Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Insherter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St⸗ Jugberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und 
teicicu veiagen V ee e 
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dei Inseraien aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition 
Bei 4maliger Cinrackung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
Dienstaa, 9. Juli 1889. 
24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Muunchen, 8. Juli. Die Kaiserin von Oester⸗ 
eich traf heute früh 5 Uhr hier ein und setzte ohne 
lufenthalt ihre Reise nach Feldassing fort. Die 
zaiserin beabsichtigt einen mehrwöchentlichen Auf ⸗ 
nthalt am Starnberger See zu nehmen. 
Berlin, 8. Juli. Ueber das Befinden 
es Kaisers während seines Aufenthalts in 
sorwegen lauten die Nachrichten, welche beim hie⸗ 
igen Hofe eingegangen sind, durchaus erfreulich. 
der Aufenthalt in der stärkenden nordischen Luft 
ekommt dem Kaiser vortrefflich, und es ist deshalb 
mzunehmen, daß der Kaiser die für diesen Aufent⸗ 
zalt bestimmte Zeit bis zur äußersten Grenze aus⸗ 
zutzen werde. Ist auch im großen Ganzen über 
en Erholungsaufenthalt des Kaisers Verfügung 
zetroffen, so ist doch immerhin die Moͤglichkeit offen 
zehalten, bezüglich der letzteren Tage eine Aender⸗ 
ing oder Ausdehnung eintreten zu laffen. — 
Hegenüber den Nachrichten clericaler Blätter bezüg⸗ 
ich der Besetzung der erledigten Bischofs— 
itze verlautet von unterrichteter Seite, daß zwischen 
zer preußischen Regierung und dem Vancan in 
zeuester Zeit überhaupt Verhandlungen nicht statt⸗ 
efunden hätten, auch nicht für die nächsten Monate 
u erwarten wären. Der preußische Gesandte am 
zatican, Herr v. Schloezer, würde wie seit ge— 
aumer Zeit auch in diesem Jahre seinen Urlaub 
in Spätsommer, teils in Berlin, teils bei seiner 
omilie in Lübeck zubringen. 
Ausland. 
London, 7. Juli. Die Delagoa Bai— 
tisenbahngesellschaft erklärt, sie könne den 
dorschlag, ihren Streit mit der portugiesischen 
tegierung einem Schiedsgericht zu unterbreiten, 
etzt, nachdem der Vertrag verletzt und ihr Eigen—⸗ 
aum beschlagnahmt worden sei, nicht annehmen. 
Sie habe ihre Angelegenheit in die Hönde der 
ritischen Regierung gelegt und sie müsse entweder 
n ihre Rechte wieder eingesetzt oder für den Ver— 
ust ihres Eigentums voll entschädigt werden. 
Bruͤssel, 8. Juli. Die „Independance 
zelge“ will wissen, Kaiser Wilhelm werde 
Muͤnr Reise nach England Antwerpen be— 
ühren. 
Paris, 7. Juli. Der „Intranßgeant“ ver⸗ 
entlicht eine angebliche Unterredung des Obersten 
dincent mit dem Kriegsminister Freycinet, 
owie die Aussage Vincents vor der Commission 
nes Staatsgerichtshofes. Demnach hätte Vincent 
vestätigt, daß Boulanger die für das Auskunfts- 
mureau des Kriegsministeriums bestimmte Summe 
mm 100000 Fr. gekürzt hätte. Vincent habe je— 
och diese Anschuldigung formell abgeleugnet. In-— 
olge dieser Veröffentlichung des „Intransigeant“ 
jat Freycinet Vincent telegraphisch aufgefordert, 
Paris zu kommen und Erklärungen zu 
ieben. 
Paris, 7. Juli. Der französische Botschafter 
im Vatican, Graf Lefebre des Behaine, welcher 
lrlaub nehmen wollte, wurde angewiesen, mit 
Rücsicht auf die Nachrichten über bevorstehende 
dichtige Entschließungen des Papstes auf 
inem Posten zu bleiben. 
Paris, 8. Juli. Deputirtenkammer. Be⸗ 
atung des Militargesetzes in der vom gemischten Aus⸗ 
chuß der Haupisache nach genehmigten Fassung des 
ꝰenats. Bischof Freppel erklärt im Auftrage der 
dechten, diese werden dem Gesetze nicht zustimmen. 
die Kadicalen wollen es unter Vorbeholt annehmen. 
die Boulangisten werden für die Vorlage stimmen. 
obgleich sie, wie Susini bemerkt, unvollständig sei. 
die Kammer beschließt mit 466 gegen 9 Stimmen 
n die Beratung der einzelnen Artikel einzutreten. 
Artilel 23, der die Bestimmungen über den ein⸗ 
aͤhrigen Dienst enthält, wird nach einer Rede des 
kriegsministers mit 320 gegen 177 Stimmen ge- 
iehmigt. Die Beratung wird auf morgen vertagt. 
die Annahme der Vorlage gilt als gesichert. 
Senat. Der Berichterstatter Senator Boulanger 
interbreitet dem Hause den Ausschußbericht über 
zas Budget. 
Bern, 8. Juli. Die internationalen Sim⸗ 
»lonconferenz ist auf unbestimmte Zeit ver⸗ 
agt worden. 
Bern, 8. Juli. Rußland meldet dem 
zundesrat, es werde am internationalen Arbeiter- 
chutzcongreß aus Zweckmäßigkeitsgründen nicht teil⸗ 
ehmen. — — 
Eofale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 9. Juli. Am kommenden 
5amstag findet für die hiesige Knappschaft das 
iesjährige Bergfest in den Räumen des 
Fafé Becker statt. Aus Anlaß dessen bleibt an ge— 
anntem Tage bei der Grube der Kohlenverkauf 
eschlossen. 
*— Eine große Zahl von Herren trägt zu 
eder Jahreszeit eine und dieselbe Kopfbedeck 
uing: den Filzhut. So zweckmäßig dieser im 
Vinter ist, so schädlich ist er im Sommer, da er 
»as Oberhaupt fast luftdicht abschließt, die Aus- 
cheidung des Wasserdampfes durch die Poren hindert 
ind Blutandrang nach dem Gehirn bewdirkt. Gerade 
»er Kopf bedatf im Sommer einer leichten und 
uftigen Bedeckung, um dem Entstehen von Haut— 
usschlägen und Kongestionen vorzubeugen. Es 
st eine alte bekannte Regel, daß man den Kopf 
ühl halten soll; das Tragen eines Strohhutes ist 
seswegen in der warmen Jahreszeit eine gesund⸗ 
jeitliche Nothwendigkeit. 
*— Ein erfahrener Landwirth schreibt der 
„G. Ztg.“ über das „Trinken bei der Feld—⸗ 
irbeit“ wie folgt: Sehr viele Landleute bekämpfen 
ꝛei ihren Feldarbeiten den Durst, um dem heftigen 
S„chwitzen zu entgehen. Dies ist jedoch nicht zweck- 
näßig und kann unter Umständen zu schlimmen, 
a selbst gefährlichen Zussänden führen. Der Durst 
st als Mahnung zum Ersage der dem Koͤrper 
ꝛerloren gegangenen Flüssigkeiten anzusehen, und 
ꝛei Nichtbeachtung dieser Mahnung treten Blut⸗ 
erdickung und Austrocknung der Gewebe, schließlich 
er sogen. Sonnenstich ein. Bei der bevorstehenden 
kẽrntezeit erscheint es demnach nicht räthlich, den 
Durst völlig zu unterdrücken, aber man trinke lang⸗ 
am und mäßig; am besten thut man, wenn man 
em Wasser Zitronensäure oder einige Tropfen der 
jedeutend billigeren Salzsäure zusetzt, wodurch auch 
hder durch die Wasserzufuhr bewirkten Verdünnung 
)er Magensäure in rationeller' Weise entgegengewirkt 
vird. Als bestes und billigstes Getränk für Feld- 
irbeiter hat sich saure Milch oder schwarzer in 
altem Wasser gekühlter Kaffee bewiesen. Ein 
schluck kalten, schwarzen Kaffees stillt sofort den 
durst und läßt ihn längere Zeit nicht aufkommen. 
die Anwendung letzteren, durststillenden Mittels 
mpfiehlt fich auch für größere Fußtouren und aus⸗ 
jedehnte militärische Märsche. 
*— Ueber die Aussichten im Ingenieur— 
ach in Bayern wird den „Münch. N. N.“ von 
ompetenter Seite geschrieben: „Unlängst wurde in 
ꝛen Blättern den Gymnasialabsolventen das Studium 
er Ingenieur-Wissenschaften als eines. das haldige 
hezablte Verwendung verspricht, angerathen. Was 
iun speziell die Ausfichten beim Staatseisenbahnbau 
etrifft, so diene zur Kenntniß, daß gegenwärtig 
iber 30 Ingenieur⸗Affistenten, von welchen die 
Aeltesten ihr Staatsexamen bereits 119 Jahre 
inter sich haben, auf Anstellung warten. Rechnet 
nan nun einen jährlichen Abgang von 3 bis 4 
Zerren, welche Zahl mit Rücksicht auf die stetige 
zurchschnittliche Verjungung des technischen Beamten- 
tandes eher zu hoch als zu niedrig erscheint, so 
ergehen bis zur Anstellung des letzten der jetzt 
vorhandenan Assistenten noch etwa 9 Jahre. Nach 
Ablauf dieser Zeit wird aber der Abgang der Be— 
inten durch Tod ꝛc. stetig kleiner werden, da dann 
die Mehrzahl derselben noch nicht 50 Jahre alt 
ist. Das Avancement wird deßhalb schlechter werden, 
ils es zur Zeit ist und nicht besser, wie es in dem 
raglichen Artikel heißt. Zur Zeit ist für die vor⸗ 
jandenen Assistenten Verwendung durch den Bau 
»er Lokalbahnen in Bayern und die Einrichtung der 
Weichencentralifirungen gegeben. Doch ist es zweifel- 
zaft, ob diese Verwendungsart nach vielleicht 7 —8 
Jahren noch möglich sein wird. 
— Der neue Gesangbuchs-Entwurf von 
den Herren Butters, Stadtpfarrer, Stichter, Pro⸗ 
fessor und Lützel, Musik-Professor, alle in Zwei— 
»rücken, ist erschienen. Die besten vorhandenen 
Besangbücher, z. B. das badische, hessische, preu— 
zische, vremensische ꝛc. ꝛc. wurden benützt. Selbst- 
verständlich wurde auch aus dem pfaäalzischen ge— 
ichöpft. Veraltete Ausdrücke, Härten oder unpassende 
zichterische Bilder wurden vermieden. Den Hetren 
Verfassern kann man das Zeugniß geben, daß die⸗ 
elben redlich bestrebt waren, etwas Gutes für die pfälz. 
ebangelische Kirche und deren Glieder in erbaulicher, 
celigiöser und gesanglicher Hinsicht zu bieten. Die 
zesseren alten wie die neueren guten evangelischen 
riederdichter find vertreten. Der Entwurf enthält 
250 Lieder. Es wäre hiermit eine gute, gediegene 
ßrundlage für ein neues evangelisch⸗protestantisches 
Hesangbuch für die Pfalz einstweilen geschaffen. 
der Preis beträgt I Mt. 
— Im Steinbruch bei Weidenthal ereignete 
ich ein bedauerlicher Unfall. Bei'm Absprengen 
ines Felsens traf ein in der Ladung befindliches 
Stück Eisen von etwa 40 Centimeter Länge den 
twa 200 Meter entfernt stehenden zweiten Aufseher 
Z„äußler aus Weisenheim a. S. mit solcher Gewalt 
in den Kopf, daß das obere Nasenbein und die 
Ztirn vollständig zertrümmert wurden. Aerztliche 
zilfe war bald zur Stelle, doch ist es noch un⸗ 
jewiß, wie weit das Leben des jungen Mannes 
zurch diesen Unfall vedroht erscheint. 
— Aus dem Lauterthal. Am Samstag 
Rachmittag brach zu Kaulbach in dem unbe⸗ 
vohnten z. Z. als Lagerraum benutzten, Bossung 
und Hemmer gehörigen Hause Feuer aus, welches 
bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Ent⸗ 
tehungsursache unbekannt, Mobilien find, laut 
Pf. A.“, versichert. 
— Fur die Freiwillige Feuerwehr in Landau 
deht in nächster Zeit ein sestlicher Alt bevor, nämlich 
das 2djährige Stiftungsfest des genannten Coxps. 
Als Festtag ist Sonntag der 11. Auqgust in Aus⸗ 
ich genommen und wird bei dieser Gelegenheit an 
ingefähr 35 Feuerwehrleute das Ehrenzeichen für 
25jährige Dienstzeit verliehen werden. 
— Aus Rhodt schreibt man dem ‚L. T.“: 
Sicherem Vernehmen nach ist die Lostrennung 
ziesiger Gemeinde von dem Bestellbezirke Edenkoben 
ind die Exrichtung einer eigenen Postexpe— 
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