Anfang Mai d. J. der Schnldiensterspektant G.
Wagenseil von Luttersbrunn, Bez.⸗A. Pirma⸗
sens, auf die durch die Beförderung des Schulver⸗
wesers J. Kober erledigte prot. Verweserstelle zu
Darstein gewählt worden war, von hoher kgl. Re⸗
gierung aber nicht bestätigt werden konnte, da er
seine Praktikantenzeit noch nicht zurückgelegt habe
wurde er vor einigen Tagen vom Gemeinderathe
nochmals gewählt und zur Genehmigung hoherkk
Regierung in Vorschlag gebracht.
— Landau, 18. Juli. Die auf einer tak⸗
tischen Uebungsreise begriffenen Offiziere
der 8. Brigade kommen morgen hierher und werden
in Landau mit ihren Dienern einquartirt. — Gestern
wurde der Sergeant Sigrist der 1. Kompagnie
18. Inf.⸗Regts. in Untersuchungshaft genommen.
Derselbe soll in der vorigen Woche Waaren aus
dem Keller entfernt und verschleudert haben.
— Maikammer. Der wegen Unterschlagung
in Untersuchung befindliche Postgehilfe Schall aus
Heiligenstein, zuletzt hier stationirt, wurde in Speyer
verhaftet und in das Landgerichtsgefüngniß Landau
überführt. Schall ist der Sohn einer angesehenen
Familie in Heiligenstein und wird diese wegen der
Handlung jenes allgemein bedauert.
— In der s. Z. als dringend nothwendig⸗
Einrichtung angepriesenen Lambrechter Webe
schule befindet sich nach der „Pf. Ztg.“ gegen⸗
wärtig noch ein Schüler zur Erlernung der
Webkunst.
— Die Verbreitung des Kiefernspinners
an der Haardt waächst erschreckend. In den
Waldungen von Weisenheim a. S., Freinsheim,
Herxheim a. B., Kallstadt, Leistadt, Dackenheim,
Weisenheim a. B. und Bobenheim a. B. tritt der⸗
selbe und eine lange grüne Raupe auf. Auch in
den Staatswaldungen treten solche auf.
— Am Sonntag, den 21. ds., Nachmittags
3 Uhr 52 Min., passirt die Station Speyher
ein von Buckau nach Spezia bestimmter, mit Panzer⸗
platten beladener Extrazug. Derselbe besteht aus:
1) zwei mit je 1 Panzerplatte im Gewichte von
81,500 bezw. 6500 Kgr. beladenen 12achfigen
Wagen und 2) drei unbeladenen Schutzwagen.
— Die in den Vorjahren begonnenen geog⸗
nostischen Untersuchungsarbetten in der
Pfalz sollen in diesem Sommer fortgesetzt wer⸗
den. Zur Vornahme derselben sind, wie man dem
„Pf. K.“ aus Speher berichtet, der kgl. Berg⸗
amts⸗Assessosr Dr. von Ammon und die funct.
Assistenten bei dem kgl. Oberbergamt Dr. Hans
Thürach und Dr. Otto Reis beordert worden. Es
soll hiebei nicht nur der bisher noch nicht im
Detail geognostisch untersuchte Theil des Pfalz—⸗
kreises weiter aufgenommen, sondern behufs einer
gleichmäßigen Darstellung die revisorische Begehuug
des Gesammtgebietes des Kreises fortgesetzt werden.
Einem Ersuchen des kgl. Oberbergamtes ent⸗
sprechend ergeht durch die kgl. Regierung der Auf⸗
trag, den genannten Personen bei den fraglichen
Arbeiten alle etwa benöthigie dienstliche Unterstuͤtzung
und Aufschlüsse zu ertheilen.
— Auch in Deidesheim trägt man sich
mit dem Plan zur Errichtung eines fädtischen
Schlachthauses.
— Auf dem Hems hof verunglückte vorgestern
der 10jährige Adam Geiß. Derselbe wollte auf
einen Haufen Eisenbahnschienen steigen; dabei siel
eine der Schienen, an welcher er sich festhalten
wollte, herab und traf den Knaben derart auf den
Unterleib, daß er, schwer verletzt in die elterliche
Wohnung verbracht, am Abend halb 10 Uhr starb.
— In Ludwigsbafen besteht schon seit
Jahren das Bedürfniß eines Pfründnerhauses,
und ist dafür ein kleiner Fonds aufgebracht. Um
die Sache weiter zu fördern, hat sich neuerlich ein
Comite gebildet, welches durch Veranstaltungen von
Konzerten und Theatervorstellungen, durch Sammeln
freiwilliger Beiträge weitere Mittel zu gedachtem Zwed
beschaffen will.
— Lambsheim. Letzte Woche war, nach
längerer Pause, Herr Kreis⸗-⸗Kulturingenieur Merl
in Lambsheim, um die fast 100 Morgen Wiesen
umfassende genossenschaftlice Bewässerungs⸗
Anlage in bezug auf ihre sachgemäße Unterhalt⸗
ung zu inspizieren. Herr Merl fand das Unter⸗
nehmen, welches hauptsächlich den uneigennützigen
Bemuhungen des Herrn Bürgermeisters Dr. Groß
zu danken ist und nun schon 20 Jahre zum Segen
der Gemeinde besteht, im geordnetsten Zustand und
sprach sich auch recht anerkennend aus. Nur über
Schädiqungen von seiten einiger Nachbarn der Ge⸗
nossenschaft wace zu klagen. Da das Wasser nicht
im ganzen Jahr zur Verfügang steht, so hat man
angefangen, mit kuünstlichem Dünger nachzuhelfen
und auch seine Rechnung dabei gefunden. Auch im
benachbarten Beindersheim kam vor einigen Jahren
auf Anregung des Gutsbesitzers Seyfried von dort
ein ähnliches Werk zu stande, das von großem
Erfolg begleitet war und, wie wir erfuhren, schon
wieder Anregung zu neuen Unternehmungen gegeben
hat. So werden diese Beispiele hoffentlich in immer
weitere Kreise dringen und den Landwirthen be—⸗
greiflich machen, welch große Vortheile sie sich ver⸗
chaffen können, wenn sie das Wort beherzigen:
„Seid einig, einig, einig!“ (Pf. K.)
— Lambsheim, 17. Juli. Die hiesige
katholische Kultusgemeinde ersteigerte heute das dem
herlebten Adjunkten Tortter gehörende Wohnhaus
mit Rebengebäuden um 13910 Mk. Es soll das⸗
selbe für ein katholisches Pfarrhaus Verwendung
finden. (Pf. Vzt.)
— Bei der Klassifikation der israelitischen
ultusgenossen in Grünstadt war die Wittwe
Barbara Nahm nach Beschluß des kgl. Bezirksamts
Frankenthal für 1886 nach ihrer Meinung zu hoch
ingeschätzt worden, Da fie hiergegen Rekurs er⸗
griff, kam die Sache an den Verwaltungsgerichts⸗
hof in München. Dieser hat nun am 17. d. M.
die Beschwerde verworfen und der Beschwerdeführerin
die Kosten der letzten Instanz, 15 Mk., auferlegt.
die Wittwe Nahm besitzt eine jährliche Kapitalrente
jon 2400 Mk., wonach ihr Kultusbeitrag von 44
Mk. dem hohen Gerichtshof als nicht zu hoch ge—
zriffen erscheint.
— Aus der Pfalz. Im Maisd. J. haben
nehrfache Einberufungen von protestantischen
Bfarrern und Parramts-Candidaten zu
iner vierwöchentlichen Uebuug in der Krankenpflege
m Garnisons⸗Lazarelh Germersheim stattgefunden.
Nach einer der obersten Kirchenbehörde gewordenen
Mittheilung stehen weitere solche Einberuf⸗
ungen im August nächsthin bevor. Zu diesen
Uebungen, deren Betheiligung von Seiten der Geist⸗
lichen eine freiwillige ist, werden nur Angehörige
der Reserve und Landwehr ersten Aufgebots heran⸗
gezogen.
— Ueber den Einfluß des Kohlenstreiks
auf die pfälzischen Bahnen im Monat Juni
zibt die Uebersicht des Erträgnisses des verflossenen
Monats gegenüber jenem im Juni 12888 interessanten
Aufschluß. Der Kohlenverkehr war um 7,83
Millionen Kilo, der Güterverkehr am 9,36 Millionen
dilo geringer als im Jahr zuvor und der Einnahme⸗
Ausfall betrug 66,291 M. Daraus ergibt sich
ingeachtet des Steigens des Erträgnisses für die
Personenbeförderung von 68,464 M. nur eine
MehreEinnahme von 2173 M. Bei der wesentlich
—0
ie Pfingstfeiertage in Betracht zu ziehen.
Vermischtes.
F Sulzbach, 18. Juli. Die sich seit einigen
Tagen in Saarbrücken aufhaltende Kommission
ur Untersuchung der Beschwerden der
Bergleute und Lage der Verhältnisse der kgl. Gruben
m Saarrevier begann heute morgen im Gemeide⸗
rathssitzungssaale ihre Thätigkeit für die hiesige
ind Altenwalder Grube. Als Deputirte und Be—
chwerdeführer während des Ausstandes bei der
Direktion waren nach dem „B. f. S.⸗Th.“ von der
Belegschaft Sulzbach gewählt worden die Bergleute
Fonrad Wilhelm, Dorscheidt und Josef Wehand.
Die Belegschaft Altenwald hatte ihre Kollegen Zumpf,
dentschel und Thomä mit Wahrung ibrer Inseressen
ʒeauftragt.
F Drei Schwadronen des 7. Dragoner⸗
Kegiments in Saarbrücken, nämlich die zweite
zierte und fünfte, führten gestern Vormittag bei
Büdingen mit ihren Pferden Uebungs⸗Naächen⸗
ahrten über die Saar aus; denselben lag nach dem
„St. J.S. A.“ die Idee zu Grunde. die Saarfähre
sei vom Feinde entfernt worden. In großen Kahnen
wurden die Mannschaften und Pferde von der
rechten zur linken Uferseite befördert.
fF Bingen, 17. Juli. Wie deraufbau der
Rochuskiche. Das großherzl. Kreisamt Bingen
jat für Stadt und Kreis Bingen die Abhaltung
einer Hauskollekte zum Besten des obigen Bau⸗—
onds gestattet. Dieselbe soll bereits morgen be⸗
ginnen. Das eingesammelte Material der geschmol⸗
zenen Kirchenglocken ist neuerdings für Prägung
von Denkmünzen bestimmt worden, welche eben⸗
alls zu Gunsten des Vaufonds umgesetzt werden
ollen. Gestern hat der Inspeckior der Landesbrand⸗
asse die Brandstätte auf dem Rochusberg besicht
und dabei verlangt, daß auch die ——
nauern vollends niedergelegt werden. Die *
muß darnach von Grund aus neu ——
verden.
f. Das wär; geschehen.“ Dieser Ta
lam ein imt einem blauen Kitiet betleitete en
zu einem Wirle auf dem Römerberg in —*
a. N. und bat um die Erlaubnis, ein Körbg
abstellen zu dürfen, die ihm auch gewährt 88*
Pach einiger Zeit kam er wieder, ließ sich ein,
Schoppen geben und bat um die Auslieferung deg
orbchens. „So, das wär' geschehen,“ meinen
dabei. Während man ihm das gewünschte reicht⸗
fragte man ihn, was denn geschehen sei. Ei⸗
erwiderte er, „ich hab mich eben trauen lassen.
— „Wo ist denn Ihre Frau?“ fragte man
— Draus steht se,.“ gab er vergnügt zur Au
wort.
F— Würzburg, 16. Juli. Militärbe—
zirtsgericht.) Um unter allen Umständen von
dem ihm lästigen Militärdienst loszukommen, hieb
sich der 21 Jahre alte ledige Bauernsohn und der
zeitige Gemeine des Kgl. 5. Infanterie⸗Regimentg
in Bamberg, Simon Meder von Sennfeld bei
Schweinfurt das erste Glied des Zeigefingers der
rechten Hand während seines vorjährigen Weih—
nachtsurlaubs ab, erreichte jedoch seine Absicht
nicht, indem das Gericht seinem Vorbringen, er
jabe beim Schmieren der Futterschneidmaschine daß
Blied verloren, keinen Glauben schenkend, ihn zu
1 Jahr 1 Monat Gefäͤngniß neben Versetzung in
die 2. Klasse des Soldatenstandes verurtheilte.
Schon vor der Aushebung bei der ärztlichen Unter⸗
juchung suchte sich Meder, jedoch erfolglos frei zu
machen, indem er, ein äußerst kräftiger Mensch,
Brustschmerzen und Schmerzen in der Seite vor⸗
hhühle, Gw 8)
F Ueber das Befinden der bei dem Eisen⸗
zahnunglück in Röhrmoos verletzten Personen
herichten die „M. N. N.“: Die Verletzten befinden
sich zur Zeit alle noch im Krankenhause, doch den
Verhältnissen entsprechend wohl. Insbesondere hat
iich der Zustand der beiden Damen, Frau Ober⸗
orstmeister Bayreuther und Frau De. Junger, er⸗
freulich gebessert; es dürfte aher Erstere vor sechs
zis acht Wochen das Krankenhaus nicht verlassen
önnen, während Letztere in längstens vier Wochen
die Heimreise wird antreten können. Die Herren
daufmann Spaäh und Adjunct Kolland werden eben⸗
'alls bald, d. h. in etwa zehn bis zwölf Tagen,
nollständig genesen sein, während Herr Kaufmann
Tl. Bachmann mit seinem Beinbruch und der Er—⸗
chütterung des Rückgrates am meisten leiden muß.
Mühlenbesitzer Ladenburger redet zuweilen irre, was
auf Gehirnerschütterung zurückzuführen ist; ob die
selbe noch ernstere Folgen haben wird, bleibt abzu⸗
warten. Das Befinden des Schuhmachers Wiesner
von Eichstädt ist verhältnißmäßig gut, doch dauert
der Heilungsproceß des Beinbruchs immerhin noch
einige Wochen. Täglich werden die Patienten von
Verwandien und Freunden, welche jedoch nur zur
gewöhnlichen Sprechstunde Einlaß haben, besucht.“
München. Der wegen Raubmordes zu 15
Zahren Zuchthaus verurtheilte Pionier Mohr
hatte ein Gesuch um Wiederaufnahme des Ver⸗
fahrens an das Generalauditoriat gerichtet und ia
dem bezüglichen Gesuch aufgestellt, er sei der Thäter
nicht und habe gegen ein Geschent von 200 M.
die wirklichen Thaͤter bisher verschwiegen. Diese
Räuber seien der Blechschmied Peier Groppholz und
der Schreiner Karl Baar aus der Pfalz. — In⸗
wischen gepflogene Recherchen bestätigten nur die
Unschuld dieser letztgenannten. — Das Kgl. Genetal⸗
audiioriat wies nach Artikel 264 des Strafprozeß⸗
gesetzes das Gesuch des Mohr ab, nachdem Gropp⸗
holz und Baar in der Verhandlung gegen Mohr
zeugeneidlich vernommen wurden und keiner von
diesen mit Mohr in Untersuchung stand.
F Elberfeld. Eine Falschmünzer⸗
bande, deren Spuren an den Rhein fuührten—
ist durch die hiesige Polizei aufgehoben worden.
Es find Fünf- Zwanzig⸗ und Hundertmarknoten.
welche nachgemacht wurden und in einer Wirh⸗
schaft zu Deutz (im Heidelberger Faß), wo zum
Zwecke der Ünterfringung eine Zufammenluaft
fJaligefunden hat, zu einem Viertel des Nennwectes
an den Mann gebracht werden sollten. Ein bon
hier an den Rhein gereister Kommissär bewirlte
die Verhaftung eines der Betheiligten in Koöln und
leichzeinig erfolgle in Elberkeld die Festnahme
ines erst kürzlich aus dem Zuchthause entlassenen