, (rüher in 
St. Ingbert) Kommunalforstmeister in Wald⸗ 
ischbach⸗Rord, zum Forkmeister dieses Amtes be⸗ 
ürdert. 
Tamiliennachrichten. 
Gestorben: In St. Johann a. S. Friedrich 
Mohr, 56 J. a.; in Dudweiler Amalie Auguste 
Wunn, 1 J. 11 Monate a. Tochter von Joh. 
Wunn; in Zweibrücken Röschen Weißzenstein, 20 
J. a.; in Kaiserslautern Johann Röhling; in 
ffenbach a. Gl. Daniel Herz, 47. J. a.; in Göc— 
lingen Karl Michael Koch: in Kirchheimbolanden 
Mina Lang. 88. — 
Neueste Nachrichten. 
Neunkirchen, 4. Juni. Aus den Gruben⸗ 
bezirken sind die Militärmannschaften jetzt wieder 
zutückgezogen und in Saarbrücken eingerückt. 
Mannheim, 4. Juni. Das heute Nach— 
mittag gesprochene Urtheil im Mordprozeß Sch war z⸗ 
Rises Tauitete auf schuldig, und ward Schwarz in 
Ine Gesamtzuchthausftrafe von 15 Jahren verfällt.